[Amp] Genz Benz Shuttle 6.0

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Euphemismus
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Endlich finde ich mal Zeit meinen kleinen "Reiseamp" in einem kurzen Review zu beschreiben.
Den Amp habe ich mir gekauft weil ich meinen Mesa M6 mit Rack usw. nicht ständig zu irgendwelchen Proben schleppen weil ich den Proberäumen nicht traue (wiegt mit Rack ca. 30kg). Also musste irgendwas her das leicht zu transportieren aber laut genug für meine (leider damalige) Metal-Band ist. Mittlerweile habe ich ihn ein gutes Jahr und bin immernoch sehr zufrieden.
Zur Auswahl standen einige Digitalverstärker: Carvin BX 500, Little Mark Tube und der Shuttle 6.0.
Der Carvin hätte eigentlich alles was ich will - nur durch die schlechten technischen Bewertungen und Kinderkrankheiten, so wie den Lieferengpässen fiel er dann durch. Der Markbass war wegen der Preis/Leistung bald kein Favorit mehr - zudem gefiel mir der Sound dann doch nicht so ganz. Am Ende blieb also der Shuttle 6.0.
Was mich am Shuttle dann letztendlich überzeugt hat waren vor allem die Regelmöglichkeiten. Ich mag es wenn es nicht so viele Regler sind und ich spiele gern an/mit den Mitten herum. Zudem mag ich Röhren im Signalweg. Natürlich habe ich mir dazu die entsprechende Tasche gekauft - sehr praktisch, nur zu empfehlen!

Verarbeitung
Für diesen Preis absolut wertig! Schwarz beschichtetes Stahlblech für den Amp, Front ist gebürstetes Aluminium, aufgeklebt auf Stahlblech. Macht insgesamt einen stabilen Eindruck. Besonders hervorzuheben sind die Potis mit Alu-Köpfen, welche beim drehen fein gerastert sind. Für dne Anschluss an die Box(en) gibt es zwei der neuen Neutrik Speakon-Schnittstellen die mit den Speakon-Männchen, aber auch mit 6.3mm Klinke klarkommen. Knöpfchen sind Alu, rasten sauber ein - kein Geklapper, kein Gewackel.
An der Rückseite gibt es die drei Schieberegler für die Konfiguration des DI-Ausgangs und diese sind ziemlich fummelige kleine plastik Teile - aber sie machen ihren Job und i.d.R. stellt man das auch nur einmal ein. Was mich ein wenig nervt ist der Fußschalter-Anschluss... Das sieht nach einer MIDI-Buchse aus, läuft aber wohl intern wohl wie normale On/Off Schalter. Soll wohl den Zweck haben, dass man den eigens dafür vorgesehen 4er Fußschalter kauft.
Für die Anzeige des Status verbaut Genz-Benz in diesem Amp ausschließlich ultrahelle 3.5mm LEDs. Klingt jetzt nicht so massig, ist der Amp aber in einem dunklen Proberaum an, so bekommt man schnell ein Raumschiff-Feeling. Kurz erklärt: Alle drei Filter an = 3 blaue LEDs, spielen am Bass = 1 blaue LED, Status = 1 blaue LED, Clipping der Endstufe = 1 blaue LED, .... So sind wir im aktiven (Spiel-)Zustand bei 5-6 LEDs. Da wird es dann langsam hell ;-) Mein Tipp: Nicht auf Kopfhöhe parken... oder Sonnenbrille an.

Technisches

  • ca. 1.39kg Gewicht (3.75lb)
  • Lüftergekühlte digitale Endstufe mit 600W/4Ohm, 375W/8Ohm
  • Röhrenvorstufe mit Gain und Volume
  • Aktiver EQ mit parametrischen Mitten
  • Fußschaltbarer Mute switch
  • Preshape Filter (Low/Mid/High)
  • Limiter
  • Effektschleife (seriell)
  • Kopfhörererausgang
  • Auxweg
  • Tuner out
  • DI-Out (Pre/Post, Gnd/Lift, Level schaltbar)
  • l*b*h ca. 10.5" * 10" * 1.5"

EQ:

  • Bass 80Hz Hüllkurve mit +/- 15db
  • Mid center Frequenz 150 Hz bis 2 KHz, ca. 1 Oktave Bandbreite
  • Treble 4 KHz Hüllkurve mit +/- 15db

Shape Filters:

  • Low - 38-67 Hz boost
  • Mid scoop - Mid cut bei 600Hz
  • HF Attack - 2.25-8 KHz boost

Wie man sieht, sehr variabel/flexibel, das Ganze.

Bandkontext
Ich konnte den Amp in Verbindung mit einer FMC Performer 4x10 (8Ohm) und auch meiner 2x10 Neo pro (4Ohm) in verschiedenen Bands anspielen und war vom Sound jedes Mal sehr überzeugt. Egal welcher Raum oder welche Box ich dann letzendlich dabei hatte - mit ein paar beherzten Griffen an den EQ war alles wie es sein sollte ;-) Besonders hilfreich finde ich die drei Preshape Filter. Guten Rock-Ton gibt es z.B. mit allen dreien aktiv. Das ist die berühmte "Badewanne". Dann noch ein wenig mit dem EQ verfeinern und schon passt man prima ins Bandgefüge und lässt den Kollegen genug Platz. Habe es bis jetzt auch jedes Mal geschafft, damit durch den Mix gut wahrnehmbar zu sein.
Einen Wermutstropfen gibt es jedoch: Mir scheint, dass die Endstufe einen Low-Cut hat (dazu gibts es im angehängten Video auch noch eine kleine Info. Das "super tiefe" Gefühl beim Fünfsaiter kommt einfach nicht ganz auf. Ich beschreibe es mal so: Wenn ich meinen V-Type Preamp an meiner 600W Endstufe und 4x10 betreibe, dann sind die Subbässe richtig gut spürbar - selbes mit dem Shuttle... nicht ganz. Der LF Boost macht schon einiges aus, kommt aber eben nicht ganz ran.

Sound
Ich finde den Sound sehr clean, nicht sonderlich färbend - wer meine kommentare und Reviews liest weiß, dass ich da zwei Extreme mag - entweder gnadenlosen Rocktone (Mesa, V-Type) oder ultra-flexibel und clean (Barabass, Shuttle). Dieser Amp ist was für Puristen. Das Gerät bringt den Bass schön in den Vordergrund und spielt mit dessen Stärken und Schwächen. Heißt: Spielt man einen Warwick mit seinem tiefmittigen Grundcharakter, rockt das Teil mit diesem Charakter. Nimmt man einen Jazzbass, kann er genau so auch brav und rund klingen
Die Röhre in der Vorstufe ist sehr dezent (habe nicht geprüft was es genau für eine ist, weil für mich klanglich noch kein Wechsel nötig war) und bringt auf jeden Fall keinen(!) AMPEG Sound oder ähnliches.
Was mich einige Gewöhnung gekostet hat, sind die Lautstärke-Abhängigkeiten zwischen Preamp und Master. Es gibt die Röhrenvorstufe mit Gain und Volume - und natürlich den Master Volume Regler. Gain ist für die Anpassung an den Bass (aktiv/passiv) und der Volume Regler dann für die erste Lautstärkeanpassung. Mit dem Master regelt man dann nochmal die endgültige Lautstärke. Man kann sich so z.B. folgendes Szenario zusammenbasteln: Gain voll auf, Volume so weit auf bis die Vorstufe zerrt und dann mit dem Master das Level runterfahren. So hat man angezerrten Sound auf Zimmerlautstärke.
Lautstärke reicht für laute Drummer (4x10 oder vergleichbar mit gutem Wirkungsgrad vorausgesetzt) und Vollrährentops aus.
Da ich leider hier nicht wirklich mit mikrofonierter Box und verschiedenen Bässen Samples anfertigen kann, hier ein Link zum "Bass Whisperer" Review des Shuttle 6.0. Einige Punkte aus meinem Review werdet ihr dort auch sehen/hören können, die stimmen aber nur deshalb überein, weil ich eben über genau diese Dinge auch gestolpert bin.

Impressionen

Front panel
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Back panel
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In der Tasche, Probe-/Gigbereit
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Es werde Licht...
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Die Röhre
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Lüfter/Seitenansicht
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Fazit
Es ist ein solider Amp der wohl die thermischen Schwächen seiner Kollegen nicht teilt (5h Vollast, nicht einmal handwarm, keine Einbußen), einen cleanen - manche nennen es "Hi-Fi" - Sound macht und wirklich bequem in einer Laptop-Tasche Platz findet, dabei aber eine Menge Power unter der Haube mitbringt. Bietet eine Menge Anschlussmöglichkeiten und die Klangformung lässt zumindest für mich keine Wünsche offen.
Wenn zu dem Zeitpunkt als ich die Kiste gekauft hatte, schon der 9.0er Shuttle verfügbar gewesen wäre, hätte ich zu dem gegriffen, da er den Low-Cut in der Endstufe nicht hat. Ok... und er hat 900W... Aber hey... wir wollen keine Häuser abreißen.

Pro:

  • Leicht(!!!)
  • Insgesamt unkompliziertes Handling
  • Clean
  • Laut
  • Coole Tasche als Zubehör

Kontra:

  • Raumschiff (Optik)
  • Proprietärer Fußschalter
  • Low-Cut in der Endstufe
Zur Info wegen des YouTube Videos: Das ist der Review-Channel des BassGear Magazines und wird uns auch eine Weile noch erhalten bleiben ;-)
 
Eigenschaft
 

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Reaktionen: 4 Benutzer
Schönes Review! Ich bin immer wieder von den Socken, welches Verhältnis Leistung/Gewicht man heute erreichen kann...Leider bist du noch in meiner Bewertungssperre. :redface:

Der Strassenpreis hätte mich noch interessiert, wenn man später mal hier nachliest, weil man so etwas vllt gebraucht angeboten bekommt und dann den Neupreis nicht mehr googeln kann. Oder hab ich den Preis nur überlesen?

Ich habe nichts grundsätzlich gegen YouTube-Videos, wenn sie nur verlinkt sind - sie unterliegen wie jeder andere Internet-Link halt der normalen i-net Fluktuation, da muß man damit rechnen, daß sie keine Gültigkeit für die Ewigkeit haben. Eine andere Sache ist es aber, selbst Videos in YouTube einzustellen, die man hier zum Kernpunkt eines Beitrages macht und dann zwei Tage später selbst löscht.
 
Sehr tolles Review, danke. Da geb' ich doch gern ein paar Pünktchen :)
Zweifellos ein sehr interessanter Amp, den ich schon öfter angeschielt habe. Einziges Manko für mich wäre, dass er Digital ist. Hast Du da keine Sorge, was den Betrieb nach der Garantiezeit angeht?

Macht auf jeden Fall Lust, das gute Teil mal anzuspielen.
 
Im Moment ist der Straßenpreis bei 649 EUR, Tasche bei ca. 30-40 EUR.
Du hast absolut Recht... Digital-Amps sind wirklich ein ziemlicher Hammer! Das einzige Problem scheint(!) noch zu sein, dass die bei Dauerlast dann viel wärme produzieren sollen und die Schutzschaltungen dann die Leistung drosseln. Bei einer konventionellen Trafo-Endstufe habe ich die Probleme nicht und im Direktvergleich ist z.B. der 600W Mesa M6 mit seiner Endstufe gegen die 600W des Shuttle 6.0 präsenter (liegt sicher auch an den 800 EUR Unterschied im Preis ;-) ) und auch mit Extrem gepushten Bässen im Dauerbetrieb nicht klein zu kriegen. Im Gegensatz dazu ist halt die digitale Endstufe mMn effizienter. Und durch die Gewichtsvorteile gleicht sich auch einiges an Nachteilen (z.B. der Low-Cut) aus. Live geht man sowieso per DI zum Mischer und dann über die Anlage - dem Publikum fällt also der auf der Bühne fehlende Tiefbass auch nicht auf.

Bewertungssperre: Ich mach das ja zur Information und nicht (nur ;-) ) um Bewertungen einzuheimsen.
Ich habe das Video deshalb gewählt weil es den Channel schon länger gibt, Ed Friedland wirklich gute Reviews macht und ich bei mir zu Hause das Klangspektrum auf keinen Fall so professionell und vollständig hätte abbilden können.
 
Hallo Uli,

ich hatte zum Glück keine Bewertungssperre für Euphemismus. :)
Deiner Beurteilung seines Reviews schließe ich mich an. :great:

Ich habe den Shuttle 6.0 vor ca. 2 Jahren mit einem Squier CV Jazz Bass an einer GB 212er Box getestet (was bei weitem nicht so aussagekräftig ist). Die Meinung die ich mir bildete: Ein toller Amp. Klein, leistungsstark und wertig. Dummerweise nur eben überhaupt nicht mein Sound ...
Wie Euphemismus bereits schrieb, liegt der Sound des Shuttle trotz Röhre weit ab vom Ampeg Sound. Wer cleane Amps und Hi-Fi-Sound liebt, der sollte den Shuttle unbedingt ausprobieren. Da liegen seine Stärken.
Der Shuttle ist auf keinen Fall ein "Amp für jedermann". Aber das will er auch nicht sein.

Die Optik (inkl. Regler) hat mir übrigens sehr gut gefallen. Auch das Mäusekino an der rechten Seite finde ich gut und informativ. Kann man also sowohl unter "Pro" als auch unter "Kontra" aufzählen ... :)

Gruß
Andreas
 
Zweifellos ein sehr interessanter Amp, den ich schon öfter angeschielt habe. Einziges Manko für mich wäre, dass er Digital ist. Hast Du da keine Sorge, was den Betrieb nach der Garantiezeit angeht?

Macht auf jeden Fall Lust, das gute Teil mal anzuspielen.

Wegen der Garantiezeit habe ich jetzt nicht wirklich Bedenken. Hatte bislang keine Probleme damit und er scheint auch keine Kinderkrankheiten wie z.B. der Carvin zu haben. Zudem habe ich ihn nicht so oft in Benutzung, dass ich da Angst haben müsste - habe ihn z.B. meist als Backup beim Gig dabei und seltener fürs Proben (meist mit Akustik-Bass und 2x10, bis zum Barabass jetzt).
Es gilt natürlich wieder: Wer in der Nähe ist und mal Equipment(+Kaffee) antesten möchte, kann gern vorbei schneien :) Ich habe mal gesagt bekommen, dass ich einen hübschen Proberaum mit Bett (==meine Wohnung) hätte.
 
hast du den 9.0 schon mal direkt gegen den 6.0 testen können?
die klanglichen unterschiede im bassbereich wären doch sehr interessant zu wissen.
 
Leider nicht - ich kenne nur den Unterschied aus dem Review. Wie gesagt: Wenn ich mir heute nochmal einen Shuttle kaufne würde, dann den 9.0er weil der 1. schwarz ist, 2. eben den Low-Cut _nicht haben soll_ und 3. nur marginal mehr kostet.
 
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