Ich glaube kaum daß die Profis einen Hörer mit deutlichen klanglichen Defiziten wählen würden. Der Klang ist das wichtigste Kriterium.
Wenn der Klang das wichtigste Kriterium wäre, dann hätte der Komentator
in diesem Foto einen völlig anderen Kopfhörer auf.
Gerade in Fernsehstudios ist Isolation, Robustheit und nicht zuletzt Tragekomfort entscheidend - ganz zu schweigen von "welche Exemplare hat unser Vertrieb denn gerade auf Lager".
Nicht ohne Grund gibt es genormte Meßverfahren für den Frequenzgang des Kopfhörers. Leider sind diese Meßverfahren aufwendig und damit teuer --- aber sie sind aussagekräftig im Gegensatz zu irgendwelchen nicht genormten Vorgehensweisen.
Ich weiß, ich mache das beruflich.

Kunstkopf ist nicht notwendig, wichtig ist ein Gehörgangsimulator mit korrekter akustischer Impedanz, der den Kopfhörer in gleichem Maß belastet wie das Trommelfell es dies tut sowie eine Pinna (Ohr) die sich in gleichem Maß verbiegt wie es menschliche Ohren das tun.
Wir verwenden dafür einen GRAS43AC bzw 43AG Kuppler.
Herkömmliche Kunstköpfe wie man sie als Recording Engineer kennt (zB der Neumann KU80, KU81, KU100) sind aufgrund ihrer harten Ohren und nicht vorhandenen Ohrkanäle nicht für Kopfhörermessungen geeignet sondern - wie du sagst - für binaurale Aufnahmen gedacht.
Genausogut könnte man eine Lautsprecherbox in einen (nicht schalltoten) Raum stellen und behaupten das gemessene Ergebnis wäre der Frequenzgang des Lautsprechers.
Das wäre dann der in-situ Frequenzgang (nicht zu verwechseln mit dem Freifeld-Frequenzgang), und der ist nicht uninteressant - denn schließlich interessiert mich zB im Regieraum wenig wie der Lautsprecher im anechoischen Raum klingt (idealerweise linear), sondern wie er eben in der Einbausituation klingt.
Der Zielfrequenzgang bei der Freifeldmessung im anechoischen Raum ist ja bekannt: eine gerade, flache Linie möglichst von 20 Hz bis 20 kHz.
Aber auch der Zielfrequenzgang bei in-situ Messungen (also im Ahörraum) ist
recht gut erforscht, und lässt sich grob mit "gerade aber schräge Linie von 0 dB bei 20 Hz bis -10 dB bei 20 kHz" zusammenfassen.