trichtersoft
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Mit der fortschreitenden Miniaturisierung und wachsenden Rechenleistung war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis es eine Gitarre gibt, die nicht nur eine Gitarre ist, sondern gleich auch Effekte und Audio-Interface beinhaltet.
Vor ein paar Wochen hat nun die Mooer GTRS Guitars Standard W 900 RG den Weg zu mir gefunden und verspricht die eierleckende Vollmilchsau zu sein.
Lieferumfang
Alles dabei, angefangen von der Gitarre über Softbag, Sechskantschlüssel, Ladekabel (USB-C), Wireless Receiver bis zum Tremoloarm ist alles im Karton und auch schon geladen. Man kann sofort loslegen.
Gitarre
Die Gitarre sieht richtig gut aus. Auf dem Schlagbrett im brushed-look sieht man keine Fingerabdrücke, der Lack ist sauber verarbeitet. Hals und Griffbrett stehen in einem angenehmen Kontrast zur sonst grün-goldenen Farbgebung. Einzig die Bundstäbchen (silbern) hätten der Gitarre einen noch edleren Look gegeben, wenn sie ebenfalls irgendwie golden/bronzefarben gewesen wären.
Die Bespielbarkeit ist gut bis in die obersten Lagen (22 Bünde). Für schnelles gefrickel ist die Saitenlage etwas zu hoch, aber das lässt sich zur Not noch einstellen. Das Tremolo ist aufliegend montiert und leider nicht übermäßig stimmstabil. Ich bin aber sowieso kein großer Fan davon und benutze es deshalb kaum. In den teureren Varianten von Mooer sind scheinbar bessere Markentremolos verbaut.
Die Tonabnehmer (HSS) stammen ebenfalls von Mooer, machen ihren Job aber gut. Beim Stimmen der g-Saite ist mir gelegentlich ein Schnarren aufgefallen, dass von der Abdeckung des Humbuckers zu kommen scheint. Das hört man aber nur wenn es sonst sehr leise ist.
Der PU-Wahlschalter hat 5 Positionen, ansonsten gibt es noch einen Tone und Volume Regler, sowie den "Super-Knob", der die an Bord befindliche Elektronik aktiviert.
Intelligent?
Die Mooer GTRS wird als "intelligent guitar" beworben. Das Spielen nimmt sie einem leider (bzw zum Glück) nicht ab, aber es ist auf jeden Fall eine intelligente und logische Kombination der aktuellen Technik.
Alles was man zum Spielen im heimischen Wohn- oder Schlafzimmer braucht ist bereits Teil der Gitarre oder kann über die dazugehörige App (läuft flüssig auf meinem 3 Jahre alten mittelklasse Android Smartphone) genutzt werden:
All das geht nun direkt ohne Kabel. Man muss nur den Wireless Receiver in den Amp stecken oder einen Kopfhörer direkt an die Gitarre anschließen. Achtung: Mit einem Stereo-Klinkenkabel habe ich auf dem Kopfhörer nur auf einer Seite Ton gehabt.
Die Gitarre wird zudem vom Smartphone als Bluetooth Speaker erkannt und ermöglicht es so Musik oder Backing Tracks direkt vom Handy in die Gitarre und von dort weiter zum Amp zu streamen.
Ansonsten enthält die App noch eine Chord Library und einen Mixer, mit dem die einzelnen Signalquellen abgestimmt werden können (Bluetooth Audio, USB Out, Gitarre, Drums, Master). Eine Registierung in der Cloud ist optional und ermöglicht das Hoch-/Herunterladen neuer Presets. Ein umfassendes Handbuch gibt es nicht, aber auf jeder Seite einen Hilfe-Button, der die Funktionsweise jeder Schaltfläche in der App erklärt.
Die Amp/Effekt-Simulation enthält mehrere Blöcke (siehe Screenshot) deren Reihenfolge beliebig vertauscht werden kann. In jedem Block stehen mehrere Effekte der entsprechenden Kategorie zur Verfügung. Es ist aber nicht möglich mehrere gleiche Blöcke zu verwenden (also zB mehrere Delays hintereinander).
Über den USB-Ausgang kann die Gitarre direkt an Smartphone oder Computer angeschlossen werden. Ein zusätzliches Audio-Interface entfällt somit ebenfalls. Alle Soundbeispiele wurden direkt von der Gitarre ins Smartphone (Bandlab) aufgenommen.
Der Super-Knob kann entweder zum Umschalten der Effekte oder zum Aktivieren der Gitarrenemulation verwendet werden. Letztere Einstellung ist insbesondere in Verbindung mit dem separat erhältlichen Fussschalter sinnvoll. Über den können dann Effekte und Looper gesteuert werden.
Klang
Der Klang ist natürlich Geschmackssache, deshalb hier ein paar Beispiele. Die Signalkette war:
Gitarre -> USB-Kabel -> Smartphone (Bandlab)
Zur Nachbearbeitung habe ich die Soundfiles am Computer mit Audacity geschnitten, normalisiert (kein Compressor/Limiter) und als mp3 exportiert.
Einmal komplett ohne Effekte durch alle 5 Positionen des Pickup-Schalters (von Steg bis Hals):
Auf jede Position des Schalters kann eine eigene Gitarrenemulation gelegt werden. Hier in der Reihenfolge: LP 58, MD 35, Ecasino, Auditorium CE, 60 Strat CS
Die Emulationen sind teilweise sehr unterschiedlich laut, insbesondere die Semi-Hollow Ecasino sticht hier hervor.
Mit dem eingebauten Drumcomputer/Metronom und synchronisierten Looper kann man ganz einfach ein paar Akkorde aufnehmen und darüber improvisieren. Leider gibt es dabei bereits ordentlich Latenz, was es schwierig macht genau auf den Punkt zu spielen (#lahmeAusrede). Das liegt aber vermutlich an der begrenzten Rechenleistung meines Handys. Über den Amp ist mir keine große Latenz aufgefallen.
Im Beispiel verwende ich die Presets "Butter" und "Emotional Solo"
Noch ein paar weitere Soundbeispiele der Presets.
"Pad", flächig mit viel Reverb und Echo
"Come as", Clean mit Chorus. Hier hört man ein leichtes Knacken. Klingt wie ein Problem mit der Buffergröße in Bandlab und hängt vlt auch mit der Rechenleistung meines Smartphones zusammen. Direkt am Amp ist mir das bisher nicht aufgefallen.
"Clean", mit Compressor, Reverb
Mit Verzerrung:
Noch ein paar High-Gain Sounds:
Fazit
Es gibt sicherlich bessere Gitarren und bessere Effekte und bessere Looper und bessere Audio-Interfaces ... nichtsdestotrotz ist diese Kombination an Features, die man direkt ohne irgendwelchen Kabelsalat nutzen kann, aktuell einzigartig und für diesen Preis (679 EUR beim großen T) unschlagbar.
Es gibt noch ein paar Kinderkrankheiten, wie die unterschiedlich lauten Gitarrenemulationen oder den fehlenden Stereo-Kopfhöreroutput. Für gute Aufnahmen braucht man außerdem immer noch einen Computer oder ein leistungsfähiges Smartphone. Auf das Tremolo hätte ich auch ganz verzichten können.
Trotzdem: Wer wenig Platz hat oder einfach eine Gitarre fürs gelegentliche rumklimpern sucht, hat hier das absolute all-in-one Paket.
Vor ein paar Wochen hat nun die Mooer GTRS Guitars Standard W 900 RG den Weg zu mir gefunden und verspricht die eierleckende Vollmilchsau zu sein.
Lieferumfang
Alles dabei, angefangen von der Gitarre über Softbag, Sechskantschlüssel, Ladekabel (USB-C), Wireless Receiver bis zum Tremoloarm ist alles im Karton und auch schon geladen. Man kann sofort loslegen.
Gitarre
Die Gitarre sieht richtig gut aus. Auf dem Schlagbrett im brushed-look sieht man keine Fingerabdrücke, der Lack ist sauber verarbeitet. Hals und Griffbrett stehen in einem angenehmen Kontrast zur sonst grün-goldenen Farbgebung. Einzig die Bundstäbchen (silbern) hätten der Gitarre einen noch edleren Look gegeben, wenn sie ebenfalls irgendwie golden/bronzefarben gewesen wären.
Die Bespielbarkeit ist gut bis in die obersten Lagen (22 Bünde). Für schnelles gefrickel ist die Saitenlage etwas zu hoch, aber das lässt sich zur Not noch einstellen. Das Tremolo ist aufliegend montiert und leider nicht übermäßig stimmstabil. Ich bin aber sowieso kein großer Fan davon und benutze es deshalb kaum. In den teureren Varianten von Mooer sind scheinbar bessere Markentremolos verbaut.
Die Tonabnehmer (HSS) stammen ebenfalls von Mooer, machen ihren Job aber gut. Beim Stimmen der g-Saite ist mir gelegentlich ein Schnarren aufgefallen, dass von der Abdeckung des Humbuckers zu kommen scheint. Das hört man aber nur wenn es sonst sehr leise ist.
Der PU-Wahlschalter hat 5 Positionen, ansonsten gibt es noch einen Tone und Volume Regler, sowie den "Super-Knob", der die an Bord befindliche Elektronik aktiviert.
Intelligent?
Die Mooer GTRS wird als "intelligent guitar" beworben. Das Spielen nimmt sie einem leider (bzw zum Glück) nicht ab, aber es ist auf jeden Fall eine intelligente und logische Kombination der aktuellen Technik.
Alles was man zum Spielen im heimischen Wohn- oder Schlafzimmer braucht ist bereits Teil der Gitarre oder kann über die dazugehörige App (läuft flüssig auf meinem 3 Jahre alten mittelklasse Android Smartphone) genutzt werden:
- Stimmgerät
- Metronom/Drumcomputer
- Looper
- Effekte
- Amp-/Cab-simulation
- Gitarrenemulation (Les Paul, Semi Hollow, Akustik, ...)
- Audio-Interface
All das geht nun direkt ohne Kabel. Man muss nur den Wireless Receiver in den Amp stecken oder einen Kopfhörer direkt an die Gitarre anschließen. Achtung: Mit einem Stereo-Klinkenkabel habe ich auf dem Kopfhörer nur auf einer Seite Ton gehabt.
Die Gitarre wird zudem vom Smartphone als Bluetooth Speaker erkannt und ermöglicht es so Musik oder Backing Tracks direkt vom Handy in die Gitarre und von dort weiter zum Amp zu streamen.
Ansonsten enthält die App noch eine Chord Library und einen Mixer, mit dem die einzelnen Signalquellen abgestimmt werden können (Bluetooth Audio, USB Out, Gitarre, Drums, Master). Eine Registierung in der Cloud ist optional und ermöglicht das Hoch-/Herunterladen neuer Presets. Ein umfassendes Handbuch gibt es nicht, aber auf jeder Seite einen Hilfe-Button, der die Funktionsweise jeder Schaltfläche in der App erklärt.
Die Amp/Effekt-Simulation enthält mehrere Blöcke (siehe Screenshot) deren Reihenfolge beliebig vertauscht werden kann. In jedem Block stehen mehrere Effekte der entsprechenden Kategorie zur Verfügung. Es ist aber nicht möglich mehrere gleiche Blöcke zu verwenden (also zB mehrere Delays hintereinander).
Über den USB-Ausgang kann die Gitarre direkt an Smartphone oder Computer angeschlossen werden. Ein zusätzliches Audio-Interface entfällt somit ebenfalls. Alle Soundbeispiele wurden direkt von der Gitarre ins Smartphone (Bandlab) aufgenommen.
Der Super-Knob kann entweder zum Umschalten der Effekte oder zum Aktivieren der Gitarrenemulation verwendet werden. Letztere Einstellung ist insbesondere in Verbindung mit dem separat erhältlichen Fussschalter sinnvoll. Über den können dann Effekte und Looper gesteuert werden.
Klang
Der Klang ist natürlich Geschmackssache, deshalb hier ein paar Beispiele. Die Signalkette war:
Gitarre -> USB-Kabel -> Smartphone (Bandlab)
Zur Nachbearbeitung habe ich die Soundfiles am Computer mit Audacity geschnitten, normalisiert (kein Compressor/Limiter) und als mp3 exportiert.
Einmal komplett ohne Effekte durch alle 5 Positionen des Pickup-Schalters (von Steg bis Hals):
Auf jede Position des Schalters kann eine eigene Gitarrenemulation gelegt werden. Hier in der Reihenfolge: LP 58, MD 35, Ecasino, Auditorium CE, 60 Strat CS
Die Emulationen sind teilweise sehr unterschiedlich laut, insbesondere die Semi-Hollow Ecasino sticht hier hervor.
Mit dem eingebauten Drumcomputer/Metronom und synchronisierten Looper kann man ganz einfach ein paar Akkorde aufnehmen und darüber improvisieren. Leider gibt es dabei bereits ordentlich Latenz, was es schwierig macht genau auf den Punkt zu spielen (#lahmeAusrede). Das liegt aber vermutlich an der begrenzten Rechenleistung meines Handys. Über den Amp ist mir keine große Latenz aufgefallen.
Im Beispiel verwende ich die Presets "Butter" und "Emotional Solo"
Noch ein paar weitere Soundbeispiele der Presets.
"Pad", flächig mit viel Reverb und Echo
"Come as", Clean mit Chorus. Hier hört man ein leichtes Knacken. Klingt wie ein Problem mit der Buffergröße in Bandlab und hängt vlt auch mit der Rechenleistung meines Smartphones zusammen. Direkt am Amp ist mir das bisher nicht aufgefallen.
"Clean", mit Compressor, Reverb
Mit Verzerrung:
Noch ein paar High-Gain Sounds:
Fazit
Es gibt sicherlich bessere Gitarren und bessere Effekte und bessere Looper und bessere Audio-Interfaces ... nichtsdestotrotz ist diese Kombination an Features, die man direkt ohne irgendwelchen Kabelsalat nutzen kann, aktuell einzigartig und für diesen Preis (679 EUR beim großen T) unschlagbar.
Es gibt noch ein paar Kinderkrankheiten, wie die unterschiedlich lauten Gitarrenemulationen oder den fehlenden Stereo-Kopfhöreroutput. Für gute Aufnahmen braucht man außerdem immer noch einen Computer oder ein leistungsfähiges Smartphone. Auf das Tremolo hätte ich auch ganz verzichten können.
Trotzdem: Wer wenig Platz hat oder einfach eine Gitarre fürs gelegentliche rumklimpern sucht, hat hier das absolute all-in-one Paket.