In diesem Zusammenhang habe Ich noch einen
interessanten Artikel gefunden.
Die eigentliche Frage für mich ist,wo sollte Ich die Zeit hernehmen und noch im Raum rummessen,bin schon froh wenn Ich zu Beginn der VA alles am laufen habe.
Die Strategie hier ist, die Zeit nicht auf der Veranstaltung zu investieren, sondern vorher. Wie im verlinkten Artikel beschrieben (
hier übrigens das Original, die vermutlich automatisch übersetzte Version liest sich für mich einigermaßen grausam) erstellt man das Setup für die Top/Sub-Anpassung unter guten Mess- und idealisierten Aufbaubedingungen. Vor Ort passt man dann nur noch die Delay-Zeiten anhand der Aufbau-Geometrie an. Nichts anderes passiert auch bei den üblichen Simulationsprogrammen.
Um sinnvoll beim Aufbau einer Veranstaltung zu messen, müssen für mich einige Bedingungen erfüllt sein:
- Es muss ausreichend Zeit dafür eingeplant und dann auch vorhanden sein.
- Ich störe damit keine anderen Gewerke oder gar Gäste.
- Andere Gewerke stören meine Messung nicht (z.B. durch Truss dengeln, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor etc.).
- Die von mir definierten Messpositionen (und das ist selten der FOH) sind zugänglich.
- Die Raumakustik lässt eine auswertbare Messung zu. Das ist gerade in kleineren Räumen oft nicht der Fall. Wenn die Messung von Reflexionen dominiert wird, ist die relevante Information für z.B. die Anpassung Top/Sub nicht extrahierbar. Dann greift die oben genannte Strategie der Setuperstellung unter idealen Bedingungen und der Anpassung auf Grund des realen Aufbaus.
Neben den Bedingungen sind noch die eigentlichen Gründe für eine Messung auf der Veranstaltung zu nennen:
- Das System benötigt eine messgestützte Anpassung, z.B. weil Top und Sub nicht von einem Hersteller kommen oder weil mehrere Systemkomponenten wie Near-/Outfills oder Delays zum Hauptsystem angepasst werden müssen und keine Simulationssoftware zur Verfügung steht.
- Das System verhält sich nicht der Erwartung/Simulation nach und eine Fehleranalyse (defekte Lautsprecher, Verpolungen usw.) ist notwendig.
- Ich will die Vorhersage der Simulation überprüfen.
- Es ist bekannt, dass Systemkomponenten nichtlineare Frequenzgänge aufweisen, aber die konkreten Abweichungen sind nicht bekannt und nicht im Vorfeld zu ermitteln.
- Es gibt kein Systemsetup vom Hersteller und das Setup kann nicht im Vorfeld erstellt werden.
In der Mehrzahl der Veranstaltungen, die ich aktuell mache, sind weder die Bedingungen erfüllt, noch die Gründe gegeben. Wenn ich mit einem mir bekannten Self-Powered-System eines Herstellers Kneipengigs und ähnliches mache, nutze ich das Messmikro nur zur Pegelüberwachung. Wie das System am besten zusammen spielt, habe ich mir vorher einmal unter sinnvollen Bedingungen angeschaut.
Den Begriff "den Raum einmessen" finde ich mittlerweile auch problematisch. Einen Raum kann man mit Metermaß und Disto vermessen. Die Probleme durch Reflexionen wie Raummoden entstehen im Zeitbereich und sind positionsabhängig. Mit einem EQ lässt sich dagegen nur sehr eingeschränkt etwas tun. Maximal kann man einzelne Auswirkungen etwas abmildern. Aber wenn man anfängt, jeden Peak im Bassbereich runterzuziehen und das über mehrere Positionen macht, ist am Ende nichts mehr übrig. Man kann natürlich sein Mikro am FOH aufstellen und dort penibel jede Abweichung ausgleichen. Ist nur schade, dass alle anderen nicht an diesem Ort stehen können. Und wehe man bewegt das Mikro ein Stück...
Zum Thema Bassüberhöhung erlaube ich mir nur noch den Kommentar, dass eine Überhöhung nicht automatisch Dröhn bedeutet. Meiner Ansicht nach hängt so ein Empfinden viel mehr mit dem zeitlichen Verhalten (Ausschwingen, Raummoden, Phasenanpassung zu den Tops) und wie weit der Subwoofer dann nach oben spielt zusammen. Ein sauber abgestimmtes System kann auch bei einer messtechnisch deutlichen Bassüberhöhung präzise und auf den Punkt spielen, nur unterstützt dann jeder Bassdrumschlag die Verdauung, während man gleichzeitig andere Tieftonsignale von E-Bass, Keys usw. noch klar davon unterscheiden kann.