[Effekt] Boss TE-2 Tera Echo

  • Ersteller gcxxm3k
  • Erstellt am
gcxxm3k
gcxxm3k
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.12.23
Registriert
06.02.12
Beiträge
198
Kekse
2.682
Ort
Hessen
Rundes Jubiläum

Boss feierte dieses Jahr mit der Veröffentlichung des TE-2 Tera Echo ein rundes Jubiläum. Das irgendwo zwischen Reverb und Delay anzusiedelnde Effektgerät stellt nämlich das hundertste Kompaktpedal des Unternehmens dar – herzlichen Glückwunsch! Pünktlich zu diesem Ereignis wird bei Boss mit dem aktuellen Dreigestirn aus ebenjenem TE-2 sowie den zeitgleich erschienenen Pedalen DA-2 Adaptive Distortion und MO-2 Multi Overtone eine technische Neuentwicklung eingeführt, die allen aktuellen Boss-Geräten gemein ist: die Multi-Dimensional Processing-Technologie, abgekürzt MDP. Was sich dahinter verbirgt und wie sich das TE-2 schlägt, soll dieser Test zeigen.

DSC05477.jpg


In eigener Sache

Wie auch schon bei meinem letzten Test zum MXR M77 Custom Badass Modified O.D. muss ich vorab darauf hinweisen, dass ich derzeit nicht mit eigenen Soundbeispielen dienen kann, da mir eine vernünftige Aufnahmemöglichkeit fehlt. Ich bitte dies zu entschuldigen und versuche meine Eindrücke umso plastischer in Wort und Bild zu schildern. Aufgrund des sehr speziellen Einsatzgebietes – so viel sei schon einmal verraten – wird man aber sowieso nicht um das Antesten dieses Geräts herumkommen.


Einordnung und Funktionsweise


Das TE-2 ist eine komplette Neuentwicklung von Boss. Trotz des Zusatzes „2“ hat das Tera Echo keinen direkten Vorgänger. Es kann als Hybrid aus Reverb- und Delay-Effekt bezeichnet werden, die Boss-Marketing-Abteilung beschreibt das Tera Echo aber lieber als „Time Based Effect“. In Abgrenzung zu anderen älteren, auch hauseigenen Hall- und Delay-Pedalen, setzt man hier voll auf das potentielle Zugpferd MDP (dazu später mehr).
Das Effektgerät lässt sich über vier Drehregler manipulieren. Von links nach rechts sind diese mit E.LEVEL (steht für Effect Level), TONE, FEEDBACK und S-TIME (Spread Time) beschriftet. Mittels E.LEVEL legt man fest, in welchem Grad der Effekt in das Ausgangssignal gemischt werden soll. Zwischen der 7- und 12 Uhr-Einstellung ist das Signal sehr subtil und wird erst danach deutlicher wahrnehmbar. Der TONE-Regler beeinflusst die EQ-Settings des Geräts. Nach rechts gedreht verändert sich der Frequenzbereich und das Ergebnis wird transparenter. Ganz links ist der Klang sehr dumpf. Mit FEEDBACK legt man fest, wie lange der Effekt abklingen soll. Je weiter man den Regler nach rechts dreht, desto langsamer ebbt der Effekt ab. Dabei haben die Settings bis etwa zur 3 Uhr-Position recht moderate Auswirkungen. Bei extremeren Einstellungen kann sich der Effekt regelrecht aufschaukeln und in einem ohrenbetäubenden Crescendo münden. S-TIME beeinflusst die Dauer, die der Effekt erklingen soll. Auf der äußersten linken Position wird ein leichter Halleffekt erzeugt, nach rechts gedreht kann man crazy abgespacete Ambience-Sounds zaubern und sich schnell in psychedelischen Spielereien verlieren. Die Regler beeinflussen das Ergebnis merklich gegenseitig und laden zum Ausprobieren ein. Mehr als nur ein Schmankerl ist die praktische Freeze-Funktion, welche durch längeres Drücken des Fußtasters aktiviert und gehalten wird. Auf diese Weise kann man eine neue Ebene über einen „eingefrorenen“, bereits gespielten Klang legen.
Ein „richtiges“ Delay-Pedal, wie beispielsweise das Boss DD-7 Digital Delay, in dessen Besitz ich bin und das ich deshalb als Vergleich heranziehe, bietet viel mehr Verzögerungs- bzw. Echofunktionen, lässt sich intuitiver beeinflussen und der Effekt klingt dabei klarer heraus als beim TE-2. Das Tera Echo eignet sich daher weniger als klassischer Delay-Effekt, sondern vor allem zum Erzeugen anschwellender und sphärischer Ambience-Klänge, die durch das MDP-Processing entstehen.

DSC05476.jpg


Multi-Dimensional Processing

Die selbst entwickelte Multi-Dimensional Processing-Technologie analysiert das Eingangssignal, verarbeitet es intern dynamisch auf komplexe Weise und gibt dann ein, je nach Einstellung, um Hall oder Echo ergänztes „verbessertes“ Signal aus. Das rief bei mir erst einmal Skepsis hervor, denn wer will schon, dass eine „Verwurschtelung“ seines Sounds durch eine nebulös umschriebene Technologie stattfindet, ohne dass man das Ergebnis nachvollziehbar nach seinen Wünschen beeinflussen kann. Nicht nur, dass durch derlei Bearbeitungsprozesse die Reinheit des Signals beeinträchtigt wird, nein, man hätte doch gerne eine genauere Idee davon, was die internen Vorgänge konkret bewirken. Hier schweigt sich der Hersteller jedoch leider weitestgehend aus, jedoch kann man den Sound tatsächlich gut formen.
Zunächst einmal – und darauf weist Boss auch hin – interpretiert MDP den Anschlag des Spielers und auch das Volumen des Eingangssignals. Je nachdem, welche Intensität der Anschlag hat und mit welchen Pickup-Einstellungen man spielt, verändert sich der Charakter des Ausgangsmaterials deutlich. Ein schwaches Zupfen kann so einen leichten Hall bewirken, während der Sound bei einem starken Anschlag um ein gehöriges Maß an Dichte angereichert wird. Dies ermöglicht ein dynamischeres Spiel und macht sich in der Praxis tatsächlich ganz gut, da man aus einem erweiterten Klangspektrum schöpfen kann und das Gerät sensibel auf die eigene Spielweise reagiert. Zudem bietet das Tera Echo zwei Ein- und Ausgänge, sodass man die Möglichkeit hat, zusätzliche Raumeffekte in sein Spiel zu integrieren. Beispielsweise kann man Wet- und Dry-Signal auf zwei separate Ausgänge legen oder zwei Verstärker mit einem Stereosignal ansteuern. Eine Anschlussmöglichkeit für ein Expressions- oder Tap-Pedal fehlt leider. Wie bei Boss üblich, wird auch auf True-Bypass verzichtet.

DSC05484.jpg

Verarbeitung

Das Tera Echo bietet die gewohnt hochwertige Verarbeitungsqualität der bewährten Boss-Kompaktgehäuse aus Metall. Die vor unbeabsichtigten Fußtritten sicher im hinteren Teil untergebrachten Potis erscheinen stabil, sind dank der Rillen griffig, lassen sich geschmeidig drehen und kratzen nicht. Die Klinkenbuchsen sitzen fest, was ebenfalls auf die Buchse zur Stromaufnahme zutrifft, die wackelfrei im Gehäuse verankert ist. Das ohne Werkzeug schnell zugängliche Batteriefach unterhalb der Trittfläche wird durch eine leicht zu drehende Feststellschraube und ein robustes Scharnier fixiert. Zum Öffnen muss man den Taster kurz herunterdrücken und an der Schraube drehen. Die Spannfeder im Batteriefach kann nicht herausfallen, denn sie ist ordentlich festgeklemmt. Die Bauteile, auch im Batteriefach, sitzen eng beieinander und sind schön abgedichtet, wodurch so gut wie kein Staub nach innen dringen dürfte. Die gummierte Trittfläche bietet guten Halt für den Schuh. Rutschfest ist dank der außen verlaufenden Gummierung auch die Bodenfläche, deren Innenteil sinnvollerweise ausgespart ist, sodass man hier gut Velcro anbringen kann.

DSC05488.jpg DSC05478.jpg DSC05486.jpg

Lieferumfang und Preis

Für einen Straßenpreis von derzeit knapp 169 Euro erhält man einen kleinen Pappkarton, der neben dem TE-2 eine mehrsprachige Bedienungsanleitung und Sicherheitshinweise (engl./jap./dt./frz./ital./span./port./niederl.), zwei Sticker sowie einen kleinen Prospekt mit dem Boss-Portfolio enthält. Dank der ebenfalls mitgelieferten Blockbatterie kann man direkt loslegen. Alternativ lässt sich das Tera Echo auch mittels 9V-DC-Netzteil (mit negativer Polung innen) betreiben, das aber nicht im Lieferumfang enthalten ist.


Fazit

Das TE-2 ist gewöhnungsbedürftig und richtet sich an Leute, die auf der Suche nach einem sehr speziellen Sound sind. Mein DD-7 Digital Delay wird es nicht ersetzen können, aber das will es auch gar nicht. Man fragt sich dennoch, wozu man so ein Gerät braucht, das weder ein vollwertiges Reverb- noch Delay-Pedal ist. Doch schnell wird klar: Gerade im Bandverbund mit Rhythmusinstrumenten im Hintergrund kann man aus dem Tera Echo einen sehr gut klingenden, schmatzig-hallenden Leadsound herauskitzeln, der ein bisschen 80er Jahre-Feeling hervorruft. Ebenfalls möglich, und das ist die wirkliche Stärke des TE-2, sind betörend-sphärische „Soundwände“. Postrock-Bands wie Mogwai und Konsorten kommen einem da in den Sinn. Dank des MDP-Processings wird das Signal dichter und verliert sich bei aufgerissenen Reglern in sich selbst. Bis man die richtigen Einstellungen gefunden hat, kann es ein bisschen dauern, denn schon kleine Änderungen lassen das Ergebnis durch die „MDP-Behandlung“ sehr elektronisch und künstlich klingen. Dabei erinnert der Grundsound an ein Sci-Fi-Laser-Gewehr mit ‚piu-piu’-Geräusch, was für experimentierfreudige Spieler sicher reizvoll ist. Schön ist, dass sich das Signal je nach Anschlag und Pickup-Volumen recht gut beeinflussen lässt. Hat man ein bisschen mit dem Gerät herumgespielt und sich mit dem eingeschränkten Einsatzfeld angefreundet, kann man ordentlich Spaß mit dem TE-2 haben. Praktisch finde ich die Freeze-Funktion, die dem Tera Echo einen Mehrwert verschafft.


Pro


  • Boss-typisch hohe Verarbeitungs- und Modulationsqualität
  • Reagiert sensibel auf Anschlag und Pickup-Einstellungen
  • Ermöglicht crazy Ambience-Effekte
  • Sound gewinnt durch MDP an Dichte
  • Freeze-Funktion
  • Erweiterte Raumeffekte möglich


Kontra


  • Bei ungünstigen Settings sehr künstlicher Klang
  • Einsatzmöglichkeiten sehr begrenzt
  • Keine Anschlussmöglichkeit für Expressionspedal


Technische Spezifikationen


  • Produktionsland: Taiwan
  • Maße: ca. 12,9x7,3x5,9 cm
  • Gewicht: ca. 380 g (mit Batterie 435 g)
  • Regler: E.LEVEL, TONE, FEEDBACK, S-TIME
  • Anschlüsse: 4x 6,3 mm Klinke: Input A (für Mono), Input B (in Verbindung mit A für Stereoeffekt oder alleine für Dry-/Wet-Aufsplittung), Output A (für mono), Output B (in Verbindung mit A für Stereo oder Dry-/Wet-Aufsplittung), 9V DC
  • Durchflussstrom: 53 mA
  • Empfohlenes Netzteil: Boss PSA-230oder PSB-230 (nicht im Lieferumfang enthalten)
  • Nomineller Eingangspegel: -20 dBu
  • Eingangsimpedanz: 1 MOhm
  • Nomineller Ausgangspegel: -20 dBu
  • Ausgangsimpedanz: 1 kOhm
  • Empfohlene Lastimpedanz: mindestens 10 kOhm
  • Straßenpreis: ca. 169 EUR

Produktseite


http://www.rolandmusik.de/produkte/TE-2/
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 9 Benutzer
Bin gerade ueber dieses gute Review gestolpert. Habe mir kuerzlich das TE-2 gekauft und gestern ein bisschen damit rumgespielt, bzw. Garage Band mitlaufen lassen. Ist jetzt kein grossartiges Demo, da ich keine unterschiedlichen Einstellungen ausprobiert habe. Ich denke aber, dass man ganz gut die Richtung, in die es mit dem TE-2 gut geht, raushoeren kann :) Besonders so ab 2:30 min.

https://soundcloud.com/drchevchelios/boss-tera-echo-te-2-test

Mehr Infos (Gitarre, Setup, Amp, etc.) gibt's auf der Soundcloud-Seite
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben