Das ewige Dilemma

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senseo
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Infotainment hat es im Thread zum symphonischen AO treffend beschrieben:

Das alte und ewig junge Dilemma:

Leute, die Akkordeon mögen, wollen keine Klassik
Leute, die Klassik mögen, wollen kein Akkordeon

Darüber könnte ich einen Roman schreiben, mit dieser Crux lebe ich, seit dem ich das erste Mal ein Akkordeon zw. den Finger hatte, und diese Problematik ist heute noch genau so "aktuell" wie eh und je. Man erzielt zwar immer wieder "Achtungserfolge", wenn man mal vorgeführt hat, was AUCH - oder: was WIRKLICH mit dem Akkordeon geht, aber dauerhaft und nachhaltig ändert das die allg. Stimmung dann doch nicht. Man ist dann eher in der Nische "Kuriosum" angesiedelt.

Komplett losgelöst vom Thema symphonisches Akkordeonorchester kann ich das aus meiner Erfahrung nur bestätigen. Ich spiele nun seit einiger Zeit auch MIII und bin am Anfang hochmotiviert gestartet. Bach, Frescobaldi, Scarlatti neue Musik, alles Mögliche eben. Das macht mir auch immer noch Spaß und ich bereue den Schritt zum MIII nicht. (Auch wenn das Gewicht des Konverters arg drückt und einen auf den Stuhl zwingt).

Mittlerweile reift jedoch mehr und mehr die Erkenntnis, dass das auf breitem Feld keiner hören will. Klar kann man hier und da mal was spielen, aber es ist eben, wie Infotainment sagt, ein "Vorführen" von dem, was wirklich mit dem Akkordeon geht. Die Leute sagen dann hinterher es sei "interessant" oder mal "was ganz anderes", aber es reißt natürlich keinen mit. Wenn ich dann z.B. Leute sehe, die in lockerer Besetzung mit Bass, Gitarre und Akkordeon und Gesang locker swingend kitschige Schlager der 50er Jahre zum Besten geben, mit Klischees spielen und dabei ihr Publikum begeistern, dann frage ich mich schon, wie weit man mit anspruchsvoller Musik überhaupt kommen kann.

Klar, man kann jetzt natürlich sagen, man muss das machen, was einem selber gefällt und sich nicht daran stören, was ein Großteil der Leute hören will. Aber wenn man irgendwo spielt, dann möchte man natürlich auch eine entsprechende Reaktion seiner Zuhörer haben, dann möchte man gute Musik machen und nicht interessante Kunstwerke schaffen.

Für mich persönlich ein Dilemma: Will ich gute Musik machen und meine Zuhörer unterhalten, oder will ich was Anspruchsvolles machen was für mich selbst zwar eine Herausforderung ist, meine Zuhörer aber möglicherweise langweilt? Oder geht beides?

Gruss, Senseo
 
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Hallo Senseo,

das Dilemma ist doch eigentlich keines:

Ich hatte im https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/261493-neulich-bei-youtube-13.html#post4115169-Thread schon angedeutet, daß technische Perfektion für mich nicht unbedingt etwas mit musikalischer Begeisterung(sfähigkeit) gut zu tun haben muß (deshalb kann ich mit Akkordeon-Wettbewerben o. ä. auch überhaupt nichts anfangen). Oftmals merkt dann das Publikum, daß musikalisch etwas dargeboten wird, mit dem der Spieler sich nur wenig identifizieren kann.

Möchtest Du "anspruchsvolle" Stücke spielen, die Dir persönlich gefallen (wobei "anspruchsvoll" zu definieren wäre - denn das wird oft zu Unrecht ausschließlich als Synonym für "Klassik", M III o. ä. verwendet), mußt Du das ja nicht vor (jedem) Publikum tun.
Es ist meiner Meinung nach kein Problem, daß sowohl Publikum als auch Spieler gleichermaßen auf ihre Kosten kommen...
 
ich verstehe Dein Dilemma sehr gut, senseo!!

aber ich denke, es ist wie in jedem anderen Markt auch!! Es gibt Angebote für die Masse, die verkaufen sich wie warme Semmeln, weil sie haargenau auf den momentan aktuellen Geschmack zugeschnitten sind! Daneben gibt es dann Marktnischen; dort ist die Zahl der Konsumenten deutlich dünner.... (Das wird dann im Sinne der Rentabilität durch den Preis geregelt; passt allerdings nicht in unserem Beispiel...)
So ist es, denke ich, auch im Falle von anspruchsvoller Musik auf dem Akkordeon (und ja nicht nur dort... oder hast Du schon mal ein Klassisches Konzert mit 50.000 oder mehr Zuschauern/Zuhören erlebt?)

Die Frage, die sich stellt, ist, ob ich etwas machen will, das bei der breiten Masse ankommt oder ob ich das mache, was mir persönlich gefällt und in Kauf nehme, das die Zuhörerzahl eher gering bleibt.
Für mich käme nur die 2. Möglichkeit in Betracht; nur bei dem, was mir persönlich Spaß macht und mir gefällt, kann ich auch eine anständige, mit Talent sogar außerordentliche Leistung erbringen!!
Und...
....das wiederum merkt auch der Zuhörer und wird es mit Sicherheit weitererzählen!!!

Sicher ist es ein langer und steiniger Weg dorthin; aber wenn wir das anpacken und unser Bestes geben, wird sich im Laufe der Zeit auch beim Zuhörer etwas ändern und es werden mehr werden...

... Massen werden es aber wohl nie!!!

In diesem Sinne wünsche ich Dir die Kraft, die Begeisterung und die Ausdauer, um Deinen Weg weiter zu gehen!!! Mich als begeisterten Zuhörer hast Du auf jeden Fall sicher!!

Liebe Grüße
der neuling Roland
 
D'accord und Amen. Womit wir leben können.
 
Ich hatte im https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/261493-neulich-bei-youtube-13.html#post4115169-Thread schon angedeutet, daß technische Perfektion für mich nicht unbedingt etwas mit musikalischer Begeisterung(sfähigkeit) gut zu tun haben muß (deshalb kann ich mit Akkordeon-Wettbewerben o. ä. auch überhaupt nichts anfangen). Oftmals merkt dann das Publikum, daß musikalisch etwas dargeboten wird, mit dem der Spieler sich nur wenig identifizieren kann.

Ja, da ist was dran. Bei mir ist es ja so, dass ich durch Musikschule und die Teilnahme an diversen Wettbewerben "vorgeschädigt" bin. Da wurde halt immer wert auf präzisestes, "anspruchsvolles" Spiel gelegt, wobei anspruchsvoll dort eben gleichgesetzt wurde mit Originalliteratur, neuer Musik und Klassik auf dem MIII. Das wurde als "gut" propagiert, während unterschwellig immer durchkam, dass Musik die vorrangig der Unterhaltung dient, dagegen "böse" ist. (Ist jetzt vielleicht etwas krass ausgedrückt, aber ich denke, es kommt durch, was ich meine). In dem Ensemble, in dem ich aktuell mitspiele, ist das auch nicht anders...

Wenn ich jetzt z.B. Asturias, die Badinerie von Bach oder von mir aus auch etwas Zeitgenössisches spiele, dann macht mir das Spaß in dem Sinne, dass ich merke, wie mich das Arbeiten an diesen Stücken spieltechnisch weiterbringt. Ich spüre, wie ich mich weiter entwickle und es ist sehr befriedigend, wenn man dann so ein "anspruchsvolles" Stück drin hat. Aber es ist ein zähes Ringen, es ist anstrengend und kostet Blut, Schweiß,Tränen bis sowas dann mal richtig drin ist. Es ist dann halt auch immer ein etwas angestrengtes Spielen bei solchen Stücken. Und dafür ist dann der Kreis der Leute, die sich für sowas begeistern können, recht überschaubar. (Zumal ich jetzt auch nicht der begnadete Solist bin, da gibt es Leute, die das sicher besser können)

Naja, wenn ich dann z.B. so Leute sehe, die in der geschilderten Besetzung locker swingende 50er Jahre Schlager mit einer gehörigen Portion selbstironie darbieten, dann hat das für mich einen unglaublichen Reiz, der aus der gemischten Besetzung und dem Spaß, der bei den Musikern herüberkommt entsteht. Bei dem ernsthaften "konzertanten" Musizieren bleibt nämlich für mich häufig der Spaß ganz einfach auf der Strecke, weil man vielleicht schon seit einem Jahr an den Stücken herumgefeilt hat und die Noten mit Spielhinweisen vollgekritzelt sind. Dadurch wird das Ganze häufig überperfektioniert, aber die Leichtigkeit des Musizierens, die fehlt dann einfach.

Gruss, Senseo
 
"Ernste" oder "konzertante" Musik muß nicht immer grottenschwierig sein, da gibt es eine große Bandbreite. Es gibt wunderbar leichte Stücke von Haydn, Mozart, Beethoven, ... wie Menuette zB, ..., selbst einige Walzer von Chopin (Op. 70 Nr 2 zB) sind ausgesprochen leicht zu bewältigen. Es greift zu kurz, "ernst", "klassisch" oder "konzertant" nur mit "wahnsinnig schwer" zu assoziieren. Da mag dann in der Tat die Spielfreude auf der Strecke bleiben. Im Gegenzug gibt es sog. "leichte" oder U-Musik, die extrem schwer zu bewältigen ist.

Des Weiteren bedeutet "schwer" nicht unbedingt "hörbar" oder "angenehm". Wenn ich mir dieses von Hussing gespielte Highwaystück anhöre (Verzeihung, wenn ich mir jetzt einige zu Feinden mache), da graust es mich, das ist für mich keine Musik, sondern akustische Umweltverschmutzung, ganz zu schweigen von dem Schaden, den seine arme Gola dabei nimmt. Aber auch mit anderer "neuer" Musik kann ich persönlich nicht soviel anfangen. Die Zeit, die es mich kosten würde, mir solche Stücke zu erarbeiten, verwende ich lieber auf Bach, Chopin, Liszt, ... um nur einige zu nennen. Aber das ist natürlich nur mein persönlicher Geschmack.

Also, es gibt für jede Musikrichtung "leicht", "schwer", und alles, das dazwischen liegt. Will jemand "ernst-konzertant" spielen, bedeutet das nicht zwangsläufig Schwer(st)arbeit.
 
dieses von Hussing gespielte Highwaystück anhöre (Verzeihung, wenn ich mir jetzt einige zu Feinden mache), da graust es mich, das ist für mich keine Musik, sondern akustische Umweltverschmutzung

Keine Frage, Moderne Musik ist ganz und gar nichts, das man neben dem Bügeln hören kann - als ich das Stück von Hussong zum ersten Mal von CD gehört habe, dachte ich mir:.. biste jetzt endlich mal fertig mit dem warmspielen, wann gehts denn los.. aber ich habe das auch mal von ihm live gehört und da erzählt er zu den Stücken immer was und dann hat das Ganze auf einmal ein Gesicht bekommen und die Sache war plötzlich nicht mehr nur abstraktes rumgehacke. Nur wie gesagt, moderne Musik ist für mich was, das ich im Konzertsaal hören und zeitweise auch genießen kann - zu Hause hör ich sowas gar nie nicht und spielen schon gar nicht. Es ist keine leichte Kost!

"Ernste" oder "konzertante" Musik muß nicht immer grottenschwierig sein,

Das ist vermutlich das Problem aller "Amateuere" (und vieler Profis), dass man sich immer extrem hohe Ziele setzt und meint die in Fingerfertigkeit suchen zu müssen. Und Stücke wählt, die nicht nur knapp über Augenhöhe liegen, sondern schon fast Genickstarre produzieren, weil man sich einfach wieder mal ein Stück mit viel zu vielen Noten ausgewählt hat, weil man meint, man muss es sich beweisen. Wenn ich mir mal wieder sowas ausgesucht habe, meint mein Lehrer immer lapidar: planste wieder nen musikalischen Selbstmord? Sein Credo ist immer, nicht die vielen Noten machen die Musik, denn da wirste immer einen Russen finden, der von 0 aus 100 Anschläge schneller ist als du, aber wenn du ein Stück mit ner handvoll Noten so spielen kannst, dass die Leute heulen, dann hast du das Wesen der Musik begriffen!

Ganz viele berühmte Musiker sagen auch unisono: die wirklich schwierigen Stücke sind nicht die mit hohem Tempo und Presto, sondern die langsamen Passagen - an denen zeigt sich der wahre Könner!

Aber ich fall genauso, wie fast alle anderen auch immer wieder in die gleiche Falle rein!

Gruß,
maxito
 
Hallo, ich spiele seit 40 Jahren Orgel und habe das Akkordeon erst jetzt entdeckt. Bei einem Konzert von Klaus Wunderlich auf einer Hammond brachte er natürlich auch "Zirkuskunststücke" ,wobei das tolle dabei war, dass sie sich ganz locker anhörten. Nach dem Konzert fragte icvh ihn : Was ist eigentliche Ihr schwerstes Stück?" Er antwortete : "Moonlight Serenade". Auf meinen verblüfften Gesichtsausdruck hin sagte er : "Schau auf meine Finger. Ich spiele den originalen 5-stimmigen Bläsersatz rechts. Da muß man ganz schön üben " Die Schwierigkeit merkte keiner. Ichn habe es probiert. Das Stück, das ich sonst einfach so runterspiele, war in dieser Form für mich unspielbar.
Da fallen mir die "Zirkusnummern " erheblich leichter .

viel spass

tastenfux
 
Nur wie gesagt, moderne Musik ist für mich was, das ich im Konzertsaal hören und zeitweise auch genießen kann - zu Hause hör ich sowas gar nie nicht und spielen schon gar nicht. Es ist keine leichte Kost!

Das ist ja nicht nur bei moderner Musik so, sondern auch andere Sachen wie Solotarjow, Bach oder Scarlatti sind ja keine leichte Kost. Natürlich macht das Spielen von solchen Sachen auch Spaß, man ist dabei aber eben auch nicht so nah am Publikum dran wie wenn man beispielsweise was "Unterhaltendes" macht. Da geht es dann ja eben nicht so sehr um Technik und allerfeinstes, sauberstes Spiel, sondern darum, dass es beim Publikum gut ankommt und die Leute mitreißt.

Da fällt mir dann immer ein Kommentar von Dieter Bohlen ein, den ich mal in irgendeiner Sendung über sein Leben aufgeschnappt habe. Er sagte dort, er habe führer als Student in einer Jazz-Rock Gruppe mitgemacht und dort hätten sie ewig vor sich hingeprobt und geübt und keiner hätte die Sch.... hören wollen. Und dann hätten sie noch so eine Gruppe gehabt, mit der hätten sie eigentlich nie geprobt sondern einfach Popmusik drauf losgespielt und die Leute wären abgegangen ohne Ende. Naja, dieses "Abgehen ohne Ende" erreicht man halt eher nicht mit anspruchsvoller, konzertanter Literatur. Und manchmal erwische ich mich eben auch dabei, dass ich mir wünsche, einfach Musik drauflos zu machen und einfach mit geiler Musik Leute mitreißen zu können....

Gruss, Senseo
 
Hallo Senseo,

dass ich mir wünsche, einfach Musik drauflos zu machen und einfach mit geiler Musik Leute mitreißen zu können....

dann mach es doch einfach :great:.

Sicherlich gibt es für jeden Musikstil ein Publikum, das sich mitreißen läßt - wenngleich das bei konzertanter Musik erlesener sein wird.
Die Frage, die immer noch im Raum steht, ist, was bedeutet eigentlich "anspruchsvoll"? Ich behaupte mal, es gibt in nahezu jeder Stilrichtung anspruchsvolle Stücke - wozu sich also nur in eine kleine Nische zurückziehen?
 
Genau. Die Bandbreite ist in jeder Stilrichtung und Gattung enorm. Selbst wenn ein "nur" Hobby- und Hausmusiker nur Klassik spielen möchte, so geht das durchaus; es müssen nicht Scarlattisonaten oder Liszt's Ungarische Rhapsodien sein. Da gab's z.B. mal von Edition Schott "kleine Werke großer Meister" - sehr gute Bearbeitungen von Werken von Haydn, Mozart, Beethoven, ... An so etwas denke ich da. Und wenn man Spaß daran hat und sich durch die Stücke durcharbeitet, wächst die Technik so ganz nebenher mit, und man kann sich an kompliziertere Sachen wagen, ohne daß es wehtut. Es ist m.E. alles nur eine Frage der Auswahl. Und es GIBT auch dafür ein Publikum, selbst wenn es nicht die großen Massen sind und es nicht in Kneipe/Bierzelt/Tanzlokal ist.
 
Hi Senseo,
ich lese mit großer Freude in diesem Thread mit und frage mich, warum Leute sich solch einen Kopf um ihre Zuhörer machen. Wenn Du Musik machst - egal welche - tust Du das in erster Linie für Dich. Und wenn es dann noch toll klingt, hast Du einen Lustgewinn für Dich!.

Hast Du Zuhörer - viele oder einige - kannst Du denen zeigen, was Du drauf hast. Wer profitiert dann davon? Na...Na...? Richtig. Du! Dein Ego.

Psychologisch gesehen kompensierst Du, wenn Du öffentlich Musik machst. Du zeigst den anderen, was du für ne´tolle Spielerin bist; ähnlich wie der Pfau sein Rad schlägt. Und das ist doch nicht schlecht - oder?

Was anderes ist es, wenn Du mit der Musik Geld verdienst. Dann mußt Du entscheiden, wie groß Dein Zuhörerkreis sein soll, damit Dein Publikum zufrieden nach Hause geht und Dein Säckel prall gefüllt ist... Und da gibt es tolle Kombinationen aus leichterer und schwererer Musik. Die Abwechslung macht´s!

Also mach Dir keen Kopp! Freu Dich über Dein Talent und das, was Du mit Deiner Musik erreichst. Für Dich selbst und für andere. Egal, ob E oder U: Es gibt kein Dilemma! Und wenn es Dich dann kitzelt: Mach auch mal ein wenig U... (klammheimlich, im stillen Kämmerlein...:D)Was gibt´s zu verlieren????:great:

Und wenn Du dann noch die Gelegenheit hast, komm doch zu unseren Treffen und spiel mit. Dafür gibt´s dann garantiert Zuhörer und Spass haben wir auch alle, egal welche Musik gespielt wird!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Senseo,
ich lese mit großer Freude in diesem Thread mit und frage mich, warum Leute sich solch einen Kopf um ihre Zuhörer machen. Wenn Du Musik machst - egal welche - tust Du das in erster Linie für Dich. Und wenn es dann noch toll klingt, hast Du einen Lustgewinn für Dich!.

Hast Du Zuhörer - viele oder einige - kannst Du denen zeigen, was Du drauf hast. Wer profitiert dann davon? Na...Na...? Richtig. Du! Dein Ego.

Das ist zwar soweit richtig, odenwald, aber ich meine, dass man nicht nur für sein Ego Musik machen sollte. Die ganze Aktion hat ja auch was Verbindendes, wenn meine Musik die Zuhörer inspiriert/begeistert/erfreut.
 
Die Begeisterung kann aber nur daraus resultieren, wenn Du in erster Linie für Dich und Deine Freude spielst.

Stell Dir vor, Du bist auf der Bühne und im Saal ist nur 1 Zuhörer. Wenn Du Dir selbst nicht genug bist und alles geben kannst, weil es Dir egal ist, wieviele zuhören, dann wirst Du diesen einen nie begeistern.
 
Hallo ihr Lieben,
ihr habt alle beide Recht. Es gehört natürlich die Begeisterung und Inspiration für eine Sache dazu... - aber - du kompensierst eben. Gleichst irgendwelche niedliche kleine Minderwertigkeitskomplexe aus (Oh weh, jetzt gibt´s gleich Haue...). Das ist eben auch ein Teil der menschlichen Psyche, fragt mal den Ambrosius:D:D:D.
Aber wenn es dann so eine liebenswerte Eigenart des Menschen ist, der anderen auch zur Freude gereicht, ist das sicherlich eine der schönsten Teile unserer schwarzen Seelen:eek:

And now: Back to topic!!!
 
Ich spiele nun seit einiger Zeit auch MIII und bin am Anfang hochmotiviert gestartet. Bach, Frescobaldi, Scarlatti neue Musik, alles Mögliche eben....

...Mittlerweile reift jedoch mehr und mehr die Erkenntnis, dass das auf breitem Feld keiner hören will.

...Möchte ich so nicht bestätigen, nur ist das alles vielleicht auch eine Frage der Quote und der Historie. Sitz ich in einem Konzert über modere Musik, werden 200 Zuhörer schon als voller Erfolg gesehen, sitz ich in Rockkonzert mit 200 Leuten, gilt es als voller Flop. Sitz ich im Klavierkonzert, oder noch extremer meist im Kammerkonzert, so sehe ich einen großen Teil der Zuhörer aus der "Weißhaarfraktion" und wenn man sich mit den Leuten dann ein wenig unterhält, so hat ein großer Teil der Zuhörer zumindest zeitweise eines der Instrumente gespielt.
Wenn man so will, kommen die meisten dann in ein Konzert mit "ernster Musik" um zu hören, was man aus "ihrem" Instrument so alles machen kann. Nur kommt halt historisch gesehen in keiner dieser klassichen Besetzungen ein Akkordeon vor. Damit können sich die älteren also auch nicht wiederfinden und die jüngeren gehen eher nicht in Klassik.

In der Rock- und Popmusik kommt das Akkordeon inzwischen öfter vor, ist aber dennoch kein wirklich etabliertes Instrument genausowenig wie Querflöte oder Geige ( auch hier giebt es Ausnahmen - ich weiß). Historisch gesehen (wenn man das hier schon sagen darf) kommt das Akkordeon in dieser Musik nicht vor, weshalb es für die älteren auch keinen Wiedererkennungseffekt gibt.

Akkordeonorchester gibt es zwar einige - Hohner hat dies ja mit großer Wirkung gefördert - aber hier war der Hintergrund die Steigerung des Akkordeon Absatzes und nicht die Integration der Instrumente in andere Orchestergattungen, weshalb diese Orchester ein gewisses Inseldasein fristen. Wirkliche Mischungen gab es bislang wenige.

Im Jazz sieht es ähnlich aus - auch hier war das Akkordeon bislang eher ein bestaunter Exot.

Insofern ist es kein Wunder, dass wir mit diesem Instrument (noch) keine breite Öffentlichkeit erreichen. Das müssen wir uns erst noch erarbeiten. Das fängt damit an, dass das Instrument in allen Musikrichtungen als ernsthaftes Instrument ( also nicht nur als Gimmik) verwendet wird, das geht weiter über entsprechende Notenliteratur und hört bei konsquent gemischter Besetzung der Orchester noch lange nicht auf. Wobei bei letzterem Punkt oftmals schon die Schwierigkeit damit beginnt, dass die anderen Musiker gar keine rechte Vorstellung davon haben, was mit einem Akkordeon machbar ist und es deshalb schon mal gar niocht richtig einsetzen können.


...Mittlerweile reift jedoch mehr und mehr die Erkenntnis, dass das auf breitem Feld keiner hören will.

Drum glaube ich, dass es nicht so ist, dass die Leute das nicht hören wollen, die kennen es einfach noch nicht richtig und weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und dazu neigt, alles war er mitkriegt mit Bekanntem zu vergleichen, fehlt den meisten hier der Maßstab und sie sind überrascht bis überfordert.
Aber dass die Menschen hierbei durchaus wandlungsfähig sind, habe ich an meiner Nachbarin gesehen, die bekennender Klavierfan ist und bekennender Akkordeonhasser war und die ich nach mehreren Anläufen in ein klassisches ( und auch mit modernen Kompositionen) Akkordeonkonzert mitgeschleppt hatte. Nach dem Konzert war der Kommentar:" hätte nie für möglch gehalten, dass mit Akkordeon so schöne Musik zu machen ist." Und für das nächste Konzert hat sie sich schon gleich wieder auf die Warteliste setzen lassen.

Resultat aus der ganzen Sache: Einfach dranbleiben und mit Begeisterung dranbleiben. Denn nur so können wir die Bekanntheit diess Intrumentes mit seinem ganzen Einsatzspektrum fördern. Und wenn es halt momentan nur 5 Leute sind, die aufgeschlossen und kundig zuhören, so sind es vieleicht in 10 Jahren schon 50 und bis wir endgültig selber zur Weißhaarfraktio gehören, ist das Instrument vielleicht richtig gleichwertig etabliert.

In diesem Sinne, grüßlichst,
maxito
 
...Möchte ich so nicht bestätigen, nur ist das alles vielleicht auch eine Frage der Quote und der Historie. Sitz ich in einem Konzert über modere Musik, werden 200 Zuhörer schon als voller Erfolg gesehen, sitz ich in Rockkonzert mit 200 Leuten, gilt es als voller Flop.

Nicht nur, es hat ja auch was mit dem Kontakt zum Publikum zu tun. Natürlich ist ein Konzert von Stefan Hussong oder Victor Romanko faszinierend und begeistert mich, aber bei solchen Konzerten geht es relativ gemächlich zu. Vergleicht man das jetzt z.B. mal mit einem Auftritt von Hubert von Goisern zu besten Alpinkatzen-Zeiten, dann wird der Unterschied schnell klar. Hier ein gesetztes Publikum mit hohem Anspruch, das intensiv hinhört, dort ein Publikum, das richtig abgeht und "mitfeiert". Und manchmal ist eben das Gefühl der "mitfeiernden" Publikums auch ganz schön toll, Balsam fürs Ego eben...


Im Jazz sieht es ähnlich aus - auch hier war das Akkordeon bislang eher ein bestaunter Exot.

Wobei z.B. Manfred Leuchter oder Richard Galliano echt tolle Sachen machen, eben nicht nur mit Akkordeon alleine, sondern in richtig guter Jazzbesetzung.



Gruss, Senseo
 
... Und manchmal ist eben das Gefühl der "mitfeiernden" Publikums auch ganz schön toll ...
das ist wohl eine sehr persönliche Angelegenheit...

ich habe schon mit dem Luftwaffen-Musikkorps in vollbesetzten Fußballstadien gespielt und sehr viel öfter in schlechtbesuchten Jazzclubs - und ganz ehrlich, mir sind 10 aufmerksame Zuhörer, die wegen der Musik gekommen sind, damit was anfangen können, vielleicht auch einen kleinen persönlichen "Anschub" mit nach Hause nehmen, um viele Klassen lieber als tausende mitgröhlende Menschen, die sich mehr oder weniger die Zeit vertreiben.


Galliano habe ich vielfach live gehört, auch einigemal bei Konzerten betreut - von ihm weiß ich ganz sicher, daß er sich zunächst als Musiker sieht und dann erst irgendwann auch als Akkordeonist... - vielleicht ist das das Geheimmnis?!
 
Hallo Akkordeonfreunde,

Ja, das Dilemma ist uns sehr wohl bewußt. Aber ist es denn mit dem Klavier oder der Geige anders?
Leute, die Blasmusik (oder Geige, Fagott, Harfe, Klavier, Flöte etc.) mögen, wollen keine Rock-Musik.
Leute die Rock-Musik mögen, wollen keine Blasmusiker u.s.w. sehen.

Wenn also Geiger Rock spielen wollen, haben sie das gleiche Problem wie Akkordeonisten, die Klassik spielen wollen, eben nur umgedreht.

Es ist eben so, als wollte man mit einem Blasorchester Heavy Metal spielen und damit auf einem Rock-Festival auftreten.
Diese Gegenüberstellungen lassen sich mit jedem Instrument durchdeklinieren.

Im Grunde kann man das Dilemma auf die einfache Formel bringen: Wenn man ein Instrument (gleich welcher Art) in einem anderen als dem "angestammten" und gewohnten Musik-Genre spielt hat man Probleme.

Aber das sollte uns nicht davon abhalten weiter Akkordeon zu spielen. Wenn schon WIR nicht mehr an das Instrument glauben, wer sollte es dann tun ....?

Wir vom "Norddeutschen Philharmonischen Akkordeon-Orchester" wollen diesem Dilemma mit einem cleveren Marketing begegnen, indem wir unsere Konzerte so gestalten und ankündigen, daß die "Freunde des Scheewalzers" gleich zuhause bleiben.

Wir werden auch NIE in Zelten spielen oder da, wo ausgeschenkt und gegessen wird. Auch auf Feuerwehrfesten wird man uns vergeblich suchen.

Stattdessen haben wir bereits Angebote bekommen in einer TOP-Adresse in Berlin vor 300 geladenen Gästen aus den "oberen Etagen" aufzutreten, dort, wo in den vergangenen Jahren z.B. die Bläser der Berliner Philharmoniker aufgetreten sind. Dafür brauchen wir aber noch ca. 2 Jahre, bis wir uns dort sehen lassen können. Aber immerhin .... die Tür ist offen.

So und nicht anders muß es gehen!

Aber auch der gegenwärtige Trend läuft auf uns zu: Wenn ein Akkordeonist wie Denis Patkovic für die Einspielung der Goldberg-Variationen eine Auszeichnung ("CD des Jahres") einer großen überregionalen Zeitung erhält und zum Schleswig-Holstein-Festival eingeladen wird, kann es mit dem Akkordeon so schlecht nicht bestellt sein.

Aus meiner beruflichen Praxis (Werbung und Marketing) weiß ich, wie wichtig die "Verpackung" eines Produkts ist. Sie bestimmt maßgeblich das Image und damit die Akzeptanz auf dem Markt.

Die Autos sind unter dem Blech alle weitgehend gleich, aber das Blechkleid, die Verpackung eben, ist der eigentliche Werbeeffekt, der das Produkt verkauft.

Wenn ich Diamant-Imitate aus Glas einzeln im Samt-Etui unter Bewachung von Body-Guards präsentiere, hält sie jeder zunächst mal für echt, und die echten Diamanten im Schuhkarton auf dem Supermarkt-Parkplatz für Imitate.

Man muß die menschliche Natur kennen und sie zum eigenen Vorteil nutzen, das ist das ganze Geheimnis.

Schöne Grüße

play_bach
 
Die Autos sind unter dem Blech alle weitgehend gleich, aber das Blechkleid, die Verpackung eben, ist der eigentliche Werbeeffekt, der das Produkt verkauft.

Erzähl das mal einem, der bei einem Hersteller arbeitet oder Vertrieb macht. :gruebel:

Ich glaube, so einfach ist das eben nicht. Ein Akkordeon bleibt ein Akkordeon, egal wie man es dreht und wendet ( bzw. vermarktet), mit seinem typischen Akkordeon-Sound.

Aber ich will nicht wieder damit anfangen. Mich interessiert euer Ergebnis. Btw, wer bucht bzw. bekundet direktes Interesse an einer Veranstaltung, die noch nie stattgefunden hat?

Gruß,
der Brückentroll
 

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