Der Jongleur

J
Jongleur
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
23.05.25
Registriert
17.06.10
Beiträge
3.748
Kekse
14.055
Ort
Berlin
DER JONGLEUR

1. Strophe
Wo fangen wir an? Am Ende?
Am Ende ist alles Beginn
Verschleuderte Zeit, aus den Händen
Gleitet der schönste Gewinn.

2. Strophe
Verschlucken wir Tränen und lehnen
Uns an den Trend, den man kennt
Lässt folgen die Fersen den Versen
Die uns verfolgen beim Gehn

Bridge
Gehn durch die Heimat, die über
Nacht eine andere ist
Gehn durch die Zeit, die auf einmal
Den Letzten im Rennen grüßt

Refrain
Komm, lass uns jonglieren mit Worten
Alle sind glatt, das, was sie sind
Ein Bündel wilder, Verkünder der Bilder
Komm zeigend, verschweigend und blind.


4. Strophe
Die Tage vergehn wie Verfahren
Angeklagter – du bist nicht allein
Was für ein Volk, was für ein Stolz
So wird alles ewig nicht sein

5. Strophe
Ganz am Ende will man dich als Richter
Du schüttelst den Kopf: Wir sind quitt!!
Und eine Schönheit schenkt Dir ihr Lächeln
Ganz am Ende reist Du mit ihr mit

5 Sekunden Stille

Komm, wir jonglieren mit Worten
Alle sind glatt, das, was sie sind
Ein Bündel wilder, Verkünder von Bildern
Kommen zeigen, verschweigend und blind.


Komm, wir jonglieren mit den Worten
Alle sind glatt, das, was sie sind
Ein Bündel wilder, Verkünder der Bilder
Zeigend, verschweigend und blind.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Zeitgeschichte in ein Leben heruntergebrochen und ein versöhnlicher Umgang mit den dabei entstandenen Verwerfungen, wo auch Verbitterung eine Option gewesen wäre. So lese ich zumindest diesen Text.
Stilistisch gefallen mir besonders die Zeilenumbrüche, die die Interpretation so spannend machen. Erinnert mich an Rilkegedichte. Sehr gelungen, lieber @Jongleur. Ich habe jetzt schon Freude dran, und die wird vermutlich mit jedem weiteren Lesen größer werden.
:hat:
 
Danke, liebe @Tygge für den ⭐️ und noch viel mehr für die Kritik.
Zeitgeschichte in ein Leben heruntergebrochen und ein versöhnlicher Umgang mit den dabei entstandenen Verwerfungen, wo auch Verbitterung eine Option gewesen wäre. So lese ich zumindest diesen Text.
Eine Linie oder nicht ein Kreislauf, das ist hier vielleicht die Frage. 😉 Aber natürlich kann und soll man es so oder so lesen, Zur Verbitterung hat ja auch jeder seine Kriterien. Aber ich stimme dir zu.

Und besonders gern gebe ich zu, dass Rilke, wie ich ihn verstehe, mich sehr geprägt hat. Er hat sich selten zu seiner Stilistik geäußert. Aber der Fluss, die Musik faszinierte ihn wohl mehr als die Erklärung!


Herzlichen Dank auch dir, lieber @Wizzzzard2000 für deinen ⭐️. Wofür hat sich der Text diesen verdient?

 
Zuletzt bearbeitet:
Stilistisch gefallen mir besonders die Zeilenumbrüche, die die Interpretation so spannend

Ja, als Jugendlicher hasste ich den Zeilenbruch. War zu faul, gründlich nachzudenken. Heute langweilt es mich, alles sofort zu verstehen. Ich mag Irritationen. Denn alles neben dem glatten Verstehen ist macht die Gefühle des Unsinns glücklich, die von der Logik glatt übersehen werden!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Er hat sich selten zu seiner Stilistik geäußert.
Warum auch? Er hat geschrieben, sich ausprobiert und wohl auch gequält. Die von mir angesprochenen Zeilenumbrüche, die die Interpretationsansätze des Lesers verwirren und wie ein Schleier wirken, fesseln die Aufmerksamkeit immer wieder aufs Neue. Das finde ich großartig.
Aber der Fluss, die Musik faszinierte ihn wohl mehr als die Erklärung!
Das denke ich auch. Und wenn es auf so vielen Ebenen etwas Neues zu entdecken gibt, kann man ihn immer wieder lesen. Es wird nie langweilig.
 
Und wenn es auf so vielen Ebenen etwas Neues zu entdecken gibt, kann man ihn immer wieder lesen. Es wird nie langweilig.

Ja, meine Erfahrungen mit Rilke, Dylan oder manchmal auch Grönemeyer sind, dass alle scheinbaren Fehler ganz raffinierte Motive haben. So wird man geschickt animiert, etwas mehrfach zu lesen (oder anzuhören). Auch einige deiner tollen Texte sollte man sicherheitshalber mehrfach lesen, ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Lieber Joungleur,

ich muss gestehen, die letzten Texte, die ich von Dir gelesen habe, waren nicht ganz nach meinem Geschmack (ganz subjektiv). Dieses hier gefällt mir wieder SEHR (GANZ groß geschrieben). Analysieren will ich den Text nicht, ich lasse ihn einfach glatt stehen wie er für mich ist (alles andere als platt!) und spende einfach nur :claphands: :claphands: :claphands: :claphands: :claphands:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
ich muss gestehen, die letzten Texte, die ich von Dir gelesen habe, waren nicht ganz nach meinem Geschmack (ganz subjektiv).
Kein Problem für mich. Ich kann mich noch erinnern, in früheren Jahren an einem derartigen Stil eher nicht interessiert gewesen zu sein. Damals war ich als Bluessänger unterwegs.

Heute kann es passieren, dass ich willkürlich Klavier spiele, und mich plötzlich Intervalle, Harmonien oder Melodiebögen stutzig machen, ohne zu wissen warum. Dann schreibe ich eine Zeile und von da ab benutze ich verschiedene Gedankenwege, ohne bereits eine Idee zu haben. Ich habe noch keine Inhalte, aber kenne bereits deren Form. Ich sehe quasi Reizwäsche ganz ohne Inhalt…ähm …😂

Im Ernst und seit Jahrzehnten nüchtern: vermutlich haben wir alle gelegentlich Hunger - und wissen einfach nicht worauf… oder?
 
Zuletzt bearbeitet:

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben