Savatage / Sirens & The Dungeons Are Calling / 1983 - 1984 / CD

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Heute möchte ich euch eine meiner absoluten Lieblingsbands näher bringen und zwar "SAVATAGE". Eine viel zu unbekannte Progressive-Metal-Band aus Tampa, Florida. Aber nun erst einmal was zur Geschichte:

Die Band wurde 1981 von den Brüdern Jon (v;k) und Criss Oliva (g), sowie Steve Wacholz (d) und Keith Collins (b) gegründet. Nach der Umbenennung in den heutigen Namen, veröffentlichte die Band zwei Jahre später ihre erste CD namens "Sirens". Ein Jahr später erschien die EP "The Dungeons Are Calling", die jedoch schon während der Sirens-Sessions entstand. Die Veröffentlichung auf zwei seperaten Tonträgern fand jedoch statt, da das Material für eine CD zu lang gewesen sei.

Im Jahr 2011 hatte e-a-r-music bzw. Edel dann die Idee, alle Savatage Alben remastert und in einheitlichem Layout wiederzuveröffentlichen. Herausgekommen sind 14 CDs in umweltfreundlicher Pappverpackung, denen zudem meistens zwei Bonussongs, in Form von Akustikversionen von Savatage-Klassikern, die von Jon Oliva im Jahr 2010 eingespielt wurden, spendiert wurden. Weiterhin finden sich im Booklet neben den Songtexten kurze Texte, in denen Jon Oliva die Entstehung des jeweiligen Albums kommentiert.

Im Zuge dieser Neuveröffentlichung, erschienen "Sirens" und "The Dungeons Are Calling" auch erstmals (?) auf einem Album. Daher die Titelergänzung "The Complete Session".

Die Songs:

Sirens:
Einer der Savatage-Klassiker überhaupt, über die Sage der Sirenen, die Seefahrer anlocken, um sie auf den Grund des Meeres zu ziehen. Die typischen Progressiven Elemente, die man von späteren Savatage-Alben kennt, fehlen hier noch weitgehend. Stattdessen wird hier direkt losgerockt. Insgesamt ein toller Song und perfekt dazu geeignet, das Album zu eröffnen. 9/10 Punkten.

Holocaust:
Geht in die gleiche Richtung, wie Sirens, auch wenn dem Song noch die bedrohliche Atmosphäre, die den Titelsong auszeichnet. Deshalb "nur" 8/10

I Believe:
Der ruhige Anfang deutet erst an, dass jetzt langsam das Tempo gedrosselt wird, aber dem ist nicht so. Stattdessen hauen uns die Jungs aus Florida einen Hammer-Refrain und simple, aber coole Power-Chord-Riffs um die Ohren. Criss Oliva an der Lead-Gitarre ist sowieso einer der meiner Meinung nach unterbewertetsten Metal-Gitarristen aller Zeiten, was er auch im zweiten Gitarrensolo sehr deutlich macht. Nach einem ziemlich geilen Mittelpart mit extrem nach unten gepitchter Stimme, brettert er das Griffbrett rauf und runter, dass die Saiten nur so schmelzen ;) 9/10

Rage:
Der Name ist Programm. Die Up-Tempo Nummer nimmt von der ersten Sekunde an ordentlich Fahrt und Jon Oliva kreischt sich teilweise die Seele aus dem Leib. Genie und Wahnsinn sind in seinem Fall aber sowieso das gleiche. Leider kommt der Song nicht an das Niveau seiner Vorgänger ran, da der Refrain dann doch ein wenig einfallslos ist. Im Albumkontext gehört, fügt er sich aber irgendwie ganz gut ein, sodass mir 7/10 Punkten angebracht erscheinen.

On The Run:
Nach einer langen Reihe von schnellen Songs, kommt jetzt eine Nummer, die vor allem durch ihren Mid-Tempo-Groove überzeugt. Nichts außergewöhnliches und deshalb 7/10 Punkten. Mit einem mitreißenderen Refrain wäre da noch mehr drin gewesen.

Twisted Little Sister:
Hm. Der erste Song, mit dem ich so gar nichts anfangen kann. Die Band verrichtet ihr Handwerk wie immer sehr solide, aber die Lyrics wollen auch bei noch so häufigem Anhören nicht zünden. Alleine betrachtet, wirkt der Song wie nichts Ganzes und nichts Halbes. Gerettet wird er durch den Albumkontext, den vor allem viele junge Hörer (zu denen ich ja auch gehöre) gar nicht zu schätzen wissen. Dort wird die Schwäche des Songs nämlich irgendwie durch die anderen Stücke abgefedert, sodass er mehr wie ein Zwischenspiel wirkt. 5/10

Living For The Night:
Nach dem schwachen Vorgänger wird es jetzt nämlich wieder richtig gut. Ein böses Riff von Criss Oliva eröffnet diese herrliche Nummer, bei der Jon Oliva schön zwischen normalem Gesang und Geschrei wechselt. Auch der Refrain (in meinen Augen der wichtigste Teil eines Songs), kann wieder überzeugen. Macht zusammen solide 8/10 Punkten.

Scream Murder:
Einfach mein persönliches Highlight auf dem Album. Schon das Riff aus dem Intro verbreitet diese Gänsehaut-Atmosphäre, für die ich Savatage so liebe. Die für Jon typischen Themen, wie das Allein sein, Flucht und eine gewisse melancholische Stimmung, machen den Song perfekt. Die Variabilität seiner Stimme macht er zudem ein weiteres Mal beeindruckend deutlich. 10/10

Out On The Streets:
Dieser Track bildete den ursprünglichen Abschluss der "Sirens"-CD. Entsprechend dieser Position auf dem Album handelt es sich dabei um einen gelungenen Rausschmeißer, der allerdings erstmal auf Betriebstemperatur kommen muss. Dennoch hat der Refrain tolles Mitsingpotential, auch wenn er schon ein wenig arg poppig ist. Egal; das macht 8/10 Punkten.

The Dungeons Are Calling:
Live war dieser Song bei Savatage, genau wie der Titelsong der Debüt-CD, nicht wegzudenken. Wie für eine Power-Metal-Band obligatorisch, musste natürlich auch Savatage einen Song über Kerker und Verließe schreiben, was hiermit geschah. Der Text ist entsprechend natürlich nicht jedermans Sache, aber mir gefällt es. Criss Oliva steuert außerdem ein paar echt coole Riffs und ein saucooles Gitarrensolo bei. 9/10.

By The Grace Of The Witch:
Einfach herrlich. Das Hauptriff sorgt bei mir immer wieder für Begeisterung und dann erst der Refrain mit den Gang-Shouts. Der Song hat einfach Ohrwurmcharakter. Man kann es nicht mit Worten beschreiben. Dehalb 10/10 Punkten und die Empfehlung (oder doch lieber den Befehl :gruebel: :D), den Song anzuhören .

Visions:
Jetzt wird wieder das Gaspedal getreten. Das Riff ist nicht besonders kompliziert, erzielt aber genau deshalb seine Wirkung um so besser. Oben drauf gibt es einen tollen Refrain mit gewohnt düsterer Bildsprache ("Visions of hell") und ein High-Speed-Solo. 9/10

Midas Knight:
Hohe Schreie als Stilmittel. Es ist schon erstaunlich, wie Jon mit nur zwei lauten im Intro die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein schnörkelloser Rocksong, der sich verdient 8/10 Punkten sichert.

City Beneath The Surface:
Da haben wir wieder eine wahre Perle, die Live noch besser rüberkommt (!!! Unbedingt auf der "Ghost in the Ruins" Live-CD anhören !!!). Nach dem Keyboard-Intro folgt ein langsames Riff und danach geht die Post ab. Der Refrain erschafft eine bedrückende Stimmung und auch die Strophen sind einfach super. 10/10.

The Whip:
Nach so einem Hammer-Song, kann der nächte ja nur noch schlecht wirken. Tut er leider auch und das auch, wenn man ihn alleine betrachtet, da er einfach viel zu einfallslos ist. Wie auch immer, die Band hat somit bei 15 Songs nur zwei Durchhänger produziert. Eine gute Quote. 5/10.

In The Dream (Acoustic Version):
Als Bonus haben die Wiederveröffentlichungen Akustikversionen von Songs von jeweils anderen Alben. "In the Dream" stammt dabei von der "Power of the Night"-CD und ist eine schöne Ballade, die von Westerngitarre und Klavier begleitet wird. Ein runder Abschluss, der zudem für Abwechslung sorgt. 9/10.

Fazit:
Man merkt den Jungs ihr geringes Alter noch ein wenig an. Die Songs sind noch nicht so ausgefeilt, wie auf späteren Alben, aber dafür wird einfach abgerockt. Fast ohne Ausnahme sind in nur drei Tagen (!) klasse Studioaufnahmen für die Ewigkeit entstanden. Wer auf klassischen Power- bzw. Heavy-Metal steht, der kann bedenkenlos zugreifen.

Gesamtpunktzahl: 131/160 = 81,875 %

Auch wenn noch Luft nach oben besteht, kann sich dieser Wert durchaus sehen lassen. Außerdem muss bedacht werden, dass bei diesem Benotungssystem die 100 % fast nicht erreichbar sind.

Für alle, deren Interesse ich mit diesem Review geweckt habe, hier der Link zur Amazon-Produktseite, mit der Version, die ich besitze:

http://www.amazon.de/Sirens-The-Dun...keywords=sirens+The+Dungeons+Are+Calling+2011
 
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...so "viel zu unbekannt " ist mir Savatage jedenfalls nicht; hab nämlich die gesamte Diskografie :D ...und wer sich nur annähernd etwas mit der Rockmusik der 80's beschäftigt hat, der wird um das Phänomen "Savatage" nicht herumkommen! :great:

Leider ging im Jahre '93 mit Criss Oliva einer der begnadensten Rockgitarristen viel zu früh von uns....genauso wie Randy Rhoads elf Jahre zuvor! Aber ihre Musik bleibt in der Erinnerung verankert...zumindest in meiner! ;)

Auch heute noch; 20 Jahre nach "Edge of Thorns" gehört Savatage immer noch zu meiner Toplist auf'm Mp3Player - sei es bei der Arbeit, im Auto oder in der Küche; wenn ich dazu im Rhythmus die Schnitzel & Steaks mit dem Fleischhammer "bearbeite"... Smiley Wasn't me.gif
 
Ich bin gerade dabei, mir die gesamte Diskographie zu holen. Vier Stück fehlen noch. Zu der einen oder anderen Scheibe werde ich auch sicher noch ein Review verfassen, sofern sich genug Leute dafür interessieren.
 
Mir ist die Band auch nicht ganz unbekannt - ich habe sie ungefähr 60x live gesehen :D
 
Im Ernst?! :eek: :eek: :eek:

Alleine für ein Konzert würde ich töten.

PS: War natürlich ein Witz. Oder doch nicht?... ;)
 
Das mit der Sucht glaube ich dir sofort. Mein erstes Album war "Gutter Ballet", das ich mir vor nicht mal einem halben Jahr gekauft habe. Jetzt habe ich fast alle und höre sie rauf und runter. Von denen, die ich habe, ist auch kein einziges wirklich schlecht. Höchstens nicht so gut, wie die anderen.

Ich hoffe ja auf ein paar Konzerte von "Jon Oliva's Pain" hier in der Nähe, aber dummerweise ist deren Gitarrist ja vor ca. 2 Jahren verstorben (seltsame Paralelle zu Criss :gruebel:).
 

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