Custom-Made Les Paul STP

  • Ersteller Günter47
  • Erstellt am
Günter47
Günter47
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
28.04.25
Registriert
18.02.15
Beiträge
1.599
Kekse
16.495
Hallo Zusammen,
wie der ein oder andere mitbekommen hat, habe ich mich in der letzten Zeit mit dem Stratocaster Tremoloblock, den unterschiedlichsten Materialien und deren Einfluss auf den Klang beschäftigt. Bis jetzt habe ich 12 Gitarren umgebaut. Das waren zum Teil CS Modelle, aber auch gute Eigenbauten und auch zwei amtliche Rockinger. Es war zum Teil verblüffend welches Potenzial der Gitarren (und nicht nur bei den High-End Varianten)unter einem unvorteilhaften Tremoloblock verborgen war. Als unvorteilhaftes Material habe ich die Zink-Druckguss Varianten erkannt, die letztendlich Frequenzen einfach absorbierten. Alle Gitarren zeigten durch einen Wechsel, in der Regel auf einen gehärteten Stahlblock ein deutlich verstärktes ausgewogeneres Klangbild. Teilweise so drastisch, das die vorher gewählten Tonabnehmer nicht mehr zu dem akustischen Klangbild der Holzbasis passten. Dadurch dass sich das gesamte Klangbild veränderte, waren die Tonabnehmer, welche vorher grade wegen spezieller Eigenschaften das entsprechende Defizit auszugleichen, fehl am Platz.

Es hatte sich quasi eine neue Basis ergeben. Die Gitarren welche ein unausgewogenes….teils harsches Obertonspektrum in den hohen Frequenzen entwickelten (Esche/Rosewood) wandelten sich durch Blöcke aus Glockenbronze enorm. Die Schwingungsenergie der Frequenzen wurden in den Höhen nicht abgeschnitten und vernichtet (Zink_Druckguss) sondern in harmonische Obertöne gewandelt. Als wirklich ungeeignetes Material, weil bei keiner Strat funktionierend, entpuppte sich Aluminium. Der Holzprimärton der Gitarren wurde durch teils absurde Eigenfärbung des Materials vollkommen verzerrt.

Ich spiele jetzt seit 30 Jahren Gitarre uns fast ausschließlich Stratocaster und ich liebe diese Gitarre. Aber jeder der sich mit dieser Konstruktion lange beschäftig, wird sich so manches Mal gefragt haben „Leo…wieso hast du das so gebaut?“ Die Antwort ist in den meisten Fällen ein und die gleiche. Es ist einfach, es funktioniert und es ist billig. Mir fällt kein Bauteil, kein Material, keine Konstruktion, kein Detail ein, welches nicht in Bezug zu Kosten und Massenproduktion ausgelegt wurde.

Und jetzt schlage ich endlich den Bogen zum Stop-Tail-Piece der Les Paul. Zwei vollkommen unterschiedliche Gitarren in Bezug auf Materialien, Konstruktion, Klang und Spirit des Erfinders.
Trotzdem unterlag auch Gibson in seiner Fertigung betriebswirtschaftlichen Grundlagen. Sie sind in der Masse und Deutlichkeit nicht mit Fenders Gitarren zu vergleichen, aber es gibt sie trotzdem. Das Stop-Tail-Piece. Warum wurde es aus Aluminium hergestellt? Mal abgesehen von dem etwas höheren Preis gegenüber Stahl bietet es zwei Vorteile. Es ist leichter als Stahl, was bei einer Les Paul durchaus ein Argument sein kann. Zum anderen ließ sich diese Form nur als Gussteil günstig in einer Alu, oder Zinkvariante herstellen. Das Aluminium STP, welches aus Duraluminium gefertigt wurde, wird als Gussteil gefertigt und anschließend an einigen wenigen Stellen mechanisch nachgearbeitet. Ich glaube nicht, dass bei dieser Lösung, die klanglichen Eigenschaften im Vordergrund standen. Durch die negativen Erfahrungen mit dem Werkstoff Aluminium bei der Strat, sprang mich dieses Experiment förmlich an. Als Testobjekt nahm ich meine Edwards LP130Re (Einteiliger Mahagoni Korpus, Massive Ahorndecke, Long Tenon Neck, Gotoh Hardware, Seymour Duncan Antiques Nitro Finish 3.1kg). Ein Problem mit zu scharfen Höhen in den hohen Frequenzen war bei einer Les Paul nicht zu erwarten, weshalb ich hier wieder einen Werkzeugstahl auswählte. Ein Thyssen-Krupp Cryodur xxxxx welcher in der Herstellung schon Cryo behandelt wurde….und es bei einem legierten Kohlenstoffstahl dieser Art auch tatsächlich funktioniert. Ich habe hier mal den Werdegang mit ein paar Bildern.






Zum Ergebnis: Zuerst ist war bei der Paula, wie auch bei der Strat ein unverstärkt lauterer Klang festzustellen. Auch das Sustain hat deutlich zugelegt. Akkorde klingen differenzierter, der Klang jeder einzelnen Saite ist auch in einem hart geschlagenen Akkord zu hören. Verstärkt zeigt sich ähnliches Bild. Die Töne schlagen viel schneller in Obertöne um und insgesamt hat der Klang an Tiefe und Volumen gewonnen.
Was aber wirklich beeindruckend war….in den Mitten tauchte jetzt ein fette Mahagoni Primärton auf, den die Gitarre vorher bestenfalls im Ansatz hatte.
Ich kann das schlecht beschrieben….aber grad in den tiefen Lagen kommt jetzt ein feistes Roooaaaarrrrr

Wie soll ichs beschreiben……wenn du schon mal Mahaghoni geschliffen hast…dieser stark aromatische, rauchige Geschmack, den man in Mund und Nase schmeckt…..der ist jetzt im Ohr.
Ich sags mal so…..Sustain, Obertöne alles geschenkt…..aber dieser Ton….der macht wirklich süchtig!!!
 
Eigenschaft
 

Anhänge

  • 20150424_200541.jpg
    20150424_200541.jpg
    111,6 KB · Aufrufe: 341
  • 20150424_200752.jpg
    20150424_200752.jpg
    78,2 KB · Aufrufe: 292
  • 20150512_145354.jpg
    20150512_145354.jpg
    103 KB · Aufrufe: 292
  • 20150512_151723.jpg
    20150512_151723.jpg
    77,7 KB · Aufrufe: 298
  • 20150512_153651.jpg
    20150512_153651.jpg
    73,9 KB · Aufrufe: 303
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hallo Günter,

sehr interessant; danke. Ein paar Fragen:
- mit welcher Bridge (Material) hast Du die beschriebenen Ergebnisse (vorher wie nachher) erzielt?
- wie würdest Du die Faber HW (Alu) einordnen? geschmiedet? CNC? (die Faber HW kommt in den Beurteilungen ja sehr gut weg und ich habe sie auch und mich nach div. Überlegungen z.B. gegen Ausführungen aus Glockenmessing (STP und Bridge) entschieden
- schon einmal ein STP aus Glockenmessing (z.B. ABM) mit Deinem selbstgebauten STP verglichen? Unterschiede?
- verstehe ich Dich richtig, dass es Dir bei Deinem Experiment in erster Linie darauf ankommt, ein aus Deiner Sicht möglichst optimales klangliches Ergebnis zu erzielen, ohne dabei Wert auf den Ton zu legen, der dem Instrument ursächlich/typischerweise zugeschrieben wird? Und damit auch evtl. Pickupanpassungen etc, um am Ende eine neue Ausgewogenheit im Charakter herzustellen?

Grüße
drul
 
Bagotrix wollte mir irgendwann mal seinen Tremoloblock schicken, bin schon gespannt :D
Super Beitrag! :great:
 
Hallo Günter,

sehr interessant; danke. Ein paar Fragen:
- mit welcher Bridge (Material) hast Du die beschriebenen Ergebnisse (vorher wie nachher) erzielt?
- wie würdest Du die Faber HW (Alu) einordnen? geschmiedet? CNC? (die Faber HW kommt in den Beurteilungen ja sehr gut weg und ich habe sie auch und mich nach div. Überlegungen z.B. gegen Ausführungen aus Glockenmessing (STP und Bridge) entschieden
- schon einmal ein STP aus Glockenmessing (z.B. ABM) mit Deinem selbstgebauten STP verglichen? Unterschiede?
- verstehe ich Dich richtig, dass es Dir bei Deinem Experiment in erster Linie darauf ankommt, ein aus Deiner Sicht möglichst optimales klangliches Ergebnis zu erzielen, ohne dabei Wert auf den Ton zu legen, der dem Instrument ursächlich/typischerweise zugeschrieben wird? Und damit auch evtl. Pickupanpassungen etc, um am Ende eine neue Ausgewogenheit im Charakter herzustellen?

Grüße
drul
An der Edwards war original ein Gotoh Alu-STP verbaut. Ich habe leider kein anderes STP von einem anderen Hersteller in diesem Vergleich gehabt, daher kann ich zu den Produkten anderer Hersteller nichts sagen. Glockenmessing....gibt es nicht. Richtigerweise wäre es Bronze, die in einer besonderen Legierung Glockenbronze genannt wird. Diese habe ich als Tremblock in meiner 57er Strat verbaut. Als Material für ein Les-Paul STP würde ich es eher nicht nehmen.

Man kann den Primärklang einer Strat, oder Les-Paul nicht mit Brücken, Tremoloblöcken aus verschiedenen Metallen grundsätzlich verschieben.
Man kann aber mit einer geglückten Auswahl des Materials, diese typischen Klangeigenschaften durchaus stärker herausholen.
 
Hi Günther
wenn ich dich richtig verstanden habe, sind die von dir beschriebenen Unterschiede im Sound durch den Wechsel von Alu auf Alu verursacht?
ST
 
Hi Günther
wenn ich dich richtig verstanden habe, sind die von dir beschriebenen Unterschiede im Sound durch den Wechsel von Alu auf Alu verursacht?
ST
Nein, ich habe das Alu-STP durch eines aus gehärtetem Werkzeugstahl ersetzt. Aluminum....ob nun Duraluminium, geschmietet, oder aud dem Vollen gefräßt, hat nun mal nicht die Masse wie Stahl. Gehärteter Stahl klingt im hohen Frequenzteil dem geschiedetem Alu sehr ähnlich, hat aber im mittleren und tiefen Frequenzgang durch die höhere Masse mehr "Bottom" und ist immer gut für das Extra an Sustain. Ich persönlich halte vom Aluminium in Bezug auf Gitarren und Klangverhalten gar nichts. Das hat sich für mich jetzt auch an einer Les-Paul ganz deutlich gezeigt.
 
Klingt hochgradig interessant und würde ich sofort an meiner Paula ausprobieren...

Nur schade, daß die wenigstens von uns in den Genuss kommen werden, weil man so ein STP leider nirgendwo kaufen kann...
 
So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Mir hat ne Les Paul so schon absolut genug Sustain und Bottom End. Ich bin sehr froh wenn ich die mit nem Alu Stop Tail n bissle schlanker bekomme... ;)
 
Klingt hochgradig interessant und würde ich sofort an meiner Paula ausprobieren...

Nur schade, daß die wenigstens von uns in den Genuss kommen werden, weil man so ein STP leider nirgendwo kaufen kann...
Das Teil zu fertigen ist eben sehr aufwendig. Es wird nicht gegossen , geschmiedet sondern aus dem Vollen gefräßt und erodiert und danach noch gehärtet. Wenn ich für dieses Einzelstück reguläre Stundensätze bezahlt hätte.....also Digitalisieren des Originals...schreiben der Programme.....die CNC Stunden und die übrige Arbeitszeit......dann sind wir bei ca.600 Euro. Die Daten und Programme sind ja jetzt vorhanden, aber selbst die verbleibende CNC Zeit sprengt wohl den Rahmen einer kommerziellen Fertigung.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
aber selbst die verbleibende CNC Zeit sprengt wohl den Rahmen einer kommerziellen Fertigung.

Genau das ist das Problem... Vorerst aber ... ein wirklich interessanter Bericht, den du verfasst hast, bzw... ein zu höchst interessantes Experiment...:great:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben