Alterierter Akkord: wie spielt ihr G7alt?

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Piano-Gregor
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Mal eine Frage an die Jazzer. Wie würdet ihr in diesem Zusammehang den alterierten G7 spielen:

| Cm7 | Dm7b5 G7alt| Cm7 | G7 alt |

Ich hab das jetzt so gelöst, dass ich den Grundton G mit dem dritten Finger als Terzbass spiele und mit dem zweiten Finger dazu den Db7 Akkord. Geht das eleganter, schöner, wohlklingender?

Gregor
 
Eigenschaft
 
Hallo Gregor,

(ich wage mich wieder einmal an ein „heißes Thema“ heran ;) )

Was in der KONKRETEN Situation beim G7alt am besten klingt, hängt von vielerlei Faktoren ab (Melodie, harmonische Komplexität der Akkorde des Stückes insgesamt, konkrete Schaltungen/Einstellungen am Akkordeon, betont/unbetont, etc.), ich habe dazu bereits ausführlich geschrieben (siehe: https://www.musiker-board.de/spielt...rde-mit-stradella-bass-mii-2.html#post5467673, bzw. https://www.musiker-board.de/spielt...rde-mit-stradella-bass-mii-2.html#post5900388 ).

An „theoretischen“ Möglichkeiten gäbe es einige: „7alt“ bedeutet in Jazz-Notation ja nur, dass die Quint (und/oder die Extensions vor allem 9 und 13) alteriert (b/#) klingen sollen/können, auch eine un-alterierte 9, (ev.11), oder 13 ist möglich. Und da 7#5 und 7#9 am Stradellabass (alleine) nicht verfügbar sind, bleibt also eher nur der von dir bezeichnete 7b5 oder eventuell eine der beiden 7b9-“Annäherungen“ (über Grundbass oder Terzbass). Und unter Weglassung musiktheoretischer „Feinheiten“ (aber was interessieren die einen Jazzer :cool: ) gibt es dann noch jede Menge Griffkombinationen, wie zB:
mit f7 (als 9/#5), oder fd (als b9)
mit es7 (als b5/#5), oder es (als #5/#9)
mit b/m/7/d (als #9/...)
mit asm (als b9/#5) oder asd (als b9)
mit ces7 bzw. h7 (als 9/#5)
und viele andere, vor allem mit 11... (über c/m/7/d; oder as, oder f/m, ...)...

… oft klingt aber der un-alterierte, „normale“ 7 am Stradellabass trotzdem noch am besten (vor allem wenn dessen Quint fehlt, also 1-3-b7 geschaltet ist), oder der 9 (zB mit dm), und wenn die Alteration eigentlich in der Melodie (betont) schon vorhanden ist...

Interessant finde ich deine Griffweise mit dem 3. Finger am Terzbass-G... ich habe auch lange Finger, aber ich benutze dazu eher den 4., manchmal 5. Finger. Hängt auch davon ab, wie du den Cm7 davor spielst (über Grundbass C oder Terzbass C)...

Also, leider keine eindeutige Antwort, aber viele Möglichkeiten – finde durch herumprobieren heraus, was konkret auf deinem Akkordeon am besten klingt, bzw. am einfachsten zu greifen ist. Ich darf wieder einmal auf die ausgezeichneten methodischen Unterlagen von Klaus Paier zum Thema verweisen, siehe: http://www.klaus-paier.com/sheetmusic.htm

lg,
walter


nachträgliche Anfügung:

Noch eine weitere „Entscheidungshilfe“ gäbe es: da es sich um eine moll-Harmoniefolge handelt, ist diesfalls der 7b9 natürlich ein heißer Kandidat, aber nicht unbedingt, weil es u.a. auch auf die zugrunde liegende moll ankommt – die „9“ im dom7 entspricht skalenmäßig der „6“ der zugrunde liegenden moll-Tonleiter (bei natürlich / harmonisch / phrygisch moll grundsätzlich b9 ja; bei melodisch / dorisch moll daher Vorsicht, etc...); auch der 7b13 ist ein heißer Kandidat – weil die „b13“ (eigentlich b6) entspricht der moll-Terz des Grundtones... aber dies sind nur „Richtwerte“!

Zu beachten wäre dabei, dass sich eine mögliche #5 aus der Betrachtung als b13 (oder b6) ergeben könnte, und eine b5 aus #11, weshalb dann auch eine un-alterierte 5 zulässig wäre...

Ein weiterer Aspekt ist die „hinter“ dem (dom)7alt liegende Skala (im Jazz nicht ganz unwesentlich!):
Ganzton (b5, #5, 9),
harmonisch-moll (5, #5, b9),
melodisch-moll (5, #5, 9), ...

Also, ausprobieren...!
 
Zuletzt bearbeitet:
… oft klingt aber der un-alterierte, „normale“ 7 am Stradellabass trotzdem noch am besten (vor allem wenn dessen Quint fehlt, also 1-3-b7 geschaltet ist)

Stimmt, das hatte ich gar nicht realisiert dass die Quint fehlt. Ich hab seit einigen Wochen wieder Unterricht für Jazzpiano, und eine der Erkenntisse von dort ist, dass die alterierte Skala in der rechten Hand zum improvisieren einfach nicht zum Standardvoicing von G7/9 passt. Auf dem Akkordeon aber schon.

Gregor
 
...dass die alterierte Skala in der rechten Hand zum improvisieren einfach nicht zum Standardvoicing von G7/9 passt. Auf dem Akkordeon aber schon.

Achtung: Bezüglich G7 trifft dies vollinhaltlich immer dann zu, wenn es sich um quintlos geschaltete Bassakkorde handelt (es gibt auch andere!), hinsichtlich der Erweiterung mit /9 wäre aber schon Vorsicht angebracht, weil die None oft selbst alteriert wird! Verweis auf: http://en.wikipedia.org/wiki/Altered_chord#Jazz

Dieser Gedankengang (LH+RH) erweitert das Thema Alterierung („wie spielt ihr G7alt“) direkt auf Polychords (bitonale Akkorde, upper structures). In einer Unterlage zu seinem Jazz-Workshop hat Frank Marocco (einer der absolut Größten des Jazz-Akkordeons) einem G7 verschiedene Akkorde (RH) aufgesetzt (siehe unten Auszug „FM_Polychords.bmp“), woraus sich dann einfach die sich ergebenden „Alterierungen“ des G7 ableiten lassen; zB: G7 (LH, als 1-3-b7) mit Es-Dur Akkord (RH) ergibt „insgesamt“ klingend G7/#5/#9 (bzw. G7/#9/b13). Die knappe Darstellung lässt sich auf viele andere Akkorde in der RH (Dreiklänge, Vierklänge, eventuell in der RH selbst alterierte, etc...) erweitern, woraus sich dann wieder entsprechende Alterierungen des Gesamtklanges ergeben, zB mit RH: H7/d, E/m/d, A/m, Dm, Gm/d, C/m/7/d, F7/d, B/m/7/d, Es/7, Asm/d, Des/m/d...

Es wäre noch anzumerken, dass einer Alterierung vielerlei unterschiedliche Absichten zugrunde liegen (nicht bloß die eigenständige Modifizierung eines „Jazz“Akkords aus Klanggründen), wie zB: Probleme der Stimmführung (chromatische Verbindungen, Durchgänge, zusätzliche Leittöne, Strebetöne,...), Bewegungsrichtung / Strebewirkung, Spannungsgehalt, Ausweichung / Rückung / Modulation, etc.

Daraus ergibt sich, dass es nicht „die eine“ Antwort auf „7alt“ geben kann, sondern eben viele unterschiedliche. Unten habe ich einen themenrelevanten Auszug aus dem oben bezeichneten Workshop angefügt (FM_Altered Scales.bmp).

Und abschließend verweise ich noch auf die alterierten „dominant 7th scales“ in Klaus Paier's exzellentem „The Jazz Accordion Book“ (http://www.klaus-paier.com/sheetmusic.htm), Seite 20, die mit Bezug auf die jeweils dahinter liegende Skala unterschiedliche Alterierungen ergeben.

Eine „vollständig“ alterierte Skala wird in http://en.wikipedia.org/wiki/Jazz_scale#Altered_dominant_scale behandelt.

Am besten dürfte das Thema allerdings von der knappen Beschreibung des „7alt-(Jazz)Akkords“ im Tabellenteil des inhaltsreichen „Lexikon der Harmonielehre“ (von Reinhard Amon, 2005, Seite 336) erfasst werden: „Zum Grundakkord kommen je nach Stil und Klangempfinden die möglichen Tensions der alterierten Skala“. Besser kann man es vermutlich nicht ausdrücken!

lg,
Walter
 

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Am besten dürfte das Thema allerdings von der knappen Beschreibung des "7alt-(Jazz)Akkords" im Tabellenteil des inhaltsreichen "Lexikon der Harmonielehre" (von Reinhard Amon, 2005, Seite 336) erfasst werden: "Zum Grundakkord kommen je nach Stil und Klangempfinden die möglichen Tensions der alterierten Skala". Besser kann man es vermutlich nicht ausdrücken!

Da tappt das von mir ansonsten sehr geschätzte Buch von Amon leider im Dunkeln. Die Alterierte Skala gibt beim besten Willen keinen Dur Dreiklang auf der I Stufe her. Der "Grundklang" von C7alt. ist vielmehr c e bb. Der Dreiklang auf der I Stufen hingegen ist ein Verminderter!
 
Hallo,

ich bitte darum, allgemeine musiktheoretische Fragen im entsprechenden Subforum weiterzuführen und sich hier auf die akkordeonspezifischen Fragen zu beschränken. Danke!
 
Die Alterierte Skala gibt beim besten Willen keinen Dur Dreiklang auf der I Stufe her. Der "Grundklang" von C7alt. ist vielmehr c e bb.

Auf Wil_Rikers Zustimmung hoffend, möchte ich zur Vermeidung von Missverständnissen nur kurz und theorie-abschließend ausführen, dass da wohl nur eine "ungünstige Wortwahl" vorliegt. Für mich steht außer Frage, dass in Amon mit dem Wort "Grundakkord" nur genau der von dir bezeichnete "Grundklang" (dom7) gemeint sein kann und nicht der Dur Dreiklang auf Stufe I (Tonika). Für weitere Diskussion gerne im Musiktheorie-Forum / Harmonielehre...

lg,
Walter
 
Sorry Wil - mein Fehler.




Für das C7alt. Voicing auf dem Akkordeon mit Stradella Bass hätte ich folgenden Vorschlag:

stradella.jpg

Wobei ich als Nicht-Akkordeon-Spieler nicht weiß in welcher Oktave das "Ais" erklingt. Läge es relativ hoch, würde der rote Doppelgriff von "Ais" und "C#m" zumindest die Klangfarbe C7b9b13 erzeugen. Das grüne "His" wäre dabei der Grundton.

Eine Alternative wäre:

stradella2.jpg

Auch hier wieder weiß ich nicht wie tief das Terzbass "e" erklingt. Roter Doppelgriff "e" und "ebm" ergibt C7#9(#11) mit grünem "C" als Grundton.

Da beide Varianten Drop2 Voicings sind, ist die Möglichkeit dass es klingt nicht allzu abwegig.


PS
Hi EgoMe,
ganz kurz noch. Habe Deine Antwort gerade gelesen. Amon schreibt LEIDER c e g als Grundklang und das ist definitiv FALSCH!
 

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Wobei ich als Nicht-Akkordeon-Spieler nicht weiß in welcher Oktave das "Ais" erklingt. Läge es relativ hoch, würde ...
Eine Alternative wäre:
Auch hier wieder weiß ich nicht wie tief das Terzbass "e" erklingt.
PS
Amon schreibt LEIDER c e g als Grundklang und das ist definitiv FALSCH!

Tja, mit der Frage der Lage der Töne (Grundschaltung, unterschiedlicher Oktavumbruch, gewählte Registerschaltung, Einzelton versus Akkordtöne) sind wir genau im spezifischen Problem des Stradellabasses, der ja nur bestimmte FIXE Schaltungen (und Umkehrungen) vorgibt und praktisch keinerlei Beeinflussung zulässt. Damit muss man eben aus dem "Wenigen" auswählen, das man hat, und - erforderlichenfalls - das Beste daraus machen. Die von dir genutzte Bass-Schablone gibt die Problematik leider in keiner Weise wieder. Deine Vorschläge wurden übrigens weiter unten, soweit akkordeon-technisch machbar, unter einigen anderen schon behandelt.

... und zum Amon: bitte nocheinmal durchlesen, das "b" wird dort ausdrücklich auch angeführt, sodass man eigentlich zum richtigen Schluss kommen kann, wenn auch - zugegeben - nicht lupenrein formuliert wurde, und unter der Kapitelüberschrift "Sonderformen" dürfte Amon wohl kaum einen "stinknormalen" Dur-Grundakkord in Tonika-Position gemeint haben. Jedenfalls deckt der angeführte Kernsatz für mich die in diesem Faden konkret angesprochene Problematik bestens ab.

lg,
Walter
 
An "theoretischen" Möglichkeiten gäbe es einige: "7alt" bedeutet in Jazz-Notation ja nur, dass die Quint (und/oder die Extensions vor allem 9 und 13) alteriert (b/#) klingen sollen/können, auch eine un-alterierte 9, (ev.11), oder 13 ist möglich.
"7alt" bedeutet in Jazz-Notation dass die Tensions alteriert klingen MÜSSEN! Große None und große Tredezime sind nicht möglich und Tension 11 gibt es sowieso definitiv nicht bei Dom.Sept Akkorden.

Und da 7#5 und 7#9 am Stradellabass (alleine) nicht verfügbar sind, bleibt also eher nur der von dir bezeichnete 7b5 oder eventuell eine der beiden 7b9-"Annäherungen" (über Grundbass oder Terzbass). Und unter Weglassung musiktheoretischer "Feinheiten" (aber was interessieren die einen Jazzer :cool: ) gibt es dann noch jede Menge Griffkombinationen, wie zB:
mit f7 (als 9/#5), oder fd (als b9)
mit es7 (als b5/#5), oder es (als #5/#9)
mit b/m/7/d (als #9/...)
mit asm (als b9/#5) oder asd (als b9)
mit ces7 bzw. h7 (als 9/#5)
und viele andere, vor allem mit 11... (über c/m/7/d; oder as, oder f/m, ...)...
Wenn und unter Musiktheoretischen Feinheiten das Weglassen der Guidetones verstehst ist das Resultat auf jeden Fall unvollständig. B7 (h7) geht schon mal gar nicht. Wo ist denn nun meine Variante in Deiner Liste? Ich hätte schon gerne mal gewusst ob meine beiden Varianten möglich sind. Immerhin enthalten sie die Guidetones und wesentliche Merkmale der Alterierten Skala.


Bezüglich Amon:
Er schreibt auf Seite 336 WORTWÖRTLICH: c -e - g + ev. b, des, es, fis, as;
Das ist auf jeden Fall falsch! Das g gehört da nicht rein!
 
Erst einmal vielen Dank für eure ausführlichen Antworten und die Mühe, die ihr dafür aufgewendet habt. Aber musiktheoretisch ist mir das alles bekannt, auch die alterierte Skala, Akkordtöne, Voicings auf dem Klavier usw. Ich wollte wirklich einfach nur wissen, wie ein routinierter Jazzer das auf dem Stradellabass greifen würde in diesem Zusammenhang. Der Song ist übrigens Sugar von Stanley Turrentine.

Gregor
 
Hi Piano-Gregor,

leider erhielt ich auf meine Anfrage, ob die von mir geposteten Voicings klingen, noch keine Antwort. Könntest Du das bitte für mich verifizieren? (Mein Post Nr.9) Danke.

Zu Turrentine´s "Sugar" wäre zu sagen, dass die Changes auch gerne so gespielt werden:

|| Cm6 Am7b5 | D7alt. G7sus | Cm6 | G7alt. |

Nun eine weitere Frage an Dich. Wie spielst Du eigentlich einen m7b5 (MollSiebenBeFünf) Akkord auf Deinem Akkordeon?
 
Hallo CUDO II & alle am Faden Interessierte,

Ich hoffe auf Zustimmung von Wil_Riker, aber ich denke doch, dass es im Interesse der Akkordeon-Gemeinde liegt, die kürzlich geschaffene (Begriffs- oder doch Inhalts?-)Verwirrung – auch hinsichtlich der Griff-Kommentare - aufzuklären. Ich wüsste nicht, wie dies anders als durch einen weiteren Kommentar möglich sein könnte?

Ich bin wohl zu wenig „thematisch voreingenommen“ um Cudos zahlreichen Einschränkungen einer – für mich - doch vollkommen klaren Thematik zustimmen zu können. Für mich bedeutet Jazz „Freiheit“ von althergebrachten Beschränkungen (obwohl man sie natürlich verstehen sollte!) und Konzentration auf das Klangergebnis. Und Freiheit bedeutet nun auch, dass nicht alles so perfekt ist, wie es die „traditionelle“ Theorie eben haben möchte; auch hatte ich nicht vor eine wissenschaftliche Arbeit über das Thema zu schreiben, sondern einfach ein paar kurz erläuterte Praxis(griff)tipps zum Ausprobieren am Stradellabass-AKKORDEON zu geben. Cudo sollte vor allem auch die Problematik des Stradellabasses vollständig verstehen, um zutreffend kommentieren zu können – siehe die „relevanten Konstruktionsprinzipien“ in meinem Beitrag unter https://www.musiker-board.de/spielt...rde-mit-stradella-bass-mii-2.html#post5467673 . Auch der Stradellabass ist (musiktheoretisch) unvollkommen. Daraus muss man trotzdem etwas Sinnvolles machen wollen, und das funktioniert (mit gutem Willen, und unter Weglassung von Perfektionismusstreben), wenn auch nur nach oftmals einigem Herumprobieren! Wie perfekt das denn auch möglich ist, zeigt u.a. ein sehr jazziger Klaus Paier!

Zu Cudos vielen (für mich „trotzdem“ willkommenen) Anmerkungen von jüngst:

NIEMAND schreibt vor, dass Tensions beim jazz-notierten 7alt, und dann gleich ALLE auf einmal, alteriert klingen MÜSSEN („alt“ ist kein fixer sondern ein situationsabhängig SEHR flexibler Begriff – da ist sich die Jazztheorie doch eigentlich einig)! Und da wir hier unter dem Blickwinkel der Beschränkungen des Stradellabasses diskutieren, kann auch die 11 (wenn auch eigentlich die sus4 gemeint wäre) selbstverständlich vorhanden sein, wenn sie denn passt (siehe zB das bekannte „Maiden Voyage“ von Herbie Hancock). Allerdings gebe ich dir Recht, Vivaldi, Haydn, oder Beethoven haben sie nicht verwendet, vielleicht aber Mozart, Chopin, Rachmanninov, Sibelius & Co (obwohl ich mir da nicht so sicher bin, werde mal in Amon & Co recherchieren...).

Auch interessant festzuhalten, dass du aktuell in deiner Aufforderung an Piano-Gregor zu Turrentine´s "Sugar" selbst den 7sus4 erwähnst...

Zitat: <Bezüglich Amon:
Er schreibt auf Seite 336 WORTWÖRTLICH: c -e - g + ev. b, des, es, fis, as;
Das ist auf jeden Fall falsch! Das g gehört da nicht rein!>
NIEMAND schreibt vor, dass eine Dominante ein Vierklang sein MUSS, ganz besonders in einer moll Harmoniefolge (wenn es aus Stimmführungs- und Strebegründen etc. im Jazz auch sinnvoller ist). Und der Dreiklang auf der 5. Stufe wird nunmal in der Regel in moll im modalen Austausch als Dur-Dreiklang gespielt (selbst wenn er moll sein „sollte“), und das g wäre auch im Vierklang vorhanden. Wenn man dieses denn alterieren möchte, sollte man es eben weglassen – am Stradellabass-Akkordeon kann man halt nicht unterscheiden zwischen #5 und b13, oder b5 und #11... und alteriert und un-alteriert zugleich wird wohl klanglich kaum Sinn machen (gleichartig auch die Problematik von Dur-Klang mit #9, oder ein dom7/6, oder oftmals auch ein maj7, etc.)...

GUIDETON (ebenso wie Tritonus) schön und gut, wenn es auf dem Stradellabass aufgrund der beschränkten Optionen im Einzelfall aber nicht möglich ist, dann muss man sich halt auf eine Variante beschränken, die zumindest „trotzdem“ noch akzeptabel klingt. Da wird wohl kein Weg daran vorbeiführen. Deshalb auch mein Hinweis darauf, dass ...“oft klingt aber der un-alterierte, „normale“ 7 am Stradellabass trotzdem noch am besten (vor allem wenn dessen Quint fehlt, also 1-3-b7 geschaltet ist)“.

h7 zum G-Grundbass geht JEDENFALLS, weil meine Ausführungen (auf der Bass-Seite) immer von den standardmäßig quintlosen Septakkorden (1-3-b7) ausgehen (siehe Signatur; es gibt aber auch andere, nämlich 1-3-5-b7 und 3-5-b7, nur für die gelten eben ganz andere Überlegungen). Mit dem h7 zum G-Grundbass ergibt sich beim G7(alt) die 9/#5, eine der beiden verfügbaren Alternativen zum NICHT vorhandenen 7#5 (natürlich unvollkommen, weil der „notwendige“ Tritonus 3-b7 fehlt, aber der Klang passt meist trotzdem ganz akzeptabel – AUSPROBIEREN!!!)

Zu deinen beiden Varianten betreffend C7alt Voicing (soweit sie technisch Sinn machen, weil 2 Grund/Terzbässe mit einem Akkord dazu kannst du in aller Regel aufgrund der Schaltungen des Stradellabasses und des sich ergebenen Unklangs VERGESSEN), die du in meiner Liste nicht finden konntest (für Akkordeonisten die Zitate bitte in den Grafiken nachschauen, weil im Text Gross- und Kleinbuchstaben teilweise verwechselt wurden):

Zitat: <...Doppelgriff von "Ais" und "C#m" zumindest die Klangfarbe C7b9b13 erzeugen. Das grüne "His" wäre dabei der Grundton.>
Da man His (=C) als Grundton eigentlich braucht, und das Ais (=B) „dazu“ wegen des Klangs nicht spielen kann, nimmt man halt „nur“ c#m als Akkord dazu (und es fehlt der Tritonus! 3-b7), soweit OK. Wenn du dann das ganze „nach unten“ verlegst als Terzbass C mit dbm (=c#m), und bedenkst dass ich für G geantwortet habe, dann findest du auch meinen Vorschlag „abm“ dazu. Und viele andere, die vielleicht besser klingen...

Zitat: <Doppelgriff "e" und "ebm" ergibt C7#9(#11) mit grünem "C" als Grundton.>
wie vorher begründet muss man E weglassen, und nimmt C mit esm; wenn du dann das ganze in G betrachtest, findest du auch meinen Vorschlag „bm“ dazu. Und viele andere, die vielleicht besser klingen...

… du siehst, beide waren vorhanden! Und da wir im konkreten Fall von einer moll-Harmoniefolge gesprochen haben, sind die „möglichen“ Alternativen noch um ein Wesentliches breiter gestreut! Und niemand hindert dich, zusätzlich zum „besonderen“ Bass-Akkord auch den zugrundeliegenden dom7-Akkord zu greifen (wenn dies grifftechnisch möglich, und klanglich – zB aufgrund des Oktavumbruchs – akzeptabel ist; dabei nicht vergessen: ALLE Bassakkordtöne liegen innerhalb 1 einzigen Oktave, vervielfacht durch die gewählte Registerschaltung)!

Zitat: <Da beide Varianten Drop2 Voicings sind...> … sorry, aber wir sprechen hier über Stradellabass und da hast du keinen Einfluss auf die Art des Voicings, du musst die eine (meist unvollkommene) Variante nehmen, die da ist, oder keine!
Und jegliche Überlegung hinsichtlich der Tonhöhe von Basstönen ist beim Stradellabass insoweit sowieso obsolet!

Zitat: <Die Alterierte Skala gibt beim besten Willen keinen Dur Dreiklang auf der I Stufe her. Der "Grundklang" von C7alt. ist vielmehr c e bb. Der Dreiklang auf der I Stufen hingegen ist ein Verminderter!>
Ich stimme vollinhaltlich zu, dass der GrundKLANG von C7alt ist c-e-b (1-3-b7).
Aber was eine alterierte Skala für das Spiel/Begleitung über die Dominante (7alt) mit einem angeblich nicht möglichen Dur-Dreiklang auf der 1. Stufe (Tonika) zu tun hat, und warum diese dann sogar vermindert sein muss, entzieht sich meinem musiktheoretischen Verständnis vollkommen! Ich nehme doch an, du möchstest wegen der Benennung eines 7alt-Akkordes irgendwo im Stück nicht gleich das GANZE Stück mit der (gleichen) alterierten Skala spielen...??? Möglicherweise reden wir hier vollkommen aneinander vorbei!

Ich bleibe jedenfalls bei Amons griffiger Schlussfolgerung zu „Calt“ (von mir diesbezüglich eindeutig auch als C7alt verstanden): „Zum Grundakkord [=GrundKLANG] kommen je nach Stil und Klangempfinden die möglichen Tensions der alterierten Skala“. Mit der Betonung auf „je nach“ und „möglichen“ dürfte die Idee am Akkordeon vermutlich auch am besten umzusetzen sein!

Nichts für ungut, ich schätze eine gute Diskussion mit kontroversieller Meinung, aber wenn es für dich OK ist und deine Kritiken wirklich ernst gemeint sind, könnten wir die ab nun im Theorie-Forum diskutieren – ich würde mich darauf freuen, und sicherlich lerne ich dabei auch etwas (vor allem zu deiner Überlegung dort: <Die natürlichen inneren Spannungsverhältnisse und Auflösungstendenzen eines X7Alt. Akkordes sprechen aber eher für die Bezifferung #11 und b13.>). Es wäre mE aber falsch, im Akkordeon-Forum Verwirrung zu schaffen, weil es hier nicht um musikwissenschaftliche Grenzmeinungen geht, sondern um Praktisches (und Unvollkommenes) und vor allem am Stradellabass-Akkordeon Machbares.

Also „trotzdem“...;)...
lg,
Walter
 
Cudo,

die Griffe aus Deinen Bildern klingen nicht besonders.

wie EgoMe schon schrieb, die Akkordknöpfe liefern Töne alle innerhalb einer Oktave - je nach Bauweise e bis d#1 oder g bis f#1.
Natürlich gibt es auch Register, man kann das eventuell höher schalten. Trotzdem bleibt alles in einer Oktave.

Bei den Bässen ist es genau so. Sie liegen je nach Register entweder höchstens im selben Bereich und "tiefstens" eben ein zwei oder gar 3 Okatven tiefer. Sie taugen also nicht, um Erweiterungen zu erzeugen. Überhaupt sind die Mischungen oft ein einziger Brei und als Jazzakkord kaum zu erkennen, es wird eher dreckig und verclustert. Außerdem liegt der Griff im 2. Beispiel ziemlich blöde.
-------


Piano Gregor,

ich hoffe, ich finde morgen mal ein paar Minuten, dann spiele ich Dir das in einem Video vor.

Cm7
Es Dur (4.Finger) C (2.Finger)

Dm7b5
Fm (2.Finger) D (4.Finger Terzbass)

G7alt
Db7 (5.Finger) G (2.Finger)

Cm7
Eb Dur (4.Finger) C (2.Finger)
 
Uwe,

super, besten Dank. Bei deinem Vorschlag liegen die Griffe viel besser als bei meinem autodidaktischen Gefrickel. Ich hatte nämlich:

Cm7:
C (3. Finger), Cm (1. Finger) Es Dur (5. Finger)

Dm7b5:
D (2. Finger), Fm (4. Finger)

G7alt:
G (Terzbass, 3. Finger), Db7 (2. Finger).

Wenn man das versucht, bricht man sich die Finger, aber ich hatte den Kampf schon aufgenommen, von daher kommt mir dein Vorschlag gerade recht um es mir einfacher zu machen :)

Warum ich Cm7 bisher immer mit 3 Fingern gegriffen habe, ist mir selber ein Rätsel. Man merkt ja schon beim Greifen, dass der Cm überflüssig ist und der Knopf gar keinen Widerstand hat. Aber das stand in dieser Akkordtabelle vom Seidel so drin und das hatte ich irgendwann mal übernommen und spiele das seitdem immer. So ein Quatsch. Das sollte ich mir schleunigst wieder abgewöhnen!

Besten Dank nochmal auch für das Angebot mit dem Video, aber für mich kannst du dir das sparen, ich hab´s gerade selber so gegriffen und bin verwundert, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Aber genau dafür ist so ein Forum ja auch da.

Gregor
 
Cm7:
C (3. Finger), Cm (1. Finger) Es Dur (5. Finger)

Wenn man das versucht, bricht man sich die Finger...

Hallo Gregor,

… den 1. Finger (=Daumen) auf cm glaube ich dir nicht ganz (oder es bestätigt deine Behauptung, dir damit die Finger zu brechen ;) ), wahrscheinlich ein Tipp-Fehler und soll heißen 2. Finger? Es gibt zwar einige seltene Situationen, in denen der 1. Finger in der dim-Reihe hilfreich sein kann, aber dies kommt finger-brechen üblicherweise schon sehr nahe...

Die Griffweise ist eine „unendliche Geschichte“, was für den einen passt, ist für den anderen störend oder gar finger-brechend (man denke nur an die endlose Diskussion was besser wäre 4/3 oder 3/2 als Standardgriff), und MIII-Spieler haben da sicherlich einen „Gelenkigkeits-Vorteil“ gegenüber MII. Und es hängt immer auch von den „umgebenden“ Harmonien ab, welcher Griff sich in Gesamtbetrachtung und sich ergebender Sprung-Notwendigkeiten als Vorteil herausstellt, bzw. damit vor allem auch „kontrollierter“ ausgeführt werden kann (was wieder mit dem Ausmaß an Übung zusammenhängt)... Einige häufige „Gegen“beispiele, die ich anführen möchte:

- m7: über den Terzbass (4/2; ev. auch über 5/3 oder 3/2); gerade in einer moll-Harmoniefolge (wie der gegenständlichen (alle im Terzbass): Cm7 - Dm7b5 - G7alt - Cm7) zweckmäßig; probiert dabei mit 4/2 Griff den 7alt auch über den abm (anstatt db7) – klingt bei manchen Grundtönen recht gut!

- m7: wenn er im regulären Ablauf vorkommt (zB: C – dm7 – G7 – C) kann es auch hilfreich sein, im regelmäßigen 4/3-Griff beim m7 kurz auf 3/5 zu wechseln, um danach wieder regelmäßig zu greifen (also zB den G7 mit 4/2);
ein „arpeggierender“ m7 kann einfach auch über 3 (zB: C), 2 (cm) und 5 (es) gegriffen werden; klingt aber nicht immer „auf“bauend, und der 2. Finger ist letztendlich unnötig (siehe Gregor)

- m7b5: kann gleichartig in Grundposition über 3/5 gegriffen werden, zB wenn in der gegenständlichen Harmoniefolge (Cm7 - Dm7b5 - G7alt – Cm7) der G7alt als 7b9 (in Form des fd/G) gespielt wird

- 7alt (zB db7/G_) auch über den Terzbass (4/2; ev. auch über 3/2) – wie oben, aber siehe auch bei Klangbutter.
A propos 2/5-Griff (mit Finger 2 am Grundton) wie von Klangbutter angeführt. Probiert damit zur Übung mal die Folge: G7alt (db7/G) – F#7 (dbd/F#_) - H6 (abm/H_) bzw. Hj7 (ebm/H_)...

Also, alles hat Vor- UND Nachteile (wie im richtigen Leben).

lg,
Walter
 

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