Oh man, so viel Halbwissen.
Der Standby-Schalter ist für *kurze* Spielpausen im Minutenbereich, und für schonenedes Ein- und Aussschalten. Nicht für "Pausen" im Stundenbereich.
Warum nicht so lange auf Standby? Weil es die Röhrenheizung verheizt, deshalb. Stichwort u.a. Kathodenvergiftung (Neudeutsch cathode poisoning).
Zum Wechsel einer Röhre muss man eigentlich nicht "schrauben", das kann jeder ganz gefahrlos machen. Zumindest jeder, der intelligent genug ist, vorher den Amp auszuschalten und den Netzstecker zu ziehen.
B.
Da habe ich doch zum Thema Halbwissen mal ´ne Anmerkung.
Und bitte nicht persönlich angegriffen fühlen
Fange ich mal hinten an:
Klar kann jeder halbwegs technisch Begabte eine Gleichrichterröhre wechseln, wenn er es bei ausgeschaltetem Amp und gezogenen Stecker macht, da hier nichts eingemessen werden muß.

Auch muß hier ausser der Rückseite des Amps nichts "geschraubt" werden - klar. "Schrauben" meinte ich plakativ in diesem Zusammenhang.
(anders als bei Endstufenröhren, die meiner Meinung nach in jedem Fall gebiast werden sollten, allein damit man ein "best setting" erreichen kann)
Schnell fängt dann aber ggf. jemand (vielleicht nicht die Schreiber in diesem Thread) an und denkt, ich gucke mal eben mit´m Ohmmeter nach meinem BIAS, ohne zu wissen was er da wirklich tut, und bleibt dann plötzlich nach Restentladung mit Herzflimmern vor´m geliebten Amp liegen.
Da wäre ich mit dem "ganz gefahrlos" nicht so "ganz glücklich".
Ich meine: beim geringsten Zweifel, woher mein Defekt im Amp kommt, IMMER zum Techniker damit! ´N Schlag aus´m Amp hat weitaus mehr Energie als beim Finger in der Steckdose!
Zum Standbyschalter:
Soll natürlich zum schonenden Aufheizen der Röhre dienen - sprich: Power on, ein paar Minuten warten und dann, selbst wenn noch nicht losgerockt wird, Standby on, weil die jetzt vorgewärmten Röhren noch etwas eher auf Betriebstemperatur kommen.
Beim Ausschalten hingegen kann man den Netzschalter getrost recht zügig nach dem Standby ausschalten.
Zum "Kathodenvergiften":
In der Tat ist es wohl so, dass einige Röhrentypen etwas ungehalten auf ständiges Heizen reagieren sollen, was aber bei EL34 oder 6L6 moderner Fertigung (wie wahrscheinlich auch beim Bulldozer) meiner Information nach nicht so extrem ist.
Zumal dieser Effekt in erster Linie auftritt, wenn aus irgendeinem Grund die normalerweise konstante Spannung der Sekundärwicklung des Trafos abnimmt, und somit eine nicht gewollte "Unterheizung" der Röhre auftritt.
Natürlich hast Du recht, wenn Du sagst, man "verheizt" sich den Heizfaden der Röhre beim Standby. Aber in erster Linie, weil er nicht wirtschaftlich (die Röhre verstärkt ja gerade nicht) genutzt wird. Hat meine Röhre also eine Betriebsdauer von sagen wir mal 10.000 Stunden (nur´n Beispiel) von denen ich sie 5.000 Stunden im Standby betreibe, habe ich natürlich Geld rausgeschmissen.
BTW- da ja viele Metaller ihre Rectos eh mit Diodengleichrichtung fahren (macht halt knackigere Anschläge

), verschleissen die Gleichrichterröhren ja trotzdem, wo sie im Prinzip ja auch auf Standby laufen, gelle? Na gut, so ´schlimm ist das bei denen ja nich
Aber weil auch ständiges Ein- und Ausschalten aufgrund der thermischen Belastung der Materialien die Lebensdauer verringert, macht es
meiner persönlichen Meinung nach schon Sinn, in Spielpausen den Standby zu betätigen. Zum Beispiel, wenn der Bandkollege die nächste halbe Stunde im Studio erstmal seine Soli einhämmert.
Wenn ich aber weiß, dass mein Bolide die nächste Stunde nicht ran muß, sollte ich ihn natürlich auch aus machen.
So betreibe ich Röhrenamps schon seit ich sie spiele, und fahre damit nicht wirklich schlecht.
Mein Ampeg z.B. verließ mich das erste Mal nach 16(!) Jahren. Und da war letztendlich "nur" ein Widerstand in der Vorstufe hinüber. Und das wohl eher altersbedingt.
Greetz, E.