Deine Frage lässt sich nicht einfach mit ja oder nein beantworten. Denn das hängt von der Musik ab, die Du spielen möchtest und von dem Stimmsystem, dass Du nutzen möchtest. Diatonische Mundharmonikas werden ja
in verschiedenen Stimmsystemen angeboten. Du musst also konkretisieren, auf welches Stimmsystem sich Deine Frage bezieht.
Ich denke mal, Du möchtest wissen, ob sich die Anschaffung einer chromatischen Mundharmonika für Dich lohnt. Vielleicht helfen Dir dabei folgende Gedanken weiter.
Wie finde ich die richtige Mundharmonika?
Wenn ich wissen möchte, welche Mundharmonika(s) für ein bestimmtes Musikrepertoire passt (passen), schreibe ich mir den Tonraum, also die benutzten Töne der Melodien heraus. Ohne Notenkenntnisse ist das schwierig, mit einem Notenschreibprogramm, das einem jeden Ton vorspielt, wenn man eine Note einklickt und auch jede Verschiebung "mitpiept", aber nicht unmöglich. Du hörst Dir einen Melodieabschnitt an und vergleichst das, was Du hörst mit dem, was Dir das Programm "vorpiept".
Mit Hilfe der Tonraumanalyse erkenne ich, ob die Musik diatonisch angelegt ist oder ob sie chromatische Abweichungen enthält.
Wenn ich Melodien in Einzelton-Spieltechnik ohne Bending spielen möchte, greife ich bei diatonischer Musik ohne chromatische Abweichungen meistens zu diatonischen Mundharmonikas mit
Solo-Stimmsystem.
Der wichtigste Grund:
Diese Instrumente haben im Gegensatz zu Richter-Harps und anderen Stimmsystemen eine lückenlose diatonische Tonleiter. Mit dieser Tonleiter lassen sich problemlos sämtliche Paralleltonarten einer Dur-Tonleiter spielen. Möchte man zwischen verschiedenen Dur-Tonarten wechseln, wechselt man die Mundharmonika. Hat man die Mundharmonika nicht in der erforderlichen Stimmung zur Hand, transponiert man die Melodie in die Tonart der vorhandenen Mundharmonika. So geht man dem Benden aus dem Weg.
Für Melodien aus den Bereichen Volksmusik, Folk, Country, Pop, Rock ... sind diatonische Harps im Solo-Stimmsystem meistens ausreichend. Tonartenwechsel erreicht man durch Harpwechsel. Ein Abweichen von der Tonleiter (wie z.B. in "Leise rieselt der Schnee") lässt sich auch auf der diatonischen Soloharp mit Bending realisieren.
Bei diatonischen Harps im Richter-Stimmsystem machen sich die "Tonleiter-Lücken" in der untersten der drei Oktaven relativ häufig störend bemerkbar, wenn man in der Grundposition/Straight Position spielen möchte. Aus diesem und anderen Gründen spielen Bluesharper in Cross-Position, in der dann allerdings andere Töne fehlen und für die man die Bending-Technik benötigt. Auf diese Thematik gehe ich hier nicht ein, weil das Thema dieses Threads die chromatische Harp ist.
Ich erwähnte bereits wiederholt, dass chromatische Harps auf dem Solo-Stimmsystem basieren. Aus diesem Grund sind diatonische Harps mit Solostimmsystem methodisch gesehen eine Vorstufe zur chromatischen Harp. Wenn Du also möglichst ohne Bending-Technik im Einzeltonmodus spielen möchtest, empfehle ich Dir, mit einer diatonischen Solo-Harp zu beginnen. Sollte deren Tonraum eines Tages nicht mehr ausreichen, weil Du chromatische Stufen benötigst, kannst Du relativ einfach zur chromatischen Harp wechseln, weil Du das auf der Soloharp geübte Atemschema 1:1 auf die chromatische (Solo-)Harp übertragen kannst.
Bei Seydel bekommst Du Soloharps im kompakten Bluesharp-Format mit 10 Kanälen ...
(2 1/2 Oktaven in Orchestrastimmung = Solostimmung 5 6 7
8 1 2 3 4 5 6 7
8 1 2 3 4 5 6 7 8)
... oder etwas länger mit 12 Kanälen
(3 Oktaven Solostimmung 1 2 3 4 5 6 7
8 1 2 3 4 5 6 7
8 1 2 3 4 5 6 7 8).
Ich habe mir die BigSix mit Solo-Stimmsystem ...
(6 Kanäle - 1 1/2 Oktave in Orchestrastimmung = Solostimmung > 5 6 7
8 1 2 3 4 5 6 7 8)
... in 5 Tonarten gekauft. Wenn in gemütlicher Runde gesungen wird, komme ich damit meistens problemlos hin. Das BigSix-Päckchen ist kompakt und leicht. Dafür findet sich eigentlich immer ein Plätzchen in der Handtasche oder im Rucksack.
Gruß
Lisa