Berlin: Klage, weil Tochter nicht in den Jungenchor darf gescheitert

  • Ersteller Abendspaziergang
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In der Musik wimmelt es doch nur so von Diskriminierungen: Warum sind in StĂŒcken fĂŒr Sinfonieorchester nur gelegentlich Piccolo-Flöte und Tuba besetzt und auch die Harfe trotz ihres herrlichen Klangs nur ab und zu? Warum sind im traditionellen Sinfonieorchetser locker 40, 60 Streicher, aber nur 8 HolzblĂ€ser (2 Fl / 2 Ob / 2 Kl / 2 Fg)? Diese Diskriminierung ist doch mit HĂ€nden greifbar!
Und was ist mit Minderheitenschutz? Mit Darmsaiten hast du als Geiger dort keine Chance, alle mĂŒssen Stahlsaiten haben. Mindestens ein Englischhorn mĂŒsste immer in der Besetzung sein, usw. usw.!
Und ĂŒberhaupt warum mĂŒssen alle immer zwanghaft nach dem Tempo und den Anweisungen des Dirigenten spielen bzw. singen? Das widerspricht eklatant dem Recht auf der freien Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und demokratisch ist es erst recht nicht, sondern eigentlich maximal totalitĂ€r*. Mich wundert, dass gerade in unserem Zeitalter der maximal egoistisch ausgerichteten "Ichlinge" ("Me first!") da noch keine grĂ¶ĂŸeren AufstĂ€nde gegeben hat.
Was bildet sich die Natur/Anatomie ĂŒberhaupt ein, dass Frauen nicht einfach so auch Bass und MĂ€nner nicht einfach so Sopran singen können. Weg mit den BeschrĂ€nkungen der Anatomie!
Kann da nicht endlich die Gentechnik helfen auf dem Weg zur vollkommenen Freiheit und Gleichberechtigung???
Wo man hinblickt, Abschottung, Ausgrenzung, Diskriminierung: Streichquartett, BlĂ€serquintett, Solo-Kavier - alle wollen nur unter sich bleiben "Du spielst hier nicht mit, wir bleiben unter uns, geh zurĂŒck, wo du hergekommen bist ..."
Das bietet doch ein weites Feld fĂŒr weitere gerichtliche Auseinandersetzungen.

Im Ernst, Klanglichkeit spielt in der Musik eine sehr große Rolle und Knabenstimmen klingen nun mal anders als MĂ€dchenstimmen. Durch Ausbildung wird der Unterschied im Allgemeinen noch verstĂ€rkt.
Gerade die klangliche HomogenitĂ€t ist ein Feld, das den grĂ¶ĂŸten Aufwand erfordert, sowohl in der individuellen Schulung der Stimmen als auch bei der Probenarbeit. Das gilt gleichermaßen fĂŒr Chöre wie fĂŒr Instrumentalensembles. Ein in dieser Hinsicht optimal geschultes Ensemble zu hören kann geradezu eine Offenbarung sein (ich muss da ganz spontan an ein Konzert der Hilliard-Ensembles denken, das ich vor vielen Jahren noch als Student erlebt habe - geradezu ĂŒberirdisch schön!).

Was die staatliche Förderung betrifft, findet da bei den öffentlichen Musikschulen und Hochschulen keine Diskriminierung statt. Eine Unterrichtsstunde fĂŒr MĂ€dchen wird genauso hoch bezuschusst wie fĂŒr Jungen.

*)
Nebenbei bemerkt kenne ich tatsĂ€chlich sehr elitĂ€re Tendenzen und Vorkommnisse in der Musikwelt, die faktisch sehr ausgrenzend und diskriminierend sein können. Aber das sind Dinge, die auf persönlichen Ebenen stattfinden und die mit dem hier zugrunde liegenden Thema nicht wirklich etwas zu tun haben, justiziabel sind sie in der Regel auch nicht, es wird auch lieber unter den Teppich gekehrt von allen Beteiligten. MĂŒsste man wenn gewĂŒnscht, an anderem Ort vertiefen.
 
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Ich möchte gerne Mitglied bei den Rolling Stones werden. Kann ich mich da einklagen?!?
 
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@saitentsauber
Interessanter Artikel, den du da verlinkt hast, wobei er mir am Schluss einen Tick zu feministisch i. S. v. Frauen sind schon immer benachteiligt ist. Es mag ja sein, dass Frauen frĂŒher in der Kirche zu schweigen hatten. SpĂ€testens seit J. S. Bachs Zeiten ist damit aber - zumindest bei den Protestanten - Schluss.

Den klanglichen Unterschied zwischen Jungen- und MĂ€dchenstimmen kann ich nachvollziehen, fĂŒr mir ist er deutlich hörbar. Jungsstimmen klingen meiner Meinung nach metallischer, die MĂ€dchenstimmen weicher.

Im Jahr des ThomanerjubilĂ€ums kann ich mich an eine lĂ€ngere Rundfunksendung erinnern, in der Christoph Biller (Thomaner) und Gudrun Schröfel (MĂ€dchenchor Hannover) sich ĂŒber die von ihnen geleiteten Chorgattungen unterhielten. Die Tradition der geschlechtergetrennten Kinderchöre ist völig unterschiedlich, was sich bis heute im gesungenen Repertoire niederschlĂ€gt und beide Varianten nicht miteinander vergleichbar macht.

Manche Traditionschöre haben MĂ€dchenabteilungen geschaffen, andere nach wie vor nicht. Der Knackpunkt ist meiner Meinung nach tatsĂ€chlich die öffentlich finanzierte Förderung, die diesen Ensebles zuteil wird und von der MĂ€dchen aufgrund des Geschlechts ausgeschlossen sind. Von daher mein Hinwes auf das AGG (= allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) weiter vorne. "Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus GrĂŒnden der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen IdentitĂ€t zu verhindern oder zu beseitigen."

Wenn der TrĂ€ger nun nicht gewillt ist, eine MĂ€dchenabteilung zu eröffnen, können Ablehnungen eben nur aus kĂŒnstlerischen GrĂŒnde erfolgen.
 
Gibt es ĂŒberhaupt einen MĂ€dchenchor der UniversitĂ€t der KĂŒnste? Ich habe jetzt ein bißchen rumgesucht und keinen gefunden. Und auch das macht nachdenklich, und sei es nur in Bezug auf die Sorgfalt, mit der der Artikel verfasst wurde.
Interessante Frage. Ich hatte angenommen, dass die SĂŒddeutsche vernĂŒnftige Artikel schreibt - mea culpa.

Auf die Seiten der Uni komme ich im Moment nicht, die haben leichte KapazitÀtsprobleme.

Spannend finde ich aber dies hier, von den Seiten der Singakademie:
FĂŒr Jungen, die an einer sĂ€ngerischen Ausbildung interessiert sind, empfehlen wir unseren Partnerchor, den Staats- und Domchor Berlin
So ein Hinweis ist mir auf den Seiten des Staats- und Domchores irgendwie nicht aufgefallen. Wenn da einer wÀre, bin ich schon gleich wieder ruhig ;) Weil der MÀdchenchor bietet Stimmbildung an und wird anscheinend auch gefördert(?).
 
der MÀdchenchor bietet Stimmbildung an und wird anscheinend auch gefördert(?).
Das ist wohl so. Leider lĂ€sst sich mit vertretbarem Zeitaufwand nicht mit Sicherheit herausfinden, ob der Umfang des Coaching bei beiden Chören gleich ist; es gibt aber Indizien, die darauf hinweisen, dass dem nicht so ist und die Buben mehr bekommen. Damit sĂ€he es dann schon so aus, als ob es fĂŒr die Tochter einer Steuerzahlerin kein Angebot gibt, das dem fĂŒr einen Sohn gleichkĂ€me - obwohl die Finanzierung zumindest teilweise staatlich ist.

@Amateurdiva Ich kann dem Kriterium "feministisch" in Bezug auf Texte nichts abgewinnen: Entweder die Argumentation ist schlĂŒssig, oder sie ist es nicht. Und da lasse ich den Text fĂŒr sich sprechen - mit einer Ausnahme, die auch den Beitrag von @LoboMix betrifft: Das fĂŒr mich schlĂŒssige Argument, dass vermutlich im hier relevanten Alter die GrĂ¶ĂŸe von Kind und Kopf sowie erlernte Lautbildung wichtiger sind als die Frage, ob da was zwischen den Beinen baumelt, wĂ€re erst zu widerlegen. Und was das "Engelhafte" betrifft, habe ich eine ganz klare Meinung, wenn ich mir den folgenden Clip ansehe - es sind nicht die Buben...



@moniaqua Wos is denn des fĂŒa a zither?
 
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Ich möchte gerne Mitglied bei den Rolling Stones werden. Kann ich mich da einklagen?!?

Ich muss zugeben, dass ich diese Art von Humor wirklich nicht verstehe.

Und was das "Engelhafte" betrifft, habe ich eine ganz klare Meinung, wenn ich mir den folgenden Clip ansehe - es sind nicht die Buben...

Ich verstehe, was du meinst, glaube aber, dass man das vom Klangbild her tatsĂ€chlich nicht vergleichen kann mit klassischer, katholischer Kirchenmusik, weil es eine Crossover-Version ist. Der Chorleiter des Domsingchores wĂ€re vermutlich entsetzt, wĂŒrde man die Musik seines Chores damit vergleichen (so wie man Yehudi Menuhin nicht mit AndrĂ© Rieu vergleichen wĂŒrde - nur zur Sicherheit: das ist jetzt eine bewusste Übertreibung). Ich erinnere mich noch dunkel an den Lyoner Knabenchor aus "Die Kinder des Monsieur Mathieu", vor allem an den Hauptdarsteller, dessen Name mir nicht mehr einfĂ€llt, und da war das Klangbild schon durchaus "engelhaft". Wobei es bei einem Film natĂŒrlich nicht so leicht ist, zwischen dem schönen Klang an sich, der schönen, rĂŒhrseligen Story drumherum und der Sympathie fĂŒr die Charaktere zu unterscheiden, die sich unweigerlich im Laufe der Filmgeschichte einstellt. Es kann also schon sein, dass ich das im Nachhinein verklĂ€re.

Was mich persönlich stört, ist diese fĂŒr meine Begriffe mystische "Überhöhung" der Knabenstimme kurz vor dem Stimmbruch (was ich aus der Formulierung mit dem Schwanengesang, der kurz vor dem Tod am schönsten ist, herauslese). Das hat nichts damit zu tun, dass ich das aus GrĂŒnden der Geschlechtergerechtigkeit unfair fĂ€nde, sondern es erscheint mir tatsĂ€chlich als romantische VerklĂ€rung, gerade weil es nur so ein kurzer Zeitausschnitt ist, in der diese Stimmen so brillant und engelhaft klingen. Und das finde ich, mit Verlaub, schon ein ganz klein wenig verstiegen und elfenbeinturmhaft. Und elitĂ€r. Ich finde, dann muss man sich als Chorleiter, wenn man eine staatliche Förderung in nicht unerheblichem Maße in Anspruch nimmt, schon auch die Frage gefallen lassen, ob dieser Aufwand fĂŒr einen so kurzen Moment des "Strahlens" wirklich gerechtfertigt ist oder nicht doch etwas dekadent und anachronistisch ist, da die gesellschaftlichen und kĂŒnstlerischen Rahmenbedingungen einfach nicht mehr dieselben sind.
 
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Wos is denn des fĂŒa a zither?
Keine richtige ;) Vermutlich eine Akkordzither oder etwas in die Richtung, frag mal @Lisa2
--- BeitrÀge wurden zusammengefasst ---
Ich muss zugeben, dass ich diese Art von Humor wirklich nicht verstehe.
Naja, er ist knochentrocken, aber im Prinzip ist es schon ĂŒberspitzt das, was die Mutter des MĂ€dchens versucht hat.

Die Sauerei ist ja nicht, dass jemand nicht in ein Ensemble aufgenommen wird. Die Sauerei ist, dass es anscheinend keine gleichwertige Alternative gibt, in der MÀdchen genauso gefördert werden wie Jungen und dadurch gravierende Nachteile in ihrer spÀteren Laufbahn haben. Aber das ist ja nichts Neues.
 
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Die Sauerei ist ja nicht, dass jemand nicht in ein Ensemble aufgenommen wird. Die Sauerei ist, dass es anscheinend keine gleichwertige Alternative gibt, in der MÀdchen genauso gefördert werden wie Jungen und dadurch gravierende Nachteile in ihrer spÀteren Laufbahn haben. Aber das ist ja nichts Neues.

Ein bisschen ein Exempel statuiert hat dieser Prozess ja nun schon. Das ist das Gute daran. Das zweite Gute daran ist, wie ich finde, dass man sich jetzt öffentlich die Frage stellt: Wie um Himmels willen kam die Frau RechtsanwÀltin auf die Idee, so was zu machen? Das arme Kind! Die Eislaufmutter! (siehe den Anfang dieses Threads)

Und dass sich dahinter dann ein ganzer Rattenschwanz an Fragestellungen ergibt und man als Laie, der sich nie ernsthaft mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat, so ganz nebenbei erfĂ€hrt, dass es in der deutschen Bundeshauptstadt zwar einen erstklassigen Knabenchor mit großzĂŒgiger öffentlicher Förderung und auf hohem Niveau gibt, fĂŒr MĂ€dchen aber nichts Vergleichbares. Das mag zwar so Tradition sein, aber es ist eben auch ein Anachronismus, und es ist gut, wenn das jetzt in dem Zusammenhang öffentlich breit getreten wird. Denn fĂŒr mich heißt das nicht, dass da eine ehrgeizige Mutter und ein verwöhntes Blag, die dank ihrer bevorzugten sozialen Stellung auf einem albernen Gendergerechtigkeitstrip sind, eine althergebrachte Tradition nicht respektieren können, sondern dass dass da eine unfaire Tradition noch nicht lautstark genug hinterfragt und alle ZusammenhĂ€nge offengelegt wurden.
 
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Ja, die von mir verlinkten Videos zeigen Varianten der finnischen Konzert Kantele.

Bin ich hier richtig im "MĂ€dchen darf nicht in den Knabenchor und soll stattdessen Kantele lernen weil Lisa2 das Instrument kennt" Thread?
 
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Ohne die entsprechenden Artikel gelesen zu haben und natĂŒrlich ohne jeder Kenntnis der wirklichen HintergrĂŒnde mein Kommentar:
Vielleicht (wahrscheinlich?) ist der Knnabenchor finanziell besser gestellt als der MÀdchenchor der Sing-Akademie zu Berlin. Aber nichts desto trotz scheint er dem MÀdchen (oder besser dessen Mutter) gut genug zu sein. Ansonsten hÀtte sie wohl nicht versucht dort aufgenommen zu werden.
Aber bei einem MĂ€dchenchor kann mann halt schwer Klage einreichen dass dieTochter wegen ihres Geschlechts diskriminiert wird. Oder warum wird der Knabenchor verklagt, aber nicht der MĂ€dchenchor der sie ebenfalls nicht genommen hat?

Ach ja, ich wĂŒrde mich natĂŒrlich nie bei den Rolling Stones einklagen wollen wie @Theo Sexton, aber gibt es die Möglichkeit mich in die örtliche Damensaunarunde reinzuklagen? Oder bei der Kunstuni? Ist doch auch diskriminierend, dass sie mich nur wegen meines fehlenden Talentes, der mangelhaften Vorkenntnisse und meines fortgeschrittenen Alters nicht nehmen wollen ...

lg Thomas
 
Ist doch auch diskriminierend, dass sie mich nur wegen meines fehlenden Talentes, der mangelhaften Vorkenntnisse und meines fortgeschrittenen Alters nicht nehmen wollen ...
Vorsicht, zumindest aufgrund des Alters darf nicht diskriminiert werden.

Der Mutter des MÀdchens ist vermutlich schon klar, dass eine Klage der Tochter selbst keinen Platz bringen wird. Andererseits muss, um Klage erheben zu können auch jemdand konkret betroffen sein und das ist nunmal ihre Tochter. Deswegen ist sie noch nicht unbedingt eine Eislaufmutti.
 
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Den Clip, den @saitensauber in post #25 zitiert finde ich wenig bis gar nicht aussagekrĂ€ftig, denn es handelt sich offensichtlich um eine auf populĂ€ren (und fĂŒr mich kitschigen) Klanggestus gemischte und gemasterte Aufnahme.

Ich kann nur empfehlen, mal einen guten Knabensopran und einen guten Knabenchor live zu hören bzw. eine nicht aufgepeppte, möglichst natĂŒrliche Aufnahme*. Ein Knabensopran hat einfach ein ganz eigenes Timbre, wie eben auch MĂ€dchenstimmen ein ganz eigenes Timbre haben. Man kann deshalb in einen MĂ€dchenchor auch nicht einfach so Knabenstimmen integrieren, eben weil sie sich klanglich nicht völlig integrieren können.
Dass in der Musizierpraxis das entsprechende Repertoire dennoch oft von gemischten Kinder-/Jugendlichen-Chören gesungen wird, hat schlicht damit zu tun, dass viele Chorleiter froh sind, ĂŒberhaupt eine gute Besetzung zusammen zu bekommen. Da wĂŒrden sie natĂŒrlich keinen ablehnen, der ausreichend gut singen kann.

Als Vergleich möchte ich hier die Kastratenstimme erwĂ€hnen, eine zu Zeiten des Barocks bekanntlich gefragte Stimmlage mit seinerzeit sehr berĂŒhmten und gefeierten SĂ€ngern.
Als 1994 der Film ĂŒber den berĂŒhmten Kastraten Farinelli gedreht wurde, der sehr eng mit HĂ€ndel zusammen gearbeitet hat, musste man einen Trick anwenden, um die Wirkung einer Kastratenstimme zu erzielen. Aus naheliegenden GrĂŒnden ließ sich kein echter Kastrat mehr auftreiben (der letzte Kastrat war Alessandro Moreschi, der 1922 verstarb, immerhin hinterließ er einige Tonaufnahmen), deshalb hat man die Stimme eines Counter-Tenors (eine Stimmlage mit ebenfalls ganz eigenem Timbre, das aber nicht gleich dem eines Kastraten ist) mit einer Sopranistin.
Zitat aus dem Wikipaediea-Artikel: "Da der Tonumfang eines Kastraten keiner natĂŒrlichen menschlichen Stimme gleicht und im Falle Farinellis auch mehr als drei Oktaven umfasste, wurde die Singstimme des US-amerikanischen Countertenors Derek Lee Ragin mit der der polnischen Koloratur-Sopranistin Ewa MaƂas-Godlewska elektronisch gemischt, um einen Eindruck von Farinellis Singstimme zu erzeugen."
Ich fand diesen Klang im ĂŒbrigen sehr beeindruckend und faszinierend.

Quellen:
- Film "Farinelli": https://de.wikipedia.org/wiki/Farinelli_(Film)
- Alessandro Moreschi: https://de.wikipedia.org/wiki/Alessandro_Moreschi

*)
Letzten November habe ich einen Mitschnitt des HĂ€ndel-Oratoriums "Joshua" gemacht, in der eine Knabensporan-Arie vorkommt, die auch mit einem Knabensopran besetzt wurde. Den Klang habe ich noch gut im Ohr. Leider darf ich hier keine Ausschnitte der Aufnahme zitieren.
 
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Den Clip, den @saitensauber in post #25 zitiert finde ich wenig bis gar nicht aussagekrĂ€ftig, denn es handelt sich offensichtlich um eine auf populĂ€ren (und fĂŒr mich kitschigen) Klanggestus gemischte und gemasterte Aufnahme.

Genau, deshalb habe ich das hier:
dass man das vom Klangbild her tatsĂ€chlich nicht vergleichen kann mit klassischer, katholischer Kirchenmusik, weil es eine Crossover-Version ist. Der Chorleiter des Domsingchores wĂ€re vermutlich entsetzt, wĂŒrde man die Musik seines Chores damit vergleichen (so wie man Yehudi Menuhin nicht mit AndrĂ© Rieu vergleichen wĂŒrde - nur zur Sicherheit: das ist jetzt eine bewusste Übertreibung). Ich erinnere mich noch dunkel an den Lyoner Knabenchor aus "Die Kinder des Monsieur Mathieu", vor allem an den Hauptdarsteller, dessen Name mir nicht mehr einfĂ€llt, und da war das Klangbild schon durchaus "engelhaft".

geschrieben. ;-)

Bei Countertenören finde ich den Unterschied zur weiblichen Stimme ĂŒbrigens noch um einiges eindeutiger als bei Knabensopranen. Aber das ist natĂŒrlich insofern klar, als es sich um erwachsene, voll ausgebildete Stimmen handelt.





Hier finde ich allerdings, dass der gegenteilige Effekt gegenĂŒber dem eintritt, was der Chorleiter des Domsingchores beschrieben hat, der ja auf die strahlende Brillanz des Knabensoprans gegenĂŒber dem von MĂ€dchen abhebt. Ich mag Philippe Jaroussky an sich nicht so sehr, weil ich seine Stimme z. B. gegenĂŒber der von Andreas Scholl oft als zu "perfekt" und zu wenig emotional empfinde, aber in den Beispielen oben hört man ganz gut, dass gerade dieses etwas "Kehligere", Weichere der Countertenorstimme dem StĂŒck noch einmal eine ganz eigene Faszination gibt. Die Sopranistin singt das StĂŒck fĂŒr meine Begriffe strahlender und kraftvoller, Jarousskys Version ist intimer und anrĂŒhrender.
 
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Aber bei einem MĂ€dchenchor kann mann halt schwer Klage einreichen dass dieTochter wegen ihres Geschlechts diskriminiert wird. Oder warum wird der Knabenchor verklagt, aber nicht der MĂ€dchenchor der sie ebenfalls nicht genommen hat?
Es könnte dieser Grund sein, es könnte auch sein, dass es sich beim MÀdchenchor "nicht lohnt", weil die Förderung dort vielleicht geringer ist, das wissen wir ja nicht.
Vorsicht, zumindest aufgrund des Alters darf nicht diskriminiert werden
Außer bei Einstellung von Beamten, aber da ist es ja keine Diskriminierung... Und im Zweifelsfall war's auch hier die Leistung ;)
Ich kann nur empfehlen, mal einen guten Knabensopran und einen guten Knabenchor live zu hören bzw. eine nicht aufgepeppte, möglichst natĂŒrliche Aufnahme*.
Der Klang ist sofort erkennbar, dem stimme ich zu. Engelsgleich - mei, ist halt Definitions- bzw. Geschmackssache, ich finde die Engel weder in der von @saitentsauber verlinkten Aufnahme noch in denen der Knabenchöre. Ich bleibe aber immer wieder bei Aufnahmen von Knabenchören hÀngen, wenn ich neue Messen einstudiere. Einfach, weil die wirklich sauber gesungen sind und zum Lernen darf das Vorbild ja gerne richtig sein.
 
Ich muss zugeben, dass ich diese Art von Humor wirklich nicht verstehe.
Spricht fĂŒr Dich :) - um so mehr, wenn ich mir ansehe, welche Leute wo in sozialen Medien Ă€hnliche ErgĂŒsse posten wie der Herr Kollege...


Ich verstehe, was du meinst,
Vielleicht hÀtte ich gleich deutlicher werden sollen. Um es auf den Punkt zu bringen: 'Beauty is in the eye of the beholder'. Und etwas Engelhaftes kann JedeR da hören, wo er oder sie will.

Frage: MĂŒssen wir wirklich noch oder wieder Engel bemĂŒhen - im verzweifelten oder komischen Versuch, etwas scheinbar objektiv zu formulieren, wo es nichts Objektives gibt? Anscheinend ja. Gibt es keine anderen ĂŒbersinnlichen Optionen?

Trotzdem habe ich versucht, nicht zuletzt mit einer etwas drastischen Formulierung daran zu erinnern, was wir ĂŒber die physiologische Dimension der Klangbildung wissen und welche Organe wir ausschließen können. Und dabei werde ich's nun belassen.

:engel:
 
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