Deutscher Akzent oder falsche Aussprache?

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bin nicht so sicher, was received pronunciation ist

Dieser Ausdruck ist auch etwas unglücklich, zeigt aber, dass nicht das als Muttersprache gelernte Englisch gemeint ist, sondern eine normierte/standardisierte "Kunst-Aussprache", die man Fremdsprachlern vermittelt.

Anders gesagt: im echten Leben spricht kein Mensch (Muttersprachler) RP, die haben alle mehr oder weniger lokale Eigenheiten dabei.

Ist ja auch nicht schlimm, wenn man hört, wo jemand herkommt.
Gerade den Engländern ist das völlig wurscht, die sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Da hört man eben, ob jemand aus Yorkshire kommt oder sonstwo her.
Man darf auch hören, ob jemand aus Deutschland oder Frankreich kommt, solange es verständlich bleibt.

Ich unterscheide allerdings klar zwischen "Akzent" (den hat jeder) und falscher Aussprache/Betonung.


Für viel interessanter halte ich das Phänomen

Unterschiedliche Akzente bei Sprechen und Singen

Abgesehen davon, dass auch im Deutschen die Leute je nach Situation zwischen Hochdeutsch (zumindest angenähert) und ihrem heimatlichen Dialekt wechseln, ist für mich sehr auffällig, dass sich Sprech- und Sing-Akzent deutlich unterscheiden können.

Schon angefangen bei den Beatles, die ja bekanntlich aus Liverpool stammen, geht manches beim Singen in Richtung "Amerikanisch" (auch bei anderen Briten).
Oder auch (nur ein Beispiel) Bruce Springsteen, der bei "Born in the U.S.A." sehr deutlich das r in "born" nicht singt, es beim normalen Sprechen aber aussprechen würde ("rhotic" oder nicht, das ist hier die Frage).
Auch starke Akzente wie Cockney u.ä. treten beim Singen meist in den Hintergrund.

Auch für Ausländer ist es einfacher, in einer Fremdsprache zu singen als zu sprechen (abgesehen von harten Ausspracheproblemen).
Durch einen Schlaganfall-Patienten in meinem Bekanntenkreis wurde mir auch bewusst, dass unterschiedliche Gehirnhälften für Singen und Sprechen zuständig sind und manches nicht gesagt, aber gesungen werden kann.

Und - ja - ich spreche beim Wort "iron" das r nie (Iron Lady, Iron Maiden, Iron Man, Iron Curtain, Iron Dome, ...). Aber anders wäre es auch nicht falsch.
Wie bei der Aussprache von "either" oder im Deutschen "China" gibt es einfach mehrere Möglichkeiten.

Viele Grüße
Torsten
 
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Anders gesagt: im echten Leben spricht kein Mensch (Muttersprachler) RP, die haben alle mehr oder weniger lokale Eigenheiten dabei.

In Deutschland ist das doch auch nicht anders, oder? Wer hat schon reines Standarddeutsch *) als Muttersprache?

Grüße
Omega Minus

*)
"...
Standarddeutsch, genauer Standardhochdeutsch, auch mehrdeutig Hochdeutsch und schweizerisch Schriftdeutsch[2][3] genannt, ist das Ergebnis der Normung der deutschen Sprache.
..."
 
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In Deutschland ist das doch auch nicht anders, oder? Wer hat schon reines Standarddeutsch *) als Muttersprache?

Genau - auch die deutsche Bühnenhochsprache spricht ja niemand.
Und in der Regel wird man einen Bayern oder einen Hamburger erkennen - ist doch auch nicht schlimm!

Was mich (in der Schule) mehr nervt bzw. genervt hat, ist die Tatsache, dass manche Lehrer bei Formulierungen Fehler anrechnen, die auch von englischen Nachrichtensprechern (!) genutzt werden. Das ist albern.

Wirklich haarig wird's für mich manchmal z. B. beim Verstehen von "indischem Englisch" - aber da haben auch so mache Muttersprachler ihre liebe Not, das beruhigt wieder.

Musikalisches Beispiel für unterschiedliche Slangs:
"Let's Call the Whole Thing Off"
Either, neither, tomato ist ja schön und gut, aber bei potato hat sich Ira Gershwin (Text) meiner Meinung nach ziemlich geirrt: Kein Mensch sagt "po-tah-to", auch nicht in England.
Schöne Schweinerei mit dem "Great Vowel Shift".

Wirklich eine schwere Sprache, weil man so viele Ausnahmen und Sonderfälle kennen muss.

Oder wie ich immer zu sagen pflege: "Die Weltsprache ist nicht Englisch, sondern schlechtes Englisch." :D

Viele Grüße
Torsten
 
Jedenfalls jemanden, der Englisch spricht, aber Deutsch als Muttersprache hat, erkenne ich am Klang und wahrscheinlich nicht nur ich.
Genau: am Klang! Wie gesagt: jede Sprache (sogar jeder Dialekt) hat die eigenen Geräusche, und man neigt dazu, diese Geräusche für die entsprechenden Buchstaben in der Fremdsprache zu verwenden.
Übrigens, wer aus dem englischen Sprachraum stammt und sich in Deutschland überregional auskennt, kann meistens sogar erkennen, ob der Englisch sprechende deutsche Muttersprachler aus Schwaben, dem Rheinland, Bayern oder Berlin, etc. kommt.
Cheers,
Jed
 
Etwa 98% der deutschen Fernseh-Moderatoren und studierten Synchronsprecher sprechen das Wort "Iron" falsch aus.

...die meisten Kanadier sprechen es ebenfalls "I-ron" aus. Ist also kein deutsches Phänomen.

Das ist doch kein deutscher Akzent?

Ein einzelnes Wort, was offensichtlich auch eine Unregelmäßigkeit darstellt, falsch auszusprechen hat für mich nichts mit einem Akzent zu tun. Mutmaßlich hat sich eher das Wort selbst aus einem Dialekt oder Soziolekt zum Allgemeinen entwickelt.

Das ist ähnlich wie bei Leicester oder Worcester. Wenn man nicht zufällig weiß, dass hier der halbe Buchstabenvorrat stumm bleibt, spricht man es auch akzentfrei zwangsläufig falsch aus.

Solche regionalen Sparmaßnahmen gibt es hier ja auch. Gerade im Badischen wird kaum ein Ortsname so ausgesprochen, wie er geschrieben wird. Mein Lieblingsbeispiel ist "Unteröwisheim". Sprich: Unneroise. Und natürlich gibt es auch ein "Owweroise" .

....
 
Zuletzt bearbeitet:
@Jed werden Geräusche noch unterschieden von Phonemen? Du kennst dich aus und würdest doch sonst sicher den Begriff "Laute" oder Phoneme verwenden.

Den Begriff Geräusche kenne ich bisher nicht bei der Beschreibung von Aussprache.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Übrigens ist die Aussprache Könich statt Könik richtig (bei König). So lernen es Schauspieler.

Es geht mir aber zu weit, Braunschweich statt Braunschweig (mit Auslautverhärtung) zu sagen. :biggrinB:
 
Zuletzt bearbeitet:
Übrigens ist die Aussprache Könich statt Könik richtig (bei König). So lernen es Schauspieler.
An welchem Theater? Es gibt da kein richtig oder falsch. Dasselbe z.B. für China. Da kenne ich drei verschiedene Aussprachen. Schina, Kina und Hina.
 
Wenn ich hierzulande von Könich, wenich, gefrässich, adlich sprechen würde, verstünde mich niemand.

Auch interessant, dass es da laut Duden kein g gibt, nur ch und ck :oops: Und ich sage sicher nicht könicklich, sonder königlich.

Aber ich merke schon, ich spreche gar nicht Deutsch. ;)
 
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Auch interessant, dass es da laut Duden kein g gibt, nur ch und ck :oops:
Und in Lautschrift heißt es "ˈkøːnɪklɪç", niemand sprach von "könlichlich".
Hingegen heißt "Burg" im Hochdeutschen nicht "Burch".

Genauso, wie man die Auslautverhärtung oft noch spricht, aber nicht mehr schreibt.
Beispielsweise weich "Kinder", aber Singular "Kint", obwohl man "Kind" schreibt.
Kriemhild schrieb sich im Niebelungenlied tatsächlich noch "Kriemhilt".
 
Hingegen heißt "Burg" im Hochdeutschen nicht "Burch".
Ja, da gibt im Deutschen viele Stolpersteine. Dagegen ist Italienisch einfach. Da gibt es nur ein paar Regen, die in 5 Minuten erlernbar sind und dann spricht man so wie man es schreibt. :)
 
Da gibt es nur ein paar Regen, die in 5 Minuten erlernbar sind und dann spricht man so wie man es schreibt. :)

Ja, stimmt. Auch Französisch ist in dieser Hinsicht einfacher als Deutsch oder Englisch, obwohl viele glauben, Englisch sei einfach.
 
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