Dariusz Terefenko, Jazz Theory - from Basic to Advanced Study

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Dariusz Terefenko: Jazz Theory - from Basic to Advanced Study

Verlag Routledge New York, 2014; ISBN 978-0-415-53761-2 (paperback, auch als hardcover und ebook erhältlich), ca. 470 Seiten.
Der Preis liegt bei ca. 55 EUR, ich bekam es etwas günstiger. Der Preis kann aber auch höher sein, denn für amerikanische Import-Bücher gibt es keine Preisbindung.

Der Autor Dariusz Terefenko lehrt an der renommierten Eastman School of Music der Universität Rochester, NY. Das erklärt die Entwicklung des vorliegenden Buches zur Jazz Theorie aus den Skripten und Handouts seiner Kurse.

Jazz Theory gliedert sich in drei Teile: für Einsteiger sowie leicht und weiter Fortgeschrittene. Obwohl als Studienbegleiter entstanden und gedacht, soll das Buch lt. Autor ausdrücklich auch für autodidaktische Studien geeignet sein.

Behandelt werden im Anfängerteil kapitelweise etwas Grundlagenwissen der allgemeinen Musiklehre in knapper Form, dann Funktionsharmonik, vierstimmige Akkorde, fünfstimmige Akkorde, die II-V-I Verbindung in Dur und Moll, aus Dur und Mollskalen ableitbare Modes, Blues und Improvisation (Riffs, Guide Tones, Motiventwicklung).

Der Teil für etwas fortgeschrittenere Leser beginnt mit Erläuterungen zum Lead Sheet anhand der Songs My Romance und All the Things You Are.
Danach geht es um rudimentäres Akkordspiel auf dem Klavier/Keyboard.
Schließlich folgt ein Kapitel zu idiomatischen Akkordfolgen wie der II V I-Verbindung in Dur, dem Turnaround, Lady Bird, Coltrane Progression und Tips zum Hören bestimmter Akkordmuster.
Dem schließt sich ein Kapitel zu Voicings an, danach werden in mehreren Kapiteln Elemente der Improvisation im Bebop behandelt.
Nach der Einführung einiger Skalen und Patterns und der Behandlung der beiden Formen und Funktionen der verminderten Skala geht es zunächst zum Bebop Blues und dann zur ausführlichen Abhandlung der Charlie Parker Kompositionen Confirmation und Moose the Mooche samt Analyse der fünf Solochorusse einer Aufnahme von Hank Jones, harmonischen Varianten der Rhythm Changes und Hinweisen zur Improvisation über diese Form.

Der dritte Teil des Buches wirkt stärker auf musiktheoretische Analyse bezogen. Er führt Skalen und Pattern der Pentatonik und Hexatonik ein, um dann zu Modellen der Tonalität (Phrase Models) bei Jazz Standards zu kommen.
Der Autor entwickelt eine ganze Reihe solcher Phrase Models, denen er jeweils etliche Standards zuordnet. Ein Beispiel für dieses Analysewerkzeug wäre Phrase Model 1 mit einer achttaktigen Akkordfolge, die ganztaktig mit I II V beginnt, danach in den Takten 4-6 harmonisch variieren kann und in den letzten beiden Takten 7 und 8 mittels einer II V-Verbindung eine kadenzielle Bestätigung erhält. Aufgezeigt werden Akkordskalen-Bezüge, Kontrapunkt und weitere Merkmale, um Taktfolgen Terefenkos Modellen zuordnen zu können.

Die anschließenden Kapitel beschäftigen sich mit Songformen, zunächst der AABA Songform am Beispiel von Have You Met Miss Jones? und anschließend mit der ABAC-Form anhand von All of You. Es werden mögliche Varianten angesprochen und ganze Songlisten an Beispielen für die Formen genannt.
Schließlich folgt ein Kapitel zu erweiterten und ungewöhnlichen Songformen, wieder mit vielen Beispielen.

In weiteren Kapiteln geht es um Reharmonisation und dann um Lennie Tristanos Komposition Line Up.
Den Abschluss des Buches bilden Betrachtungen zum posttonalen Jazz anhand von Werkzeugen, wie sie auch für die Beschreibung Neuer Musik angewendet werden.

Dem Buch liegt eine Audio-DVD mit 46 eingespielten Playalongs bei, zusätzlich gibt es sehr umfassendes Begleitmaterial, das online verfügbar ist.
Dazu gehört ein rund 340 Seiten starkes PDF-Workbook, mit dem man durch Aufgaben den Stoff der Kapitel anzuwenden lernt, Audiodateien zu den kapitelbezogenen Gehörbildungsübungen und zu den über 400 notierten Beispielen aus dem Buch, allerdings nicht zu allen.

Wer relativ einfach geschriebenes Englisch versteht findet in Jazz Theory von Dariusz Terefenko ein enorm umfangreiches Werk, das ähnlich wie das deutsche Standardwerk von Frank Sikora als Arbeitsbuch konzipiert ist.

Buchbegleitendes Material: http://www.routledgetextbooks.com/textbooks/9780415537612/default.php
Die ersten 50 Seiten inkl. detailliertem Inhaltsverzeichnis und erläuterndem Vorwort:
http://samples.sainsburysebooks.co.uk/9781135043018_sample_553275.pdf
 
Eigenschaft
 
Grund: Korrektur Satzbau und Rechtschreibung
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Sehr schöne Buchvorstellung. Vielen Dank! :great: Ich werde mir die Leseprobe bei Gelegenheit mal genauer angucken.

Kannst du vielleicht auch etwas dazu sagen, wo du im Vergleich zu den Büchern von Sikora (und ggf. auch Levine) die Stärken und Schwächen siehst?
 
Ich habe mich mit einer Bewertung und Vergleichen absichtlich zurückgehalten.
Dafür konnte ich mich noch nicht genug mit den fortgeschrittenen Inhalten beschäftigen, die natürlich den Hauptgrund für die Anschaffung so eines Buches liefern.
Meine Bücher von Levine und Sikora habe ich außerdem derzeit leider nicht zur Hand.

Das Kennzeichnende von Terefenkos Buch ist m.E. seine Eigenschaften als Arbeitsbuch und verlässlicher Begleiter für den "serious jazz student".
Bei Sikora ist das sicher auch gegeben, als unmitelbar auffallenden Unterschied sehe ich Sikoras persönlicheren Schreibstil und seinen Umfang an Worttext im Vergleich zu Terefenko.
Mit Levine habe ich mich vor gut 20 Jahren beschäftigt, da fehlt es mir inzwischen an konkreten Erinnerungen.

Das erste Kapitel "Music Fundamentals" in der Leseprobe von Terefenko erlaubt eigentlich eine ganz gute Einschätzung zum Buch, sowohl was das Verhältnis Text zu Noten betrifft als auch den sachlich-knappen Sprachstil.
Auch ein Blick ins Workbook auf der Homepage mit dem Begleitmaterial hilft abzuschätzen, ob das Buch im eigenen Fall die Anschaffung lohnt.

Stärken von Terefenko sehe ich im präzisen Text, dem jederzeit gesuchten Praxisbezug, dem Umfang der zusätzlich angebotenen Lernmittel und in der Gliederung des Stoffs.
Reine Textseiten finden sich abgesehen vom Vorwort relativ wenige, sie dienen meist der erklärenden Kapiteleinleitung oder der theoretischen/jazzhistorischen Einordnung des Stoffes.

Der Schwerpunkt des Buches liegt klar darauf, den Bebop und seine Ableitungen musiktheoretisch verstehen zu lernen. Wobei das musiktheoretisch auf Jazz Studenten mit Instrumentalhauptfach abzielt, vermutlich weniger auf Musikwissenschaftler.

Das wesentliche Mittel zum Verständnis des Stoffes ist, sehr viele Notenbeispiele und Übungen hörend und spielend zu erfahren und sich mit den genannten Originalaufnahmen jener Musik vertraut zu machen.

Es gibt im Buch und im Online-Anhangsteil aber auch etliche Tabellen und Listen, die beim Erarbeiten des Stoffes den Überblick erleichtern und wahrscheinlich für späteres Nachschlagen von Wert sind.
http://www.routledgetextbooks.com/textbooks/9780415537612/appendices.php

Buch und Workbook mit zusammen über 750 Seiten ohne "Gelaber", das bedeutet zwangsläufig mächtig viel Stoff.

Wie bei Musiktheoriebüchern üblich kommen ein greifbares Klavier bzw. eine Tastatur plus Sounds recht gelegen. Einen guten Teil der Übungen kann man aber auch auf anderen Instrumenten durchführen.

Wer das alles etwas arg mühsam findet wird vielleicht mit folgendem Literaturtip glücklich.
Das Büchlein hat nur 64 Taschenbuchseiten und beansprucht allenfalls etwas Humor:
Peter Gammond and Peter Clayton, Bluff Your Way in Jazz. London, Ravette 1987. :D

Gruß Claus
 
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