Barncaster (headless) - ein Selbstbau mit "Bordwerkzeug"

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Hallo Community,

bin neu beim Thema Gitarre (spielen+bauen), habe hier viele Anregungen erhalten und versuche auf diesem Wege etwas zurückzugeben.

Das Thema ist der Bau einer Headless Gitarre ohne Schreinerwerkstatt und frustrierende Schwierigkeitsgrade.

Ziel war es für einen vorhandenen Hals einen Gitarrenbody zu bauen, der folgende Anforderungen erfüllt:
- ergonomisch fürs Sitzen in verschiedenen Position bis hin zu "lümmeln", ohne Vornüberbeugen oder Oberkörper verdrehen
- mit vorhandenem Werkzeug wie Stichsäge, Bohrmaschine, Winkelschleifer, Raspeln und Feilen (oder andersrum: ohne Oberfräse, Schablone, Bandsäge, E-Hobel, ...) klarkommen
- ein vorhandenes ca. 50 Jahres altes Brett ("Scheunenholz") verwenden.

Von der Body-Form her kam hier ein Klein-Strandberg-Hybrid heraus. Headless um Kopflastigkeit zu vermeiden und weil mir das kompakte Konzept gefällt.
Als Spender für Hals und Bridge wurde ein billiges China-Headless-Teil gebraucht erstanden.
Da ich überwiegend einigermaßen clean spiele entschied ich mich für ein einzelnes Neck-Pickup, hier hab ich was Ordentliches neu besorgt.

Fazit:
- Es hat mit der üblichen Heimwerker-Werkstatt geklappt, also ohne Oberfäse+Schablonen und ohne gehobenem Holzbarbeitungswerkzeug.
- Das Teil passt immer in den Schoß, egal wie man sich hinlümmelt, und man verbiegt und verdreht den Rücken beim Spielen selbst dann nicht, der Hals ist immer in ergonomischer Position.
- Klingt überraschend gut, das Kiefer kann mehr als ich dachte. Überhaupt nicht dumpf oder so, spürbare Vibration bei mittlerem Anschlag 12 Sekunden.
- Bauzeit von der Planung bis zum spielfertigen Tuning ca. 30 Std.

Also einfach probieren, es geht, siehe Fotos :)

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Bauschritte:
- Maßskizze anfertigen
- oberes Brett aussägen, Halspassung anfertigen
- Hals einstecken, genaue Mittellinie durch Anlegen eines Lineals links und rechts am Hals erzeugen
- Pickuptasche anfertigen
- Bohrungen für Lautstärkepoti und Klinkenbuchse setzen
- Kanäle für Kabel mit Stechbeitel einarbeiten
- unteres Brett aussägen, verleimen mit dem oberen
- Bohrungen für Lautstärkepoti und Klinkenbuchse tiefer bohren
- Schimplatte für Halstasche herstellen und einkleben
- Halsbohrungen abgreifen - angespitzte Schraube in die Schraubenlöcher im Hals stecken und damit ankörnen, bohren
- "E-Fach-Deckel" für Poti herstellen
- Kontur herstellen, schleifen
- Hals montieren, Bridgeposition genau anzeichnen und Bohrungen setzen (E+e-Saiten mit Schnur simulieren zum Ausrichten am Hals)
- ölen mit braun eingefärbten Öl - das gibt sofort einen rustikalen "aged look", und wachsen
- Hals abrichten, der hatte es nötig. Hierfür hab ich mir ein leveling beam aus einem geraden Vierkant-Holz und Schleifband gemacht, und als einziges neu beschafftes Werkzeug eine Crowning-Feile gegönnt.
- Montage, Tuning.
 
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(y), sei begrüsst hier,
- ergonomisch fürs Sitzen in verschiedenen Position bis hin zu "lümmeln", ohne Vornüberbeugen oder Oberkörper verdrehen
ich denke, die sitzt astrein auf dem Oberschenkel:), interessieren würde mich aber doch noch was für einen PU du verbaut hast.
 
Fantastischer erster Beitrag.

Herzlich willkommen im Musiker-Board!!!

*
 
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Danke für die Blumen.
Das Pickup ist ein Rockinger Alnico 2 Custom Neck.
 
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Interessante Gitarre außergewöhnliche Form. Du hast es genauso gemacht wie ich mit meiner (2 20 Jahre alte Fichtenbretter zusammengeleimt).

viel Spaß
 
Ich finde es echt super von Dir , da einfach mal loszulegen.
Der Spaß daran etwas zu bauen ist doch unersetzlich. Mach weiter so.

Eine Headless hab ich auch schon in Planung, aber ich muß erstmal in die Rheumaklinik

Gruß Otto
 
Und nochmal danke für die Blumen.

Ich kann gar nicht mehr aufhören.
Wie ihr wisst bin ich Anfänger (seit Neujahr), und ganz so dünne Finger hab ich auch nicht, und der Jüngste bin ich auch nicht mehr, da ist's nicht einfach in den ersten paar Bünden mit einem 42er Standardhals. Daher hab ich mir einen günstigen 46er Hals kommen lassen. Der hatte dann zwar tatsächlich nur 45 mm, aber immerhin: zwischen 3 Saiten macht das ein Plus von 1,2 mm, das ist ein Haufen Holz wenns vorher hauteng hergeht!

Natürlich musste es wieder Headless werden, also Kopfplatte absägen, Material auffüttern (ein Stück einer Terassenbohle, hart), Schlitze für die Saiten reinfummeln (Metallsägeblatt + Schlüsselfeile).
Und weil der Hals zu kurz war hab ich angestückelt. Und weil er zu breit und zu hoch war auch noch neu eingepasst. Und natürlich passten die Befestigungslöcher nicht, also Dübel rein und neu abbohren.
Die Krönung war aber fast der Sattel: Weil da nur so ein billiges Plastikteil dabei war bei dem obendrein der Platz nicht gut genutzt war, hab ich einen selbst gemacht von einem Knochen den der Hund nicht mehr interessant fand.

JETZT bin ich happy mit meiner Gitarre, das Spielen macht so viel mehr Spaß mit einem passenden Gerät!!!
Stellt euch vor dass jetzt eine sündhaft teure, neue und sicherlich auch tolle Strandberg Boden in der Ecke steht ... sie hat keine Chance gegen dieses DIY-Frankenstein-Barncaster-wasauchimmer-Ding :)

Grüße, Daniel

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