Analyse dieser Modulation

  • Ersteller sekunde
  • Erstellt am
S
sekunde
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
10.06.24
Registriert
09.06.24
Beiträge
3
Kekse
0
Hallo,
Ich wollte die erste Zeile funktionsharmonisch analysieren und komme nicht weiter. Der Teil steht in G-Dur und endet wie zu sehen in es-Moll. Um dann wieder in die Haupttonart des ersten Abschnittes g-Moll zu kommen.
Ich frage mich, wie kann ich den Schluss dieses zweiten Teiles benennen. Was ist es-Moll in G-Dur. Könnte da der Voglersche Kreis ein Ansatz sein?
Kann jemand helfen?
IMG_0789.jpeg
Vielen Dank!
 
Grund: Vorschaubild eingebunden
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Erst mal Willkommen im Forum!
Bei "Es-Moll" handelt es sich um einen Lesefehler, ein Ges kommt nämlich nicht vor. Akustisch hört man bei den Tönen Es-G-Be-Cis eigentlich einen Es-Dur Septakkord, also Es-G-Be-Des. Das notierte Cis gibt aber einen Hinweis, dass der Akkord nach A-Dur gedeutet werden soll, womit der (akustische) Eb7 als Tritonus-Substitution von A7 auftritt. Herleiten lässt er sich von einem verkürzten A7b9 mit tiefalterierter Quinte, der hat nämlich genau diese Töne: Cis-Es-G-Be.
Damit wäre dieser Akkord als Doppeldominante zu deuten: (verkürzter)A7b9b5 als Dominante von D-Dur, das ja seinerseits die Dominante von G-Moll ist. Die wird zwar übersprungen in der Folge, was aber im Kontext dieser Stilistik (Spätromantik?) nichts ungewöhnliches ist.

Die erste Zeile mit der chromatischen Aufwärtslinie im Bass ließe sich im Übrigen durchaus in die Richtung Voglerscher Tonkreis deuten.
 
Grund: Typo
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das C# ist der aufsteigenden Linie zu verdanken. Harmonisch stellt es natürlich die kleine Sept von Eb7 dar.
Hier mal ein Vergleich zum Voglerschen Kreis.

1717923003813.png
 
Die aufsteigende Linie im Bass wo es sinnvoll ist, C# statt Db zu notieren, betrifft aber nur die Takte 1-4 im ersten System (wobei es aber auch gebräuchlich ist, so eine Folge C-Db-D-Eb usw. zu notieren). Ab Takt 6 und folgende wo der Akkord frei steht würde es aber keinen Sinn mehr machen, C# zu notieren wenn Db gemeint ist. Daraus schlussfolgere ich den verkürzten A7b9b5, also die Doppeldominante von G. Durch die Klanggleichheit mit dem Eb7 ergibt sich ja dessen Erscheinung als Tritonussubtitution von A7.
Zugegebenermaßen mögen die Erklärungen mit den Alterationen in der Funktionstheorie mitunter als Klimmzüge wirken. Wenn es aber zu einem schlüssigen Ergebnis führt wie hier, finde ich sie angemessen.

Den Voglerschen Kreis gibt es sowohl mit ab- als auch aufsteigender Linie im Bass: https://de.wikipedia.org/wiki/Voglerscher_Tonkreis
 
Herzlichen Dank für die Antwort!!!!.
So kann ich es gut nachvollziehen.
Da habe ich gleich noch weitere Fragen 😉, denn ich habe mich weiter an der Analyse der Legende probiert und hänge eine weiter Datei an. Im vierten System habe ich versucht die Akkorde zu analysieren, ist das so richtig. In diesem System gibt es für mich im zweiten Takt eine Folge von Septakkorden die alle verkürzt sind, da sie ja nicht den Grundton als tiefsten Ton haben, sagt man das so? Und vorallem schreibt man das so?

Vielen Dank für die Hilfe!!!!!

IMG_0794.jpeg
 
Grund: Vorschaubild eingebunden
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In diesem System gibt es für mich im zweiten Takt eine Folge von Septakkorden die alle verkürzt sind, da sie ja nicht den Grundton als tiefsten Ton haben, sagt man das so? Und vorallem schreibt man das so?
In der Funktionstheorie versteht man unter einem verkürzten Akkord einen Dominant-Septakkord dessen Grundton fehlt, bei dem A7 wären das dann nur die Töne C#-E-G, das A fehlt. Welcher Ton davon im Bass steht, ist egal. Der fragliche A7 im fraglichen Takt ist aber vollständig, mit dem G im Bass ist das die 3. Umkehrung, "Sekundakkord" genannt. Da es den verkürzten Akkord in der Funktionstheorie nur bei Dominanten gibt, bekommt er immer den Buchstaben "D", aber durchgestrichen mit Schrägstrich "/" (kann ich leider mit der Tastatur nicht eingeben - bei Doppeldominanten usw. sind die ineinander geschachtelten D´s entsprechen durchgestrichen).

Du schreibst aber ohnehin gar keine Funktionsbezeichnungen sondern die eigentlichen Akkorde ("absolute" Bezeichungen). Da spielt der Begriff "verkürzt" keine Rolle und wird nicht benutzt, den Durchstrich gibt es daher dort auch nicht.
Im Beispiel oben mit dem verkürzten A7 C#-E-G wäre das mit dem C# im Bass ein C#°, also ein verminderter Akkord über C#.

Der Akkord auf der 3 des fraglichen Taktes ist ein solcher Verminderter, aber mit 4 Tönen: F#-A-C-D# (bzw. enharmonisch verwechselt F#-A-C-Eb - 4 kleine Terzen übereinander), der bekäme je nach Basston die Bezeichnung F#° bzw. D#°.
In der Funktionstheorie ist so ein Akkord mit 4 gestapelten kleinen Terzen ein "Dv" (das v üblicherweise hochgestellt), ein "verkürzter und verminderter Dominantseptnonenakkord". Abgeleitet vom Dominantseptakkord, hier H-D#-F#-A, erweitert mit der None C#, diese aber tiefalteriert zu C, jetzt noch den Grundton weggelassen und fertig ist der Dv. H-Dur ist natürlich nicht die Dominante von A, sondern die Doppeldominante. Aber auch hier funktioniert das Überspringen der Dominante E wegen der vielen schönen Leittonartigen Halbtonbeziehungen D#->E, F#->G und C->C#, so dass diese direkte Verbindung H°->A7 schlüssig klingt.

Im ersten Takt des Systems ist in der linken Hand immer ein E, C-Moll ist also falsch, es ist ein C7. Und auch hier wieder die beiden schlüssig wirkenden Halbtonschritte C->C# und Bb->A weshalb der A7 nach diesem C7 folgerichtig wirkt. Schön im Übrigen die chromatischen Folgen C-H-Bb-A (rechte Hand) und Bb-H-C-C# (linke Hand), wobei das H in dem Akkord auf der 1. Achtel der 3 diesem die Anmutung einer Zwischendominante G zum C7 gibt.

Ehrlicherweise muss aber gesagt werden, dass solche stark chromatischen Sätze und Akkordfolgen mit den Bezeichnungen der Funktionstheorie etwas schwer zu fassen sind. Hier geht es sicher noch, aber mitunter muss man abwägen, ob man nicht mit den absoluten Bezeichnungen oder Stufen weiter kommt. Wobei es immer gut und hilfreich ist, zunächst die Akkorde absolut zu erkennen bzw. zu benennen, weil ohnehin erst danach die Funktion oder Stufe, ggf mit Alteration bestimmt wird..

Noch ein Tipp: Bitte vermeide in der gewählten Schreibweise den Buchstaben B für Be-Dur. Besser wäre "Be" zu schreiben, wie du ja auch "Es" schreibst.
Noch mehr möchte auch aber empfehlen, für die absolute Schreibweise die international gebräuchlichen angloamerikanischen Bezeichnungen zu wählen, zumal du ja auch für Moll den Kleinbuchstaben "m" anhängst wie es dort üblich ist.
Das B steht nämlich dort für das deutsche H. Das deutsche Be wird dort Bb geschrieben, es werden den Buchstaben also bei Alterationen die Versetzungszeichen angehängt, also # oder b. In der traditionellen deutschen Schreibweise müsstets du sonst wie es dort üblich Mollakkorde mit Kleinbuchstaben bezeichnen, also statt Cm nur c. Die Schreibweisen zu mischen ist ungünstig weil es Verwirrung stiftet.

Und noch etwas: der Akkord im ersten Takt des untersten Systems ist wieder der "akustische" Eb7 wo das Db als C# notiert ist, auch hier wieder als Tritonussubstitution der Doppeldominante A, und auch hier gefolgt von Gm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen herzlichen Dank für die ausführliche Hilfe.
Bin noch eine viel Lernende ;).

Herzliche Grüße
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Gerne, viel Spaß beim Lernen!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben