Custom Gitarre aus der CNC Fräse

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Hi zusammen.

Ich möchte mir nach meinem bevorstehenden Studienabschluss gerne eine custom Vintage Telecaster bauen. Entsprechende Lektüre (u.a. Martin Koch's Buch) habe ich mir bereits gekauft und studiert und ich habe auch schon relativ klare Vorstellung vom Design und Komponenten.

Nun haperts bei mir (wie sicherlich vielen) an der Werkstatt und den handwerklichen Fähigkeiten. Zwar könnte ich mir das nötigste an Werkzeug anschaffen und in der Werkstatt meines Vaters mein bestes Versuchen, aber ich dachte mir, heute geht das - wenn man technisch versiert ist - doch bestimmt einfacher und vielleicht sogar günstiger: nämlich ein Unikat aus der CNC Fräse.

Mir ist bewusst, dass bei solchen CNC Auftragsfertigungen das programmieren der Fräse der teure Aspekt ist, allerdings würde ich mir selber zutrauen, die Maschinenfiles auch selbst herzustellen, Erfahrung mit verwandter CAD Software ist jedenfalls vorhanden. Und vermutlich würde diese Methode nicht mal die halbe Zeit in Anspruch nehmen, wie mit der Handfräse.

Mich würde daher interessieren, ob der ein oder andere hier schon Erfahrungen mit solchen Projekten gemacht hat und obs ggf. tipps gibt, welche Werkstätten so einen Service anbieten. (nach bisheriger google Recherche, hab ich u.a. anbieter wie CNC-Step gefunden, allerdings ist dort nie klar, ob statt Designs auch direkt Maschinenfiles entgegengenommen werden).

Besten Dank,
Max

PS: Mir ist klar, dass ich somit eine großen Teil der Arbeit und des Spaßes einer automatisierten Maschine überlasse, aber mir selbst macht der Designprozess in der Regel mehr Spaß als der Fertigungsprozess...
 
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@XaserIII
Es wird wahrscheinlich keine Schreinerei deine selbst erstellten Fräsprogramme ungeprüft über ihre Maschine laufen lassen, wg. u.a. der Kollisionsgefahr, der Holzdicke und der Anzahl der dadurch benötigten Fräsdurchgänge (auch abhängig von den vorhandenen Fräsern), dem Wechsel der Fräsrichtung an den richtigen Stellen, die abhängig von der Formgebung und der Faserrichtung des Holzes ist (gerade bei so komplexen Formen mit vielen Rundungen bei Massivholz absolut notwendig) und evtl noch anderen Gründen. Also einfach File abgeben und fräsen lassen ist nicht. Mit den Kosten für die Programmierung bzw. Kontrolle und Anpassung deiner Programmierung musst du definitiv planen.

Edit: Ich bin eine zertifizierte CNC-Fachkraft im Tischlerhandwerk ;)
 
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Schönes Projekt, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine Firma/Werkstatt gibt, die direkt die Maschinenfiles nehmen und verwenden würde.
Ich habe früher einige CNC-Fräsen programmiert und weiß wie sich da ein kleiner Fehler auswirken kann.
Deshalb würde ich als Firma nur selbst programmieren und selbst programmiertes an meine teure CNC geben.
Liefere ihnen den 3D-Korpus und lass sie es selbst machen. Es kostet was es kostet, passt aber dann zur Maschine und funktioniert.
Um Holz zu fräsen muss man wissen welcher Vorschub, welche Tiefe, welche Zustellung mit welchem Fräser möglich ist, wann man Stege durchtrennt, Gegen- oder Gleichlauf verwendet usw. Das ist kein homogener Werkstoff der z.B. mit Wasserkühlung verschiedenste Zustellungen problemlos verträgt.

@Obiwan war schneller
(ich bin Tischlermeister und Holztechniker und war jahrelang CNC-Programmierer)
 
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Der Weg von einer CAD-Datei zur Bahnplanung in der Fräsmaschine ist ein langer. Neben einer gewissen Kenntnis (und exakten CAD-Daten der Werkzeuge und Aufnahmen) über die Prozesse (Fräse ich Holz lieber im Gleich- oder Gegenlauf? Was für eine Schnittgeschwindigkeit brauche ich für den Schrupp oder Schlichtschnitt?...) braucht man entsprechende CAM-Software und den auf die Maschine angepassten Post-Processor, der die Geometrie in Befehle für die Maschine übersetzt. Ich bezweifle, dass man das als Privatperson auf einem Level hinbekommt, dass ein Lohnfertiger das einfach auf seine Maschine lädt und den "Start Cycle"-Knopf drückt. Ist etwas komplizierter als ein 3D-Drucker...
Wie @GeiGit sagt, die Möglichkeit, die bleibt ist, dass du den Schreinerbetrieb die Bahnplanung etc. machen lässt. Das wird für ein Einzelstück bestimmt recht teuer. Manuelle Nachbearbeitung wird natürlich auch nötig sein, durch Fräsen kann man die Oberfläche eben nicht passend für eine Lackierung vorbereiten.
Der Start in die Konstruktion in von Gitarren mittels CAD könnte sein, dass du erst einmal ein schönes Modell konstruierst und dann die entsprechenden Schablonen für die Oberfräse mit Anlauffräser von einem Wasserstrahlbetrieb zuschneiden lässt.
 
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Vielleicht gibt es ja eine Holztechnikschule in deiner Nähe @XaserIII? Wir hätten uns als Technikschüler damals an der Fachschule für Holztechnik in Stuttgart-Feuerbach über so eine Aufgabe gefreut.

Ein grobes Ausfräsen einer Außenkontur einer Halstasche und von ein paar PU-, sowie einer E-Fach-Fräsung kostet aber auch beim versierten Schreiner mit CNC-Fräse kein Vermögen. Frag einfach nach!

Ansonsten bleibt auch ein Tele-Bausatz den du entsprechend nach deinen Wünschen abänderst.
 
Salute

Vielen dank schon mal für die Antworten! Entsprechendes hatte ich bereits befürchtet, aber es macht natürlich Sinn, dass die Betriebe nicht einfach ungeprüfte Fertigungsfiles entgegennehmen. Ist ja doch noch etwas anderes als eine Leiterplatte herzustellen.

Jetzt stünde natürlich die Frage nach der sinnvollsten Alternative im Raum, und ich bin auf eure Meinungen gespannt. Ich gehe jetzt mal davon aus, das selbst wenn ich Maschinenfiles mitliefer, die Prüfung der Files (wenn sie überhaupt funktionieren) fast genau so teuer sein dürfte wie die Programmierung eines Designs an sich. Leider habe ich keine Referenzpreise (vielleicht habt ihr da was?) um abschätzen zu können ob es dann (nach Berücksichtigung des eigenen Zeitaufwands) wirtschaftlicher ist, sich eine Oberfräse zuzulegen oder die Programmierkosten in Kauf zu nehmen. Das Budget ist jetzt auch nicht übermäßig knapp bemessen und wenn ich die Materialkosten abziehe bleibt sicherlich auch noch genug für beide Fertigungsmöglichkeiten über.

Lediglich den Bausatz kann ich ausschließen, da ich das Holz von einem lokalen Holz / Klangholzhändler beziehen (und aussuchen) möchte.

EDIT:
Die Idee mit der Holztechnikschule klingt interessant, ich schau mal ob ich da was rausbekomme.

Ich hätte übrigens auch über ein "Fablab" Zugang zu einer Fräse die ausreichen sollte, allerdings sind sämtliche Einführungskurse ausgebucht (bis Dezember).
 
Auch ich reih mich da mal ein zu behaupten, dass der Übergang von der CAD Datei zur maschinenfähigen Datei nicht so einfach ist.

Ich weiß noch, als ich meine erste CAD Zeichnung versucht habe maschinenfähig zu machen. Nicht nur das ich total unsicher dabei war, mein Meister hat auch letztendlich alles nochmal neu gemacht, weil meins hemmungslos in die Hose gegangen ist. Du musst genau wissen, welche Option zum Anklicken was für Ursachen bewirkt.

Eine CAD Zeichnung kann man roh (fast) immer abgeben. Das ist als Kunde mehr oder weniger kein Problem. Aber das wird erstmal kritisch beäugt werden. (Das ist ein Standartprozess) Gut wäre natürlich auch eine technische Zeichnung (die gehört ja eh immer dazu). Daraus kann die ein Betrieb einen Vorschlag zum weiteren Vorgang machen und einen Kostenvoranschlag unterbreiten. Aber das ein selbst erstelltes Bahnprogramm überhaupt angenommen wird, stelle ich mir als sehr mäßig wahrscheinlich vor. (Es ist ja auch nicht jedes Bahnprogramm was ein CAD Programm ausspuckt für jede Fräse lesbar).

Und kalkuliere hohe Fertigungskosten ein (ich sag mal das ein grober 1000er sehr wahrscheinlich drin ist). Das ist ja schließlich eine Einzelfertigung.

PS: Ich spreche die ganze Zeit von einem professionellem Betrieb als Partner und von der Fertigung vom vollen Holzblock bishin zur fertig konturierten Gitarre.
 
Reines Außenkontur- und Taschenfräsen wird nicht zu teuer sein.
Ansonsten bleibt die Oberfräse und Stichsäge, oder Stichsäge, Ständerbohrmaschine und Stecheisen um es ganz klassisch handwerklich zu machen.

Wenn dir die Halstaschenfräsung "zu schwierig" sein sollte bleibt eine weitere Alternative:
Kaufe dir einen durchgehenden Hals mit gesägtem Griffbrett, leime das Klangholz dran und säge die Kontur mit der Stichsäge. Die Ausfräsungen kannst du machen lassen oder Bohren und fertig ausstemmen... etwa in dem Stil wie ich das Kreuz eingelassen habe: klick
 
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Einfach wäre es sicher nicht, die Maschinenfiles zu machen, aber ich bin was solche Software angeht schon gewissermaßen ein Naturtalent. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass mir fehlende Materialkentniss da einen Strich durch die Rechnung macht.

Also so eine Telecaster ist am Ende ja keine besonders komplexe Form (auch wenn ich hier und da etwas mehr abtragen möchte, damit die Tele wie eine Strat schöner am Körper anliegt). Ich denke ich werde mich mal daran versuchen und den ein oder anderen Dienstleister um ein Angebot bitten. Wenn es passt, passt und wenn nicht, lasse ich den Umriss ausschneiden und mache den Rest nach Anleitung vom guten Martin Koch.

Wer bietet denn eurer Erfahrung nach solche Auftragsarbeiten überhaupt an? Der Tischler aus der Nachbarschaft oder muss man sich da doch an weiter entfernte Dienstleister (z.B. CNC-Step) wenden? gibts empfehlungen?
 
Hallo,
die Daten für eine Tele habe ich vor Jahren gekauft (DWG und DFX). Ich habe davon keinen Schimmer. Die Daten für viele andere Formen habe ich auch nach und nach bekommen. Aber eine Firma die es bezahlbar machte, erst nach langer Suche. Zuerst kommt immer die Frage: Wieviele Stücke im Monat?? Ein Einzelstück?? Vergiss es, viel zu teuer.
Zum Glück ist in meiner Nähe eine Möbeltischlerei mit einer 5 Achs CNC. Dort lasse ich die Konturen ausfräsen, bezahlbar!
Eine andere Möglichkeit, die ich anwende wenn es eine ausgefallene Form ist, oder eine für die ich keine Daten habe: Die Form aus 8-10mm MDF Platte aussägen, sauber schleifen und als Schablone verwenden. Die Korpusform dann aus dem Block aussägen, minimal größer als das Original, und die Schablone auf dem Teil befestigen. Dann mit einer Handoberfräse und Anlauffräsern Stufe für Stufe sauber ausfräsen. Die Schablone für die Halstasche macht man umgekehrt: Einen alten oder anders vorhandenen (ausgeliehenen) Korpus verwenden, um mit einem Anlauffräser mit Rolle (unten) die Tasche in die aufgelegte MDF Platte auszufräsen. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht.
 
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Der entscheidende Punkt ist meiner Ansicht nach, dass das was aus der CNC-Fräse rauskommt noch lange keine Gitarre ist.

Da Du weder über Werkstatt noch Werkzeug verfügst, wäre es möglicherweise eine Alternative entweder auf einen Fertigbausatz (sozusagen zum Zusammenstecken) oder auf einen Anbieter zurückzugreifen, bei dem Du Deine Gitarre in dessen Werkstatt bauen kannst. Gibt es übrigens auch als Urlaubsevent. Könnte nach dem Abschluss eine nette Abwechslung sein.

Grüße
 
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Das ist jetzt nicht so das Problem. Die Werkstatt meines Vaters bietet denke ich alles was ich brauche, sobald die Form aus der CNC Fräse rauskommt. Fehlendes kann besorgt werden. Die Form die mir vorschwebt (wird keine original Tele sein), gibt es jedoch weder als Bausatz, noch möchte ich die gerne von Hand aus einem Block Holz herausarbeiten. Über Gitarrenwerkstatt Angebote werde ich mich bei Zeiten noch informieren.

Ich werde mir nächste Woche mal die CNC Fräse im lokalen Fablab angucken und ein paar Tischler in der Umgebung anschreiben. Ich bin da mittlerweile sehr zuversichtlich, dass ich irgendwo mein Design zu einem guten Preis gefertigt bekomme. Über tipps und Empfehlungen freue ich mich natürlich weiterhin.
 
Das mit dem Fablab kann eine gute Idee sein. Solche Orte sind ja darauf ausgelegt, dass man sich gegenseitig hilft und etwas dabei lernt.
 

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