(A-Git) Western: Saitenlage schlecht => was kostet Reparatur/Setup?

68060
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Hallo allerseits,

meine Frage erstmal in kurz:
Was kostet es eigentlich, bei einer Westerngitarre ohne vorgesehene Einstellmöglichkeit die Saitenlage zu verbessern, also womöglich den Hals komplett neu an den Korpus zu befestigen? Oder kann man das selbst machen?

Hintergrund der Frage:
Es gibt da ein Modell aus den 1950er/60er Jahren, das ich richtig toll finde und das lt. eBay funktionstüchtig so etwa 300-400 € kostet.
Das Modell taucht ganz selten mal auf dem Gebrauchtmarkt auf, neulich war es soweit und ich bin beim Verkäufer vorbeigefahren (48 km, also alleine hin eine Stunde) nachdem wir uns eigentlich schon einig waren und die Bilder nur kleine Schäden offenbarten.
Vor Ort musste ich dann feststellen, dass die Saitenlage jenseits von gut und böse und zwischen Hals und Korpus sogar schon ein Spalt sichtbar war.
Der Verkäufer wäre nochmal etwas heruntergegangen (auf 100 €), ohne Kenntnis der womöglichen Reparaturkosten habe ich aber die Finger davon gelassen. Die kleinen Reparaturen hätten vielleicht 10-20 € ausgemacht.
Ich frage mich seither: wenn mir sowas nochmal passiert, wieviel Geld sollte ich da für eine Reparatur einpreisen?
Ist das bei einer Western überhaupt von einem Amateurbastler wie mir hinzubekommen?

Danke schonmal :)
 
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Zeig doch mal die Bilder.
BDX.
 
Hallo @68060,

wenn der Winkel zwischen Hals und Korpus nicht mehr passt, ist in der Regel ein Neck-Reset fällig.
Du kannst das mal googeln. Es gibt einige Videos zu dem Thema in denen gezeigt wird, was das für eine Arbeit ist.
Die wenigen Gitattenbauer, die sicht trauen dafür Preise im Internet anzugeben, starten mit 600-700 €.
Das lohnt sich in den meisten Fällen nur bei sehr kostbaren Instrumenten - oder man hat eine emotionale Bindung.

LG, Anderl
 
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Danke für die Antwort!
Tatsächlich hatte ich eher mit 200-300 € gerechnet. Das ist natürlich dann preislich überm Limit.
Bei Gitarren die echt schön sind, toll klingen und mit 65 Jahren auch irgendwie antik (und auch wie gesagt gut 300-400 € Marktwert hätten), ist das halt richtig, richtig schade.
Aber bei dem Alter und dem starken Zug am Hals über diese lange Zeit betrifft das dann wohl irgendwann alle Instrumente.

Bilder stelle ich hier nicht rein (das sind auch einfach nciht meiner Bilder), mir gehts auch mehr um die allgemeine Natur der Frage, da (leider) sehr viele Flohmarktgitarren genau dieses Schicksal haben und mir dann immer im Kopf herumgeht, was da eigentlich der (finanzielle) Aufwand wäre, das zu richten oder richten zu lassen.
 
Ein Neck-Reset gehört tatsächlich zu den schwierigsten Reparaturen die bei Gitarren auftreten.

Den Preis dafür im Voraus zu benennen bedeutet für den Gitarrenbauer ein erhebliches Risiko.

...mir gehts auch mehr um die allgemeine Natur der Frage, da (leider) sehr viele Flohmarktgitarren genau dieses Schicksal haben und mir dann immer im Kopf herumgeht, was da eigentlich der (finanzielle) Aufwand wäre, das zu richten oder richten zu lassen.

Kaufe eine Flohmarktgitarre und probiere aus ob Du sie mit Deinen eigenen Fähigkeiten retten kannst. Ich freue mich immer sehr wenn das jemand tut - insbesondere natürlich wenn er es erfolgreich tut.

*
 
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Bei Gitarren die echt schön sind, toll klingen und mit 65 Jahren auch irgendwie antik (und auch wie gesagt gut 300-400 € Marktwert hätten), ist das halt richtig, richtig schade.
Vor einem Jahr habe ich eine fast 70 Jahre alte Gitarre von Wolfgang Hüttl in dem Gitarrenladen bei mir um die Ecke angespielt. Sie wurde vollständig restauriert - inklusive Neck-Reset. Ein tolles und wunderschönes Instrument, klanglich aber schon sehr speziell. Das darf man nicht mit Steelstrings amerikanischer Bauart vergleichen. Sie wurde damals für 1200 € angeboten, was ich angemessen fand. Sie war aber sehr lange im Geschäft.
Wenn man als Laie versucht sowas selbst zu reparieren, hat man Angst sie vollkommen kaputt zu machen. Als Freund alter Instrumente, kann man sich sie auch im unspielbaren Zustand an die Wand hängen und sich an der Optik erfreuen - mit dem Vorsatz, irgendwann genug Geld über zu haben, um es von einem Profi machen zu lassen.

LG, Anderl
 
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Danke an alle und vor allem danke für das Video! Das ist wirklich sehr interessant.
Für den Fall dass ich mal günstig eine solche Gitarre finde, würde ich mich an die Sache trauen. So wie ich das sehe ist ein großer Teil des Preises in der Arbeitszeit begründet (auch wegen in wohl vielen Fällen anfallenden Nebenarbeiten, die man dann auch noch erledigen sollte).
Es macht in jedem Fall Lust, sich mal an eine Schrottgitarre zu setzen und zu schauen ob man da was machen kann. :)
 
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Zu bedenken ist noch, dass es keinen Standard für die Hals-Body-Verbindung gibt.

Es gibt zwar schon die an sich "klassische" Dovetail-Verbindung, die dann gerade bei alten Gitarren idealerweise mit Haut-/Knochenleim gemacht ist, wo man dann - Erfahrung und ein bisschen Werkzeug vorausgesetzt - mit Dampf und Geduld und "gewusst wie und wo" durchaus verlässlich vorankommt.

Aber neben dieser "klassischen" Methode gibt's auch alles Andere! Allein, wenn anstatt von Hautleim beispielsweise ein wenig auf Wärme&Dampf reagierender Klebstoff eingesetzt wurde, oder gar Epoxidharz... dann wird es schon mal schwieriger. Und dann gibt's auch noch alle Möglichen Dübel-Verbindungen, die man von außen auch nicht sieht. Andererseits gibt's auch geschraubte Hälse (und das sogar bei hochwertigen Gitarren, z.B. Taylor), wo das dann alles ganz einfach ist.

Diese Unsicherheiten führen dazu, dass viele Gitarrenbauer von vornherein bestimmte Modelle basierend auf ihrer Erfahrung für Neck Resets ausschließen, weil Stress/Aufwand/Erfolgschancen/Preis in keinem guten Verhältnis stehen. Hier sind witzigerweise "mittelalte" Gitarren oft schwieriger als "ganz alte" - die "ganz alten" sind mangels moderner Werkstoffe oft relativ servicefreundlich, in den "mittelalten" findet man (wie in den "neuen") ganz unterschiedliche Kleber/Verbindungen.

Dies noch als kleiner add-on zu diesem spannenden Thema. Ich würde mich an sowas nicht herantrauen.
 
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Ja, vor dem womöglichen Überraschungspaket das einen erwarten kann, wurde ich inzwischen auch gewarnt.
Ich sehe es so: An einer Schrottgitarre für 10 Euro mal probieren, dagegen spricht nichts.
Rein zeitlich wäre das dieses Jahr aber ohnehin schwierig, wie gesagt, es läuft wohl eher darauf hinaus dass ich mir mit gutem Gewissen so eine Klampfe für billig mal zulegen kann, aufhängen, und wenn die Zeit und Lust da ist, mal schauen was ich hinbekomme oder nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Neck-Reset gehört tatsächlich zu den schwierigsten Reparaturen die bei Gitarren auftreten.

Den Preis dafür im Voraus zu benennen bedeutet für den Gitarrenbauer ein erhebliches Risiko.



Kaufe eine Flohmarktgitarre und probiere aus ob Du sie mit Deinen eigenen Fähigkeiten retten kannst. Ich freue mich immer sehr wenn das jemand tut - insbesondere natürlich wenn er es erfolgreich tut.

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Habe ich letzthin für nen Kumpel mit Seiner Flohmarktgitarre gemacht. Die Saitenlage war am Übergang Hals-Korpus ca. 15mm - passte also schon einiges zwischen. Der Leim hat die Verbindung nicht gehalten. Daher hat es auch "nur" ein paar gezielte Klopfer gebraucht um die Verbindung endgültig zu trennen. Etwas Material und vor allem den alten Leim abgetragen, so dass der Winkel wieder passt. Dann wieder sorgsam verbunden (und 2 Wochen aushärten lassen) Depperterweise leider keine Bilder davon gemacht. Jetzt ist die Saitenlage bei 2,5-3mm (12.-18-Bund)
Spielbar ist sie jetzt - schön klingen ist anders...
Sind aber schon mehrere Stunden (8?) insgesamt reingegangen - wenn der Profi das in der halben Zeit macht, dann sind das halt mindestens 500€...
Wenn der Hals also schon relativ lose sitzt, würde ich das wieder selber machen - ist er hingegen sehr fest, dann ließe ich davon die Finger.
Gruß Dirk
 
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Puh, ja im Prinzip sind hier schon fast alle Hemmnisse genannt, die ich bei solchen gebrauchen Instrumenten habe. Der aufgerufene Preis des Verkäufers und die zu erwartenden Reparaturkosten, ergeben in Summe oft mehr als ein vergleichbares Modell in gutem Zustand. Vielfach werden auf Kleinanzeigen diese Gitarren als "Zustand siehe Bilder" verkauft. Selbst wenn man dem Verkäufer den Straßenpreis samt Link zu einem solchen Angebot schickt, bleiben da viele bei Verhandlungen absolut uneinsichtig.
 
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Sind aber schon mehrere Stunden (8?) insgesamt reingegangen - wenn der Profi das in der halben Zeit macht, dann sind das halt mindestens 500€...

Ich finde acht Stunden schon recht sportlich. Das kann durchaus auch ein hohes vielfaches in Anspruch nehmen statt die Hälfte der Zeit.

Ich schaue bei solchen Arbeiten leider nie auf die Uhr und mache es ohnehin in vielen Etappen, die sich dann über einen recht langen Zeitraum ausdehnen.

Wenn man keine Leidenschaft dafür hat sollte man es lassen denke ich, denn der Arbeitsaufwand steht meist in keinem gesunden Verhältnis zum Wert des Instrumentes.

*
 
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naja... die Zeit die der Hals wieder mit sanfter Gewalt und viel Beipackholz gerade gedreht wurde (lag bei der E-Saite auf der Decke auf und hat sich verzogen) hab ja nicht ich, sondern die Zwingen abgearbeitet....
Die gesamte Behandlung aller Teile hat sich über ein halbes Jahr hingezogen. Jetzt ist Sie spielbar. Alleine das zählt!
Gruß Dirk
 

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