Autodidaktisch das Klavierspielen lernen?

[dorian.gray]

Hallo allerseits,

ist es theoretisch möglich, sich das Klavierspielen selbst beizubringen?

Da ich als Schüler verhältnismäßig arm bin und außerdem in einem Pappwand-Appartement wohne, stellen sich mir einige Fragen:

1. kann man das Spielen überhaupt ohne Lehrer lernen?
1. a. gibt es zu dem Zweck ähnlich gute Quellen wie für die Gitarre im Internet?
2. inwieweit ist das, was ich auf einem Digitalpiano erlerne mit dem späteren, "richtigen" Piano vergleichbar?
Ist die Tastatur ähnlich, oder vielleicht sogar gleich? Können Digitalpianos zumindest oberflächlich den Sound eines richtigen Pianos simulieren?
3. Reichen etwa 500 Euro für ein Anfängerinstrument inklusive Zubehör (Ständer, Lektüre, Kopfhörer etc.)?
4. Wenn man das Thema nachgooglet, findet man immer wieder die Aussage, zum Klavierlernen sei man nie zu alt. Allerdings liest man es auf Seiten, die kommerzielles Interesse an Anfängern haben, inwiefern kann man dem Glauben schenken?

Ich würde mich über eure Antworten wirklich freuen,

verzeiht mein Deutsch; ich lebe noch nicht lange in Deutschland,

D

 

[derJoni]

Hey dorian,

ich denke schon dass man Klavier autodidaktisch erlernen kann. Man braucht allerdings wie so oft viel viel disziplin. Kannst du schon ein Instrument spielen? Wenn ja wäre es sehr hilfreich, auch hilfreich wäre es, wenn du schon ein bisschen von Harmonielehre verstehst. Also wichtig sind meiner Meinung nach ein Minimum an musikalischem Wissen und auch ein gutes Gehör. Dann kannst du auch ein Klavier autodidaktisch erlernen.
Mir geht es derzeit selber so. Auch wenn ich erst seit ca. einer Woche Klavier lerne, so merke ich doch, dass es mir, wie bei Gitarre, mehr Spaß macht wenn ich selber für mich autodidaktisch lernen kann und somit freier und nicht an ein Buch oder einen Lehrer gebunden bin. Aber natürlich ist es wahrscheinlich auch etwas schwerer wenn man Chopin, Mozart, Schumann oder Beethoven spielen will. Bei so etwas muss man relativ langsam vorgehen, denk ich. Ich hingegen starte derzeit mit einfachen bluesigen Sachen und geh dann wahrscheinlich, in ferner Zukunft , in die jazzige Richtung, vielleicht auch klassisch.
Auf jeden Fall will ich sagen, dass es mir bis jetzt als Umsteiger von der Gitarre viel Spaß macht autodidaktisch an das Instrument ranzugehen. Durch ein gewisses theoretisches Vorwissen, fällt es mir auch nicht schwer mich auf dem Instrument zu recht zu finden.

grüße, ich hoffe es hat dir geholfen

 

[dorian.gray]

Ich lerne nebenbei (auch größtenteils autodidaktisch, aber mit einem Lehrer als Backup) Gitarre seit etwa einem Jahr und lese mir das Grundwissen der Theorie an, was mir im Moment recht schwer fällt, weil dieses meist anhand des Klaviers, selten jedoch anhand der Gitarre erklärt wird.

Blues/Jazz wäre auch meine bevorzugt Musikrichtung auf dem Klavier.

Auf jeden Fall hilft Dein Kommentar, wenn mir jetzt noch jemand Rat bezüglich der Technik gäbe, wäre das fantastisch.

Vielen Dank schonmal,

Dorian

 

[DoktorX]

Hallo allerseits,

ist es theoretisch möglich, sich das Klavierspielen selbst beizubringen?

1. kann man das Spielen überhaupt ohne Lehrer lernen?

Natürlich, theoretisch ist (sehr) viel möglich. Nur kann man unter "Klavierspielen" auch sehr viel verstehen. Ich habe nach zwei Jahren meinen ersten holprigen Chopinwalzer gespielt - mir hats gefallen - Profis hätten vllt den Kopf geschüttelt... Da ich nur für mich gespielt habe war ich zufrieden. Ab und zu eine Unterrichtsstunde kann jedoch nicht schaden und ist auch finanzierbar.

1. a. gibt es zu dem Zweck ähnlich gute Quellen wie für die Gitarre im Internet?
2. inwieweit ist das, was ich auf einem Digitalpiano erlerne mit dem späteren, "richtigen" Piano vergleichbar?
Ist die Tastatur ähnlich, oder vielleicht sogar gleich? Können Digitalpianos zumindest oberflächlich den Sound eines richtigen Pianos simulieren?

Meiner Erfahrung nach reicht eine gute Schule erst mal aus. Den Bassschlüssel zB habe ich mir mit einem Computerprogramm innerhalb einer Stunde beigebracht (habe vorher allerdings schon Gitarre gespielt, kannte also den Violinschlüssel). Auch für Harmonielehre etc. gibt es schöne Programme (z.b. Earmaster).

Die Tastatur ist ähnlich bzw. natürlich eine Geldfrage. Ein Steinway fühlt sich ja auch anders an als der restaurierte Sperrmüllfund. Ich finde aktuelle E-Pianos der 700-Euro-Klasse völlig ok für den Anfang.

 

[B@nd!t]

1. kann man das Spielen überhaupt ohne Lehrer lernen?

Ja aber es werden sich Fehler einschleichen, richtige Haltung, fehler beim Legatospiel, etc. Hab ich selbst nach zwei Monaten nun festgestellt, nachdem ich eine Probestunde hatte.

1. a. gibt es zu dem Zweck ähnlich gute Quellen wie für die Gitarre im Internet?

Ja gibt es, sowie gute Anfängerkurse als Buch die man weitestgehend allein bestreiten kann. Außerdem jede Menge Videos bei Youtube.

2. inwieweit ist das, was ich auf einem Digitalpiano erlerne mit dem späteren, "richtigen" Piano vergleichbar?
Ist die Tastatur ähnlich, oder vielleicht sogar gleich? Können Digitalpianos zumindest oberflächlich den Sound eines richtigen Pianos simulieren?

Das was Du auf einem DP lernst kannst Du später ohne große Probleme auf einem akustischem Klavier/Flügel verwenden. Ein DP ist und bleibt allerdings eine Art Simulator, einige können verdammt gut simulieren, aber sie kommen nicht an das Original heran. Als Anfänger wird man diesen Unterschied aber eh kaum wahrnehmen, allerdings vermisst man auch als Anfänger, die Fülle des Klangs eines akustischen Pianos.


3. Reichen etwa 500 Euro für ein Anfängerinstrument inklusive Zubehör (Ständer, Lektüre, Kopfhörer etc.)?

Mach lieber 600,-€ draus, dann bekommst Du etwas vernünftiges inkl. Zubehör - am besten mal Suchfunktion verwenden, viele Anfänger haben dieses Budget und die Sektion DP flutet gerade zu über von solchen Anfragen.

4. Wenn man das Thema nachgooglet, findet man immer wieder die Aussage, zum Klavierlernen sei man nie zu alt. Allerdings liest man es auf Seiten, die kommerzielles Interesse an Anfängern haben, inwiefern kann man dem Glauben schenken?

Ich selbst bin 41, ich weiß ich werde kein Konzertpianist mehr, aber das ist auch nicht das was ich will. Mein Interesse geht Richtung Barpiano/Jazz Piano. Und dies sollte ohne Probleme noch erreichbar sein, allerdings mit Fleiß und nicht über Nacht.

 

[dorian.gray]

Ich habe jetzt einige Stunden mit dem Suchen im Internet verbracht und habe einige Reviews gelesen.

Das P85 von Yamaha gefällt mir sehr gut, die Testberichte sind sehr positiv, da mir Effekte und die Ausgänge nicht wirklich wichtig sind (ich werde ohnehin 98% meiner Zeit davor mit Kopfhörern spielen).
Abstriche was Features angeht, nehme ich gerne für guten Klang hin.
http://cgi.ebay.de/Yamaha-E-Piano-S...temQQptZTasteninstrumente?hash=item33561dfddc

Gibt es Seiten wie Ultimate-Guitar.com auch für das Klavier?
Also Archieve von Notenblättern bzw. Tabulaturen?

Bisher bin ich (auch über die Forumsuche) nicht fündig geworden.

 

[Basty]

Wenn du so willst ist Ultimate-Guitar auch "für Klavier". Dort findest du die Akkorde was eigentlich schon völlig ausreichend ist und wenn das auch noch nicht reicht sind dort zusätzlich sehr viele brauchbare Guitarpro Files verlinkt wo man dann auch noch die Noten zu jedem Instrument eines Liedes hat...

 

[dorian.gray]

Ich spiele jetzt seit einem Jahr Gitarre mit GuitarPro und mir ist noch nie aufgefallen, dass man dort auch die Noten sieht....

Danke

 

[B@nd!t]

Mit dem P85 hast Du schon eine gute Auswahl getroffen, dennoch solltest Du die Katze nicht im Sack kaufen und in den nächsten Musikladen gehen und die DPs ausprobieren. Das wichtigste ist nämlich die Tastatur und da kann dir keiner sagen welche dir am besten Gefallen wird. Eine vergleichbare Tastatur und gute Sounds bietet auch das PX 130 welches für deine Zwecke schon ausreichen würde und etwas günstiger zu bekommen ist. Ebenfalls in der Preisliga liegt das Korg SP-250 welches eine sehr gute Tastatur besitzt.

Seiten für Noten gibt es jede Menge im Netz, nur das verlinken ist meist aus Urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

 

[Palt93]

Hallo

ich finde es ist möglich zu lernen aber man muss es von Anfang an sehr gut und gründlich lernen

Praktisch wäre es wenn du jemanden kennst der dir die Haltung zeigt , Harmonien erklärt.....

Wenn du es selber lernst dann lerne es sehr langsam und sehr Gründlich denn wenn du dir einmal was falsch eingelernt hast kriegst du es schwer wieder weg....
Außerdem dauert es viel länger bis man das Instrument beherrscht...

Ein kleiner Tipp:
Übe viel mit Hanon den das trainiert dir deine Finger, kannst die besser beherschen,spielst sauberer und schneller.

Das wichtigste wie gesagt ist Sauber und Gründlich zu spielen, aba wenn du es sehr spielen lernen willst und du die Disziplin hast schaffst du es auch

 

[dorian.gray]

Hast Du eventuell einen Link zu Seiten mit Hanon-Übungen? Ich will nicht immer von Youtube abhängig sein. Apropos, hat schon jemand Erfahrungen mit diesen Tutorial-Videos gemacht? http://www.youtube.com/watch?v=vphWgqbF-AM (Andrew Furmanczyk Piano Academy)

 

[Palt93]

ne sry hab keinen link aba es gibt ein buch und kauf es dir den das brauchst du

Kostet ca 15 euro und dieses Heft brauchst du dein Leben lang

und es sind ca 200 seiten ^^

Also genug stoff zum üben
^^

 

[rschulz]

Hanon gibt es hier: http://imslp.org/wiki/The_Virtuoso_Pianist_(Hanon,_Charles-Louis)
Die Youtube-Tutorials fand ich ganz nett, vor allem für die Theorie, auch wenn er alles am Beispiel C-Dur machz. Mit etwas Mitdenken bringt es einem viel, aber eher theoretisches.

 

[Dr.Pansen]

" Hallo allerseits,

ist es theoretisch möglich, sich das Klavierspielen selbst beizubringen? "

es gibt genügend Beispiele von Musikern die autodidaktisch gelernt haben und die Musik gemacht haben, die 80 % jener, die an der effektivität von autodidaktischen lernen zweifeln, nicht einmal im traum spielen könnten. Da fällt mir z.B. Ornette Coleman - er gehört zu den ganz Großen im Jazz und ist einer der prägendsten Figuren dieser Musik. Ich denke der ausschlaggebendste Faktor ist, war und bleibt die eigene Motivation. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, ne

PS: Ich selber habe mir die Harmonielehre vollständig autodidaktisch beigebracht, ebenso wie das Orgelspielen. Für die Harmonielehre bedarf es ohnehin kein Lehrer, da reichen Bücher/ Internet und entsprechende kognitive Fähigkeiten - und die bereits angesprochene Motivation.

Liebe Grüße

 

[lukas82]

Ich weiss recht viel über Musik, Harmonielehre usw... Seit längerer Zeit komm ich irgendwie nicht mehr vorwärts. Meistens spiele ich mit der rechten Akorde, und links Bass, d.h. Grundton + Quint. Oder links akkord und oben ne kleine Melodie oder so. Das wird mit der Zeit aber nicht wirklich spannender, wenn ich da z.B mal Leuten zusehe die richtig Spielen können, frage ich mich immer wie lernt man sowas. Z.B der hier.. (ab 3.35 min.) http://www.youtube.com/watch?v=oIf7dSp-xB0

Solche sachen spielt man doch auch nicht nach Noten, oder?

Oder meint ihr dass es viel bringt Noten lesen zu lernen, davon hab ich mich bisher gedrückt.. Kann mir aber auch nicht so richtig vorstellen dass man eben solchen Sound auf Noten findet. Ist eher Jazz und da stehen dann meistens nur die Akkorde für ein Stück..

Mein Vater z.B, der hat 30Jahre lang schön brav noten gelesen und gespielt.. und wenn du ihn fragst spiel mal was frei, ohne Noten, dann kommt wirklich gar nichts...!
Darum war/bin ich was Noten angeht etwas skeptisch.. ;-)

 

[nyda]

1. kann man das Spielen überhaupt ohne Lehrer lernen?
1. a. gibt es zu dem Zweck ähnlich gute Quellen wie für die Gitarre im Internet?

Wenn du bereit bist, kräftig zu googlen auf alle Fälle. Es gibt tonnenweise Seiten mit Informationen, die man sich aber eben alle erst zusammensuchen muss. Mit einem Lehrer wäre das sicher einfacher.
Zur Technik selbst findet man, bzw ich zumindest, aber eher wenig. Zumal das so eine Sache ist, bei der 1000 Worte keinen Handgriff ersetzen können.

Den Andrew Furmanczyk hast du ja schon selbst gefunden. Dann gibts noch...

http://vimeo.com/user152359/videos/sort:date <- Ähnlich wie der Furmanczyk Channel
http://musictheory.net/index.html <- Infos, Trainer und alles was man sonst noch zum Theorie lernen braucht
http://www.pianopractice.org/ <- ein freies Buch rund ums Piano lernen - ist dort irgendwo auch auf Deutsch verfügbar

http://de.cantorion.org/ <- tonnenweise freie Noten
http://imslp.org/wiki/Main_Page <- noch mehr..
http://www.makingmusicfun.net/ <- ok, die Site sieht ein bischen crazy aus, hat aber ganz nette Einsteiger-Songs
http://www.words3music.ph/sheets-pop1.html <- aktuellere Musik

Und noch tonnenweise andere Sites. Jazz ist leider nicht mein Ding, von daher hab ich in die Richtung gehend eher nichts.

2. inwieweit ist das, was ich auf einem Digitalpiano erlerne mit dem späteren, "richtigen" Piano vergleichbar?
Ist die Tastatur ähnlich, oder vielleicht sogar gleich? Können Digitalpianos zumindest oberflächlich den Sound eines richtigen Pianos simulieren?

Je nach DP kann das wohl schon ziemlich gut sein. Der Prof. der das PianoPractice Buch geschrieben hat, ist der Meinung dass es kaum noch lohnt ein Upright zu kaufen, da ein DP einfach zu viele Vorteile und zu wenige Nachteile hat, zumindest wenn man in gleicher Preislage schaut. Daher empfiehlt er, sich entweder ein (gutes) DP oder gleich einen akustischen Flügel zuzulegen. Vielleicht ein bischen extrem, aber ich kann das selbst mangels echtem Klavier nicht beurteilen.

3. Reichen etwa 500 Euro für ein Anfängerinstrument inklusive Zubehör (Ständer, Lektüre, Kopfhörer etc.)?

Schau mal im DP Forum nach. Ich hab da vor einige Monat auch nach Kaufberatung gefragt und bin dann bei einem Modell um die 1000€ hängengeblieben. 500€ für ein komplettes DP scheint allerdings sehr knapp zu sein.

Wenns an Geld mangelt und du einen Computer (und bischen Ahnung) hast, könnte daher auch ein Masterkeyboard mit Hammermechanik ausreichen. Das Gerät selbt produziert dann keinen Klang sondern nur Midi Daten, die dein Computer in Klänge umsetzt. Da gibts allerhand freie Software Instrumente die brauchbar klingen und diverse kommerzielle Dinger die man eine Zeit lang antesten kann.
Wenn das für dich eine Option wäre, würdest du so eine gute Tastatur bekommen und den Klang kannst du dann deinem Budget entsprechend wählen. Vielleicht erst was kostenloses und wenn wieder ein bischen Geld über ist halt mal eine kommerzielle Software. Dann hättest du dann gute Tasten und guten Sound. Etwas das du bei 500€ für ein DP sonst nicht bekommen würdest. Masterkeyboard mit brauchbarer Hammermechanik gibts ab um die 400€ - aber wie gesagt, du musst dich damit ein bischen auseinandersetzen und der Rechner muss dazu laufen (und natürlich vorhanden sein...).

4. Wenn man das Thema nachgooglet, findet man immer wieder die Aussage, zum Klavierlernen sei man nie zu alt. Allerdings liest man es auf Seiten, die kommerzielles Interesse an Anfängern haben, inwiefern kann man dem Glauben schenken?

Das sagen nicht nur die kommerziellen Seiten. Man ist nie zu alt. Irgendwann lässt allerdings das Gedächtnis nach und man wird nicht mehr soviele Stücke frei spielen können, wie jemand der schon jung angefangen hat. Ich bin derzeit 29 und bringe mir das Spielen auch gerade selbst mit Hilfe von einem Online Kurs bei. Hätte nicht gedacht dass ich nach einem halben Jahr schon Stücke spielen kann, die wirklich nach was klingen.

verzeiht mein Deutsch; ich lebe noch nicht lange in Deutschland

Wäre mir definitiv nicht aufgefallen.

 

[Gould]

Ja, dein Vater hat schon recht. Wozu braucht man Noten dingel doch aus dem Bauch so einfach rum.
Da haste aber bei "Bach" und "Beethoven" schlechte Karten. Gould,