[Amp] Crate Flexwave FW-65

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Intro und Ausstattung I
Ich habe mittlerweile recht viele Amps und Preamps besessen, einige auch hier mit Reviews verewigt. Daher erlaube ich mir dieses Review schon nach kurzer Zeit zu verfassen - weil es mitunter sein kann, dass die Aussage über das P/L-Verhältnis bald nicht mehr aktuell ist ;)

Beim Boardbetreiber gibt es den Crate Flexwave FW-65 nämlich für läppische 139 Euro. Das ist verflucht günstig, wenn man sich die Fakten anschaut:
- 65 Watt
- 12" Speaker
- 3 Kanäle
- autochromatischer Tuner
- DSP-Effekte (Reverb, Delay und ein dreifach Auswahl Flanger, Phaser, Chorus)
- Stereominiklinke-Input
- wird mit dreifach Fußschalter geliefert
- Poweramp-In
- zusätzlicher Speaker-Out

Und jetzt nochmal auf den Preis schauen. Nicht zu schlagendes Preis-/Leistungsverhältnis lässt sich ja fast schon vorneweg feststellen. Aber fangen wir erstmal beim Äußeren an.

Verarbeitung
Der Kasten an sich ist stabil gebaut, das Ampchassis scheint mir auch stabil genug. Ich hab's nicht aufgemacht, aber da es sich um einen Transistoramp handelt, denke ich nicht, dass das sonderlich relevant und interessant ist…

Die Potis sind griffig und sehr gut ablesbar auch noch von etwas weiter weg, zudem sind sie weder zu schwergängig noch zu leicht zu verstellen. Durch die Schräge des Bedienfelds sind die Potis bei Umkippen des Amps geschützt, da die beiden vorderen Ecken höher stehen. Alle acht Ecken sind mit Plastikkappen vor Stößen geschützt. Das Holz ist mit irgendeinem ziemlich künstlich wirkenden Zeug bezogen, das aber glatt und ohne Bläschen.

Einziger Punkt zu meckern ist der Griff. Der ist bei mir nach nur vier Mal Tragen halb abgebrochen. Halb weil: Die Schraube steckt in einem Gewinde. Die Plastikkappe hält also nur die recht weiche Tragelasche in Position. Folglich ist das Abbrechen kein Problem. Einfach Unterlegscheiben zwischen Schraubenkopf und Lasche, fertig ist die unverwüstliche Lösung. Dementsprechend habe ich da nicht auf die Garantie zurückgegriffen und das Teil umgetauscht, da ich nicht davon ausgehe, dass dies bei den anderen Modellen anders ist. Plastik bleibt Plastik und an manchen Stellen ist es eben mit Plastik nicht getan.

Eine gute Idee ist das Klettband am Boden unterm Speaker. Dort kann man Kabel sowie Fußschalter befestigen und ist sich sicher, dass der Kram nicht einfach rumfliegt.

Bedienfeld
Einfach von Rechts nach Links:

Powerschalter, 3,5mm Stereo-In

DSP-Delay (drei Modi: Slap, Medium, Long; je in der Intensität regelbar, das mittlerweile bekannte Prinzip)
DSP-Mod(ulation) (drei Modi: Chorus, Flanger, Phaser; dito)
DSP-Reverb (einfach in Intensität regelbar)

Clean:
High, Mid, Low, Volume

Overdrive:
Level, High, Mid, Low, Gain

High Gain:
Level, Shape, Gain

Input

Zwischen den drei Kanälen befinden sich Taster für die Umschaltung. Es ist nicht möglich von Kanal 1 und Kanal 3 zu wechseln, ohne diesen voraktiviert zu haben, denn er ist nur ein Anhängsel des Overdrive-Kanals - teilt sich auch dessen EQ.

Dementsprechend regelt der Shape-Regler auch nur den Mittengehalt. Dreht man die Mitten also im Overdrive schon raus, passiert da nicht mehr viel. Allerdings klingt das so oder so ziemlich mies.

Sound
Der Clean-Kanal ist sehr unaufgeregt, die Klangregelung nicht sonderlich effizient, bis auf den Low-Regler. Was der Kasten allerdings an Bassreserven bereit hält ist schon verwunderlich. Dem nicht gerade großen offenen Gehäuse hätte ich einen solch immensen Basswumms nicht zugetraut. Daher drehe ich, sobald es lauter wird die Bässe raus. Das geht dann nämlich schon in Richtung dröhnen.

Ansonsten ist der Kanal ein super Clean-Kanal ohne jede Verzerrungen und einfach schön rund. Wer allerdings einen richtig höhenlastigen, dünnen, plärrigen Cleansound sucht, sollte sich woanders umschauen. Dieser hier ist selbst mit ausgehöhlten Mitten noch recht tragend unterwegs.

Wechseln wir zu Overdrive. Hier ist die Klangregelung weitaus effizienter, man bemerkt beim Verstellen der Potis fast immer eine Veränderung. Das Gain-Spektrum reicht von leichtem Crunch bis zu vollem Brett (mit Humbuckern). Der aufmerksame Leser wird hier also schon gemerkt haben: "ancrunchen" ist hier nicht. Die Kiste kann nur Clean und dann schon leicht verzerrt, richtig "Anzerren" ist nicht drin. Mit viel Fummelei, gesplitteten Humbuckern, weit runtergedrehtem Volume - ja. Aber dementsprechend dünn klingt's dann. Dieses Metier kann selbst der POD Welten besser (und das obwohl ich ihn verkauft hab! ;) ).

Der Zerrcharakter ist für mich etwas recht eigenes, zumindest ist's nicht britisch (schade…) noch eindeutig amerikanisch. Mir selbst ist die Verzerrung an sich auch zu "dicht", d.h. es matscht gerne mal, nicht immer, aber manche Akkorde sind nicht so gut für diesen Charakter. Da ich ein Fan von Mitten und nicht zu viel Gain bin, ist dieser Amp so ohne weiteres Zerrpedal nicht 100% mein Ding - aber es lässt sich damit proben, wenn man sein Multi mal vergessen hat oder den Zerrer nicht auspacken will. Allerdings kann man ihm nicht vorwerfen, er sei nicht durchsetzungsfreudig, lässt man die Mitten drin.

Womit wir zum zweieinhalbsten Kanal kommen: HiGain. Hier fängt der Gain-Regler im Endeffekt da an, wo der Overdrive-Gain-Regler aufhörte, wenngleich es zu Beginn des Regelwegs einen eher fetten Crunchbereich gibt. Dieser ist aber wirklich nur mit Fingerspitzen zu erreichen. Ansonsten lässt sich hier einfach ein höherer Pegel einstellen, den Shape-Regler auf Linksanschlag (übernimmt den EQ von Kanal 2 dann 1:1) und man hat einen Lead-Kanal - fertig. Oder für Späße dreht man mit dem Shape die Mitten ganz raus und hat einen furchtbaren brizzligen total bösen Sound. Der ist zwar fett ohne Ende und auch ganz toll frühe Metallica - aber viel zu hören bleibt im Kontext nicht mehr.

Insgesamt ist die Verzerrung aber durchaus gut. Keine ultimative Angelegenheit, aber auf jeden Fall mehr als brauchbar

Durchsetzungsfreudig - ja. Schafft der Speaker die gesamte Leistung - nein. Am Ende des Level-Reglers tut sich nicht mehr viel. Also nicht nur die letzten zwei Millimeter, sondern schon so ab halb drei. Daher vermute ich mal, dass eine zusätzliche Box noch gut mitversorgt werden kann.

Bleiben die Effekte.
Delay - brauchbar, keine Luxus-Delays, aber für mal so im Lead-Kanal reicht's.
Modulation - Chorus eiert, Flanger ist irgendwie etwas unschön und der Phaser dünnt den Sound aus. Muss nicht sein.
Reverb - rauscht leicht, sonst auch brauchbar.
Ich bin eh kein Freund von Effekten, daher bleiben die bei mir aus.

Der Tuner: Etwas sehr hektisch, mit ein wenig Übung aber problemlos zu benutzen.

Pedal
Der dreifach-Fußschalter ermöglicht Effektpresets. Er speichert ab, welcher Effekt wie stark bei welchem Kanal eingeschaltet war (merkt sich die Kiste auch so), stellt aber eine zweite Ebene bereit. Also pro Kanal hat man dann zwei Effekt-Presets (bspw. Lead sauber und Lead mit Delay, Clean mit Reverb und Clean mit Chorus und Delay usw.). Wenn man die Effekte nicht nutzt, wie ich, wäre ein Taster für jeden Kanal besser.

Resümee
Die Kiste hat ein super Preis-Leistungsverhältnis, wenn man eben ein paar Einschränkungen abkann.


In Kürze werde ich noch nachreichen, wie gut sich der Poweramp-In macht. Das möchte ich allerdings genauer austesten, daher erscheint das noch nicht jetzt.
 
Eigenschaft
 
Schönes Review, ich besitze den Amp auch und kann nur sagen: Super für den Preis !

Ich finde mit wenig Gain im Overdrive Kanal und mit ner Strat bekommt man auch schön angezerrte Sounds hin, aber das ist wohl Geschmackssache.
Mir gefällt der Soundcharakter des Amps jedenfalls sehr gut und ich finde auch nicht das der Shape Regler auf Rechtsstellung eklig klingt :D.
 
Poweramp-In
Das wohl sinnvollste Feature neben dem Amp an sich ;) ist der Endstufeneingang. Hier kann man seine Wunsch-Vorstufe anschließen. Sprich: Wenn man so langsam gut wird oder mehr Sounds braucht, oder oder oder - es muss nicht gleich ein kompletter Amp sein, der hier kann auch aufsteigen.

Mehr oder weniger das war auch mein Plan - und er geht voll auf. Mein Tonelab ST (nach POD X3 Live, XT Pro, VG-99 und RP-90 mein 5tes Multi ;) ) wird einfach bombastisch verstärkt. Es geht nichts flöten von der Transparenz der Presets, im Gegenteil, die über Kopfhörer oder kleinere Abhören teilw. seltsamen (nicht fizzelig, einfach aufdringlich) Höhen werden durch den Speaker auf NN für Gitarrensound-Höhen reduziert und es klingt einfach richtig richtig gut. Folglich erledigt dieser Eingang seinen Job tadellos.

Lediglich ein Pegelsteller wäre wünschenswert. Zwar regelt man selbigen am Preamp - was auch praktischer ist - aber ein klein wenig Einfluss zwischen Amp an und Amp aus wäre gar nicht mal verkehrt. Sonst ist auch der Regelweg an Preamps nichts, nichts, nichts, ganz leise, TOTAL LAUT - was für dahoam ein wenig kacke ist. Im Proberaum aber egal, da dreht man ja eh auf andere Pegel. Alles in allem bekommt der Amp also ein

8/10 (Griffqualität nicht mitgerechnet) - in seiner Preisklasse.
 

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