[AMP] Vox AC4-TV 10

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Ich verspreche, dass ich mich diesesmal kürzer halte:


Vorgeschichte:
Ich war schon immer ein Fan von Brian May und bin dadurch dann angevoxt worden. Ich hatte die Möglichkeit, einen alten 71er AC30-R zu ergattern und habe ihn mir geschnappt. Die erste Reparatur stand noch vor dem ersten inbetriebnehmen an und als er gerichtet war klang er zwar richtig gut, aber hey sorry: 30 Watt ohne Mastervolumen sind einfach pervers! Als Clean-Amp mit vorgeschalteten Pedalen ist das Teil super, aber dafür ist er dann wieder zu schwer. Dilemma :)

Nunja. Da ich genug andere Alternativen habe/hatte stört/e mich das nicht weiters. Ich spiele live eher 2-Kanal Amps aus der Higain-Liga. Aber das Mojo, das der Amp versprüht dient zuhause eben als Anreiz zum spielen (jaja... wie dekadent :D )

Da mich Vox seither reizt, der AC30 aber wieder hinüber ist (und auch bleibt, da keine Lust mehr auf Reparatur) bin ich an den Valvetronix geraten ...der hat u.a. eine AC30-Sim die wirklich fein klingt! Die Transistor-Endstufe hat zwar nur 30 Watt, aber das reicht für mich ewig aus. Ich nahm das Teil seither immer für kleine Sessions. Ein sehr gutes Allround-Gerät und sogar livetauglich!

So, irgendwann vor einigen Jahren war ich mal wieder auf Sightseeing Tour bei meinem freundlichen Musikalienhändler. Dort stand so ein kleines, blondes Kistchen im 50´s -Stil mit einem Vox-Logo! Da ich erstmal mit den Augen höre fand ich den da schon toll! Also dann mal nachgefragt, was das Teil so kann: aha aha... 4Watt? 10" Speaker? neeedu.... das ist doch nix... Preis? hmmm...ok. Power Attenuator? 4Watt, 1Watt, 1/4Watt? Ach komm; gib mir doch mal bitte die Strat da drüben...."




Im Gegensatz zu meinem Bericht über den Rivera KR7 sind die
Features hier recht schnell durch gekaut:

- Comboamp
- 1 Kanal
- Klangregelung als Tonblende
- Volume
- Power Attenuator (Bremse) schaltbar: 4Watt, 1Watt, 1/4Watt
- External Speaker Out (16 Ohm)
- Celestion 10" Lautsprecher im geschlossenen Gehäuse
- Stylisches Design!




Dann nehmen wir doch einfach mal eine HSS-Strat, ein Kabel und den AC4TV. Erst mal alles auf Mittelstellung, 4 Watt-Mode und ein Singlecoil-Lick. Ups... 4Watt?!? Das Teil ist höllenlaut und cruncht schon ganz ordentlich was weg. Mit Humbucker natürlich noch mehr. Ich mag bissige Sounds und fahre den Tone etwas weiter hoch. Da geht der Klang so richtig schön ins perlige über und ohne Übertreibung sage ich, dass der AC30-Sound so rüber kommt wie man es erwartet. Natürlich nicht in dem Volumen, das ein 2x12er Combogehäuse verbreitet, aber für einen 10" kleinen Hamsterkäftig, dessen Gehäuse kaum größer ist als der Speaker, ist das Volumen absolut nicht kritisierungswürdig! Im Gegenteil; ich finde, durch die (relativ) geringe Leistung und den kleinen Celestion hängt der Amp für Übungs/Session-Lautstärke besser an der Gitarre. Die Ansprache fühlt sich spritziger und direkter an!

Also Volumen zurück und der Ton klart auf. Jetzt gibts den -ich wiederhole mich- AC30-Cleansound voll auf die 12. Lautstärkemäßig bietet das dann aber nicht genug Headroom um mit einem Drummer zu spielen. Dafür sind 4Watt einfach zu wenig. Aber super zum Üben oder fürs Recording. Tone zurück nehmen und der Klang wird dunkler und zerrt noch weniger. Erkenntnis: die Zerre greift vor allem in den Topend-Frequenzen, was den Ton super durchsetzungsfähig und spritzig macht. Dafür darf man keine Fender-Bässe erwarten. Das kann der Fender Champion 600 oder der Super Champ XD besser. Aber wenn ich Fender möchte kaufe ich auch keinen Vox :)
Zurück zum "dumpfen" Klang: mit einer dicken Jazz-Mama, gedimmtem Tonregler und Flatwound-Saiten kann man tolle Wes-Montgomery-Oktaven spielen. Ist nicht meine Welt, aber es geht, wenn man es möchte (und kann-ICH kanns nicht) ;)!


So: Andere Richtung und Volumen voll auf; Tone auf etwas über Mittelstellung: ROCK! Einfach nur ROCK! GEIL! PUNKT! Es wird etwas instabil; etwas undifferenzierter und mit Humbuckern ist es schon ein wenig zu viel, aber mit Singlecoils oder Vintage-HBs gibts diese dynamischen Crunchie-Chord voll in die Fresse! Das Paket stimmt!

Ich wende mich mal dem 1-Watt-Mode zu. Die Lautstärke nimmt tatsächlich ab, der Ton wird etwas dunkler und die Dynamik nimmt eine Stufe ab. Es ist so aber immernoch bei weitem kein Bedroom-Amp! Das reicht immernoch um die Nachbarschaft zu tyrannisieren. Auf in den 1/4 Mode und jetzt klappts im Schlafzimmer ;-)
Leider wird der Ton noch dunkler und die Dynamik geht gegen Null. Ich bin davon nicht überzeugt, aber ich denke, als Kompromisslösung für einen Übungsamp ist es ganz brauchbar. Leider nehme ich dafür dann doch lieber den alten Valvetronix. Damit bin ich flexibler und in diesen Lautstärken (Gegenteil=Leiseschwächen) macht er das besser und klingt "realer". Sorry.. dass ich das so sagen muss.


Also jetzt mal die 2x12er Voxbox rausgekramt. Verdammt. Die hat nur 8Ohm; der Amp braucht aber 16Ohm. Ich habe im Netz gelesen, dass der AC4 im 4-Watt-Mode auch mit 8Ohm Speaker keinen Schaden nimmt. Dafür soll die Leistung dann sogar 8-9Watt betragen. Hat wohl was mit dem Ausgangsübertrager zu tun oder so... keine Ahnung. Ich verstehe den Hintergrund nicht und will auch niemandem empfehlen, das zu probieren! Ich übernehme KEINE HAFTUNG!

Also erstmal die gute Nachricht: Es funktioniert (bisher) und das Volumen, das das Gehäuse mit den 2 12ern erzeugt ist der Wahnsinn! Das klingt wirklich(!) wie ein AC30 im Normal-Channel mit einem funktionierenden Mastervolumen runtergedimmt. Das ist vielleicht druckvoll und immernoch sehr laut! Aber ich weiß nicht, woran es liegt... der 10er gefällt mir besser. Es klingt mehr "boxy" und hat dadurch einen eigenen Charakter. Boxy zwar, aber auch luftig-spritzig. Außerdem finde ich, wie oben schon beschrieben, dass der Amp so besser am Spieler hängt und dynamischer reagiert. Da ich mich mit der 8-Ohm-Geschichte nicht wohl fühle und ich keine 16-Ohmer hier habe cancele ich den Versuch hier.


Ich schnappe meine Classic Vibe-Tele, einen Keeley Treble Booster und... sorry... keine Lust mehr zum schreiben... muss spielen....!



Der Wahnsinn! Diese Kombination ist ein Traum für alles aus dem Rockbereich! Der Keeley steht im Trebleboost-Modus, voll aufgerissen (und immer an!), der Amp hat Volumen und Ton je auf ca. 6-7; 4 Watt und... go for it! Voll aufgerissen singt die Tele! Sie schreit jede Note mit Volldampf in den Amp und hat vom Zerrgrad her die Intensität von einem JCM800 auf steroiden! Ohne Witz! Das hat Soldano-Niveau. Trotzdem ist alles frequenzmäßig schön aufgeräumt und rockig-kultiviert! Kein Kratzen in den Höhen wie es oft bei Fender ist und auch kein Mulm in den Bässen/Tiefmitten wie bei Marshalls. Den Vox hört man immernoch durch und Legato-Soli flutschen nur so. Rockbrett auf G´nR-Niveau sind gar kein Problem. Ich nehme das Volumenpoti der Gitarre ein wenig zurück und man fühlt sofort, wie der Zerrpegel abnimmt, und die Semi-Cleane Transparenz nach Crunchy-Chords verlangt! Classic-Rock wie Eagles oder Hooters... Springsteen oder Bryan Adams. Auch Brian May-Sounds sind kein Thema! Ein kleines Soundwunder ohne Modeling!

Drehe ich das Poti noch weiter zurück bekommt man einen wirklich sehr gut verwendbaren Cleansound. Klar hat er ein wenig Schmutz drin und man muss sanft anschlagen. Headroom gibt´s keinen! Trotzdem kann man damit wirklich gut arbeiten."Clean mit Charakter"! Auch auf das Ton-Poti der Tele reagiert der Amp perfekt. Da kann man sogar einen Wahwah-Sound entlocken, wenn man wie beim "Violining" mit dem Tonpoti spielt. Oder auch Fixed-Wah-Settings.



Ganz im Ernst: Ein so flexibles und gleichzeitig simples Setup hatte ich noch nie und hätte mir das nie träumen lassen! Gitarre+ dauernd aktiviertem Treblebooster+Amp= Clean, Crunch, Lead, Wah... Was will man mehr? Ok; ein Hall wäre toll, aber wo soll man die Spirale denn auch unterbringen? Dann gäbs wieder eine halbherzige will-alles-können-Lösung die doch wieder Abstriche im Ton macht. Selbes gilt für einen Effektloop. Ein Amp, bei dem die Endstufe unter Vollast arbeitet kann mit FX-Loop eigenlich auch nicht brauchbar funktionieren. Muss aber eigentlich auch nicht. In dem Fall kommen die Effekte einfach vor den Amp; aber hinter den Booster. Hall und Delay werden dann zwar auch von der Endstufe angezerrt, aber das ist verschmerzbar und kann sogar für den Vintage-Dreck sorgen. Edge und Brian May knallen auch alles VOR die AC30.

Mir gefällt der Amp mit Effekten aber irgendwie nicht so recht. Es funktioniert zwar, aber schluckt wieder Authentizität und Dynamik. Außerdem führt das dann wieder das Konzept, das ich mit dem Amp fahre, ad adsurbum.

Für meinen Einsatzbereich genügt es auch lautstärkemäßig, um mit einer Band zu spielen. Ich muss nur den Amp ggf. so platzieren, dass ich mich selbst gut höre und das Mikro für den FoH-Ton-I macht dann
den Rest. Ich hatte bei einer kirchlichen Hochzeit neulich das gegenteilige Problem: Der Amp war einfach zu laut! Ich habe dann den 1-Watt Modus versucht, aber da funktionierte die Dynamik (das Volumenpoti) nicht mehr so richtig und es war auch wieder ein Wenig zu leise. Ich habe dann an Stelle des Keeley meinen alten "Balckface" Marshall Guv´nor davor gesteckt und das klang auch "nicht gerade schlecht". Der "Pedal-Sound" färbt dann natürlich stärker ab, klaut ein wenig Vox, gibt aber eine Briese Marshall-Flair dazu. Auch sehr interessant und stimmig! Vom Klang her gefällt mir seither jedenfalls der Guv´nor in Verbindung mit dem 4 Watt Mode besser, als die Powerbremse.

Da ich kleine Brüllwürfel inzwischen sehr mag habe ich mir neben dem AC4TV noch den Fender Champion 600, den Vox Pathfinder 15 und den Marshall Class 5 besorgt. Die machen alle, was man von ihnen verlangt/erwartet, aber im Vergleich zum angeblasenen AC4 sind die Anderen einfach nur One-Trick-Ponys. Ich finde, der AC4 nimmt eine Ausnahmeposition ein was Klangvielfalt, Variabilität und Tonkultur angeht.
Ich habe das Gefühl, dass ich mit dem Setup mehr mit der Gitarre arbeite und mich besser aufs spielen konzentriere. Anfangs ist es ungewohnt, KEIN Pedal oder Ampfunktion umschalten zu müssen... aber es funktioniert! Und wie!


Ich kann jedem interessierten empfehlen, sich das Teil mal genauer anzuschauen! Dass es heute so viel Ton für so wenig Kohle gibt ist im Rückblick auf meine Anfänge fast schon frustrierend!


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Reaktionen: 15 Benutzer
(...) Also jetzt mal die 2x12er Voxbox rausgekramt. Verdammt. Die hat nur 8Ohm; der Amp braucht aber 16Ohm. Ich habe im Netz gelesen, dass der AC4 im 4-Watt-Mode auch mit 8Ohm Speaker keinen Schaden nimmt. Dafür soll die Leistung dann sogar 8-9Watt betragen. Hat wohl was mit dem Ausgangsübertrager zu tun oder so... keine Ahnung. Ich verstehe den Hintergrund nicht und will auch niemandem empfehlen, das zu probieren! Ich übernehme KEINE HAFTUNG!

Also erstmal die gute Nachricht: Es funktioniert (bisher) und das Volumen, das das Gehäuse mit den 2 12ern erzeugt ist der Wahnsinn! Das klingt wirklich(!) wie ein AC30 im Normal-Channel mit einem funktionierenden Mastervolumen runtergedimmt. Das ist vielleicht druckvoll und immernoch sehr laut! Aber ich weiß nicht, woran es liegt... der 10er gefällt mir besser. Es klingt mehr "boxy" und hat dadurch einen eigenen Charakter. Boxy zwar, aber auch luftig-spritzig. Außerdem finde ich, wie oben schon beschrieben, dass der Amp so besser am Spieler hängt und dynamischer reagiert. Da ich mich mit der 8-Ohm-Geschichte nicht wohl fühle und ich keine 16-Ohmer hier habe cancele ich den Versuch hier.

moin!

habe jetzt auch einen ac4tv und bin ebenfalls begeistert! :)

zur 8Ohm geschichte:
ich hab das auch gelesen und den thread im gretsch-forum (via google) auch gefunden: http://gretschpages.com/forum/other-amps/cool-information-about-the-vox-ac4tv-series/33561/page1/

kann das jemand bestätigen?
wer hat das noch getestet?
wer von den technikfreaks hat das mal gemessen?
 

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