Bauthread Swamp Ash Strat mit Wudtone, Schaller Hannes und True Temperament Neck

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Hallo, ich bin neu hier, das ist mein erster Post. Dieses Forum hat mir viele Anregungen gegeben, hoffentlich kann ich durch meinen Bauthread ein bisschen was zurück geben oder mit Erfahrungen, die ich noch machen werde, anderen helfen. Für eventuelle Entgleisungen bezüglich der Forumsregeln bitte ich die Admins um Nachsicht und einen kleinen Hinweis.

Mein Projekt ist eine Gitarre in Stratocaster Form. Ich wollte eine Hardtail-Strat mit True Temperament Neck haben. Das ist schwer, fertig zu kaufen, daher habe ich mich für einen Selbstbau entschieden. Als Steg finde ich das Konzept des Schaller Hannes interessant, also werde ich den mal ausprobieren. Die restliche Hardware ist auch von Schaller in Satin Pearl. Als Tonabnehmer habe ich die Trilogy Suite von Bare Knuckle geplant. Als Finish war Carmine Gypsy von Wudtone vorgesehen, aber dazu später mehr. Mal schauen.

Im ersten Eintrag gehts erstmal um den Body und wie ich ihn für den Hals und die Bridge angepasst habe.

Den Body habe ich auf Ebay ersteigert. Der war ziemlich verbastelt. Was genau damit passiert ist, weiß ich nicht, offenbar war er mal schwarz lackiert. Bekommen habe ich ihn mit einer farblosen ölwachsbehandelten Oberfläche, die Halstasche war sehr locker, ca 3mm zu breit und auch in den Rundungen komisch geformt. Außerdem war eine Fender Hardtail Bridge verbaut, allerdings schief (zumindest zu der von mir abgeschätzten Gerade) und mit schiefen Bohrungen.

Das hat mich ein bisschen geärgert, weil die Halstasche der Punkt war, vor dem ich die meiste Angst hatte und der mich im Endeffekt davon abgehalten hat, den Body komplett selber zu machen. Und jetzt musste ich sie doch nacharbeiten. Schlimmer hätte es bei einem Selbstbau auch nicht werden können. Mein Gitarrenguru hat aber gesagt, klanglich ist der Korpus keine Gurke. Da habe ich keine Erfahrung aber ich vertraue ihm. Die Maserung gefällt mir auch ganz gut und die Alternativen, mal so auf die Schnelle einen Swamp Ash Hardtail Strat Korpus zu bekommen sind nicht besonders groß, also habe ich beschlossen, mit dem zu arbeiten, was ich habe.
Ich habe anfangs keine Bilder gemacht, alle Fotos sind nach dem letzten Schritt in diesem Post entstanden.

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Zuerst habe ich mir also die Halstasche vorgenommen. Keine Ahnung, ob hier großzügig Lack weggeschliffen wurde oder ob sie für einen breiteren Hals vorbereitet wurde, aber die Form war nicht nur viel zu breit, an den Konturen wellig und konisch (also da wo der Hals aufliegt etwas schmaler als oben an der Korpus-Oberseite. Auch der Boden war uneben. Ich wollte nicht noch mehr Tonholz entfernen, also habe ich zuerst Eschefurnier auf die konische Form aufgeleimt, bis ich genug Fleisch hatte um eine gerade Kante zu erstellen. Danach habe ich die Kante gerade gefräst und darauf dann wieder genug Furnier geleimt, um eine passende Halstasche ausfräsen zu können.

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Als nächstes habe ich die Fender Bridge entfernt, die Saitendurchführungen auf 6mm aufgebohrt und verdübelt. Auch das vierte Loch für die Halsbefestigung habe ich zugedübelt, weil ich eine an das Fender Contoured Neck angelehnte Form an die Korpusrückseite schleifen wollte. Die Dübel habe ich dann gekürzt (das wäre vor dem Verdübeln leichter gewesen) und plan mit dem Body gefräst. Dann habe ich noch eine 10mm Bahn über alle Dübel ca 0,5 mm tief gefräst und mit Eschefurnier aufgefüllt, damit die Dübel optisch überdeckt waren.

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Danach habe ich den Hals mit einer Schraubzwinge eingespannt und die Hilfslinien für den Hannes Steg eingezeichnet. Die Bohrungen habe ich gemäß der Einbauschablone gesetzt. Obwohl ich eine relativ große Standbohrmaschine zur Verfügung hatte, sind die Löcher unten nicht so schön in einer Reihe rausgekommen, wie sie oben liegen. Hier ist ein kleiner Vorteil an der Verblendung der Seitendurchführung, man sieht hinterher nicht mehr, wie schief die Löcher liegen. Als ich die Bahn für die Saitendurchführungsaufnahme gefräst habe, habe ich auch noch ein Stückchen Holz aus dem Body gebrochen und ein bisschen zu weit gefräst. Außerdem habe ich inzwischen so viel abgeschliffen, dass das Furnier fast durch ist und man schon einen Dübel wieder sieht. Das schaut also insgesamt nicht besonders schön aus da hinten. Aber es hält. Ich werde die Rückseite hier wohl am Ende noch mit dem Pickguard-Material verblenden. Optisch ist es dann ähnlich wie eine Strat mit Tremoloabdeckung.

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Die Korpuskontur an der Halsrückseite habe ich erst so geschliffen, dass es zu der Fender Contoured Neck Halsplatte passt. Diese Halsplatte ist in Deutschland offenbar garnicht so leicht aufzutreiben. Vor allem ohne Fender-Schriftzug (den ich gerne vermeiden möchte) oder sogar in Satin Pearl oder zumindest Nickel (was ich für alle Metallteile, die ich nicht in Satin Pearl bekommen habe, wie Schrauben und Buchsechblech, gewählt habe). Daher habe ich mir für eine Befestigung mit vier von diesen Unterlegscheiben, von denen ich nicht weiß wie sie heißen, entschieden. Ich hoffe, dass ich von denen, die schon beim Hannes Steg dabei sind, noch vier bekommen kann, dann ist das etwas einheitlich auf der Rückseite. Nach dieser Entscheidung hatte ich etwas mehr Freiheiten in der Gestaltung der Rückseite und habe diese genutzt, indem ich den Bereich der Aufnahme für die vierte Schraube 4mm tiefer gefräst und dann so lange geschliffen habe, bis es überall schön abgerundet war und sich gut angefühlt hat.

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Im Bereich der Halstasche und der Bridge durch das Planschleifen war jetzt eh schon viel von dem Hartwachsöl abgetragen und die übrigen Arbeiten sind auch nicht ohne Kratzspuren geblieben, darum habe ich mich entschlossen, überall bis aufs rohe Holz zu schleifen und ein neues Finish aufzubringen. Ich habe keine Sprühpistole und das Produkt von Wudtone erschien mir am vielversprechendsten für einen Gitarrenbaunoob wie mich. Als Farbe habe ich mir Carmine Gypsy ausgesucht, jetzt nach der ersten Schicht (Deep Color Coat) hätte ich es mir ein bisschen orangefarbener vorgestellt. Ich habe also noch ein Fläschchen Goldenrod dazu bestellt. Mal schauen, ob ich es dazumische oder ob ich ein leichtes Burst nach Goldenrod mit rot durchscheinender Maserung versuche. Oder beides. Alle Fotos sind nach der ersten Schicht Deep Color Coat in Carmine Gypsy nach ca 12h Trocknungszeit entstanden.

Nachdem die alte Oberfläche ab war (60er Schleifpapier) habe ich die Gitarre nur noch mit Handschuhen angefasst, damit kein Fett oder Schweiß auf das Holz kommt. Das Schleifen der Cutaways war am schwierigsten, hier habe ich am meisten gegen die Maserung arbeiten müssen und damit auch am meisten Kratzspuren hinterlassen. Weiter habe ich mit 100er, 180er, 240er Körnung geschliffen und zwischen jedem Schleifgang gewässert. Nach zwei Durchgängen mit 240er war das Holz nach dem Wässern nicht mehr spürbar rauer als davor, dann habe ich noch einen Feinschliff mit einem Schleifschwamm gemacht, gewässert und direkt vor dem Auftragen der Farbschicht noch mit feiner Stahlwolle abgerieben.

Das Auftragen der Farbe ging leicht, aber nicht schnell. Man muss schon Kraft aufwenden, um die Farbe einzumassieren und sich Zeit nehmen, die Farbe überall gleichmäßig und gründlich einzuarbeiten. Das Handling ist aber unkompliziert, die Farbe hält gut und man kann das Holz beim Bearbeiten der Rückseite schon auf die Vorderseite drehen, ohne dass dabei Flecken entstehen. Wie man überall lesen kann, ist für eine gleichmäßige Farbaufnahme die vorherige Behandlung sehr wichtig. Beim Wässern sieht man eigentlich schon, welche Stellen problematisch werden, wo Kratzer sind, wo offenbar noch irgendeine störende Schicht oder Maserung ist, die verhindert, dass das Wasser gleichmäßig einzieht. Diese Eigenschaften beim Wässern sind denke ich ein guter Indikator dafür, wie später auch die Farbe einziehen wird.

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Klug daherreden kann jeder, natürlich habe ich es auch nicht geschafft, das Holz perfekt vorzubereiten. Vor allem in den Cutaways und den Rundungen sind Kratzer oder Druckstellen durch Anstoßen mit dem Schleifklotz, die ich nicht mehr herausschleifen konnte. Auf der Rückseite sind auch noch einige Kratzspuren, die entweder noch ziemlich zum Schluss aufgetreten sind, oder die ich einfach übersehen habe, solche Stellen rächen sich dann sofort durch ein ungleichmäßiges Farbbild.

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Dass die Stellen mit den überfurnierten Dübeln kritisch werden könnten hatte ich schon befürchtet, und beim Wässern hat man auch schon gesehen, dass das nichts werden kann. Trozdem bin ich unendlich stolz auf die Fortführung der Maserung in dem zusammengestückelten Furnier auf der Vorderseite. Diese Stelle wird allerdings durch den Steg verdeckt und die Rückseite möchte ich wie gesagt auch abdecken, weil dort so viel nicht schön geworden ist. Das Furnier an der Halstasche hat die Farbe zum Glück gut angenommen, obwohl von oben auch Leimreste sichtbar waren.

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Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Färbung ist deckend und gleichmäßig und es fühlt sich bisher auch gut an. Ich habe etwas mehr als die Hälfte der Deep Color Coat Flasche verbraucht. Natürlich war das erst die erste Schicht, aber wenn die Verarbeitung so problemlos bleibt und auch die weiteren Schichten so gut aufgenommen werden (wobei die erste Schicht hier wohl am kritischten ist) bin ich zuversichtlich, dass das eine schöne und angenehme Oberfläche wird. Wie wichtig die sorgfältige und aufwendige Vorbereitung durch die ganzen Schleif- und Wässerdurchgänge waren, meine ich in dem Vergleich mit dem Teststück zu sehen, dass ich zwar gleichzeitig gefärbt habe, bei dessen Vorbereitung ich mit allerdings lang nicht so viel Mühe gegeben habe.

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Das ist deutlich fleckiger und weniger intensiv geworden. Jetzt warte ich, bis Goldenrod ankommt und schaue dann, wie gut ich ein Burst auf dem Teststück hinbekommen kann.
 
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Wie willst du die true Temperament Bünde selber machen?
 
Nein, ich habe den Hals direkt bei True Temperament gekauft. Der war innerhalb von ein paar Tagen da.
 
Interessant.
Tt macht ja eigentlich nur Sinn, wenn die Parameter (saitenstärke, Saitenlage und tuning) schon vorgegeben und nicht mehr verändert werden.

Darf ich fragen was der Hals gekostet hat?
 
Interessantes Projekt....dafür meinen Respekt. Ein true Temperement Neck ist kein billiger Jakob.....warum aber bringt man ihn mit solch einen Korpus zusammen?

 
Goldenrod ist heute gekommen, aber ich war nicht da. Während ich also geduldig (haha) auf den Farbtest warte, kann ich ja noch ein paar andere Details schreiben.

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Der Hals wird fertig mit Passform für Strat-Halstasche von True Temperament angeboten, entweder in Ahorn/Ahorn oder Ahorn/Palisander, den habe ich genommen. Der Kontakt war freundlich und schnell und der Hals innerhalb von ein paar Tagen bei mir. Das Ahornholz hat eine schöne Maserung und ist matt lackiert (da hat man ein paar Optionen), das Griffbrett ist unbehandelt, musste also erstmal ordentlich geölt werden. An ein paar Stellen ist etwas auf dem Griffbrett, das dort nicht hingehört. Ich vermute, das sind Kleberreste (?) und hoffe, dass ich sie mit Stahlwolle herunterkriege. Der Hals war etwas stark gespannt, ich habe ihn lieber ein bisschen gelockert, solange er nicht eingebaut wird. Als Mechaniken nehme ich normale Schaller Locking Mechaniken mit Pin, die Pin-Löcher muss ich noch in die Kopfplatte bohren. Den Sattel und die Saitenniederhalter habe ich in Black Tusq von Graph Tech bestellt, also aus dem gleichen Material, das Schaller für den Steg verwendet.

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Die Pickupkappen wollte ich zuerst auch mit Esche furnieren und in der Korpusfarbe färben. Inzwischen weiß ich, dass das mit der Farbe eh nicht hinhaut und vielleicht ist es dann auch ein bisschen zu viel Holz. Ich gehe davon aus, dass sie einfach schwarz werden. Wenn also jemand Interesse an halb furnierten Pickupkappen hat, einfach melden. Ich gebe sie mit dem nötigen Furnier zum fertig machen gerne ab.

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Das Pickguard soll aus Palisander sein. Ich habe ein sehr schön gemasertes Palisanderfurnier gefunden und überlege, das fünflagig zu verpressen (mit drei Schichten Eschefurnier in der Mitte). Vielleicht ändere ich diese Idee aber noch. Für die Form im Übergang zum Steg habe ich eine schöne Vorlage im Internet gefunden, an der ich mich orientieren möchte.

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Die Verschaltung der Pickups habe ich noch nicht ganz endgültig überlegt, das muss ich mir auch erst noch anhören. Im Moment tendiere ich zu folgender Schaltung:
B B||M (parallel) B||N M||N N
Und wenn man einen Kippschalter umlegt:
B-M (seriell) B||M B-N M||N M-N
Dazu soll noch ein Kippschalter kommen, der alles umgeht und auf B-M schaltet (und evtl. dabei auch die Vol und Tone Potis aus der Schaltung nimmt), das muss ich mir aber noch anhören. Vielleicht auch noch eine Möglichkeit, das Tone-Pot zu umgehen oder verschiedene Kondesatorwerte auszuwählen. Mal sehen.


Interessant.
Tt macht ja eigentlich nur Sinn, wenn die Parameter (saitenstärke, Saitenlage und tuning) schon vorgegeben und nicht mehr verändert werden.

Darf ich fragen was der Hals gekostet hat?

Der Preis ist auf der Seite von True Temperament angegeben, für Versand und Steuern kamen noch ca. 10% dazu.

Die fertig bestellbaren Hälse sind ausgelegt für Saitensätze zwischen 9er und 11er und Standardstimmung. Die G-Saite darf nicht umwickelt sein. Ich denke aber nicht, dass etwas dagegen spricht, die ganze Gitarre z.B. einen Halbton tiefer zu stimmen. Dass aufgrund der Temperierung keine alternativen Gitarrentunings (drop oder open Tunings) und aufgrund der Saitenkorrektur nur bestimmte Saitendicken möglich sind ist eine Einschränkung, die mit den Neuerungen einhergeht und die man akzeptieren muss. Ohne hier jetzt eine Temperamentdiskussion auslösen zu wollen, kann ich ein paar der Überlegungen, die ich beim Lesen von (Un-)Erfahrungs- und Testberichten, die zu meiner Entscheidung zum True Temperament Hals geführt haben, darstellen.

Ich habe selbst noch nie eine Gitarre mit TT-Hals gespielt, finde aber das Konzept durchaus interessant. Natürlich gibt es unzählige Besipiele dafür, dass eine Gitarre auch mit geraden Bundstäben gut klingen kann. Auf der anderen Seite ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sowohl die gleichmäßige Verteilung der Bundstäbe nur eine Annäherung an die gleichschwebende Stimmung sein kann und diese auch nur eine mögliche Annäherung an die reine Stimmung ist.
Leider wird in vielen Erfahrungsberichten und auch in Fachberichten immer unterschlagen, dass der temperierte Hals von True Temperament zwei unterschiedliche Probleme auf einmal adressiert. Diese sollte man zur Bewertung des Nutzens verstehen und unterscheiden. Zum einen wird anstatt der gleichschwebenden Stimmung, die in jeder Tonart den gleichen "Fehler" im Vergleich zur reinen Stimmung hat, eine temperierte Stimmung (Thidell Formula 1) angeboten. Diese verringert die Fehler in "gitarrentypischen" Tonarten, was natürlich zu Ungunsten der anderen Tonarten geht. Zum anderen sollen die Ungenauigkeiten in der Intonation, die bedingt durch Randeffekte in der Saitenschwingung, das Herunterdrücken der Saite und andere Nichtidealitäten auftritt, ausgeglichen werden.
Diese Differenzierung wird in den Diskussionen zur (Nicht)sinnhaftigkeit der True Temperament Frets meiner Meinung nach zu oft übergangen. Viele lehnen das System ab, mit dem Argument, die gleichschwebende Stimmung sei "besser" als eine temperierte Stimmung, weil sie besser zu anderen Instrumenten passt. Dabei übersehen sie aber, dass einerseits eine Gitarre mit normalem Griffbrett garnicht gleichschwebend intoniert, sondern aufgrund der Nichtidealitäten nur eine mehr oder weniger zufällige Annäherung daran bietet (TT bieten auch ein Griffbrett für gleichschwebende Stimmung an), und dass andererseits viele andere Instrumente (z.B. Gesang, Klavier, Streicher oder Bläser) auch nicht gleichschwebend intonieren.
Richtig ist sicherlich, dass viele gut klingende Aufnahmen auch ohne dieses System entstanden sind. Dem steht allerdings auch meine persönliche Erfahrung gegenüber, dass ich es oft im Studio erlebt habe, dass Gitarren für bestimmte Parts im Song oder sogar für manche Akkorde unterschiedlich gestimmt werden mussten, weil es nicht gut klang. Und das lag nicht an schlechten Gitarristen, die schecht gegriffen haben oder an schlechten oder schlecht eingestellten Gitarren, sondern nur daran, dass das betreffende Voicing auf dem betreffenden Instrument nicht gut intoniert hat. Wenn sich solche Probleme durch diesen Hals lösen lassen, bin ich zufrieden. Ich habe auf alle Fälle vor, wenn die Gitarre fertig ist und die Unterschiede auftreten, die ich erwarte, einen Vergleichstest zwischen normalem Griffbrett, normalem Griffbrett + Evertune und dem True Temperament Neck zu machen. Das wird dann aber ein neuer Thread.

Interessantes Projekt....dafür meinen Respekt. Ein true Temperement Neck ist kein billiger Jakob.....warum aber bringt man ihn mit solch einen Korpus zusammen?

Ja, das ist eine berechtigte Frage, die ich mir bei dem Aufwand, den ich hatte, im Nachhinein auch ein bisschen stelle. Ich versuche, trotzdem mal zu erklären, wieso. Meine Vorgaben waren nur drei: Swamp Ash, Hardtail Bridge bzw. keine Tremolofräsung und Halstasche mit Standard-Strat-Maßen, weil das die einzige Option ist, die TT derzeit anbietet.
Rockinger hat nur einen Non Trem Body in Erle im Angebot, auch sonst habe ich keine passenden fertig gefunden. Also hätte ich zu einem Gitarrenbauer oder zu Warmoth oder USACG (die sogar die Hannes-Fräsung gemacht hätten) gehen müssen. Oder einen Body komplett selbst bauen, wovor ich erst ein bisschen Angst hatte. Nach den Arbeiten, die ich jetzt gemacht habe wäre das allerdings im Nachhinein der Weg, den ich gehen würde. Nächstes Mal. Den Body, den ich jetzt habe auf Ebay zu finden war also ein vermeintlicher Glücksfall.
Ich selbst habe überhaupt keine Erfahrung in der Bewertung von rohem Tonholz. Ich kann zwar dagegenklopfen, kompetent gucken und etwas von "blumig im Abgang" murmeln, das war es dann aber auch schon. Nach der Bewertung durch meinen Gitarrenfachberater, dem ich vertraue, dass der Korpus nicht so schlecht ist, habe ich dann beschlossen, damit weiter zu arbeiten. Ich muss ja auch mit der Farbe noch experimentieren und betrachte ihn einfach als Lernobjekt. Wenn ich irgendwann mal feststellen sollte, dass die ganze Gitarre super ist, aber durch den Korpus als schwächstes Glied gebremst wird (woran auch immer ich das merken sollte) dann kann ich ihn ja trotzdem noch austauschen bzw. den Bau eines anständigen Korpus zu meinem neuen Projekt machen.
 
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Die erste Farbschicht (Deep Color Coat) ist jetzt ein paar Tage durchgetrocknet. Jetzt biginnt der (für mich) ambitionierte Versuch, auf der Vorderseite etwas burst-mäßiges zu erzeugen. Die Idee ist, auf der Vorderseite zur Mitte hin in einen gelb-orange-Ton zu bursten, allerdings die Maserung im Holz rot zu lassen. Dazu habe ich die Deep Color vorne in Richtung Mitte mit 400er angeschliffen und anschließend den gesamten Korpus mit Stahlwolle geglättet.
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Auf der Rückseite und an den Kanten habe ich dann einfach eine Schicht rote Base Coat (die zweite Farbschicht) aufgetragen. Auf der Vorderseite habe ich an den Rändern auch mit rot angefangen, danach gelb in die Mitte und nach außen hin gearbeitet und da mit dem rot vermischt. Der Farbauftrag war wie schon der erste problemlos, die Farbänderung im roten Bereich war unspektakulär, das war ja vorher schon recht satt. Das Gelb leuchtet noch nicht so wie die Goldenrod-Beispiele, die man im Internet findet, aber es war ja erst die erste von mehreren Schichten. Laut Anleitung soll man da geduldig sein und nichts überstürzen, daran halte ich mich jetzt einfach mal.

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Das Burst ist vom Farbauftrag relativ unkompliziert, die Farben mischen sich im Übergangsbereich schön ineinander. Der Burst-Anschliff ist ziemlich ungleichmäßig; fast so, wie als hätte man ihn in der Dunkelheit einer partiellen Sonnenfinsternis angefertigt. Aber wer tut denn schon sowas. Ob das insgesamt eine gute Idee war, weiß ich noch nicht, wird sich zeigen. Ich habe die Befürchtung, ein bisschen zu viel rot weggeschliffen zu haben. Übrigens schreibe ich Andy von Wudtone hin und wieder, er ist sehr hilfreich, antwortet schnell (sogar Sonntags) und ist auch sehr interessiert an Kundenerfahungen (positiv und negativ). Das erweckt einen guten Eindruck. Auch der Jörg von George Forester antwortet sehr schnell und freundlich und hat mir schnell das noch das gelbe Farbfläschchen geschickt.
 
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@Timonti: was sind das für interessante Pickups auf dem großen Bild? Die mit den gesplitteten Barrenmagneten.
 
Dieses Bild ist nicht von mir, das ist nur ein Link auf Photobucket, um zu zeigen, wie ich mir das Pickguard im Bereich von der Brücke vorgestellt habe. Die Gitarre ist von Roman Rist gebaut und ich gehe davon aus, die Pickups sind Fralin Split Blades.
http://www.fralinpickups.com/stratstyleSB.asp
 
Ich weiß ja nicht ob du solch ein Projekt schon einmal angegangen bist.......aber das was ich da auf den Bildern sehe gefällt mir sehr gut und zeugt entweder von einer gewissen Erfahrung, oder von handwerklichen Geschick......oder auch beidem:great::great:
 
Vielen Dank, @Günter47! Es ist nicht mein erstes Holzbauprojekt, aber das erste Instrumentenprojekt. Ich habe aber sehr viel gelesen, bevor ich angefangen habe und versuche, das eben umzusetzen und auch auf die Fallstricke zu achten. Wenn es klappt, dann nur, weil sich viele andere (auch hier im Board) die Mühe gemacht haben, ihre Schritte und auch Sackgassen detailiert zu erklären. Deswegen schreibe ich auch immer so viel, damit jemand, dem es gefällt, weiß, was ich gemacht habe und was ich dabei bedacht oder überlegt (oder eben nicht) habe. Und wenn es nichts wird, wissen alle, was man nicht tun sollte :D
Ich habe ein paar Beiträge von dir gelesen und du scheinst ein feines Gehör und viel Erfahrung zu haben. Darf ich dich bitten, deinen Beitrag, warum ich diesen Body nehme, ein bisschen auszuführen? Siehst du daran etwas, was dich annehmen lässt, dass er von der Qualität nicht zum Rest passt oder wundert es dich, weil es den Anschein macht, ich hätte nirgends gespart und beim Body schon?
 
Ich kann die klangliche Qualität des Bodys natürlich nicht beurteilen. Die Auswahl deiner zum Teil sehr exquisiten Komponenten hamoniert nicht unbedingt mit einem bei ebay gebraucht geschossenen Bodys unbekannter Herkunft, dessen Halsfräsung um 3mm zu groß ist. Das ist aber alles in Griff zu bekommen und die Gitarre kann durchaus auch sehr gut klingen. Ich hoffe nur das die Grundfläche der Halstasche parallell ist und du nicht noch mit irgendwelchen Funierstreifen den Halswinkel korrigieren mußt.
 
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Kleines Update:
Ich habe die zweite Schicht Base Coat genau wie die erste aufgetragen. Zwischen allen Schichten natürlich mit Stahlwolle abgerieben. Bei der dritten Schicht Base Coat habe ich Carmine Gypsy und Goldenrot ungefähr 1:1 gemischt und bin damit über den ganzen Korpus gegangen (außer an der Burst-Stelle natürlich). Ich habe gehofft, damit insgesamt noch ein bisschen mehr ins Orange zu kommen.
Das sind die Bilder, nachdem die dritte Base Coat getrocknet war:
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Als nächstes werde ich noch eine Schicht Base Coat machen und diesmal an den roten Stellen 2:1 mit Gelb verdünnen, dann bin ich glaube ich da, wo ich hin wollte und kann mit der Top Coat anfangen.

OT: Sorry, @94erBrom es gibt leider kein Foto von der Rückseite in reinem Carmine Gypsy, aber sehr viel roter war das nicht. Also wenn du ein sattes, dunkles Rot möchtest, ist es vielleicht nicht der richtige Ton für dich, da ist dann Cherry oder Hot Auburn vermutlich besser geeignet.
 
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Vielen Dank! Nürnberg ist ums Eck, bei wirklichem Interesse bist du gerne nach Herzogenaurach eingeladen, wenn du die Gitarre anschauen möchtest (wenn sie mal fertig ist).
 
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Vielen Dank! Nürnberg ist ums Eck, bei wirklichem Interesse bist du gerne nach Herzogenaurach eingeladen, wenn du die Gitarre anschauen möchtest (wenn sie mal fertig ist).
Sehr gerne! Der Hals interessiert mich sehr, und die Gitarre sieht auch super aus!
 
Nachdem ich jetzt die vierte Schicht Base Coat aufgetragen habe, glaube ich, besser wird es nicht mehr. Ich habe das rot mit 2 Teilen gelb sehr orange abgemischt.
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Die Oberfläche glänzt auch schon ein bisschen, alles gut. Die Versenkung für die Halsschraube habe ich verkackt:
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Natürlich immer schön mit feiner Stahlwolle drüber gehen.
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Jetzt ist eigentlich die Top Coat dran, ich weiß nur noch nicht sicher, ob ich vorher die Silver Highlights noch drauf machen soll. Im Bereich vom Schlagbrett habe ich das mal probiert, das lässt sich aber schwer fotografieren. Das Silber schwankt je nach Licht Blickwinkel zwischen subtil und deutlich sichtbar.
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Silver Highlights sind jetzt drauf.
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