AKG D112 in/an der Bassdrum

  • Ersteller Kreuselhaar
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Hallöchen,

das D112 ist ganz simpel ein professionelles Arbeitsgerät mit spezifischen Vor- und Nachteilen, wie jedes andere Arbeitsgerät auch.

Das D112 hat einen charakteristischen Frequenzgang mit starker Anhebung des oberen Bassbereichs mit Peak bei knapp über 100Hz auf Distanz und knapp unter 100Hz bei Nahbesprechung. Ich kenne niemanden, der hier von tiefen Mitten sprechen würde, die nach üblicher Definition frühestens eine Oktave höher beginnen.

Gibt die Anlage das her, spricht nichts dagegen unterhalb des Basspeaks per Low-Shelf kräftig anzuheben, dazu reicht ein beherzter Rechtsdreh, damit wird breitbandig zwischen 30 und 100 Hz eine satte Überhöhung geschaffen. Nicht unbedingt sehr präzise, aber sehr druckvoll.
Ist eine Anlage im Bass unzureichend leistungsfähig, entlastet der relativ hochliegende Peak des D112 die Anlage und lässt noch Raum für andere tiefgehende Instrumente.
In Zeiten digitaler Pulte und Filtermöglichkeiten sollte wirklich ausreichend Raum für die eigene Kreativität vorhanden sein.
Man sieht, man kann der Charakteristik des D112 durchaus Nutzwert zugestehen.

Dazu kommt eine breite Präsenzanhebung zwischen 1,5 und 6kHz mit Peak bei ca. 3,3kHz und eine leichte Brillanzanhebung mit Peak bei 11kHz. Die Auflösung ab der Brillanz ist eher bescheiden, aber ausreichend konturiert – immerhin wurde und wird es auch häufig an tiefen Bläsern verwendet.
Durch diesen starken Eigencharakter ist das D112 sicher nicht so vielseitig und flexibel wie andere, neutralere Mikrofone, zu denen das Beta 91 aber nun auch nicht wirklich gehört.

Ich habe umfangreiche Erfahrungen mit dem D112 gemacht, auch unter schwierigen Festivalbedingungen mit schnellen Bandwechseln und hatte nie Probleme, mit der ersten Positionierung zumindest eine solide Arbeitsbasis zu erhalten. Das deckt sich im wesentlichen mit den Erfahrungen aller mir bekannter Kollegen.
Es ist sicherlich nicht mein Wunschmikrofon, wenn ich die Auswahl habe, aber das ist das Beta 91 genauso wenig. Beides sind professionelle Arbeitsgeräte, mit denen ich gut vertraut bin und folglich auch damit arbeiten kann und als professionell Tätiger auch arbeiten können muss.

Warum früher Bassdrums mittig gemischt hätten werden müssen, verschließt sich meinem Verständnis und widerspricht meiner gesamten Berufspraxis.
Mir ist kein einziges Beispiel bekannt, wo versucht worden wäre, eine Bassdrum live höher als 120Hz zu positionieren, ganz zu schweigen von Frequenzbereichen im Stimmbereich bis 500Hz. Es gäbe wohl auch keinerlei sinnvolle Erklärung für solche Absichten.
Spätestens seit Anfang der Achtziger Jahre stand im professionellen Bereich nach meiner Erfahrung grundsätzlich mehr als genug Tiefgang und Bassdruck zur Verfügung um eine Bassdrum dort zu positionieren, wo sie auch hingehört, nämlich im Bass.

Im Gegenteil stelle ich sogar immer wieder fest, das heutzutage das Bass-Mitten-Kräfteverhältnis im hier fürs Board wichtigen Sektor teilweise eher weiter in Richtung Mitten kippt und die nutzbaren unteren Grenzfrequenzen nach oben rutschen. Man sehe sich als Beispiel nur mal das Übertragungsverhalten eines RCF 4PRO 8003-AS oder des NX S25 an.

Abschließend noch kurz OT:
Ich möchte mich ausdrücklich für die immer ausgesprochen kompetente und zurückhaltende Arbeit der Moderatoren bedanken, die nach meinem Empfinden nur da eingreifen, wo es bitter nötig ist und dabei immer das eigene Ego weit zurückstellen. Vielen Dank!

Schöne Grüße, Deschek
 
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irgendwie erinnert mich das an Buddelkastenstreitereien aus der Liga ...
Kind A - Ich will nicht mit dem blauen Förmchen spielen
Kind B - Du mußt aber mit dem blauen Förmen spielen können
Kind A - Lass mir doch meine Meinung, daß ich damit nicht spielen will
Kind B - Ach wir sind alle blöd, die mit den blauen Förmchen spielen
Kind A - Nein seit ihr nicht, aber ich will nicht
Erziehungstante - wenn ihr jetzt nicht aufhört eure Meinung zu äußern, wird die Tür zu gemacht
...

So um mal den Mythos ein bissl zu relativieren ... ich mal die Rider der frühen 90er durchgeschaut:
- 80% fordern z.Bsp. EV RE20/PL20 (beide identisch bis auf Farbe ;))
- 30% fordern z.Bsp. AKG D-112
- 10% fordern z.Bsp. Peavey PVM-520i
- auf einem Rider tauchte sogar das SM-58 auf :eek:
- 40% NoGo AKG D-112
- 10% NoGo Peavey PVM-520i
nicht wundern, daß da keine 100% rauskommen ... Mehrfachnennungen waren damals auch schon üblich :rolleyes:
Oft standen auch gar keine Go's und NoGo's auf den Listen.

So und nun zerfleddert Euch weiter und treibt weitere Leute zum Verlassen des Boards :(

grüße, humi

PS: livebox was soll der unkommentierte Link zu einem nicht öffentlich einsehbaren Subforum :gruebel:
 
Okay, der Kommentar mit der Metal Bass Drum bezog sich auf den Livebericht von Bassblech.

deschek hat sehr gut die Eigenschaften des d112 erklärt, die ich mag und praktisch finde. sehr gut geschrieben:great:
Durch eine relativ starke Absenkung bei 200Hz(9-12dB) und einer leichten Bassanhebung(3dB) erhalte ich bei meiner Bass Drum und meiner Positionierung diesen sehr druckvollen Sound der mir übertrieben gesagt die Boxen durchhaut(natürlich tut es das nicht mal Ansatzweise). Dies war sozusagen eine Metapher bzw. Hyperbel für die Lyriker unter euch. Übrigens: die Spektrum Analyse zeigt eindeutig, dass der Schub bei mir um 60-80Hz kommt, also nichts mit Tiefmitten und null Schub!

Wir können also das Thema abschließen mit der Feststellung, dass alles seine Daseinsberechtigung hat und immer vom geschmack, Equipment etc. abhängig ist(die ganzen Standart-Floskeln eben).
Das Thema kann also geschlossen werden, um weiteres Ausarten in lächerliche Richtungen, in die es gerade unübersehbar geht, vorzubeugen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Thema geschlossen auf Wunsch des Threaderstellers. Das Für und Wider des D112 und auch das Drumherum wurde hier jetzt wirklich ausführlich besprochen.

Eine Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen:
es ist immer wieder verwunderlich wie wegen eines popeligen Mikrofons, egal ob AKG D112 oder Shure SM58 die Emotionen hochkochen. Manchmal ertappe ich mich sogar (fast) selber dabei. :redface:
Das ist sehr ärgerlich und unnötig wie ein Kropf. Es handelt sich hier um musiker-alltägliche Gebrauchsartikel, um ein Stück Blech, Kupfer und Plastik und um sonst eigentlich nichts. Ich bitte alle Beteiligten, dies zukünftig nicht aus den Augen zu verlieren.

Ich wünsche euch allen einen schönen Tag und noch aufregende Diskussionen um "tatsächliche" Probleme
Harry
 
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