Baubericht Studiotisch (viele Bilder)

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Hallo zusammen,

im Zuge der Raumakustik-Optimierung meines Wohnzimmers muss der Schreibtisch auf Rollen. Das ging mit dem alten nicht, und der war mir sowieso zu wackelig, also hab ich meinem Hobby gefrönt: ich hab einen neuen Schreibtisch gebaut. Ich baue sehr gerne Schreibtische. ;)

Das hier ist der alte Tisch:

disch.jpg

Das war eine Kombination aus günstigen (Pappmaché-)Ikeatischplatten und Tischbeinen, sowie einer Monitorbrücke aus einem Ikea-Wandregal. Ging schon und sah auch gut aus, war aber sehr leicht und wackelte entsprechend. Diesmal wollte ich darum alles richtig machen, und dadurch, dass der Tisch auch frei im Raum stehend stabil sein musste, sollte er entsprechend massiv werden. Außerdem HASSE ich Kabel, darum sollte das Kabelmanagement möglichst leicht wartbar und auch unauffällig verlegt sein. Und ich wollte Rackspace, die 4HE, die mein Tischrack bietet, reichen im Moment zwar, aber wenn erstmal der erste Preamp im Rack hängt, kommt der nächste garantiert... ;) außerdem musste der PC rechts in ein Rackgehäuse, damit er Platz im neuen Tisch hat. Den zweiten Monitor hab ich wegrationalisiert, der ist noch aus der Zeit, als mein Hauptrechner ein iMac war. Den Mac mini unterzubringen ist einfacher, und mit dem kam eben auch der große 27"-Dell.

Los geht's....

Als Unterbau für den neuen Tisch boten sich also Racks an. Die selber zu bauen war mir zu aufwendig, zumal ich für die Unterkonstruktion gerne schwarze Platten verwenden wollte, und die hab ich nirgendwo gefunden. Perfekt eigneten sich die 10HE-Studioracks von Thomann/Thon, von denen ich dann zwei Stück gekauft habe. Hier schon mit ersten Einbauten:

01 rack ootb.JPG

Die haben eine Höhe von 54,5cm, eine für mich ideale Schreibtischoberflächenhöhe ist 72-73cm. Da ja noch Rollen drunter sollen, erhöhen die die Höhe um etwa 5,5cm, macht 59,5cm, plus 27mm Tischplatte = 62,7cm. Reicht noch nicht. Hab dann überlegt, aus Aluprofilen was zu bauen, da ich aber kein Alu schweißen kann und mir Verschrauben zu aufwendig ist, war das alles nix. Bis ich dann den Geistesblitz hatte: Möbelfüße aus dem Baumarkt! Die gibts in 10cm-Schritten in verschiedenen Dekos, ich hab auch schon meine Monitorständer daraus gebaut. Und mit einem 10cm hohen Fuß komme ich auf 72,7cm. Perfekt! Nur unter die Racks gehen die natürlich nicht...warum also nicht auf die Racks schrauben. In meinem Kopfkino stand der Tisch jetzt also...aber der Reihe nach.

Die Racks haben unten umlaufend einen 5cm hohen Möbelsockel, der innen natürlich hohl ist. Da der Tisch recht schwer wird und die Rollen stabil sitzen sollen, muss ich entsprechend unterfüttern, damit ich die Montageplatten der Rollen schön festschrauben kann. Hatte nach 5cm starken Holzlatten gesucht und nix gefunden, also hab ich mir in der Werkstatt auf der Drehmaschine eine Hand voll 5cm lange Rohre aus Aluminium abgelängt:

02 drehmaschine.JPG

Dann die Montageplatten der Rollen montiert (gibts alles im Baumarkt):

03 rollen 1.JPG
04 rollen 2.JPG
05 rollen 3.JPG

Drei Rollen pro Rack deshalb, weil eine Dreipunkt-Auflage nicht kippeln kann, und der Boden meines Wohnzimmers ist recht uneben. Die Tischplatte würde sich dann beim belasteten Tisch leicht verwinden, aber das Holz müsste das abkönnen.

06 trockenuebung.JPG

So sah's dann fertig aus. Die vorderen zwei Rollen sind jeweils gebremst, die hintere nicht. Hier stehen auch die Möbelfüße schon provisorisch auf den Racks. Da kommt dann die Tischplatte drauf, so ergibt sich noch ein 10cm hoher Ablagebereich auf den Racks.

Als nächstes musste ich die Möbelfüße bearbeiten, damit sie satt auf den Racks aufliegen. Praktischerweise haben diese Füße standardmäßig ein M10-Gewinde unten drin, sodass das Festschrauben auf den Racks sehr einfach wird. Allerdings haben die Füße so eine Art Ring unten drunter, der natürlich dafür sorgt, dass sie nicht wirklich schön aufliegen. Also hab ich die Füße auf meiner CNC-Fräse mit einem schnell geschriebenen Programm plangefräst, praktischerweise hatten sie so ganz nebenbei auch alle die selbe Höhe.

08 cnc arbeitet.JPG 07 beine abgefraest.JPG

Rechter Fuß unbearbeitet, linker bearbeitet. Wer ein Video von der Aktion sehen will, möge hier klicken ;)

Nachdem das geschafft war, hab ich schonmal die Rack-Panels bestückt. Ich wollte den Lötaufwand minimieren und alles möglichst flexibel halten, deswegen waren die Neutrik-XLR-Durchgangsbuchsen sehr hilfreich. Außerdem verbaut wurde Powercon für die zentrale Stromversorgung des Tischs und Netzwerk, sowie ein paar Klinkenbuchsen, die Monitoring und Kopfhörer zurück zum Aufnahmebereich führen werden.

09 panels bestuecken.JPG

Hier dann weitgehend unkommentiert ein paar Anprobebildchen:

10 anprobe 1.JPG 11 anprobe 2.JPG 12 anprobe 3.JPG 13 anprobe 4.JPG

Die Besenleiste dient als Kabeldurchführung, die acht XLR-Eingänge vorne gehen hinterher per Multicore zum Interface, hinten kommt 6 x XLR von der Stagebox im Aufnahmebereich an, und später noch besagte Klinkenbuchsen, Netzwerk und Powercon. Da war aber noch Lötarbeit nötig, und manche Teile fehlten, darum später Fotos dazu.

So. Ein Tisch ist nix wert ohne Tischplatte - hatte mir im örtlichen Holzfachmarkt (kein Baumarkt) eine Leimholzplatte aus Buchenholz von Osmo bestellt und zuschneiden lassen, netterweise haben die auch gleich die Oberkanten abgerundet - kostenlos. Fand ich super. Die Platte habe ich dann mit Osmo TopOil behandelt, im Farbton Akazie, weil ich eine dunklere Optik wollte, und auf meinem Eichenlaminat sieht helles Buchenholz schrecklich aus.

14 tischplatte roh.JPG 15 tischplatte erster anstrich.JPG

Das rechte Bild ist nach dem ersten Anstrich. Wichtig ist, immer alle Seiten zu behandeln, damit die Platte sich nicht verzieht. NIEMALS nur eine Seite behandeln!

So, während die Platte trocknete, wurde es Zeit, die Racks anzubohren, um die Möbelfüße verschrauben zu können.

16 racks anbohren.JPG

Da ich eine zu starke Auskragung (Überhang) der Tischplatte vorne verhindern wollte, mussten die Löcher im Bereich der Rackschienen gebohrt werden, was mir etwa 1/4 HE klaut. Aber lieber so als krumme Tischplatte...

17 beine drauf.JPG 18 rackschiene blockiert.JPG

Das war die Tischplatte nach dem zweiten Anstrich und fünf Tagen Trocknung in der Werkstatt:

19 tischplatte fertig.JPG

Also kanns an die Montage gehen...erst mal Maß nehmen und die Racks penibel ausrichten. Wär doof wenns hinterher nicht symmetrisch ist.

20 montage.JPG

Nachdem die Racks verschraubt waren, hab ich noch ein 50x50x50mm starkes U-Profil aus Alu mit 5mm Materialstärke von unten angeschraubt. Das soll die frei hängende Tischplatte aussteifen und gleichzeitig als Kabelführung zwischen den beiden Racks dienen.

21 kabelfuehrung und aussteifung.JPG

Und er steht:

22 steht.JPG

Jetzt folgen noch ein paar Fotos vom Aufbau und Verkabelung...

23 zeug einbauen.JPG 24 kabel ziehen 1.JPG 25 kabel ziehen 2.JPG

Da der Tisch mitten im Raum stand, war das aber ein ziemlich lockerer Job. Kein Kabelfummeln auf dem Rücken liegend unterm Tisch...hinterher hab ich den Tisch dann einfach an die Wand geschoben. Und dann sah's so aus:

26 an der wand.JPG

Die Beleuchtung auf Höhe der Tischkante ist übrigens eine RGB-LED-Lichtleiste ausm Baumarkt. Mitten im Raum sieht's so aus:

27 im raum.JPG

Hier sieht man links die Kabel, die den Tisch verlassen und beim Bewegen mitgeschleppt werden. Strom und Netzwerk links, und rechts 6fach-Multicore, Kopfhörerleitung und eine unsymmetrische Leitung zu den Monitoren im Aufnahmebereich. Der komplette Rest der Verkabelung ist tischintern - nichts hängt auf dem Boden rum, man kommt überall problemlos von hinten dran. Ich find's genial. :)

28 kabel 1.JPG 29 kabel 2.JPG

Insgesamt wars gar nicht schwer, den Tisch zu bauen - und er steht sehr massiv und sicher im Raum, genau so wie's geplant war. Die Kosten betrugen insgesamt mit allem drum und dran knapp 500€, inkl. Verkabelung, Neutrikbuchsen usw.. Die Größe des Tisches mag problematisch sein - da ich hier aber nicht nur Ton mache, sondern auch einfach arbeite, große Zeichnungen und viel Papier handlen muss, brauche ich die Fläche einfach. Trotzdem ist der Tisch kleiner als der alte...aber die Größe des Neuen ist genau richtig so.

Freue mich auf eure Kommentare :)

Grüße,
shib
 
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Äh, spartanisch wäre nicht ganz der passende Ausdruck für deine Werkstatteinrichtung, gelle?:D
Sieht sehr gut aus, auch wenns nicht mein Möbelstil ist.
 

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    SAM_3222.JPG
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Jau, den hatte ich bei meinen Forschungen vor der Selbst-Neubauentscheidung auch gesehen, die Brücke in der Mitte ist mir aber *viel* zu hoch. Deswegen dann der Selbstbau...
Die reinen Materialkosten für den Tisch ohne die Kabelei lagen übrigens bei 2 x 125€ für die Racks, 100€ für die Tischplatte, 10€ für das Öl und nochmal 30€ für Kleinkram, Rollen, Schrauben usw. - also 390 Euro. Arbeit natürlich nicht mitgerechnet.

@Pfeife: Naja - ich verdien' in der Werkstatt mein Geld ;) und mit ordentlichem Werkzeug geht die Arbeit einfach leichter von der Hand.
 
Flötenbauer?
 
Jo, genau. :)

Ich habe jetzt hinten doch noch ein paar Rollen drunter geschraubt, da die ungebremsten Rollen nicht wie ich im Kopf hatte 40kg tragen, sondern nur 20 :redface: und das ist definitiv zu wenig, der Tisch hing hinten auch ganz schön. Jetzt hat er hinten insgesamt sechs Rollen und vorne vier, hängt nicht mehr und lässt sich auch noch besser manövrieren. Und in den leeren Racks sind jetzt noch Blenden, wodurch das alles noch aufgeräumter aussieht. Als nächstes brauch ich ein paar schöne Preamps... :rolleyes:
 
Ich habe mir letztens auch einen Studiotisch selbst gebaut. Habe allerdings nicht ganz so viel Bedarf an Equipment wie du, daher ist er etwas kleiner ausgefallen, und auch wesentlich günstiger.

Tischgestell: 3 EUR bei Ebay, massive Kiefer
Tisch- und -aufsatzplatte + etwas Holz für Kabelwanne: 18 EUR im Holzfachhandel, Kiefernleimholz
Rackschienen 3HE: 5 EUR
Winkel und Schrauben: etwa 3 EUR
Holzöl: 7 EUR

Gesamtpreis: 35 EUR für den Tisch ohne Arbeitsaufwand.
IMG_0421.JPG
 
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