Den Empfehlungen kann ich mich nur anschließen. Bei nahezu allen von mir selbst erlebten oder gehörten Problemen mit dem Spielen ist das Üben der Grundlagen sehr hilfreich.
Was den Klang betrifft ist meines Erachtens und aus eigener Erfahrung die Atmung der wesentliche Ansatzpunkt. Erster Schritt ist eine (wieder) natürlichere Atmung, zweiter Schritt die ggf. unbewusste Entwicklung der Atemtechnik.
Ich bin mir nicht sicher, ob man als Amateur Buzzing und Caruso nebeneinander betreiben kann, denn beide Methoden können erst einmal ziemlich anstrengend sein.
Das preiswerte Heft von Carmine Caruso, Musical Calisthenics for Brass von oder das kleine Skirpt der Variante von Markus Stockhausen erschließen sich allerdings nicht von selbst, obwohl sie "einfach" anmuten.
Wenn man einfaches Englisch versteht, finde ich die Lektionen der idealtypischen Lehrerin Julie Landsman zur Methode von Carmine Caruso sehr empfehlenswert:
https://www.hornsociety.org/multimedia-mainmenu/caruso-method
Eine einfache Atemübung ist z.B.
die bekannte 4-7-8 Atemübung
Kinder atmen meist auf natürliche Weise, bei Jugendlichen und besonders bei Erwachsenen ist das nicht immer so. Da kann es neben praktischen Übungen auch helfen, sich über den Ablauf der äußeren Atmung im Klaren zu sein.
DVD Das Blasinstrumentenspiel
Breathing Fundamentals - Uebungen zur Atemtechnik
Welche Technik muss ich mit dem Luftstrom anwenden?
Eigentlich kannst nur Du selbst diese Frage beantworten. Übe die Methode, die dir liegt und bleibe dabei, wenn sie den erhofften Nutzen bringt.
Bei mir erwies sich die Caruso Methode letztlich nicht so günstig, weil ich mein Ansatz dabei zu unflexibel bzw. steif wurde. Das kann durchaus auf fehlerhaftem Üben von mir beruhen, aber es hat mich schließlich von der Methode abgebracht.
Besser funktioniert hat die Beschäftigung mit dem Buzzing, nachdem ich das dessen richtige Anwendung (endlich) verstanden habe.
Es ist unglaublich, aber jeder meiner vier Lehrer kannte Buzzing und benutzte die Methode falsch. Diese falsche Anwendung funktioniert so: um das Warm Up zu beginnen, nimmt man sein Mundstück und bringt ein paar Töne hervor. Das dauert wenige Sekunden und fertig. Der Nutzen
dieser Art von Buzzing ist allerdings gleich Null, vermutlich kein Wunder.
Will man Buzzing optimal nutzen, dann macht die Unterscheidung von Lip Buzzing und Mouthpiece Buzzing Sinn.
Das Buzzing allein mit den Lippen ist ein effektives Krafttraining. Will man bis an die Grenzen gehen, so passt diese Übungsform besser mit zeitlichem Abstand zum Üben auf dem Instrument.
Mittlerweile gibt es etliche Clips zum Thema.
Ich habe das Buzzing durch sinnvolle Übungen im Unterrichtsvideo von Reinhard Friedrich kennengelernt, benutzte dies die ersten Jahre auschließlich und übe damit inzwischen abwechselnd mit anderen Grundlagen-Übungen (Schlossberg, Clarke, Colin, Irons, Bai Lin, Daniel...).
Das Unterichtsvideo von Reinhold Friedrich wird auf der Trompete ausgeführt, ist aber letztlich für alle Blechblasinstrumente anwendbar. Es kommt dabei nicht darauf an, die beeindruckende Höhe von Friedrich zu erreichen.
https://www.playwithapro.com/video/trumpet-fundamentals-and-solo-warm-up-1
Wesentlich finde ich den Nutzen aus den täglich 3 Minuten Lip Buzzing, mit unbedingt sinnvollen Pausen zwischen den drei Übungen sind es ca. 5 Minuten.
Dann folgen etwas über 6 Minuten Buzzing auf dem Mundstück, mit Pausen vielleicht 10 Minuten. Das Buzzing auf dem Mundstück bewirkt mit der Zeit mehrere Dinge, das aber natürlich nur bei korrekter Ausführung.
Die Hauptnutzen sehe ich darin, von zu großem Andrücken des Mundstücks weg zu kommen, denn die gesamte Ansatzmuskulatur wird in jeder Hinsicht verbessert. Dann bewirkt es eine Verbesserung des Klanges, weil die Lippenkraft und Ausatmung ganz intuitiv immer besser aufeinander abgestimmt werden.
Außerdem verbessert sich auch die Intonation, weil man bei viel Mundstück Buzzing unabhängig vom Einrasten der Töne auf die Naturtonreihe übt, was auf das Spielen mit Instrument zurückwirkt.
Will man noch etwas mehr Nutzen, dann bleibt es nicht bei den Buzzing Übungen im Warm Up. Man kann sich auch Etüden vornehmen und vor dem Spielen zumindest Teile daraus allein auf dem Mundstück buzzen. Dadurch wird das Buzzing noch selbstverständlicher mit dem Musizieren verknüpft und die Atemtechnik automatisch vorangebracht.
In dieser Einbettung des Mundstück Buzzings in das tägliche Spielen liegt neben dem Beibehalten der Grundübungen für mich der Schlüssel, die Spieltechnik im Hinblick auf Ansatz und Atmung gesund weiter zu entwickeln.
Wenn ich mich auf dem Instrument für eine Grundlagenübung entscheiden müsste, ist es die einfach Skalenübung von Walter M. Smith, die ohne Zungentechnik ausgeführt wird. Die für den Nutzen ganz wesentlichen dynamischen Impulse kommen allein aus der Atmung (Bauch/Zwerchfell).
Die Übung hat ihren Ursprung m.E im Konzept von Herbert L. Clarke, wurde von vielen Autoren in deren Methoden benutzt und teilweise abgeändert. Der Nutzen für die Atemtechnik ist bei
Beachtung der Anmerkungen zur Ausführung enorm, meine Lieblingsform ist folgende:
Ansatz/Atmung-Übung Violin-Schlüssel
Ansatz/Atmung-Übung Bass-Schlüssel
Mini-Lektion zum Thema Grundlagentraining auf tiefem Blech ab Minute 19:38
Michael Mulcahy im Gespräch mit Sarah Willis
Eine goldene Regel möchte ich noch loswerden, nämlich: wann ist es Zeit, mit dem Üben aufzuhören?
Wird der Ansatz müde, dann nimmt nebem dem Klang auch der spielbare Tonumfang ab und Töne sprechen nicht mehr so gut an.
Das sollte man als rote Ampel verstehen, denn es ist höchste Zeit zum Aufhören. Übt man trotz der Signale weiter, dann besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass man dem Ansatz schadet.
Es kann gut sein, dass die Lust zum Üben und auch die Konzentration noch voll da sind, aber der Ansatz nicht. Die Notwendigkeit zum Aufhören an dieser Stelle sollte man im Interesse einer guten Gesamtentwicklung akzeptieren.
Gruß Claus