(A-Gitarre) Was macht einen guten Gitarrenlehrer aus?

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Hallo zusammen,

zu Instrumenten gibt es hier sehr viel Beratung daher dachte ich, dass ihr sicher auch das ein oder andere über guten Unterricht sagen könnt.

Kurz zu meinem Hintergrund: ich habe als Teenager ca. 3 Jahre unregelmäßig E-Gitarre gespielt. Aus Kostengründen kam Unterricht nie in Frage. In Prinzip habe ich damals nur Metallica und Megadeth Songs nachgespielt.

Ein knappes Jahrzehnt später wollte ich nun wieder mit dem Spielen anfangen. Dieses mal allerdings primär Western statt E . Auch die Art der Musik hat sich geändert (John Mayer, Clapton, Beatles). Abgesehen davon mache ich aber eigentlich das gleiche wie früher -> Songs nachspielen. Weil das allein irgendwie unbefriedigend ist, wollte ich das ganze mal professioneller angehen und mir einen Lehrer suchen. In Internet findet man natürlich viele Angebote, von günstig bis teuer alles dabei. Nun fällt es mir sehr schwer mir eine gute Schule auszusuchen. Habt ihr eventuell ein paar Tipps wie man das Thema angeht? Ich hatte bereits eine erste Probestunde und war wenig begeistert. Ich habe ausgedruckte Led Zeppelin Tabs bekommen und sollte diese üben... nichts für ungut aber das schaffe ich auch mit YouTube :)

Vielen Dank im Voraus und beste Grüße!
 
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Willkomen im Board :)
1. Qualität kostet. Was nicht bedeutet, dass jeder teure Lehrer prinzipiell entsprechend "gut" ist.

2. Im Zweifel nicht nach "Gitarrenlehrer" sondern nach "Musikschule" suchen. Ich wage mal zu behaupten, dass es auch so gut wie keine Wald-und Wiesenmusikschule ohne Gitarrenlehrer(n) gibt. Da musst du aber ggf. vorher mit dem Lehrer sprechen, ob der auch so unterrichten kann (und will), wie du es dir vorstellst - das täglich Brot von Musikschullehrern ist nunmal, bei Kindern und Jugendlichen die Basis zu legen, auf der man bei entsprechendem Talent und Engagement in Richtung Instrumentalstudium weitergehen kann - was bei der Gitarre eher klassisch angehaucht ist. Viele Lehrer können trotzdem auch um einiges "rockiger", aber das muss man eben vorher abklären. Wenn du in dem Rahmen jemanden findest hat der dafür idR. recht viel Lehrerfahrung und, was man bei Musikschulen niemals unterschätzen darf: Da gibt's idR. immer irgendwelche Projektchen und Projekte, wo man unter professioneller Anleitung mit anderen zusammenspielt, was für den persönlichen Fortschritt überaus förderlich ist ;)

3. Ein guter Lehrer bringt dir normalerweise ein funktionierendes "Grundgerüst" bei. Heißt, er lässt dich irgendwas spielen, woran er Schwächen und sonstige Baustellen erkennt und gibt dir Übungen, die darauf abzielen genau das zu verbessern. Er ist NICHT dafür da, dir Clapton und Beatles beizubringen, sondern mit dir an deiner Technik und deiner Art, an musikalische Herausforderungen heranzugehen zu arbeiten. Wenn ein Lehrer meint, bei ihm lernst du in einem Jahr diese und jene Songs deiner Lieblinge, würde ich um diesen Lehrer eher einen Bogen machen. Außer, du findest jemanden, wo du meinst "Ich will genau das können was der macht", allerdings wird man so jemanden schwer via Internetrecherche finden, sondern eher "live drüberstolpern"- und muss dann hoffen, dass dieser jemand sowohl willens als auch fähig zum Unterrichten ist.
Das Ausgedruckte Tabs in die Hand drücken nehm ich mal als Hinweis, dass er eigentlich gar kein Interesse hatte, sich deine Technik anzuschauen, Fehler auszumerzen und nach entsprechenden Übungen und Übungsstücken zu suchen, die dich als Gitarrist voranbringen. Von daher würde ich mal meinen du hast da nichts falsch eingeschätzt.

4. Nicht aufgeben^^ - Wenns passt merkt man es.

Grüße
 
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Als ehemaliger Gitarrenlehrer:

Du solltest als Schüler den Eindruck haben, dass du im Unterricht etwas lernst, das über das hinausgeht, dass du selbst in der Zeit erarbeiten kannst.
Also Rückmeldungen zu deinem Spiel, Verbesserungsvorschläge, Korrekturen (z.B. der Fingerhaltung), neue Denkansätze, etc.

Ein Lehrer sollte irgendeine Art pädagogisches Konzept haben:
Realistische Lernziele, Aufbereitete Materialien, Übestrategien etc
Hier kann man auch einfach mal fragen: "Hey, wenn ich jetzt bei dir Unterricht nehme, wie sieht denn da dein Plan aus?" Je konkreter und individueller auf dich zugeschnitten die Antwort ausfällt, umso besser.
Also z.B. sowas wie "Also deine Handhaltung ist noch ausbaufähig und deswegen fallen dir da viele Griffe und Bewegungen schwer.. das wäre der erste Ansatzpunkt um dich generell auf ein höheres Level zu heben und dann wäre es gut, wenn du zwei, drei Stücke hast, die noch zu schwer sind, die du aber umbedingt spielen willst, damit wir darauf hinarbeiten können und gucken welche Techniken wir dafür brauchen und dann setzen wir uns zusammen hin und machen uns nen Zeitplan wann wir was angehen wollen"
Das wäre deutlich besser als "Ja, ich geb dir dann ein paar Stücke und du übst die und dann sag ich dir was du noch verbessern kannst"

Der Lehrer sollte möglichst individuell auf dich eingehen:
Fragen welche Stücke/Stile du spielen möchtest, Probleme die häufiger auftreten erkennen und dir Hilfen/Übungen bereitstellen

Spaß sollte irgendwie bei rumkommen.
Du willst ja kein professioneller Musiker werden, der 12h am Tag übt, ob er Lust hat oder nicht, sondern man will ja Spaß dabei haben, auch mal lachen und vllt auch einfach mal ein paar Minuten mit einem "Profi" über Musik fachsimpeln

Ich persönlich würde schauen, dass die Leute irgendeine Art von Ausbildung haben. Musikstudium, Pädagogikstudium. Man lernt da einfach viele Konzepte kennen.
Aber nicht alle Musiker sind auch gute Lehrer...

Aber auch: Ein Lehrer muss dich erstmal kennenlernen und schauen wo du stehst. Deswegen ist so eine einzelne Stunde eher gut um so ein Gefühl für "mit der Art komm ich gut klar" zu finden, als dass man da wirklich erwarten kann, dass sofort die Lösungen vom Himmel fallen. Lernen ist ein Prozess und das dauert eben auch seine Zeit. Deswegen würde ich jetzt wegen den Led Zeppelin Tabs erstmal gar keine große Angst haben. Es kann gut sein, dass der Lehrer da einfach sehen möchte ob du damit schon klar kommst und dann mit dir Schwierigkeiten beim Einüben thematisieren möchte, etc.. Es kommt weniger auf das Material an, als auf das, was man daraus macht. Ich hab auch oft Tabs verwendet, das ist per se nicht schlecht, wenn man dahinter eben Lernziele hat.
 
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Nun fällt es mir sehr schwer mir eine gute Schule auszusuchen.
Hier ist es schwierig, passende Tips oder auch nur Meinungen zu geben. Wann ist denn eine Schule oder ein Gitarrenlehrer FÜR DICH gut? Der eine Schüler braucht mehr Druck, der andere Schüler weniger; der eine Schüler lernt eher visuell, der andere Schüler akustisch; der eine Schüler braucht Songvorschläge, der andere Schüler bringt selbst welche; … So mancher Schüler will die Noten richtig spielen können, ein anderer Schüler will Gefühle ausdrücken können, …

MIR wäre es wichtig, dass mein Lehrer vor allem didaktisch auf mich eingeht und mich fordert und fördert. Man muss sich letztlich den zu sich passenden Lehrer suchen (und da sind unpassende Versuche halt mal nicht auszuschließen). Vielleicht kannst Du Dir andere Schüler von einem bestimmten Lehrer sowohl argumentativ als auch spieltechnisch anhören? Aber was für Dich gut ist, musst Du meiner Meinung nach selbst herausfinden.
 
Heißt, er lässt dich irgendwas spielen, woran er Schwächen und sonstige Baustellen erkennt und gibt dir Übungen, die darauf abzielen genau das zu verbessern. Er ist NICHT dafür da, dir Clapton und Beatles beizubringen, sondern mit dir an deiner Technik und deiner Art, an musikalische Herausforderungen heranzugehen zu arbeiten.
Auf jeden Fall ja zum ersten Teil. :) Genau das ist das, was ein Gitarrenlehrer zu tun hat.

Beim zweiten Teil... wenn es ins Übungskonzept passt, ja warum denn nicht am Lied arbeiten, um gewisse Techniken zu lernen? Das heißt nicht, das Lied original nachzuspielen, sondern Ideen zu bekommen, wie es funktioniert.

Ich wollte besser Bendings können und üben. Da hat mein Lehrer ein Stück von Clapton rausgesucht und gesagt "daran üben wir das jetzt". Das hieß nicht, das Stück originalgetreu nachzuspielen. Aber an dem entscheidenen Part haben wir erst mal die Technik geübt, und später dann das ganze auch rhythmisch und zeitlich passend einzugliedern (entweder ich alleine mit Backing-Track oder er hat den Backing-Track quasi live gespielt). Diese Herangehensweise fand ich sehr motivierend.

Jetzt sind wir an Arpeggios mit einem Stück von Dire Straits. Auch hier wieder - es geht nicht ums originalgetreue Nachspielen des Stücks. Gezieltes Arbeiten an einzelnen Passagen, zwischendurch auch mal die Rhythmusgitarre üben um den Groove zu verinnerlichen, und dann wieder gezielt an einzelnen schwierigen Stellen arbeiten.

Dazu gehören natürlich auch ausgedruckte Noten und Tabs (bzw. bekomme ich sie als PDF). Wir übten, Pentatoniken abzuhören an BB King. Haben zusammen angefangen. Dann habe ich zu Hause weitergemacht, und eine Woche später hat er mir die Tabs geschickt, damit ich selbst prüfen kann, was mein Ohr mir sagt.

Ich stimme dir aber zu, dass das bloße Ausgeben von Tabs nicht so das richtige ist. Und es sich für den Schüler nciht gut anfühlt, dann würde ich es auch sein lassen.

MIR wäre es wichtig, dass mein Lehrer vor allem didaktisch auf mich eingeht und mich fordert und fördert. .
Genau das ist für mich das Wichtigste.

Ich kann für mich im Selbststudium NICHT vorher entscheiden, ob das Stück geeignet oder vielleicht zu schwer ist. Dann kann in Frustration enden, wenn man nicht weiterkommt. Der Gitarrenlehrer kann das aber einschätzen und die Übungen mit dem richtigen Schwierigkeitsgrad raussuchen, wenn er den Schüler einigermaßen kennt. Die Übungen sollten vom Schwierigkeitsgrad her so sein, dass ich eine Chance habe, das zu schaffen ohne frustriert aufzugeben.

Fer Gitarrenlehrer sieht, an welchen Techniken es hapert, gibt direkte Rückkopplung und kann an den schwierigen Stellen direkt arbeiten, ggf. auch mit anderen weitergehenden Übungen.

Das kann kein Youtube und kein Buch leisten.
 
Beim zweiten Teil... wenn es ins Übungskonzept passt...
Ich muss das etwas präzisieren.
Im Laufe der Jahre gab es einige "Lehrer-Threads", wo sich Schüler über die Inkompetenz ihrer Lehrer echauffiert haben, sich im Laufe des Threads aber mehr und mehr herauskristallisiert hat, dass das Problem wohl eher beim Schüler liegt, der meint wenn man Metallica spielen will dann beginnt man bei Enter Sandman und als nächstes kommt das Solo von The Unforgiven und alles andere, was der Lehrer meint was man sonst tun sollte ist doch unnütz.

Natürlich macht es schon aus alleine motivationstechnischen Gründen viel Sinn, die "Wunschstücke" mit dem Lehrer anzuschauen, schon alleine aus dem Grund, weil man die freiwillig um einiges ausgiebiger üben wird sobald es irgendwie geht. Aber eben ab dem Punkt, wenn der Lehrer meint dass das Stück vom spielerischen Fortschritt her passt. Mein Lehrer hat das damals ziemlich super gemacht, er sucht was aus, was seiner unmaßgeblichen Meinung nach gerade gut für meine Entwicklung ist und wenn ich brav bin und das halbwegs kann sucht er dafür als nächstes mit mir ein Iron Maiden Stück das er mit mir erarbeitet.
Aber abgesehen davon hat er meistens gemeint, wenn ich irgendein Wunschstück im Unterricht spielen wollte wie "Deine Eltern bezahlen mich, um dir Gitarre spielen beizubringen und genau das mach ich auch" - und im Nachhinein betrachtet bin ich ihm überaus dankbar dafür, dass er mir eben nicht meine paar damaligen Lieblingsstücke, sondern eben auch allgemein einfach (E)Gitarre spielen beigebracht hat ;)

Der Typ konnte ja auch wirklich unterrichten. Aber man muss ihn auch lassen, weil dass die Übungen und Stücke und all die sonstigen Unterlagen, die er gehabt hat und mit denen er einen am Instrument wirklich gut voran gebracht hat (als gefühlt 500. Schüler) natürlich wenig mit dem zu tun haben, welche Stücke ich eigentlich genau können wollte als ich beschlossen habe, E-Gitarre zu lernen liegt auf der Hand- aber da lohnt es sich nunmal oft, den wirklich gut fundierten und schon sehr oft in der Praxis ausgeführten "Masterplan" des Lehrers zu folgen und die eigenen Wünsche mit dem, was dieser Masterplan abwirft zu bearbeiten.

War aber zugegeben als Jugendlicher auch leichter, da ist man es ja von der Schule her gewöhnt ist "Lehrer kommt, Lehrer sagt, Schüler folgt und im Nachhinein wird's wohl schon seinen Sinn gehabt haben"^^

Grüße
 
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Hallo zusammen,

vielen Dank für die Tipps :) freue mich über jede Antwort! Bin noch auf der Suche nach einem Lehrer und habe jetzt ein paar Anhaltspunkte auf die ich achten kann.
 
Um nur einen Aspekt zu nennen: Ich denke, das Internet hat für Gitarrenlehrer die Ausgangslage völlig verändert, denn es gibt sehr viele gute Turorials. Im Grunde ein Paradies für Autodidakten. Niemand gibt gern Geld für etwas aus, dass er ja kostenlos bekommt, geschweige denn, wenn es beizeiten auch noch besser ist. Ein hochmotovierter Gitarrist wird zudem auch über Youtube massiv dazu lernen, ein gelangweilter wird auch einem realen Lehrer im Zweifel nicht zuhören.

Das alles macht es für den Lehrer extrem schwieriger, sein Aufgabenfeld sinnvoll abzustecken. Er könnte aber das Netz für sich und seinen Schüler nutzen. Es macht für einen Lehrer keinen Sinn (mehr), einen eigenen Elfenbeinturm aufzubauen, den das Netz längst aufgestellt hat. Es geht vielmehr um Betreuung: Die Lücke dürfte darin liegen, aus dem Schüler etwas herauszukitzeln, was die blanke Anschauung nicht vermag. Ihn feinzuschleifen, zu Leistungen zu motivieren, ihn aber auch zu erden. Er wird das Internet m.E. am besten mit seinem Unterricht kombinieren müssen, offensiv damit umgehen, dass auch andere (online) in der Lage sind, dem Schüler weiter zu helfen. Aber auch diese Auswahl muss neben dem eigenen Unterrichten betreut werden, der Schüler muss begreifen, dass es nicht um beliebiges Rumgedudel geht, sondern ihn als Musiker reifen zu lassen. Dann macht es Sinn, denn dann läuft der Schüler nicht in die Falle, sich zu verheddern.
 
Viele wichtige Dinge wurden oben bereits gesagt.

Was mir noch fehlt, ist, dass dein Gitarrenlehrer die Sachen, die du gerne lernen möchtest, auch selbst perfekt (oder zumindest fehlerfrei) spielen können sollte.
Ich habe leider selbst schon mehrfach die Erfahrung machen müssen, dass Gitarrenlehrer den Schülern gerne die Songs zum Spielen geben, die sie selbst gut spielen können oder die ihnen selbst besonders gut gefallen.
Wenn man als Schüler dann Wünsche äußert, was man gerne lernen würde, wird das abgeblockt oder mit dem Hinweis "Das muss ich mir selbst mal in Ruhe anschauen" auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben.

Ein guter Lehrer sollte die Sachen, die der Schüler spielen möchte, entweder sofort oder spätestens in der nächsten Unterrichtsstunde halbwegs fehlerfrei vorspielen können.
Kann er das nicht, verliert man als Schüler das Vertrauen, dass der Lehrer einem überhaupt das beibringen kann, wonach man sucht.

Das Problem findet man bei vielen "Lehrern", deren Qualifikation vor allem darin besteht, dass sie einfach schon lange spielen.
Die sind aber oft nicht in der Lage, vom Blatt zu spielen und auch nicht, sich einen unbekannten Song schnell per Tab anzueignen.

Das ist für den Schüler richtig doof, weil er dann zurecht daran zweifelt, dass der Lehrer wirklich gut genug ist, um ihm etwas beizubringen.
 
Ein guter Lehrer sollte die Sachen, die der Schüler spielen möchte, entweder sofort oder spätestens in der nächsten Unterrichtsstunde halbwegs fehlerfrei vorspielen können.
Kann er das nicht, verliert man als Schüler das Vertrauen, dass der Lehrer einem überhaupt das beibringen kann, wonach man sucht.
Das sehe ich etwas anders und nicht so verbissen. Ein Gitarrenlehrer ist auch nur ein Mensch. Der kann nicht alles einfach so können. Und wenn er ernsthaft viele, sagen wir mal 20, Schüler pro Woche unterrichtet, dann hat er einfach nicht die Zeit, jede Woche 20 neue Songs fehlerfrei einzuüben. Das tut er in der Zeit zwischen den Stunden, und diese Zeit bezahlt ihm ja keiner.

Mein Lehrer sagt klipp und klar, dass er Metal nicht kann. Das ist eine ehrliche und klare Ansage. Er ist im Blues und Swing zu Hause. Da müssen wir uns irgendwie einigen, z.B. auf diverse (Bues-)Rockmusik. Und dann finde ich es auch gut, wenn er Sachen raussucht, die er gut kann, und bei denen für mich ein Lerneffekt eintritt.

Und vielleicht ist auch die Anspruchshaltung bei einigen Schülern zu hoch. Will ich Gitarre spielen lernen, oder will ich ganz gezielt nur an ein Stück rangehen?

Für mich heißt Gitarrespielen auch, dass ich Handwerkszeug lerne. Wie spiele ich Arpeggien, Tonleitern, Akkorde und wie verbinde ich das ganze auf dem Griffbrett und noch dazu rhytmisch passend? Wie kann ich mir sowas selbst ausdenken, egal ob völlig frei, zu einem Backing Track oder direkt zu einem Stück, um dem einen neuen Ausdruck zu geben?

Besteht Gitarrenunterricht darin, einfach nur gewisse Stücke nachzuspielen, oder Musik zu machen?

Klar, das Nachspielen ist wichtig, weil man dabei eine Menge lernen kann. Ich mache das auch gern. Aber es ist bei weitem nicht das einzige, woraus der Unterricht bestehen sollte. Zumindest für mich.
 
D
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Unagemessene Ausdrucksweisen
Ein guter Lehrer sollte die Sachen, die der Schüler spielen möchte, entweder sofort oder spätestens in der nächsten Unterrichtsstunde halbwegs fehlerfrei vorspielen können.
Kann er das nicht, verliert man als Schüler das Vertrauen, dass der Lehrer einem überhaupt das beibringen kann, wonach man sucht.

Ich glaube, dass man diese Aussage noch erläutern sollte:

- Ich stimme hier was den Anfängerbereich angeht absolut zu. Übungen, kleine Lieder, Akkorde etc pp sollte ein Lehrer mehr oder minder direkt vom Blatt spielen können.

- Wenn man aber in den Bereich Studium / High End oder auch schon weiter Fortgeschrittene etc guckt, ist das eine absolute Unmöglichkeit. Irgendwann werden Stücke so anspruchsvoll, dass auch ein exzellenter Gitarrist da Wochen für braucht um sie zu spielen. Da geht es ja dann nicht nur darum die richtigen Noten zu spielen, sondern auch um Ausdruck, Timing etc.
Mein Lehrer im Musikstudium konnte einen Großteil der Stücke die ich gespielt habe nicht komplett flüssig vom Blatt spielen. Wenn du so ne Bach Cello Suite nachspielst, ist das auch einfach von der Länge her unmöglich. Das musst du auswendig lernen um es vernünftig spielen zu können.
Ab einem gewissen Niveau kommt es einfach nicht mehr auf die technischen Fähigkeiten an, sondern auf das Verständnis.
Selbst ein machbares Stück wie Recuerdos de la Alhambra: Ich brauche nicht das ganze Stück spielen können um meinem Schüler zu sagen, dass sein Tremolo unsauber ist. Es reicht, wenn ich die Technik verstehe und weiß wie ich jemandem das beibringen kann. Ich hab mal irgendwann Tremolo mit 14 Anschlägen in der Sekunde gespielt. Kann ich nicht mehr, weil ich das nicht regelmäßig übe. Ich kann es aber jemandem beibringen, der die Muße hat, das mehrere Stunden am Tag zu üben.

Ein alter Meisterschmied kann einen anderen Schmied ausbilden auch wenn er den Hammer nicht mehr anheben kann.
Ein entsprechend ausgebildeter Trainer kann einen 100m Sprinter "unterrichten", auch wenn er nicht selbst die 100m in unter 10 Sekunden laufen kann.
Mein Klavierlehrer hat bei seiner Klavierlehrerin Akkordeonspielen gelernt. Seine Worte bleiben mir im seit Jahren im Kopf: "Sie sagte, sie könne gar kein Akkordeon spielen, aber ich sagte: Du verstehst die Musik"

Wissen ist wesentlich wichtiger als dass man es selbst umsetzen kann.
Natürlich hilft einem die eigene Umsetzung enorm beim Gewiss des Wissens ;-)
 

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