Clave-Experten gefragt: "Bailando Suiza"... Piano-Part, Clave und Puls?

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Mick Rütter
Mick Rütter
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Hallo,

hier gibt es von Harold Lopez Nussa und seiner Band ein phantastisches Latin-Jazz-Stück namens "Bailando Suiza" zu hören (und auch zu sehen). Die Schlagzeug-Impro beginnt nach 5:50 m:s.

Hier in einer etwas kürzeren Version (Impro beginnt nach 2:30 m:s); diese ist die Version, die auch auf Harolds CD "Canciones" zu hören ist.

Obwohl in der Live-Version (s. erster Link) der Trompeter im Schlagzeug-Impro-Part seine Trompete weglegt und beginnt, die Clave zu spielen, habe ich allergrößte Schwierigkeiten, die Piano-Figur, die Harold in der Schlagzeug-Improvisation immer wiederholt, mit einem Puls (1-2-3-4-) zu koordinieren, also herauszufinden, wo da die Zählzeiten liegen. :gruebel:

Mit anderen Worten: ich höre die Clave und merke "ich bin draußen", also der von mir gefühlte Puls ist offenbar nicht der, den Harold und seine Band da spielen. Vermutlich habe ich den Part schon so oft "falsch gehört", daß ich immer wieder in falsche Interpretationen der Piano-Figur hineinrutsche. Ich habe auch schon in Cubase versucht, eine an der in der Live-Version gespielte Clave orientierte Midi-Clave zu unterlegen, wie auch ein zusätzliches pulsorientiertes Midi-Schlagzeug mit der Piano-Figur zu koordinieren und muß kleinlaut bekennen: es gelingt mir nicht. :confused:

Kann mir hier jemand sagen, wie die im Schlagzeug-Impro-Part wiederholte Piano-Figur über die Zählzeiten gelegt ist und wie das mit der von dem Trompeter in der Live-Version gespielten Clave-Figur in Einklang zu bringen ist?

Beste Grüße
Mick Rütter
 
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sehr geil gespielt... :cool:
in diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat von James Jamerson (Bassist/Motown) ein:
wenn du's nicht fühlst, spiel es nicht
hilft zwar nicht wirklich, aber vielleicht gehst du zu sehr vom Kopf an die Sache ran
Der Clave Spieler kommt zwischendurch auch mal 'raus'... und ich bin echt keine Leuchte was diese komplexen Sachen angeht.
Die 'grooven' zwar alle zusammen diese Figur, sind aber gleichzeitig gespannt wie Flitzebogen, siehe Blickkontakte...
so was kann man imo nicht programmieren - das ist live.

cheers, Tom
 
Hallo Tom, vielen Dank, aber Deine Antwort hilft mir nicht wirklich weiter, denn ich "fühle" Derartiges durchaus. Es ist nur so, daß man eine solche Phrase, wie diese Piano-Figur phrasenverschiebetechnisch sehr unterschiedlich interpretieren kann... Ich habe es mir nun noch einmal in Cubase angeguckt und komme zu dem Ergebnis: es ist eine 2-3-Salsa-Clave, allerdings unorthodox als "Pseudo-Rumba-Clave" (mit um 1/8 nach hinten verschobenem Schlag im 3er-Part) gespielt.

"Programmieren" kann man das auch, d. h. zu "mystifizieren", wie Du es tust, gibt es da rein gar nichts, das ist "gefühlte Wissenschaft". ;-)

Über vier Takte gezählt liegen imho die Piano-Akkord-Events des Drum-Impro-Teils auf:
1. Takt: 2, 3+
2. Takt: 1+, 2, 2+, 3, 4+
3. Takt: 2, 4
4. Takt: (leer)

Die 2-3-"Pseudo-Rumba-Clave" ist dazu in "Double-Time-Feel" (also über je einen der obigen Takte) gespielt.

Was meint Ihr? Haut das hin? ;-)

Beste Grüße
Mick Rütter
 
das es vermutlich keine grosse Hilfe ist, hatte ich ja angekündigt... ;)
Mick Rütter;5524991 schrieb:
..."Programmieren" kann man das auch, d. h. zu "mystifizieren", wie Du es tust, gibt es da rein gar nichts, das ist "gefühlte Wissenschaft". ;-)
bevor ich den Experten das Feld überlasse, sei aber klargestellt, dass es mir fernliegt etwas mit Mysterien zu umgeben oder es in abgehobene Sphären zu verlagern. Niente...

Dass man so etwas technisch betrachtet 'programmieren kann', würde ich (Brötchenerwerb Software-Entwickler) wohl kaum abstreiten.
Es erscheint mir aber genauso wenig sinnvoll, wie die Transkription einer Chick Corea Nummer, die mal gelesen habe.
So wie ich das Stück in Erinnerung hatte (hab mal viel in der Richtung gehört) hat der gute Chick das einfach aus dem Handgelenk geschüttelt.
Was da zur musiktheoretischen Erklärung dieser 3 Minuten herbeizitiert wurde, war schlicht grotesk.

Ich sehe das durchaus bodenständig und praktisch - imho gibt's eine Grenze, ab der 'ausformulieren' musikalisch keinen Sinn mehr macht.
Das ist aber jedem selbst überlassen und meine Ansicht steht als eine unter vielen - und ab jetzt auch nicht mehr im Weg ;)

cheers, Tom
 
Ich finde das eine sehr interessante Stelle. Ich hab´s mir jetzt einige male angehört, und höre so etwas wie ... :

Clave-Studie.jpg

wobei ich insbesondere beim ersten Ton nicht sicher bin, ob er nicht eine 1/6-tel später "gemeint" ist ... aber im wesentlichen geht´s sich das nach meiner Empfindung mit den insg. 15 Schlägen pro Schleife gut aus ...

Nur ein Vorschlag ..

LG, Thomas
 
Bitteschön!

bailandosuiza.jpg
 
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Ich neige mein Haupt in Demut und vor Scham, ... muß allerdings sagen, daß ich Takt 3-4 nicht einmal mit der "Auflösung" so richtig nachempfinden kann. Da decken sich irgendwie die "Wichtigkeiten" der verschiedenen Noten nicht mit meinem Empfinden dafür ... aber man lernt ja offenbar nie aus ... im übrigen muß ich dem noch einmal genau nachgehen und überprüfen, WARUM mir die 15 Schläge so "komfortabel" erschienen sind, wo es doch augenscheinlich deren 16 sind ...
 
Hallo Cudo II, vielen Dank. Ich habe mir Dein Notat zum Vorbild genommen und die bpm in Cubase verdoppelt um als kleinste Subdivisionen 8tel-Noten zu bekommen und nicht in 16teln notieren zu müssen. Allerdings höre ich einige Unterschiede heraus:

Hinsichtlich der Rhythmik:
- Den jeweils dritten Clave-Schlag im 3er-Teil spielt der Trompeter ("Guaguancó-mäßig") auf der letzten 8tel des Taktes (man kann theoretisch natürlich auch eine Salsa-Clave drüberlegen, wie Du es tust.)
- Der Piano-Event in Takt 6 liegt imho auf der dritten Viertelnote (obwohl er wegen des Clave-Schlags und der Bassdrum auf 2+ auch dort "eine gute Figur machen" würde)...

Hinsichtlich der Harmonien höre ich auch einiges anders als Du:

bs.jpg
 
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Mick Rütter;5525328 schrieb:
Hallo Cudo II, vielen Dank. Ich habe mir Dein Notat zum Vorbild genommen und die bpm in Cubase verdoppelt um als kleinste Subdivisionen 8tel-Noten zu bekommen und nicht in 16teln notieren zu müssen.
Das war klug von Dir. Mit der kubanischen "Unart" alles in 16tel zu notieren werde ich nach langjähriger Anwendung amerikanischer Schreibweise auch nicht wirklich warm.

Mick Rütter;5525328 schrieb:
Allerdings höre ich einige Unterschiede heraus:

Hinsichtlich der Rhythmik:
- Den jeweils dritten Clave-Schlag im 3er-Teil spielt der Trompeter ("Guaguancó-mäßig") auf der letzten 8tel des Taktes (man kann theoretisch natürlich auch eine Salsa-Clave drüberlegen, wie Du es tust.)
Sorry, mein Fehler! Ich ging natürlich nicht von der Live-Einspielung, sondern von der Studioaufnahme (Drum Solo ab 2:40) aus, auf der natürlich kein Clave-Instrument gespielt wird. Aber auch dort würde man sich eventuell auf den Guaguanco-Clave einigen. Zur eigentlichen Sache (Dein Notationsproblem) tut das aber nichts beitragen!


Mick Rütter;5525328 schrieb:
- Der Piano-Event in Takt 6 liegt imho auf der dritten Viertelnote (obwohl er wegen des Clave-Schlags und der Bassdrum auf 2+ auch dort "eine gute Figur machen" würde)...
Der würde mich an Deiner Stelle überhaupt nicht berühren, da bei einer Live-Einspielung immer alles etwas anders laufen kann. ;-)
Ich halte mich in solchen Sachen lieber an die Studioaufnahme, da dort der Musiker immer die Möglichkeit der Korrektur hat und somit meist das vom Musiker Gewünschte als Endresultat zu hören ist.


Mick Rütter;5525328 schrieb:
Hinsichtlich der Harmonien höre ich auch einiges anders als Du:

Anhang anzeigen 192778

Du hast beim A7 die 13 anstatt der b13 genommen. Dann fehlt bei Dir der Grundton bei den Akkorden Dm6, F13 und G13. Außerdem hast Du bei den letzten 2 Akkorden die Quinte mit dazu genommen.
Die Notation ist bei Dir etwas unglücklich. Die Linke sollte im Bassschlüssel und die Rechte im Violinschlüssel stehen. Die Lesbarkeit vereinfacht sich dadurch erheblich.

PS
Da Du Interesse an kubanischem Latin-Jazz zu haben scheinst, könnten Dir auch die Pianisten Emiliano Salvador und Rolando Luna gefallen.
Eine sehr gute Einspielung von Ernan Lopez Nussa ist auch die CD "From Havana To Rio".
 
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Ich halte mich in solchen Sachen lieber an die Studioaufnahme, da dort der Musiker immer die Möglichkeit der Korrektur hat und somit meist das vom Musiker Gewünschte als Endresultat zu hören ist.

Ich habe das sowohl mit der Studio- als auch mit der Live-Version gecheckt. Imho liegt der Piano-Event in Takt #6 nicht auf dem Clave-Schlag (also auf 2+), sondern kommt eine 8tel-Note später: auf Taktzählzeit 3.

Da Du Interesse an kubanischem Latin-Jazz zu haben scheinst, könnten Dir auch die Pianisten Emiliano Salvador und Rolando Luna gefallen.
Eine sehr gute Einspielung von Ernan Lopez Nussa ist auch die CD "From Havana To Rio".

Meinen allerbesten Dank für Deine kompetente Hilfe! :)

Emiliano Salvador: oh ja, meine liebste CD von ihm ist natürlich "Visión", einfach nur genial! :)
Rolando Luna ist nicht so mein Fall (zumindest, was ich bislang von ihm kenne), dafür aber Los Amigos mit Tata Güines, Changuito und Frank Emilio, die ich 1998 noch live in Havanna (im berühmten Jazz-Club "La Zorra y el Cuervo" an "La Rampa") live erleben durfte! :) Das war, wenn ich nicht irre, auch das Jahr des 25. Geburtstags von Irakere, wo ich im Teatro Carlos Marx dabeiwar... :)

Und in Sachen Cuban Jazz, wenn auch nicht direkt aus Cuba wäre natürlich Poncho Sanchez zu erwähnen, auch einfach nur genial! :)
Und Carlos "Patato" Valdes, Ray Barretto, John Santos...

Für gute Tips bin ich übrigens immer zu haben! ;)
 
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Habe jetzt noch eine kleine Loop gebastelt,
http://www.file-upload.net/download-3744928/loop-bailando-suiza.mp3.htmlhttp://www.file-upload.net/download-3745138/loop-bailando-suiza.rar.html
anhand derer man kristallklar hören kann, wo die Piano-Events liegen. Wenn man will, kann man damit auch prima lernen, selbst die Schläge an die richtigen Stellen zu setzen. Ich empfehle dazu, 16tel "hand-to-hand" zu schlagen und die Ubikationen der Piano-Events durch Lautstärke hervorzuheben (also die "Stellen", an denen sie liegen).

Wenn man das dann nach einigem Üben auch ohne die Loop im Hintergrund abzuspielen aus dem Stehgreif hinbekommt, hat man es vorerst schon mal "intus", denke ich! :)

Viel Spaß beim Üben! ;)
 
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