Charvel Japan - ein Überblick über die ersten Modelle 1-6

DirkS
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Charvel Japan) – Ein Überblick über frühe Modelle 1 bis 6 (Fort Worth)–

Ich beginne mit dem Prospekt des Einführungsjahres 1986

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Im Jahr 1986 startete Charvel mit einer neuen Serie (Modell 1 bis 6) die Massenherstellung.
Hierfür wurde die Produktion dieser Serien nach Fernost verlegt, um auf dem hart umkämpften Markt konkurrenzfähige Preise zu ermöglichen. Da Jo (@buzzdriver) leider nicht mehr im Forum auftaucht, versuche ich mal einen kleinen (ersten) Überblick, um den Einstieg zu erleichtern:

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(Meine Mod.3, erste Variante)

Mod.4 für MB.JPG

(Meine Mod.4, spätere Variante)

Merkmale dieser frühen japanischen Charvel - Gitarren:

Einfarbige Lackierungen, schwarz lackierter Jackson-Headstock mit weissem Charvel-Schriftzug und der Unterzeile “by Jackson/Charvel“, Neckplate (außer bei den Modellen mit durchgehendem Hals, also Mod. 5 und 6) mit 6-stelliger Seriennummer und den Zeilen „P O Box 2344, Fort Worth, TX 76113, U.S.A“

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Diese Halsplatte ist für viele Gitarristen irreführend, sie nennt aber nicht den Herstellungsort, sondern nur eine Postanschrift (PO Box).

Die Modelle 1-6 unterschieden sich zunächst in der Bestückung der Pickups (Modelle 1 und 2 nur ein Humbucker, Modelle 3 und 4 H-S-S, Modell 5 2 aktive Humbucker, Modell 6 aktive H-S-S).

Modelle 1 und 2 unterschieden sich ferner dadurch, dass Modell 1 einen Ahornhals und Modell 2 zusätzlich eine Palisander-Griffbrett hatte, Modelle 3 und 4 dadurch, dass Modell 3 (zunächst) ein Pickguard hatte, wohingegen die Pickups bei Modell 4 direkt in den Korpus verschraubt wurden, Modelle 5 und 6 hatten einen eingeleimten Hals.

Als Tremolos wurden bei Modellen 1 und 2 einfache Fender-Typ-Modelle verwendet, bei Model 3 ein Kahler Fulcrum und bei Modellen 4 bis 6 ein Kahler. Später lösten lizensierte Floyd-Rose-Types (Modelle 3 bis 6) die Kahlers ab.

Die Gitarren wurden für ca. 1000 bis 2200 DM angeboten.
Sie schnitten in der seinerzeitigen Fachpresse wirklich gut ab (etwa: Fachblatt 9/86 für Modell 3, s.u. abgebildete Testberichte). In den späteren 80ern erfreuten sich diese Gitarren zu Recht einer großen Beliebtheit.

Allerdings hatten sie mit den ursprünglichen Charvels, die den tollen Ruf der Marke entstehen ließen, eher wenig gemein.
Natürlich konnten diese Gitarren nicht in Handarbeit gefertigt werden. Leider wurden klassische Charvel-Merkmale, etwa der unlackierte Hals, nicht angeboten. Die Hälse waren zwar noch immer flach und breit, aber eben nicht mehr ganz so extrem, wie zuvor.
Auch bei den Tonabnehmern konnte (preisbedingt) nicht auf teure diMarzios oder Seymour Duncans zurückgegriffen werden, es kamen Jackson-PUs zum Einsatz. Als Korpus-Material fand überwiegend Linde Verwendung, die einfarbige Lackierung wies einen leichten Metallic-Anteil aus. Die Gitarren verfügten ab Modell 3 über Tone-Regler.

Tatsächlich waren auch diese Gitarren definitiv ihr Geld wert. Es handelte sich um zuverlässige Instrumente für anspruchsvolle Amateure, sie genügten durchaus auch professionellen Ansprüchen. Ich selbst habe mich knapp 2 Jahre mit dem Modell 3 im eher unteren semiprofessionellen Bereich bewegt, alles funktionierte bei knapp 100 Auftritten, darunter auch Open Air bei Dauerregen, zuverlässig. Das aktive Modell 6 mit eingeleimtem Hals war darüber hinaus auch eine echte Alternative zu der seinerzeit sehr beliebten fast baugleichen, aber viel teureren Jackson Soloist USA.

Gitarren dieser Kategorie sind die am weitesten verbreiteten Charvels. Sie werden wegen der unglücklichen Halsplatte (mit USA-PO BOX, Hinweis auf Fort Worth, Texas) noch heute oft irrig als Charvel-USA angeboten.
Mag diesen Gitarren auch das Charvel-Typische fehlen, so sind sie doch wirklich gute Instrumente, die mit anderen japanischen Gitarren dieser Zeit (Ibanez, ESP etc.) absolut mithalten.

Spätere Änderungen dieser Serie: Es wurden auch Sonderlackierungen angeboten (etwa Crackle), Modell 4 bekam im Griffbrett Shark-inlays, die ursprünglich nur Modell 6 hatte, Kahlers wurden durch Floyd-Systeme abgelöst, Modell 3 verlor das Pickguard, zuletzt wurde der Charvel-Schriftzug verändert in einen Schreibschrift-Schriftzug, der der Schrift des Jackson-Logos ähnelte.
Die Fachpresse mochte ebenfalls diese Gitarren. Als Beleg anliegend ein paar Scans der seinerzeit (1986, 1987) abgedruckten Testberichte:


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Charvel warb auch in dieser Zeit viel in den verschiedenen Fachzeitschriften, nur beispielshaft nach Einführung der 2. Variante des Mod. 4 (Floyd-System anstelle Kahler, neue Inlays):

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Für weitere Informationen empfehle ich (mit der Einschränkung, dass mein Computer diese Seite als "nicht sicher" kennzeichnet) das dänische Forum

http://audiozone.dk/

Eine weitere sehr informative HP (= jacksonmuseum.com) ist leider nicht mehr online.

Wäre schön, wenn Ihr die Informationen fortführen oder ergänzen könnt, meine Kenntnisse sind mit diesem Beitrag leider ausgeschöpft.
Ich finde, dass diese Gitarren es wert sind, dass alle verfügbaren Informationen erhalten bleiben!
 
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Ein Freund von mir hat das Modell 4 noch mit Kahler Vibrato und Dot Inlays. Er besitzt die Gitarre jetzt seit ca.30 Jahren und sie funktioniert immer noch einwandfrei. Ich selbst komme mit dem Hals von dem Teil nicht klar. Ansonsten ein gutes Teil.
 
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Leider sind viele Informationen auf der audiozone.dk Homepage nicht mehr verfügbar.. Zb die Auflistungen der Pro Modelle etc..
vll hat der Betreiber Interesse hiermitzumachen, oder seine Informationen weiterzugeben.
 
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Mehr Infos hab ich leider nicht aber einen Charvel 1B aus '88 ‍♂️
 

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