[Bass] Squier Bass VI OW

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Hallo Zusammen

Seit geraumer Zeit bin ich bei einer Band als Bassist aktiv. Wobei als Gitarrist sich Bassist zu nennen manchmal echt Gemüter erhitzen kann. Habe ich schon an eigenem Leibe erfahren. :D Daher nenne ich mich mal Bassspieler.
Zu Beginn spielte ich auf einem geliehen Gibson RD mit einer Long Scale und Aktiv Pick-Ups. Für meine zarten Gitarristen Hände ein Krampf keines Gleichen! Also musste Ersatz her.

Durch ein Review von .s bin ich dann vor mehr als einem Jahr auf den Bass VI gestossen. Lennon spielte diesen ja auf Let It Be. Weil Gitarrist, weil Gitarre, die nach Bass tönt.
Nun ja ich war reichlich skeptisch. .s schreibt, dass der Bass VI weder Fisch noch Vogel ist und 2-3 Konstruktionsmängel hat. Dennoch war für mich die Verlockung zu gross um zu widerstehen und kaufte ihn mir vor rund einem Jahr.

Specs

Zuerst einmal die harten Fakten:
  • Farbe: Olympic White
  • Bauart: Solid Body
  • Halskonstruktion: verschraubt
  • Saitenanzahl: 6-saitig
  • Bundanzahl: 21
  • Mensur: Shortscale 30" (76,20 cm)
  • Korpusmaterial: Linde (Basswood)
  • Hals: 3-tlg. Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrett Einlagen: Block Inlays
  • Pickup Neck: Custom Jaguar® Single-Coil with Claw (Neck)
  • Pickup Middle: Custom Jaguar® Single-Coil Reverse-Wound/Reverse-Polarity with Claw (Middle)
  • Pickup Bridge: Custom Jaguar® Single-Coil with Claw (Bridge)
  • Pickup Wahlschalter: 3x on/off Schiebeschalter, 1x Bass Cut Schiebeschalter
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone
  • Hardware: Chrom
  • Produktionsland: Made in Indonesia

Out of the Box

Tragisch was sich da Squier, wo sonst so solide Modelle baut, beim Bass VI geleistet hat! Die Stahlseil-ähnlichen Saiten waren ein Graus, die Stimmstabilität war hundsmiserabel, die tiefen E- und A-Saiten schnarrten ohne Ende, das Tremolo sinnfrei drauf geklatscht und die Verarbeitung von Griffbrettbinding und -Inlays z.T. sehr minderwertig.
Wollte ihn eigentlich gleich wieder einpacken und zurückschicken. Hab's dann aber nicht gemacht. Das Konzept des Bass VI sagte mir extrem zu. Der Gitarren-ähnliche Hals und die Haptik und Spielweise erinnerte mich stark an jene der Gitarren und begeisterte mich irgendwie.

Solving issues

Nun die Hauptprobleme und wie ich sie gelöst habe:
  1. Die Bridge sehe ich beim Bass VI als völlige Fehlkonstruktion: Es ist weder möglich, die Intonation der tiefen E-Saite richtig einzustellen, noch ebendiese vom Schnarren zu befreien. Und dann noch dieses elende Tremolo. Nach etlichen Versuchen und Tricks, diese Bridge zu fixen habe ich mir dann bei Staytrem eine neue Brücke gekauft. Der Vorteil dieser: Sie ist breiter und hat somit mehr Spielraum für die Intonation. Die Schrauben für die Intonation laufen parallel zum Korpus und nicht schräg nach oben, so wird das Schnarren extrem eingeschränkt und mit dem richtig eingestellten Hals sogar komplett behoben (leider liefert Staytrem mittlerweile nicht mehr ausserhalb des UK). Das Tremolo habe ich fixiert, das brauche auf einem Bass sowieso nicht. Damit wurde der Bass viel stimmstabiler und die Intonation liess sich perfekt einstellen.
  2. Die Saiten. Die sind von Haus aus viel zu dünn, schlabbrig und tönen nach nichts. Da habe ich mir Labella Bass VI Flatwounds geholt. Diese sind um einiges dicker, angenehmer zu spielen und tönen viel besser. Mehr dazu später.
  3. Der Klang am Amp. Irgendjemand sagte mir, man müsse dieses Ding über einen Gitarren-Amp spielen. Nein. Muss man nicht. Ich habe dann den Bass VI an einem Bass-Amp angehängt und siehe da: Der Sound wurde breiter und klang-technisch ging er vielmehr in Richtung eines echten Basses. Jedoch war der Klang für mich immer noch zu Spitz, zu glockig. Zu stratig. Der Gitarrenbauer meines Vertrauen hat dann irgendwie den Kondensator gegen was russisches ausgewechselt und auf einmal konnte ich viel mehr Höhen rausschrauben und auch die Pick-Ups klangen auf einmal um Welten besser. Er hat auch kalte Lötstellen gleich mit behoben, was Wunder bewirken kann.
Bespielbarkeit / Haptik

Das Neckshaping ist sehr angenehm. Das einzige was mich sehr störte, ist der klebrige Polyurethanlack. Dies stört mich aber bei fast jeder neuer Fender-Klampfe und behebe ich einfach mit unterschiedlich grober Stahlwolle, damit sich der Hals samtiger anfühlt. Die Bünde musste ich etwas nachrichten, waren aber im Grossen und Ganzen okay.
Die Ergonomie und Haptik des Bodies fand ich von Anfang an klasse! Der an eine Jaguar erinnernde Korpus finde ich sehr Toll anzuschauen und die Kombi vom weissen Lack mit dem roten Tortoise-Pickguard sieht einfach toll aus. Ich behaupte gleich auch stinkfrech, dass das Horn aus Gründen der Kopflastigkeit etwas länger und eher Richtung Hals geneigt ist im Vergleich zur Jaguar. Apropos Kopflastigkeit: Kein bisschen!
Die Controls finde ich schlau platziert, jedoch sollte der Bass-Cut (später dazu mehr) an einem anderen Ort sitzen. Beim schnellen Pick-Up Wechsel kann es gut passieren, dass man mal den falschen Kippschalter erwischt. Ansonsten bin ich ein grosser Fan der Kippschalter geworden. Die Chance, versehentlich umzuschalten ist bei herkömmlichen Toggles durchaus grösser.

Sound

Trocken gibt das Ding nicht viel her. Ich schliesse das auf die Holz- und Lackwahl aber auch auf die teilweise schlechte Verarbeitung zurück. Auch am Gitarren-Amp klang das Ding einfach nicht nach Bass aber halt ein bisschen nach Gitarre. Eben irgendwie weder Fisch noch Vogel. Ich wollte den Bass VI aber als Bass spielen und am Bass Verstärker wurde er dann auch logischerweise viel mehr zum Bass.
Der Bass VI besitzt nach den ober aufgeführten Modifikationen einen schönen ausgewogenen Klang und bewegt sich deutlich mehr im Bereich eines Basses, als einer Gitarre. Die Labella Saiten tun ihren Dienst dazu und verändern den Sound erheblich zum positiven. Der Klang ist auch sehr vielfältig: Der Neck-Pick-Up gibt ordentlich Wumps und Boden. Mit dem Middle-Pick-Up wird das ganze noch etwas fetter und hat auch mehr Output, was mir sehr gefällt. Der Bridge-Pick-Up ist spitz, beinahe etwas twangig, geblieben und eignet sich wunderbar für perkussive Basslines. Alles in allem finde ich den Bass VI sehr vielfältig und wandelbar und gefällt mir sehr sehr gut.
Durch eine Bassboost, welcher in meinem SWR RedHead Combo integriert ist, gibt dem ganzen einen richtig fetten schönen Sound.

Bass-Cut Switch

Dieser Switch ist so eine Sache. Über den Gitarren-Amp funktioniert dieser sehr gut und verwandelt den Bass so annähernd zu einer Bariton-Gitarren. Auf dem Bass-Amp dagegen verliert das Ding sehr viel Output und verliert sich völlig. Daher bin ich kein Fan davon und habe ihn abgeklebt, damit ich auch ja nie versehentlich daran rumschalte.

Wie ich den Bass VI einsetze...

Federt und teert mich. Aber ich benutze den Bass VI als richtigen Bass und sehe ihn auch als solchen. Auch wenn ich bei den meisten Liedern durchaus nicht mehr als die tiefsten drei Saiten benutze erhöhen sich die spielerischen Möglichkeiten enorm. Ich kann Gitarrenähnliche Licks spielen wenn's nötig ist und auf die Bassline wechseln ohne das Instrument wechseln zu müssen. Für mich ein enormer Gewinn.
Da viele vielleicht sich nicht vorstellen können, wie man einen Bass VI einsetzt, möchte ich kurz meine Art und Weise kurz erläutern. Dazu habe ich mir ein etwas aufwendigeres Setup zusammen gestellt (die Band hasst mich dafür :D ): Bass -> Pedalboard (Fuzz, Overdrive, Flanger, Octaver, Delay, Hall) -> Fender ABY Splitter -> Ausgang A: Gitarren-Amp / Ausgang B: Bass-Amp. Brauche ich höhen, spiele ich über den Gitarren-Amp, bei normalen Basslines (der absoluten Mehrheit) über den Bass-Amp. Möchte ich doublen oder oktavieren spiele ich meist über beide. Das gibt mir eine enorme Vielfalt und Möglichkeit im Basssound und der Spielweise.

Fazit

Nach rund einem Jahr Gebrauch bin ich zum grossen Bass VI Fan geworden. Und es hat auch einen Sinn, warum Fender dieses weder-fisch-noch-vogel-Ding wieder aufgelegt hat. Es ist einfach wahnsinnig vielfältig. Vielleicht eben doch Fisch ODER Vogel, ganz im Auge des Benutzers. Ein grosser Minuspunkt ist einfach der out-of-the-box-Zustand, der leider wirklich unter dem Squier-Standard liegt. Ich glaube auch, dass man den Bass VI etwas "shapen" muss. Das heisst mit kleineren und grösseren Modifikationen das Instrument in die Richtung drängen, in welcher man es lieber haben möchte. Bass oder Gitarre. Fisch oder Vogel. Was auch immer.



(Mit Sound Beispielen kann ich leider im Moment nicht dienen. Im November kommt die neue EP der Band, da ist er dann zu hören)

Fotos folgen noch.

Cheers

Johnny

PS: War letztens am Kurt Vile Konzert. Der eine der Violators benutzte auch einen Bass VI. Da fühlte ich mich gleich etwas bestätigt. :D
 
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Danke für das Review, das Teil reizt mich auch seit Jahren. Im Originalzustand würde ich ihn dann nicht kaufen, zum modden bin ich zu ungeschickt und unerfahren und möchte auch out of the box ein vernünftiges Instrument haben.
 
Danke für das Review, das Teil reizt mich auch seit Jahren. Im Originalzustand würde ich ihn dann nicht kaufen, zum modden bin ich zu ungeschickt und unerfahren und möchte auch out of the box ein vernünftiges Instrument haben.

Schau mal in der Bucht. Da findest du vielleicht schon was, dass gemoddet ist:)
 

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