50til50, Part 33
GRAVITY WORKS IN MYSTERIOUS WAYS
Musik hat so viel mit Mustern zu tun und eigentlich gibt es gar nicht so viele musikalische Muster in unserem Alltag. Blues folgt in aller Regel einem festen Blues-Schema. Traditionelle Volkslieder kommen zumeist mit den immer wiederkehrenden gleichen Akkordfolgen aus. Ganze Bücher ließen sich füllen mit Songs, die auf die eine oder andere Art und Weise die „Axis Progression“ (A-Dur, E-Dur, Fis-Moll, D-Dur) verwenden, und so weiter. Die andalusische Kadenz ist ebenfalls beliebt: A-Moll, G-Dur, F-Dur, E-Dur. Kennt jeder, kann jeder sofort mitsingen.
Ich wollte ein Stück schreiben, das eine Akkordfolge benutzt, die eher ungewohnt ist. Starte mit einem Moll-Akkord und gehe einen halben Ton abwärts zu einem Dur-Akkord, von C-Moll zu H-Dur. Eher ungeplant wiederholte ich dieses Muster dann eine kleine Terz tiefer: von Gis-Moll nach G-Dur. Das Ganze hatte dann gewisse Ähnlichkeiten zur andalusischen Kadenz, nämlich eine absteigende Folge von vier Akkorden, von einem Moll-Akkord zur Dominanten in Dur.
Vielleicht habe ich all das falsch ausgedrückt oder falsch verstanden oder falsch aufgeschrieben. Musiktheorie ist mysteriös.
Je öfter man eine Tonfolge hört, umso zwingender erscheint sie. Während meine Akkordfolge hier anfangs eher seltsam klang, empfand ich sie bald als absolut logisch und folgerichtig. Jetzt würde ich nichts daran ändern wollen.
Und woher kommt der Titel dieser Nummer? GRAVITY WORKS IN MYSTERIOUS WAYS? Reiner Zufall, fürchte ich. Beim Einkaufen sahen wir einen Jungen, vielleicht drei Jahre alt, aus seinem Kinderbuggy fallen, nachdem er wild darin herumgeklettert war und von seiner Mutter konsequent ignoriert wurde (ihr Handy schien wichtige Dinge zu verkünden). Meine Freundin kommentierte lediglich: „Gravity is a mystery, right?“ Und ein Songtitel war geboren.
Ich nahm meine Akkordsequenz, unterlegte sie mit zwei unterschiedlichen Samples des Amen-Breaks (noch so ein Muster, das immer wieder benutzt wird), weil meine Freundin auf Drum’n’Bass steht, und in kurzer Zeit war der Song fertig. Produktivität und Inspiration sind ebenfalls mysteriös…
GRAVITY WORKS IN MYSTERIOUS WAYS ist jetzt schon der 33. Song. Wenn ich weiter so am Ball bleibe, dann habe habe ich in 17 Wochen meine 50 Songs erreicht – und meinen 50. Geburtstag.
Hört euch den Song an. Erkennt ihr Anklänge der andalusischen Kadenz? Welche musikalischen Muster (oder Klischees?) mögt ihr? Und welche Mysterien beschäftigen euch so?
View: https://open.spotify.com/track/2e9C2hT4BbmKh3MQo9qN3q?si=ZrLya7FRTDuGcqvoFaYKOg
View: https://music.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mtSIDgGtDPRee5TSJmMdVikDE2ftg-BTU&si=aXnKRv8eJE5JBOGi
#50til50