Servus,
Ich will mich mal langsam etwas weiterbilden und über das Klimperdasein hinausgehen. Mein Lehrer hat mir mal die Aufgabe gestellt mal einfach Alle meine Entchen zu nehmen, und es umarrangieren. Problem: Er hat mir zwar gesagt es sei auf dem C-Dur I-II-IV-Schema aufgebaut, doch wie soll ich das nun raushören können?
Ich hab ihm mal meine Version gezeigt die falsch war, auf die Frage wie ich das lernen könne wusse er keine Antwort, hättet ihr eine?
Danke für jede Hilfe
Also, zuerst muß ich sagen, daß dein Lehrer wohl das II-V-I-Schema gemeint haben wird. Oder er war noch bei der Klassischen Kadenz, die da ist I-IV-V-I, also Tonika - Subdominante - Dominante - Tonika.
Um zu verstehen, wie man Akkorde zu den Tönen setzt, mußt du den Zusammenhang zwischen beiden ermitteln, erkennen und auswendig lernen - wobei ich mit auswendig lernen das automatisierte Spielen des Instrumentes meine.
Als Grundakkorde muß man erst die drei Hauptstufen lernen, die da sind:
Tonika = I. Stufe
Subdominante = IV. Stufe
Dominante = V. Stufe
Die Stufen leiten sich von der Stellung in der Tonleiter ab, als Beispiel nehme ich jetzt mal C-Dur, zugleich muß man sich den zugehörenden Akkord merken, der sich aber aus der STRUKTUR der Tonleiter immer ableiten läßt.
Diese Struktur ist bei allen Tonarten gleich!!!!! - es ändern sich nur die einzelnen Töne, nicht jedoch die Tonabstände - OKAY?!?
C = I. Stufe - Dur-Akkord (C-E-G)
D = II. Stufe - Moll-Akkord (D-F-A)
E = III. Stufe - Moll-Akkord (E-G-H)
F = IV. Stufe - Dur-Akkord (F-A-C)
G = V. Stufe - Dur-Akkord (G-H-D)
A = VI. Stufe - Moll-Akkord (A-C-E)
H = VII. Stufe - verminderter Akkord, der gehört auch zur Moll-Gruppe, hat jedoch eine verminderte Quinte.
Wenn du dir die Struktur genauer anschaust, erkennst du, daß es 3 Dur- und 3 Moll-Akkorde gibt. Auf der VII. Stufe ergibt sich ein besonderer Akkord, der symmetrisch aufgebaut ist.
Zusätzlich brauchen wir die Funktion eines Dominantseptakkordes (Dom7), das ist der Akkord auf der V. Stufe, der um eine weitere Terz, nämlich der Septime, erweitert ist. Dieser Akkord hat den größten Spannungscharakter und leitet immer weiter. Er ist also 4-stimmig, die Töne bei G7 (der Dominante zu C) sind folglich: G-H-D-F
Sind die korrekten Töne erst einmal ermittelt, kannst du die Töne in eine beliebige Reihenfolge bringen, ohne daß sich der Akkord ändert, also kann C-Dur z.B.
C-E-G sein oder E-C-G oder G-E-C oder... - du weißt schon.
Wir brauchen für dein Beispiel erstmal die drei Dur-Akkorde (mit dem Dom7) und bauen nun eine Liste:
Melodieton:........passende Akkorde:
-----------------------------------------
C.....................C-Dur (C-E-G-) oder F-Dur (F-A-C)
D.....................G-Dur (G-H-D) oder G-Dur7* (G-H-D-F)
E.....................C-Dur (C-E-G)
F.....................F-Dur (F-A-C) oder G-Dur7 (G-H-D-F)*
G.....................G-Dur, G-Dur7 oder C-Dur
A.....................F-Dur
H.....................G-Dur oder G-Dur7
* Nach dem G-Dur7 muß dann ein C-Dur folgen, das geht nur, wenn die Melodie das zuläßt! Frage dich also, ob der darauffolgende Akkord ein C-Dur sein kann.
Du siehst, es kann bei einzelnen Melodietönen nur EINEN korrekten Akkord geben.
Allerdings muß klar sein, daß der entsprechende Melodieton auf einer SCHWEREN Zählzeit liegen muß. Schwer ist z.B. die 1, leicht (meist) die 2 oder (immer) die 4+ (4-und).
So sollte es dir leicht möglich sein, die richtigen Akkorde selbst zu ermitteln. Stehen bei einem Melodieton zwei Akkorde zur Verfügung, schaust du, was der nächste Akkord ist, und dann versuchst du, den anderen passenden Akkord davor zu setzen, also z.B. beim Melodieton G könntest du G-Dur oder C-Dur spielen, nach diesem Melodieton folgt aber ein Melodieton, der nur C-Dur als richtigen Akkord gelten läßt. Nun ist klar, der richtige Akkord muß G bzw. G-Dur7 sein, klar? Probiere das mal etwas aus, dann wirst du das Hören von alleine ganz automatisch lernen.
Wenn du dir mal den Quintenzirkel (nachschlagen) anschaust, erkennst du, daß diese 3 Akkorde direkt nebeneinander stehen, wobei C in der Mitte, F links und G rechts steht.
Eine harmonische Bewegung entgegen dem Uhrzeigersinn nennt man QUINTFALL, so z.B. die Bewegung von G nach C, ebenso die Bewegung von C nach F, oder weiter, von A nach D, von H nach E, von Eb nach Ab usw. Was zählt, ist die RICHTUNG.
Immer, wenn eine direkte Rechtsbewegung im Quintenzirkel erfolgt, kannst du den ersten Akkord um eine kleine Septime erweitern und so einen Dom7-Akkord bauen, der verstärkt weiterleitet.
Wenn du mit einer II-V-I-Verbindung spielen sollst, mußt du die obige Tabelle um die Moll-Akkorde erweitern. Darfst du selbst tun, damit du was lernst.
Bei der II-V-I-Verbindung wird die Dominante ihrerseits um eine Quasi-Dominante erweitert. Quasi-Dominante deshalb, weil die II. Stufe ja ein Moll-Akkord ist, wie aus obiger Tabelle (und den "erlaubten" Tönen der Dur-Tonleiter, die wir ja als Ausgangspunkt genommen haben und aus denen die Melodie besteht) hervorgeht.
Das ist genauso einfach wie mit der einfachen Dominante, die II. Stufe wird einfach vor eine Dominante gesetzt, jedoch auf einer leichten Zählzeit.
Du wirst feststellen, daß du dann den Melodieton unberücksichtigt lassen kannst, selbst wenn der nicht zu dem Akkord der II. Stufe passen sollte - hier überwiegt der harmonische Kontext, nämlich der Quintfall, und der Melodieton verhält sich als Durchgangsnote, er hat also erstmal keinerlei harmonische Bedeutung.
Bsp.
Häns-chen klein ging all-ein, in die ...
C...................- Dm - G7 - ...C - G7 - ...
I....................- II ...- V7 -....I - ..........
Violá! II - V(7) - I, wobei die V in diesem Zusammenhang logischerweise immer mit der kleinen 7 gespielt werden kann. Die II. Stufe kann hier auch auf der schweren Zählzeit, also hier der 1, liegen, weil der Melodieton hier sogar in der II. Stufe enthalten ist.
Übrigens kannst du hier die II. mit der IV. Stufe tauschen, das nennt sich dann Mediantik, und MaBa hat da schon weiter ober was zu geschrieben.
Ich hoffe mal, das Beispiel macht es etwas klarer.