[Gitarre] Mooer GTRS Guitars Standard W 900 RG

trichtersoft
trichtersoft
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
28.04.24
Registriert
14.06.21
Beiträge
200
Kekse
1.737
Mit der fortschreitenden Miniaturisierung und wachsenden Rechenleistung war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis es eine Gitarre gibt, die nicht nur eine Gitarre ist, sondern gleich auch Effekte und Audio-Interface beinhaltet.
Vor ein paar Wochen hat nun die Mooer GTRS Guitars Standard W 900 RG den Weg zu mir gefunden und verspricht die eierleckende Vollmilchsau zu sein. ;)

Lieferumfang

Alles dabei, angefangen von der Gitarre über Softbag, Sechskantschlüssel, Ladekabel (USB-C), Wireless Receiver bis zum Tremoloarm ist alles im Karton und auch schon geladen. Man kann sofort loslegen.

gtrs-small.jpgsoftbag-small.jpg

Gitarre
Die Gitarre sieht richtig gut aus. Auf dem Schlagbrett im brushed-look sieht man keine Fingerabdrücke, der Lack ist sauber verarbeitet. Hals und Griffbrett stehen in einem angenehmen Kontrast zur sonst grün-goldenen Farbgebung. Einzig die Bundstäbchen (silbern) hätten der Gitarre einen noch edleren Look gegeben, wenn sie ebenfalls irgendwie golden/bronzefarben gewesen wären.

Die Bespielbarkeit ist gut bis in die obersten Lagen (22 Bünde). Für schnelles gefrickel ist die Saitenlage etwas zu hoch, aber das lässt sich zur Not noch einstellen. Das Tremolo ist aufliegend montiert und leider nicht übermäßig stimmstabil. Ich bin aber sowieso kein großer Fan davon und benutze es deshalb kaum. In den teureren Varianten von Mooer sind scheinbar bessere Markentremolos verbaut.

tremolo-small.jpg

Die Tonabnehmer (HSS) stammen ebenfalls von Mooer, machen ihren Job aber gut. Beim Stimmen der g-Saite ist mir gelegentlich ein Schnarren aufgefallen, dass von der Abdeckung des Humbuckers zu kommen scheint. Das hört man aber nur wenn es sonst sehr leise ist.
Der PU-Wahlschalter hat 5 Positionen, ansonsten gibt es noch einen Tone und Volume Regler, sowie den "Super-Knob", der die an Bord befindliche Elektronik aktiviert.

Intelligent?
Die Mooer GTRS wird als "intelligent guitar" beworben. Das Spielen nimmt sie einem leider (bzw zum Glück) nicht ab, aber es ist auf jeden Fall eine intelligente und logische Kombination der aktuellen Technik.
Alles was man zum Spielen im heimischen Wohn- oder Schlafzimmer braucht ist bereits Teil der Gitarre oder kann über die dazugehörige App (läuft flüssig auf meinem 3 Jahre alten mittelklasse Android Smartphone) genutzt werden:
  • Stimmgerät
  • Metronom/Drumcomputer
  • Looper
  • Effekte
  • Amp-/Cab-simulation
  • Gitarrenemulation (Les Paul, Semi Hollow, Akustik, ...)
  • Audio-Interface

All das geht nun direkt ohne Kabel. Man muss nur den Wireless Receiver in den Amp stecken oder einen Kopfhörer direkt an die Gitarre anschließen. Achtung: Mit einem Stereo-Klinkenkabel habe ich auf dem Kopfhörer nur auf einer Seite Ton gehabt.
Die Gitarre wird zudem vom Smartphone als Bluetooth Speaker erkannt und ermöglicht es so Musik oder Backing Tracks direkt vom Handy in die Gitarre und von dort weiter zum Amp zu streamen.

Ansonsten enthält die App noch eine Chord Library und einen Mixer, mit dem die einzelnen Signalquellen abgestimmt werden können (Bluetooth Audio, USB Out, Gitarre, Drums, Master). Eine Registierung in der Cloud ist optional und ermöglicht das Hoch-/Herunterladen neuer Presets. Ein umfassendes Handbuch gibt es nicht, aber auf jeder Seite einen Hilfe-Button, der die Funktionsweise jeder Schaltfläche in der App erklärt.

Die Amp/Effekt-Simulation enthält mehrere Blöcke (siehe Screenshot) deren Reihenfolge beliebig vertauscht werden kann. In jedem Block stehen mehrere Effekte der entsprechenden Kategorie zur Verfügung. Es ist aber nicht möglich mehrere gleiche Blöcke zu verwenden (also zB mehrere Delays hintereinander).

Screenshot_20230624-113647.png

Über den USB-Ausgang kann die Gitarre direkt an Smartphone oder Computer angeschlossen werden. Ein zusätzliches Audio-Interface entfällt somit ebenfalls. Alle Soundbeispiele wurden direkt von der Gitarre ins Smartphone (Bandlab) aufgenommen.

Der Super-Knob kann entweder zum Umschalten der Effekte oder zum Aktivieren der Gitarrenemulation verwendet werden. Letztere Einstellung ist insbesondere in Verbindung mit dem separat erhältlichen Fussschalter sinnvoll. Über den können dann Effekte und Looper gesteuert werden.

Klang
Der Klang ist natürlich Geschmackssache, deshalb hier ein paar Beispiele. Die Signalkette war:
Gitarre -> USB-Kabel -> Smartphone (Bandlab)
Zur Nachbearbeitung habe ich die Soundfiles am Computer mit Audacity geschnitten, normalisiert (kein Compressor/Limiter) und als mp3 exportiert.

Einmal komplett ohne Effekte durch alle 5 Positionen des Pickup-Schalters (von Steg bis Hals):


Auf jede Position des Schalters kann eine eigene Gitarrenemulation gelegt werden. Hier in der Reihenfolge: LP 58, MD 35, Ecasino, Auditorium CE, 60 Strat CS
Die Emulationen sind teilweise sehr unterschiedlich laut, insbesondere die Semi-Hollow Ecasino sticht hier hervor.


Mit dem eingebauten Drumcomputer/Metronom und synchronisierten Looper kann man ganz einfach ein paar Akkorde aufnehmen und darüber improvisieren. Leider gibt es dabei bereits ordentlich Latenz, was es schwierig macht genau auf den Punkt zu spielen (#lahmeAusrede). Das liegt aber vermutlich an der begrenzten Rechenleistung meines Handys. Über den Amp ist mir keine große Latenz aufgefallen.
Im Beispiel verwende ich die Presets "Butter" und "Emotional Solo"


Noch ein paar weitere Soundbeispiele der Presets.
"Pad", flächig mit viel Reverb und Echo


"Come as", Clean mit Chorus. Hier hört man ein leichtes Knacken. Klingt wie ein Problem mit der Buffergröße in Bandlab und hängt vlt auch mit der Rechenleistung meines Smartphones zusammen. Direkt am Amp ist mir das bisher nicht aufgefallen.


"Clean", mit Compressor, Reverb


Mit Verzerrung:


Noch ein paar High-Gain Sounds:



Fazit

Es gibt sicherlich bessere Gitarren und bessere Effekte und bessere Looper und bessere Audio-Interfaces ... nichtsdestotrotz ist diese Kombination an Features, die man direkt ohne irgendwelchen Kabelsalat nutzen kann, aktuell einzigartig und für diesen Preis (679 EUR beim großen T) unschlagbar.
Es gibt noch ein paar Kinderkrankheiten, wie die unterschiedlich lauten Gitarrenemulationen oder den fehlenden Stereo-Kopfhöreroutput. Für gute Aufnahmen braucht man außerdem immer noch einen Computer oder ein leistungsfähiges Smartphone. Auf das Tremolo hätte ich auch ganz verzichten können.
Trotzdem: Wer wenig Platz hat oder einfach eine Gitarre fürs gelegentliche rumklimpern sucht, hat hier das absolute all-in-one Paket.
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
  • Wow
Reaktionen: 6 Benutzer
Danke für die Rezension. Meine GTRS ist nun unterwegs.
Mal sehen ob es wirklich so brauchbar ist.
Angeblich gibt es auch Foren bzw. Seiten wo User ihre Sounds uploaden.
Hab diesbezüglich noch nichts gefunden.
 
Viel Spaß damit!
Das Teilen von Sounds und Einstellungen geht über die Mooer Cloud. Zugang dazu gibt es nach Erstellen eines Accounts in der App. Siehe Screenshot:
Screenshot_20230711-111921.png


Habe ich aber bisher noch nicht gemacht. Da kannst du gerne deine Erfahrungen hier dazu schreiben.
 
Nun, ich kann dem Thread opener nur zustimmen.
Der Zugang zu Presets von anderen im Netz ist in der App inkludiert.
Mit den Möglichkeiten für Recording habe ich mich nicht beschäftigt, da ich Gitarren nur für Live Auftritte verwende.

Das von mir gewählte Modell hat auch den UHF -Empfänger für kabellosen Betrieb. (Sender ist in der Gitarre)
Als Zubehör für GIGs habe ich auch den Mooer GTRS Wireless Footswitch GWF4 mitbestellt.

Hier meine Eindrücke:
Ohne den Modeller einzuschalten hat man eine Strat mit durchwegs guten Klangeigenschaften.
Das Tremolo funktioniert nur nach unten. Hat aber dafür den Vorteil, dass es stimmstabil bleibt.

Die Spielbarkeit war bei meiner Gitarre ausreichend gut aber mit etwas Luft nach oben.
Hier zahlt sich eine Einstellung vom Gitarrenbauer des Vertrauen aus. (Ist wohl bei jeder neuen Gitarre zu empfehlen)
In meinen Fall kann ich das selber, weil Werkzeug für Halsspannung und Stegeinstellung mitgeliefert witd.
Einige Bundabschlüsse werde ich nachfeilen. Ist zwar nicht verletzungsgefährdend aber unangenehm bzgl. Spielgefühl.

Meine Erwartung war, dass es für die Probenarbeit mit der Band reicht und ich nur mit Gigbag (ca 4,5 kg) antanzen kann.
12 Sounds mit 5 Gitarrentypen die ich mir vorher bei Zimmerlautstärke bzw. Kopfhörer zusammen gestellt habe, mussten sich bei GiG-Lautstärke im Proberaum im Zusammenspiel mit der Band beweisen.
Ich war angenehm überrascht, dass es wenig Korrekturen bedurfte um die Gitarre auch GIG-tauglich einzustellen.
Da dürfte sich die eher geringer Anzahl von einstellbaren Parameter klug gewählt worden sein.
Ich werde wohl das Valeton GP 200, welches ich als Backup für den Kemper bzw. bei kleinen GIGs verwende, in die Frühpension oder in die Bucht schicken.

Für den Livebetrieb vermisse ich die Anschlussmöglichkeit eines Volumen- bzw. Expression Pedal.
Da werde ich mich wohl am Markt umschauen. Dies lässt sich wohl nicht in ein kabelloses Rig integrieren.

Als nachteilig empfinde ich, dass beim Laden des eingebauten Akku (per USB-C) kein Modellerbetrieb möglich ist. Ein Handy-Ladegerät ist leicht verstaut.
Als vorsichtiger Mensch habe ich immer noch ein Backup fürs das Backup in Form eines alten Boss-BR80 inkl. Netzgerät in der Tasche. :)

Der Akku soll für 10 Stunden Betrieb halten. Ich bin da etwas skeptisch. Man spielt selten unter Laborbedingungen.
Nach 300 Ladevorgänge soll der Akku nur mehr 75% der Anfangskapazität haben.
Für einen eventuellen Akkuwechsel muss man sich dann wohl an den Lieferanten wenden.
Man sollte wohl die Ladung des Akkus rechtzeitig vor einem GIG überprüfen (per App)

Für professionellen Studiobetrieb gibt es besseres.
Für Coverbands ohne Roadies bzw. gehoben professionelle Ansprüche sicherlich eine Kaufempfehlung.
Ich denke, dass die Qualität des Bandsounds mehr vom Können des Mannes am Mixer abhängt als ein Modeller der höheren Preisklasse.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
nur eine Frage der Zeit, bis es eine Gitarre gibt, die nicht nur eine Gitarre ist, sondern gleich auch Effekte ... beinhaltet.
Es gab schon in den 1970ern Gitarren mit eingebauten (und auswechselbaren) Effekten ... das ist also nichts wirklich Neues ;)
 
Es gab schon in den 1970ern Gitarren mit eingebauten (und auswechselbaren) Effekten ... das ist also nichts wirklich Neues
Ja man könne auch sagen: Autos gab es schon bei der vorigen Jahrhundertwende, das ist also nicht wirklich Neues.
Ich würde meinen - Thema verfehlt ;)
 
Ich würde meinen - Thema verfehlt
insofern nicht verfehlt, da sich das ja nicht durchgesetzt hat.
Die Frage für mich bei dieser Gitarre ist, wieso sich da etwas praktikabel vereinfachen sollte?
Statt der umständlichen Verkabelung z.B. interagiere ich mit der digitalen Welt. Da ich meinen sound aber lieber gerne selber
beeinflusse und verändere, bringt mich das also nicht wirklich weiter. Zudem brauche ich die ganze Vielfalt auch nicht.
Wie dem auch sei, jeder, wie ihm beliebt.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben