Hiho @ all
Da ich grade "tief" (Naja für euch schwimm ich eher noch an der oberfläche

) in den sümpfen des Akkord aufbau, mit benutzung der leiter eigenen Töne, steck kamm mir grade die frage.. wie entstehen diese sus4 sus 6 sus-wie auch immer bzw. was sind das eingentlich und wie gebrauch ich sie wann richtig???
Hallo Backstein,
hier ein Auszug aus einem früheren Post von mir zum Thema sus2:
Das Suffix sus2 besagt, dass die Terz durch die Sekunde ersetzt wird. Es wird sowohl in Dreiklängen als auch in Vierklängen eingesetzt. In Dreiklängen, obwohl das Suffix sus2 die Terz ersetzt, macht die Angabe ob Dur oder Moll sehr wohl Sinn, da es dem Improvisierenden die richtige Tonleiter weißt. Also entweder Csus2 oder C-sus2. Bei Vierklängen wird die Septime/Sexte im Akkordsymbol immer zuvorderst genannt. Also C7sus2, Cmaj7sus2 etc. .
Zum Thema sus2 wurde schon einiges in diesem Forum geschrieben. Wenn Jay nun sagt, dass bei einem richtigen sus2 formell die 1 weggelassen werden müsste, hat er nur teilweise Recht. Richtig ist, dass der Grundton bei einem richtigen sus2 sehr wohl im Voicing vorkommen kann, nur nicht in der Bassstimme eben. Insofern ist die Situationsbezeichnung (Humbug) von Stefan64 deplatziert. Diether de la Mottes Harmonielehre (Seite 69) und auch alle gängigen anderen Unterweisungen im Tonsatz werden Euch eines anderen belehren. Der Sekundvorhalt steht ursprünglich auf jeden Fall als Vorhalt für den Grundton und nicht für die Terz.
Hier ein Auszug aus einem früheren Beitrag zu diesem Thema von mir:
sondern nur darauf aufmerksam machen, dass die Funktionalität der Vorhaltsakkorde anhand ihrer Entstehungsgeschichte leichter zu verstehen ist. Mit entstehungsgeschichtlich meine ich zum einen die Epoche, in diesem Fall nämlich frühe Barockzeit, und andererseits die eigentliche Entstehung dieser Akkorde. Vielleicht ist das die Instanz nach der Ray fragt?
In vielen klassischen Harmonielehren kann man nachlesen dass 1, 3 und 5 jeweils durch ihre obere Nebennote vorenthalten werden können. Z.B. auch bei Diether de la Motte's Harmonielehre oder auch Hermann Grabners Allgemeine Harmonielehre.
Tatsächlich war es anfänglich so, dass die oberen Nebennoten (sprich: Vorhalte) sich immer nach unten auflösten. Erst später, u. A. auch bei Bach war es möglich gewisse Vorhalte auch nach oben aufzulösen. Fakt ist, d. h. geschichtlich bewiesen, dass die Auflösungstendenzen dieser Vorhalte von Natur aus Kontraktion verlangen. Die Musik wurde ja bekannter Weise nicht erfunden sondern gefühlt und gespielt. Sehr schön zu diesem Fakt fand ich die Aussage von Metalpete: Wenn ich ne Feder spanne, wird sie sich nach dem Loslassen entspannen und die Spannung nicht irgendwie verschieben oder sonst irgend etwas komisches machen. Ein in sich geschlossenes System strebt nun mal immer den Zustand des maximalen Gleichgewichts an.
In Walter Pistons Harmony (ein Standard Werk) heißt es zur Definition des Vorhaltes: Der Vorhalt ist ein Ton, dessen natürliche Fortschreitung rhythmisch verzögert wird.
Diese Komponente führt uns eventuell auf die Spur der Entstehung des Vorhaltes.
Die natürliche Fortschreitung des Vorhalt erzeugenden Tones ist abwärts und rhythmisch gesehen steht dieser Ton zunächst einmal auf leichter Taktzeit. Auflösung desselben wird auf schwerer Taktzeit erwartet. Trifft diese Auflösung auf schwerer Taktzeit nicht ein, spricht man von einem Vorhalt. Vorhalte sind also zunächst einmal von leichter auf schwere Taktzeit übergebunden in der neuen Harmonie akkordfremde Töne die sich dann später im klassischen Sinne in die darunter liegenden akkordeigenen Töne auflösen. Dieses Spiel kann sowohl mit der Sexte (nicht zu verwechseln mit der Sixte ajoutee), Quarte so wie auch mit der None bzw. Sekunde gemacht werden.
Man bedenke an dieser Stelle auch, dass dies sowohl in Dur als auch in Moll Tonart geschehen kann, und das wiederum auf allen Stufen. Ein sus#4 auf der IV Stufe in Dur ist somit nichts Ungewöhnliches.