Dear Boy - Das explosive Leben des Keith Moon Die vielleicht beste Musikerbiografie

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Hallo liebe Musikfreunde,
ich kann es mir nicht verkneifen, euch das vielleicht beste Buch über einen Rock 'n Roller ans Herz zu legen!
Dabei geht es, wie der Überschrift zu entnehmen ist um niemand geringeren als Keith Moon.
Klar, der Typ war weder Bassist noch Gitarrist; seines Zeichens Schlagzeuger von The Who.
So oder so ist dieses Unikat aber zweifelsohne die Seele von The Who gewesen. Versteht mich nicht falsch: Jeder weiß, dass Pete Townshend und Roger Daltrey die
Gallionsfiguren dieser Band sind, aber dass sie sich zu dem entwickelten, was letztendlich The Who ausmacht, war der Beitrag von Keith Moon. Sein Schlagzeugspiel "zwang" den Rest der Band so zu spielen, wie wir The Who heute kennen. Erst mit Keith Moon ging es mit The Who (damals noch the Detours) steil bergauf. Nach seinem Tod ging es erstmal wieder bergab. Naja, was über The Who zu erzählen ist hier wohl eher überflüssig, aber einen Einblick in ein so dermaßen durchgeknalltes Leben wie das des Keith Moon zu bekommen ist es wirklich wert, sich durch ein 747 Seiten starkes Buch zu lesen.
Wie gesagt, es geht hier nicht um einen Gitarristen. Jedenfalls nicht hauptsächlich. Natürlich kommt auch hier der Autor nicht umher, sich das Leben von Keith' wichtigsten Weggefährten anzunehmen. Auf 747 Seiten bleibt genug Platz, um Pete, Roger und John soviel Platz einzuräumen, so das das Buch natürlich auch eine lückenlose Chronik von The Who ist. Bis weit über Keith' Tot hiaus. Aber nicht nur The Who, sondern auch vor allem eine Zeitreise in die Anfangstage des Rock 'n Roll und die 60er und 70er im Besonderen. Ich selbst bin Jahrgang 71 und habe natürlich nicht diese Zeit erlebt, fühle mich aber beim Lesen in ebendiese Zeit versetzt. Der Autor Tony Fletcher hat ganze Arbeit geleistet. Unheimlich aufwendige Recherchen, Interviews und jede Menge Herzblut liesen ein Buch entstehen, welches sich so dermaßen von der riesigen Auswahl von Musikerbiografien abhebt, dass selbst Menschen, die ihr ganzes Leben noch nie was von Keith Moon oder The Who gehört haben dieses Buch verschlingen könnten. Vorausgesetzt natürlich, dass es ein Interesse an Rock 'n Roll gibt!
Was das Buch für mich letztendlich so interessant gemacht hat, ist das Leben eines Menschen, der dermaßen abgehoben war, dass es nichts vergleichbares zu lesen gibt. Keith Moon lebte sein Leben, als wäre jeder Tag sein letzter. Immer Vollgas und alle Antennen voll ausgefahren. Wer das Schlagzeugspiel von Keith in den Ohren hat, kann das sicher bestätigen. Sowieso ist der Drummer einer Band eher weniger beleuchtet, als das des Sängers oder Gitarristen. So nicht bei The Who. Als The Who damals einen neuen Schlagzeuger suchten und Keith seine Chance warnahm, meinte Roger Daltrey dazu, dass es so gewesen wäre, als würde ein Jet starten. Genau so verhielt sich ab diesem Moment auch die Karriere von The Who. Es ging nur noch bergauf. Steil bergauf! Wir haben die Stones, die Beatles und The Who. Wobei für mich The Who den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen haben. Ich mag das rauhe britische, den lauten Sound der Band und ich mag deren Ecken und Kanten. Dieses musikalische Profil wäre ohne Keith' Beitrag niemals entstanden. Was blieb den anderen drei übrig, als ebenso zu spielen, wie The Who heute in den Ohren von Millionen von musikbegeisterten Menschen klingt? Drummer wie Ginger Baker nennen Keith Moon als einen der wichtigsten Einflüsse ihrer eigenen Karriere. Was Keith als Schlagzeuger abgeliefert hat ist einzigartig. Bis in die 70er spielte er keine Hi-Hat. Wozu? es gibt ja genug andere Becken! Was der Musik heute teilweise fehlt, ist das natürliche Bauchgefühl. Das Filterlose. Die technischen Tricks, die bei Schlagzeugern und Gitarristen, so wie alle anderen Instrumente betreffend heutzutage im Vordergrund zu stehen scheinen, sind eben diese Konvensionen, die meiner bescheidenen Meinung nach wirkliche Innovationen überlagern. Nicht so bei Keith Moon: Was nicht passt, wird passend gemacht. Basta. Wie schön! Wer schon mal die ersten Sekunden von Live at Leeds gehört hat, weiß, was ich meine. Das Mr Moon nur bei The Who funktioniert hat, ist wiederum eine völlig andere Geschiche.
Tony Fletcher hat es Gott sei dank geschafft, keine nüchterne Schlagzeugerbiografie zu verfassen, sondern ein dickes Buch über einen Menschen zu schreiben, das den Leser ganz unwillkürlich zum nachdenken bringt. Sind wir doch mal ganz ehrlich: Wer von uns hat nicht von einer Karriere als Rockstar geträumt? Ich persönlich hatte mit acht Jahren das Erlebnis, dass ich beim hören von Rockmusik (es war damals Highway to hell) sofort anders angefangen habe zu ticken. Ich wollte der Rockstar sein, der auf rießigen Bühnen und vor tausenden von Zuschauern gefeiert wird. Na klar, da bin ich ganz ehrlich. Das es bei mir, wie sicherlich bei den meisten anderen nicht funktionierte, ist eine andere Sache. Aber damals in meinen Kinder- und frühen Teenyjahren war dieser Traum immer da. Ich hörte meine Platten rauf und runter und träumte davon, selbst Rockstar zu sein; meinen Frust rauszulassen und verdammt noch mal das zu bekommen, was ich dachte, was mir gebührt. Erst dieses Buch und die Geschichte von Keith Moon brachte mich fast 35 Jahre später wieder zu genau diesem Gefühl, das damals für mich so allgegenwärtig war.
Was passiert, wenn dieser Traum Wirklichkeit wird, wenn alle Phantasien echt werden, wenn man tun und lassen kann was man will; so voll und ganz und ohne Kompromisse, ist die Geschichte von Keith Moon! Das war meine ganz persönliche Essenz aus diesem wundervollen Buch. Mal ganz im Ernst: Ich liebe diesen Typ! Ich liebe diese Band und ich liebe diese Musik. So voll und reich an Inhalt. So musikalisch und inspirierend.
Holt euch dieses Buch und lest es euch durch. Ihr werdet es lieben!

Naja, ihr seht ich bin ein Schwärmer. Aber warum auch nicht? Glaubt nicht, dass ich dafür bezahlt werde hier Werbung zu machen, aber das Buch ist wirklich einzigartig!

Gruß.




Und hier für alle, die The Who noch nicht kennen, was ganz typisches:


http://www.youtube.com/watch?v=M9boFzhUVG4
 
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