Savatage / Power Of The Night / 1985 / CD

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So, liebes Forum. Hier das versprochene Review zu "Power of the Night" von Savatage, das sich leider verzögert hat, da ich die CD erst Freitag kaufen konnte, weshalb ich nicht ganz chronologisch weiter vorgehen konnte. Das Wochenende habe ich genutzt, um es ein paar mal durchzuhören und um erste Ideen für dieses Review zu sammeln. Los geht es...

Die Band hatte vor diesem Album erfolgreich ihr Debütalbum ("Sirens"), eine EP ("The Dungeons Are Calling"), sowie ihren zweiten Longplayer, nämlich das mäßig erfolgreiche "Fight For The Rock", veröffentlicht. Im Jahr 1985 stand die Veröffentlichung des dritten Albums an, mit dem es dann auch endlich auf Tour gehen sollte. Erwähnenswert ist dabei, dass die Band immer noch aus den Gründungsmitgliedern bestand: Jon Oliva (v + k), Criss Oliva (g), Keith Collins (b) und Steve Wacholz (dr).
In dem Booklet der 2011 neu erschienen Version, äußert sich Jon Oliva äußerst positiv über das Album, vor allem da es mit vielen neuen Erfahrungen verbunden war. Die aus Kalifornien stammende Band nahm beispielsweise erstmals in New York auf und arbeitete dabei mit Max Norman zusammen, der für die ersten drei Alben von Ozzy Osbourne, verantwortlich war. Kommen wir nun aber zum wichtigsten, nämlich...

Die Songs:

Power of the Night:
Die Eröffnungsnummer entstand in enger Zusammenarbeit von Jon mit seinem Bruder Criss und beginnt mit einem Synthesizer-Intro, ehe ein für Criss typisches Gitarrenriff einsetzt. Generell ist dieser Song eine Art Prototyp für einen Savatage-Song aus der Frühphase der Band. Das Riff, der Text, der Gesangsstil, die Soli, einfach alles ist so typisch für Savatage, dass mir fast nichts anderes übrig bleibt, als 10/10 Punkten zu vergeben. Ein energischer Rocksong gleich zu Beginn, klasse.

Unusual:
Mit der zweiten Nummer wird zwar ein wenig das Tempo gedrosselt, aber es geht genauso hochklassig weiter, wie beim Albumopener. Der Song enthält eine meiner absoluten Lieblingstextzeilen, die direkt in den Refrain leitet, der ebenfalls sehr hochklassig ist:
"There is a light at the end of the hall
can I reach it, before I fall?"

Der Song an sich thematisiert einen Traum über eine Hexe, den Jon Oliva einmal gehabt hat. In Musik umgeformt, ergibt das bei mir Gänsehaut-Feeling pur und deshalb 9/10 Punkten. Ein Punkt weniger, da der Titelsong im Vergleich noch besser ist.

Warriors
:
Ein sehr ruhiges Intro mit Gesang und Synthies leitet diesen Liveklassiker ein, dessen Hauptriff einfach beim ersten Hören sofort hängen bleibt. Der Text mag dem einen oder anderen zu klischeehaft sein ("Warriors. Warriors. Warriors of the world"), aber meine Güte, das ist Power-Metal. Texte über Krieger, reitende Tote und Hexen gehören da zum guten Ton. Genrebezogen haben wir es hier mit einem der besten Songs zu tun, die es gibt, was 10/10 Punkten rechtfertigt, zumal Jon Oliva im finalen Refrain wieder mal so schön schreit.

Necrophilia:
Auch auf dem vierten Song kann die Band das Niveau halten und kommt wieder mit einer schnelleren Nummer daher, bei der vor allem der Refrain überzeugen kann. Jon kreischt im besten Sinne, wie ein Irrer und auch die Band braucht sich nicht zu verstecken. Präzises Drumming und Highspeed-Gitarrensoli ergeben in der Summe 10/10 Punkten.

Washed Out:
Der schnellste Song des Albums markiert leider den Punkt, ab dem das Pulver vorläufig verschossen zu sein scheint. Die Band sorgt zwar für ordentlich Drive, aber der Text, bei dem im Refrain einfach der Songtitel gerufen wird, kann nicht mithalten. 7/10 Punkten gehen denoch in Ordnung, da es bei weitem kein Totalausfall war.

Hard For Your Love:
Ist dieser Titel eigentlich noch zweideutig, oder einfach mehr als eindeutig? Ich zitiere einfach mal Jon Oliva aus dem Booklet: "Our shot at a radio song. The record company wanted us to change the name [...], of course we didn't and it never did anything on the radio." So kann es gehen, obwohl der Song enormes Ohrwurmpotenzial hat. Der Refrain geht sofort ins Ohr, auch wenn alles ein wenig arg poppig geraten ist. Egal, der Song ist immer noch "true" genug, um 9/10 Punkten einzusammeln.

Fountain of Youth:
Der kurzzeitige Höhenflug endet nun aber leider schon wieder. Ich will mich jetzt nicht in Details in Bezug auf den Text verlieren und daran die Bewertung festmachen, aber der Reim im Refrain, geht mir einfach auf die Nerven. "Youth" auf "Truth" zu reimen ist schon ziemlich einfallslos und dann auch noch an der markantesten Stelle im Song. 6/10 Punkten für einen durchschnittlichen Song.

Skull Session:
Die Nummer acht auf dem Album ist wieder eine Up-Tempo-Nummer, die allerdings auch wieder nur mit einem mittelmäßigen Refrain aufwarten kann. In meinen Augen ist dies jedoch das Kernstück eines Songs und auch ein Killer-Solo kann einen schwachen Refrain nicht wiedergutmachen. Justin Bieber wird ja auch nicht gute Alben herausbringen, nur weil Slash darauf die Soli einspielt (Sorry, dass dieser Name in einem Savatage-Review gefallen ist). 6/10 Punkten.

Stuck on You:
Das stampfende Riff in Kombination mit Jons hohen Schreien, sorgt bei diesem Song im Gegensatz zu seinem Vorgänger, wieder für eine Wohlfühlatmosphäre, auch wenn der Refrain ein wenig abwechslungsreicher hätte ausfallen können. Criss präsentiert uns außerdem eine echte Sahneschnitte von Gitarrensolo, weshalb ich am Ende 8/10 Punkten vergebe.

In the Dream:
Laut Jons Aussage handelt es sich bei diesem Lied um die erste Ballade, die er je am Piano geschrieben und aufgenommen hat. Gewidmet ist sie seiner Frau Kathy. Eindrucksvoll demonstriert er uns hier, dass er nicht nur straighte Rocknummern schreiben kann, sondern auch ein tolles Gespür für Melodien hat. Criss' Solo gehört meiner Meinung nach auch zur absoluten Spitzenklasse. 10/10 Punkten runden das Album stimmig ab.

City Beneath the Surface (Live):
Im Zuge der Neuerscheinung aller Alben, bekamen sie aber alle Bonussongs spendiert. Entweder Akustikversionen von Klassikern, oder, wie in diesem Falle, Liveaufnahmen. "City Beneath the Surface" stammt hierbei von der EP "The Dungeons Are Calling" und kann live noch mehr überzeugen, als auf der Studioversion. Die Atmosphäre in Dallas im April 1990 wurde toll eingefangen und kann locker mit der anderen Liveversion von der "Ghost in the Ruins"-CD mithalten. Ein genialer Song (der erste Savatage-Song überhaupt), der verdient die volle Punktzahl mitnimmt: 10/10.

Hounds (Live):
Gleiches gilt für "Hounds" vom "Gutter Ballet"-Album, dem ich mich beim nächsten Mal zuwenden werde. Ein Live-Klassiker, den man nicht häufig genug hören kann. Man kann natürlich einwenden, dass unveröffentlichtes Material interessanter gewesen wäre, aber häufig hatte es ja seine Gründe, dass es unveröffentlicht war ;). Außerdem ergeben die Akustikversionen einen schönen Kontrast zu den teilweise recht "heavy" ausgefallenen Studioversionen und live aufgenommene Songs haben auch ihren Reiz. 10/10 Punkten.

Fazit:

Nach dem schwachen Vorgänger "Fight for the Rock" (das Review gibt es hier: https://www.musiker-board.de/reviews/531992-savatage-fight-rock-1986-cd.html), hat es die Band geschafft, ein tolles Album zu veröffentlichen, dass sie auch international bekannt gemacht hat. Totalausfälle sucht man dabei vergeblich, da nahezu alle Songs ein sehr hohes Niveau erreichen. Für Freunde des klassischen Power-Metals, die den späteren Musical-Touch der Band nicht mögen, ist diese CD genau das Richtige, zumal die Neuveröffentlichung mit zwei sehr guten Live-Versionen von Klassikern glänzt. Auch die subjektive Gesamtwertung von...
105 / 120 Punkten = 87,5 %
...kann sich sehen lassen.

Das Review zum Nachfolger "Hall of the Mountain King" findet sich über diesen Link: https://www.musiker-board.de/reviews/532291-savatage-hall-mountain-king-1987-cd.html

Ich bedanke mich fürs Lesen und wäre über Kommentare, Anregungen etc. erfreut.

Gruß Theo.
 
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