Dummes Gefühl bei eigenen Texten?

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Hi,
Ansich bin ich kein Texter. Und Sänger schon gar nicht. Nun bin ich mit meinem (Solo)Projekt soweit, dass ich die zweite Scheibe veröffentliche. Bei der ersten CD (sagt man das noch so? CD?) habe ich die Texte dem Sänger überlassen mit Anweisungen. Nun, Output Nr.2: andere Situation, neuer Sänger (der echt mal gut ist) und private veränderungen. Zum Teil habe ich mir rausgenommen 2 - 3 persönliche Stücke zu schreiben... auch lyrisch. UND jetzt die Frage: Kommt ihr euch manchmal dumm vor wenn ihr Eure (persönlichen) Lyrics liest? Oder was hat das für Hintergründe? Psychologisch ggf.? Oder geht es mir nur so?
Der Sänger kann auch "Fuchs du hast die Gans gestohlen" singen. Es klingt immer geil und intelektuell.
Sorry für die Dumme Frage
 
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Auch hi!

Mal vorab: CD hinterfragst du, aber Scheibe nicht..? :D

Aber zur Sache. Wie hast du dich denn mit den Texten des anderen Sängers für dein Projekt gefühlt? Kam dir das auch komisch vor, in seine Welt einzutauchen?

Mit Texten scheint es ansonsten wie mit eigenen Songs oder auch nur Songideen zu sein: Man selbst ziert sich doch desöfteren. Es soll ja gut sein, da ist man gerne mal überkritisch (wenn man nicht zu den ganz schlimmen eingebildeten Superstars gehört :igitt:). Mir geht es bei persönlichen Texten auch so, allerdings verstecke ich mich auch immer gerne hinter Bildern und Metaphern - wenn die dann wieder stark genug sind, bin ich weniger zurückhaltend die vorzutragen.

In der Band bin ich nach meinem Einstieg Anfang des Jahres nicht nur Sänger sondern sehr bald auch Obertextmeister geworden. Einige Songs haben neue Lyrics bekommen, für andere gab es noch nichts und dann haben wir auch noch neues Zeug in der Mache. Zwischen "schreib einfach irgendwas" und der eigenen Selbstreflexion "Das war schon ein peinlicher Kacktext damals" bin ich dann hin- und hergerissen. Vor allem, weil ich gerne Rock-Klischees und die aufgesetzten Attitüden inzwischen meide wie der Teufel das Weihwasser. Kein Geschmachte über Freiheit und verschmähte Liebe. Mit so etwas hätte ich dann tatsächlich das eingangs von dir erwähnte dumme Gefühl :ugly:

Und dann kommt ja immer auch noch beim tatsächlichen Musizieren der Feinschliff, weil's doch metrisch hakt oder sich einfach bescheuert anhört. Letztlich hat mir das die früher auch stärker vorhandene Scheu genommen. Man wirft sich ins Getümmel - und das Endprodukt ist dann doch oft anders. Das beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Band sondern geht mir auch solo so. In der Band geht's nur wesentlich schneller.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ach dieses noch: Aus der banalsten Zeile oder den simpelsten Noten Kunst zu machen, ist den echten Könnern in ihrem Metier vorbehalten. Wenn dein neuer Sänger so einer ist, Glückwunsch. Nicht ganz ohne einen Seitenblick in den Spiegel wage ich die Behauptung, dass es bei den meisten eher umgekehrt ist :D Der Dilettant kann die schönste Melodie und die wunderbarste Zeile versauen.
 
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@6thfoot kann ich da nur zustimmen.

Über das meiste ist schon gesungen worden und das größte selbstbemitleidende Geheule kann am Ende ein toller Song sein, wenn man das Weinerliche in sprachliche Bilder und Metaphern verpackt, wenn man beispielsweise aus den Zeilen "Ich weiss nicht wer ich bin und was ich mit mir anfangen soll, ich bin ja so verloren und klein" mit sprachlichen Bildern und einer Prise Transzendenz und Morbidem eine Suche nach einem personifizierten Anderen/Fremden macht und es auch am Rande irgendwie um Gott und Teufel geht. Mir schwebt da gerade ein Song einer relativ bekannten Band vor Augen.
Das Rumgeheule will am Ende keiner hören, aber die Suche nach diesem Fremden klingt gleich ganz anders.

Wenn Du etwas Starthilfe brauchst und Dir das nicht zu blöd ist, lies Dich mal etwas als Inspirationshilfe in Shakespeare ein, denn der war ein Meister der Wortmalerei, der vor dem Auge ganze Szenen und Landschaften entstehen lassen konnte und die blumigsten Umschreibungen kreiert hat. Das sollte dann aber bitte nicht die Messlatte sein, an der Du dich misst.

... und lies Dir mal aufmerksam einige Pop- & Rock-Texte durch ... das ist auch weder Shakespeare, noch Goethe oder Schiller.

Man muss sich da auch etwas reinfinden und wie bereit von @6thfoot gesagt, wird sich beim weiteren Schreiben und Arrangieren auch ggf. noch etwas ändern. Beim Schreiben mit meiner letzten Band hat sich in jeder Probe noch was an unseren Songs verändert, weil wir immer was gefunden haben, was wir zusammen noch besser oder runder machen konnten und uns gegenseitig inspiriert haben.
 
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Sorry für die Wartezeit aber ich habe gestern noch meine Tastatur auf Wasserdichtigkeit geprüft. Ihr müsste es also nicht mehr tun. Die Antwort ist: "Lasst es!". Alles für die Wissenschaft :D

jetzt aber: ich antworte mal allgemein auf Eure Postings. Die Texte auf der Ersten CD waren keine persönlichen. Es war halt Horrorpunk und daher war die Thematik eher weniger persönlich. Ich habe früher einiges an Ellen Poe und Baudeleraire gelesen. Auch mit Goethe etwas befasst. Bei dem Grossteil der Musik die ich gerne höre achte ich auf Texte sehr. Manchmal habe ich ein geiles Stück einfach nicht hören können weil der Text schon sehr argghh war (Monkey Cab - Rain ["The Rain brings Pain in my Brain"]) :D
Vielleicht liegt es wirklich an der Selbstkritik. Mein neuer Sänger hat mal eben in 10 Minuten eine catchige Gesangslinie inkl. eines geilen, nachdeklichen Textes hingelegt. Ich finde den immernoch geil.
Ich bin auch einer der gerne Metaphern nutzt. Manches Sage ich aber gerne direkt raus. Mag die Mischung von beiden. Wahrscheinlich werde ich mich damit arrangieren müssen und einfach im Hinterkopf behalten, dass die Lyrics den meisten Hörer eh am Arsch vorbei gehen.
In diesem Sinne: Schönen Sonnatag und Danke.
 
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Hi @Sunny79
das Gefühl, was Du bei deinen Texten hast und was dich dabei allgemein umtreibt, hast Du nicht exklusiv - das hat jeder songtextschreibende in der ein oder anderen Form auch.

Songtexteschreiben hat viel mit Übung zu tun - das ist wie bei jedem anderen Instrument auch. Also einfach am Ball bleiben. Und: da ist so einiges an Handwerk dabei. Da können ein paar Tipps ganz hilfreich sein. Einige Autoren haben mal eine Sammlung zusammengestellt, die unterschiedliche Aspekte beinhaltet. Einen link zu der PDF findest Du in meiner Signatur oder im Bereich vocals unter eigene Texte > workshop lyrics als PDF.

Je persönlicher die songs sind, desto weniger kann man beurteilen, wie sie auf andere wirken. In dem oben genannten Bereich hast du auch die Möglichkeit, eigene Texte und Entwürfe zu posten (pro song bitte einen eigenen thread aufmachen). Ein Feedback hilft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Dass Du nun einen guten Sänger hast, ist auch schon mal eine gute Sache. Es ist gar nicht selten, dass man Texte gemeinsam schreibt oder jemand direkt sagen kann, was sich gut singen lässt und was nicht so gut. Darüber bekommt man mit der Zeit auch ein besseres Gefühl für Songtexte.

Und vor allen Dingen: Mach dir keinen Stress! Es ist einfach so, dass etliche Leute kaum die Texte wahrnehmen und bei persönlichen Songs gibt es immer ein paar, die was damit anzufangen können und andere halt nicht. Nur die ersteren zählen.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Danke! Das sehe ich mir gerne an.
 
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Kommt ihr euch manchmal dumm vor wenn ihr Eure (persönlichen) Lyrics liest? Oder was hat das für Hintergründe? Psychologisch ggf.? Oder geht es mir nur so?

Ich kann die Frage gut verstehen. Ich habe (bei deutschen Texten) selbst die Neigung, mich hinter Ironie und Albernheiten zu verstecken. Ich denke, es hängt in erster Linie davon ab, wie erzählenswert man seine persönliche Gefühlswelt findet. Oder die Form und Worte, in die man sie verpackt. Meine Gefühlswelt halte ich für minder spannend, daher beschränke ich mich oft auf Beobachtungen.

Letztendlich muss ein guter oder gut singbarer Text bei rauskommen.

...
 
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Kommt ihr euch manchmal dumm vor wenn ihr Eure (persönlichen) Lyrics liest? Oder was hat das für Hintergründe? Psychologisch ggf.? Oder geht es mir nur so?
Tolle Frage!

Alles was ich ab 20 schrieb, fand so viel hinreichende Zustimmung, dass ich mich für meine Zeilen schon mal nicht schämen musste! Gelegentlicher Stolz kam aber erst Jahrzehnte später hinzu.

Aber es gab eine Phase, die noch später kam: die Beschäftigung mit dem Satzbau und und den Stilmitteln. Und, ausgerüstet mit diesem Wissen, die eigene Analyse verschiedenster Gedichten und Songtexten. Nun konnte ich endlich selber entscheiden, was ich, warum, für welchen Zweck, auf welche Art + Weise, mit welchen Einschränkungen persönlich bevorzuge.

Einfacher gesagt: Analysiere einige Wochen einige wenige Lyriks und Lyrics. Suche im Satzbau Subjekt, Prädikat, Objekt und die anderen Bestimmungen. Unterscheide zwischen Haupt- und Nebensätzen. Das ähnelt dem Lernen von Tonleitern, Tonarten und Intervallen.

Je mehr du begreifst, umso sicherer fühlst du dich beim Texten. Denn langsam fühlst du, dass fast alle Kritiker wahrscheinlich Geschmack, aber weniger Ahnung haben, als sie oder du meinen. Das erhöht mehr und mehr die eigene Selbstsicherheit! Und die ist notwendig, um Entwürfe allmählich so schnell schreiben zu können, wie man komponieren oder improvisieren kann.

Dann kommt die Überarbeitung - und auch diese geht immer schneller voran. Dieses Tempo ist wichtig. Denn auch die Zahl der neuen Texte ist wichtig für das Selbstbewusstsein. Und außerdem stärkt regelmäßiges Schreiben die Ausdauerkraft der Texter.

Wenn man das Spielen eines Instrumentes gelernt hat, wird man bald zahlreiche Parallelen zum Texten finden!
 
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