[Effekt] Pladask Elektrisk - Baklengs (Granular Synthesizer/Delay)

escarbian
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Pladask Elektrisk - Baklengs (Granular-Synthesizer/Delay)


Vorgeschichte:

Bakvendt - Bakfram - Baklengs
, das ist die 2018 begonnene Trilogie des Granular-Synthesizer Pedals von Pladask Elektrisk. Alle drei Namen sind Worte für "rückwärts".
Was das Teil macht, beschreibt kurz und knapp folgender Text von der Pladask-Webseite:

"BAKLENGS is a granular synthesizer. It can delay stuff, timestretch stuff, shuffle stuff, freeze stuff, pitch stuff upwards, pitch stuff downwards, fold back on itself through feedback and generally make lots of gnarly noises."

Als ich erstmals auf die Effekt-Pedale von Pladask Elektrisk aufmerksam geworden war, da war das Bakfram schon außer Produktion und ein Nachfolger angekündigt. Das Baklengs kam dann, von vielen schon lange gespannt erwartet, etwa neun Monate später, am 19. September 2021, in den Verkauf. Das allerdings, wie bei allen Pladask-Pedalen, nur über den Website-Shop von Pladask Elektrisk, und dort war das angekündigte größere Batch dann auch nach wenigen Minuten schon ausverkauft. Der Server kam beim Verkaufsstart dann auch ordentlich ins "Ruckeln". Ein nächster Restock ist leider erst für 2022 angekündigt. Glücklicherweise war es mir gelungen, eines der gesuchten Pedale zu ergattern und ich berichte hier nun über die ersten Eindrücke.



Details und Ausstattung:

Angeboten wird das Baklengs in zwei Farbversionen der Frontplatte: weiß und grün. Es wird in einem weißen Karton mit Sticker und separaten Gummi-Füßchen geliefert.
Das Manual gibt es als PDF zum Download auf der Webseite. Ein Netzteil gehört zum Glück nicht zum Lieferumfang. Das spart unsinnigen Elektroschrott, da die meisten von uns Pedaleros ohnehin ein Multi-Netzteil verwenden.
Auf dem kleinen Alu-Druckguß-Gehäuse im "Industrial-Look" verteilen sich 6 Regler (für DSP-Clock, Volume, Mix, Loop, Modulation und Time), 3 Kippschalter (für Loop-Preset, Richtung des Delay-/Stretch-Effekts und Oktav-Preset) und 2 Fußtaster.
Letztere funktionieren als Latch- oder Momentary-Taster.

Die Verarbeitung des Pedals außen und innen ist, wie von Pladask gewohnt, exzellent.

Größe: 12,5 x 6,6 x 6,0 cm (BxHxT)
Gewicht: 330 g
Stromversorgung: 9 V DC (center negative) Netzteil (keine Batterie-Versorgung), nicht im Lieferumfang
Stromaufnahme: 150 mA



Bilder:

Hier erstmal die zwei Farbversionen des Baklengs in weiß und grün. Mein Favoit ist das weiße Pedal, auch weil es perfekt zu meinen anderen Pladask-Pedalen passt.

Baklengs-white-green.jpg

(Quelle: https://www.pladaskelektrisk.com/)



Hier die drei Versionen Bakvendt, Bakfram und Baklengs nebeneinander (Bild freundlicherweise von User "cosmicevan" auf https://ilovefuzz.com zur Verfügung gestellt):


Bakvendt-Bakfram-Baklengs.jpg




Und nun ein paar eigene Bilder:


Pladask-Baklengs-5-737.jpg





Pladask-Baklengs-9-738.jpg
.. .. ..
Pladask-Baklengs-12-739.jpg





Pladask-Baklengs-1200px.jpg




Und noch ein bisschen Photoshop-Artwork ;)


Pladask-Baklengs-Wind-Glowing-Edges-1200px.jpg






Bedienung und Klang:

Die Bedienung des Baklengs ist intuitiv einfach. Selbst ohne in das Manual zu schauen, kann man recht schnell ansprechende Sound-Ergebnisse erzielen. Trotzdem entdeckt man aufgrund der Interaktivität der Regler und der diversen Looping- und Feedback-Möglichkeiten auch nach längerer Beschäftigung immer wieder neue und manchmal überraschende Klangerlebnisse. Wenn man CLK auf 12 Uhr und LOOP links oder rechts der 12 Uhr stellt, kann man mit TIME in den Einstellungen von 7-12 Uhr erstmal "normale" Delays bekommen. Sowohl CLK, als auch TIME regeln die Delay-Zeit. Der LOOP-Regler entspricht dem Feedback-Regler eines herkömmlichen Delays. Mit MOD ist es möglich, dem Sound ein schönes "LoFi-Warbling" zu verleihen. Durch Veränderung der CLK-Time läßt sich ein Pitch-Shifting-Effekt erzeugen. Die Clock-Time steuert die Frequenz des Digital Sound Processors (DSP) von 10-50 KHz und damit auch die Buffer-Speicherzeit zwischen 550 und 2700 ms. Beim DSP handelt es sich um den häufig verwendeten Spin Semiconductor FV-1.

Einstellungen von TIME zwischen 12-17 Uhr, die ein Time-Stretching bewirken, sind dann besonders gut für schöne Pad- oder Drone-Sounds geeignet, die sich mit dem LOOP-Regler wunderbar ins "Schweben" bringen lassen. Also im Prinzip unendliches Feedback bis zur Selbstoszillation. TIME auf Maximum bewirkt ein "Einfrieren" (FRZ) des Sounds.
Mit den drei Kipp-Schaltern lassen sich viele weitere spannende Sound-Variationen erzeugen. Der rechte Schalter ist für die Vorwahl von Octave up/normal/down, der mittlere für Direction reverse/shuffling/forward. Der mittlere Schalter führt auch zu einem Reset des Buffers. Das kann schon mal nützlich sein, wenn einem das Feedback aus dem Ruder läuft. Eine meiner Lieblingseinstellungen ist dabei die Octave-Down-Schaltung. In Kombination mit Reverse kann man schön düstere Stimmungen produzieren. Jede Einstellung erhält dann durch Veränderung des CLK-Potis neue Klangfärbungen (insbesondere Pitch-Shifting) und Sound-Effekte. CLK, TIME und LOOP sind sicher die wichtigsten Regler des Pedals, mit deren Auswirkungen und Interaktivität man sich eingehend beschäftigen sollte, um die Möglichkeiten des Pedals nutzen zu können. VOL (mit max. Boost 16 dB) und MIX (bis 100 % Wet) sind selbsterklärend.
Mit dem linken Fußschalter kann man den Sound in unterschiedlicher Art und Weise auf „infinite“ setzen, wahlweise als Latch- oder Momentary-Effekt. Bemerkenswert ist dabei, daß sich der Sound der laufenden „Loop“ mit den Potis weiterhin verändern lässt.

Aus dem Ganzen wird schon klar, daß dieses Pedal eher für experimentelle Anwendungen gedacht ist und man dabei aber ziemlich grenzenlose Freude haben wird.

Das Baklengs ist wirklich eine aus den Erfahrungen gewachsene tolle Weiterentwicklung des primären Konzeptes vom Bakvendt. Dazu noch Knut's Design Notes aus dem Manual:

“Design Notes:
BAKLENGS is the final entry in the backwards trilogy preceded by BAKVENDT and BAKFRAM. With this final entry I had several goals in mind. More dynamic control has been made available through offering footswitch function options and avoiding program resets when changing the octave setting. Replacing the cumbersome program selection system of BAKFRAM with toggle switches has made setup quicker and easier. Though the trippy “bonus” programs of BAKFRAM are gone I hope the new shuffle/freeze program will fascinate with it’s unconventional movement. Enjoy!”


Auf weitere verbale Klangbeschreibungen werde ich nun verzichten und dafür lieber auf die verlinkten guten Demo-Videos verweisen.




Soundbeispiele auf YouTube:

Es gibt bisher (10/2021) vier recht gute Demos zum Baklengs, die das Pedal aus verschiedenen Anwendungsrichtungen betrachten:



Ponderer Sounds (Ben T. Shaw)








Ambient Endeavors (Andrew Schibilla)







Oldernaar (Nick Rees)







sp3ct3rs d3mos (Jim Wylde)








und ein kurzer eigener Clip mit Ambient Sound









Fazit:

Das Pladask Elektrisk Baklengs bietet für seine Größe eine auf Granular-Synthese beruhende, beeindruckende Soundvielfalt. Basis ist dabei ein Granular-Delay. Mittels DSP-Clock-Speed, Time-Stretching, Pitch-/Oktav-Shifting und diversen Looping- und Feedback-Optionen läßt sich der Sound von Gitarre oder anderen Klangerzeugern in alle Richtungen verbiegen. Wer sich für experimentelle und Ambient-Sounds interessiert, wird in dem Pedal eine faszinierende klangliche Fundgrube finden, mit der man sich lange beschäftigen kann. Für "traditionelle" Gitarren-Sounds ist es eher weniger geeignet. Der Preis des Pedals ist für das Gebotene absolut angemessen. Für mich ist es definitiv eines der inspirierendsten Effekt-Pedale der letzten Jahre und mein Pedal des Jahres 2021.


Pro:
  • faszinierende Soundvielfalt
  • einfache und übersichtliche Bedienung
  • exzellente Fertigungsqualität
  • angemessener Preis


Contra:
  • --


Preis/Versand:

Auf der Webseite von Pladask Elektrisk: 245,00 US$ (Stand 10/2021; aktuell out of stock)
Second Hand auf Reverb sind die Preise (aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit) oft überhöht.

Anmerkung: bei der Bestellung vom Shop aus Norwegen fallen Einfuhrabgaben an!
Die Abwicklung im Shop verläuft reibungslos (sofern der Server nicht überlastet ist).
Der Versand per DHL-Express bringt das Pedal rasch an die eigene Haustür.



Link zur Hersteller-Webseite und weiteren Infos:

https://pladaskelektrisk.com/
https://www.pladaskelektrisk.com/product/baklengs-white/
https://www.youtube.com/c/pladaskelektrisk
https://www.instagram.com/pladaskelektrisk/
https://www.facebook.com/pladaskelektrisk
http://ilovefuzz.com/viewforum.php?f=279
http://ilovefuzz.com/viewtopic.php?f=279&t=60495&sid=81de1f74080a2911cf383156fe448707



Alternativen:

Im Bereich der Granular-Modulations-Pedale und Micro-Looper gibt es inzwischen eine recht große Auswahl. Die folgende alphabetische Liste ist bestimmt keineswegs vollständig:



Conflicts of Interest: keine (ich habe das Pedal selbst gekauft und bekomme für dieses Review keinerlei sonstige Vergünstigungen oder Gefälligkeiten)



Vielen Dank für's Lesen.
Fragen und Anmerkungen sind gerne willkommen.


Gruß, Helmut
:hat:
 
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Hi, @escarbian
(y),
allerdings ohne die "Filmchen" würde ich nur Bahnhof verstehen:redface:. Dein Ambientstückchen gefällt mir auch.

eine faszinierende klangliche Fundgrube finden, mit der man sich lange beschäftigen kann. Für "traditionelle" Gitarren-Sounds ist es eher weniger geeignet.
Solche Pedale sind im Grunde eine Wissenschaft für sich. Als "traditioneller Gitarrist" hätte ich 2 Probleme:
die Geduld aufzubringen und wie halte ich den Ton/ die Sounds während dem Spielen unter Kontrolle, damit mir das alles nicht aus dem Ruder läuft.
Tja, was so alles möglich ist:),
schönen Gruß,
Micky
 
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die Geduld aufzubringen und wie halte ich den Ton/ die Sounds während dem Spielen unter Kontrolle, damit mir das alles nicht aus dem Ruder läuft.
Es ist ja gerade das Spannende an dem Pedal, dass man manchmal nicht genau weiß, wie sich der Sound entwickelt. Es ist wunderbar geeignet für freies Improvisieren. Nichts, um irgendwelche Songs zu nachzuspielen.
 
Nichts, um irgendwelche Songs zu nachzuspielen.
das mach ich sowieso nicht:m_elvis:,
Es ist wunderbar geeignet für freies Improvisieren.
Ja klar, gibt halt verschiedene Arten, zu improvisieren. Mit dem
z.B. denke ich, muß man auch immer bereit sein, daran selber was zu machen, sprich daran "Hand anzulegen". Ich glaube, da braucht es etwas Übung, um Gitarrenspiel und Sound in Einklang zu bringen.
Es wäre sicherlich interessant, dann aber auch im direktem Zusammenspiel, sozusagen diese beiden Welten aufeinander treffen zu lassen.
Machen bestimmt auch einige:rolleyes:, gibt ja auch z.B. Trompeter oder Saxophonisten, die sich mit solchen Sachen befassen.
 
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Abgefahrenes Teil, granulares Delay, quasi ein Reiswolf-Delay (bit crusher) das pitcht und wieder was neues generiert. Könnte was für mich :alien: von den Experimentellen sein. ^^
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Als "traditioneller Gitarrist"

. . . hört, hört. :m_git1:
 
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quasi ein Reiswolf-Delay (bit crusher)
Reisswolf passt halb, bit crusher ist was anderes. Das Baklengs schneidet den Sound in kleine Schnipsel (Grains), die dann je nach Settings wieder zusammen gesetzt werden. Also nicht nur Reisswolf.
 
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Mal noch ein kleiner Nachtrag zum Review nach einiger Zeit Übung und Erfahrung mit dem Baklengs und dessen Kollegen.
Aus oben im Review genannter Liste an Alternativen überblicke ich inzwischen die im Zitat genannte Auswahl aus eigener Erfahrung.

Das Baklengs ist nicht nur mein Pedal des Jahres 2021, sondern auch immer noch der Favorit von allen Granular-/Micro-Loop-Pedalen.
Es macht einfach am meisten Freude und es wird praktisch immer benutzt.
Es ist einfach und intuitiv zu bedienen, exzellent für's "Real-Time-Tweaken" des Sounds laufender Loops.

Müsste ich eine Rangfolge aufstellen, so wäre es folgende:

1. Pladask Elektrisk Baklengs
2. Cooper Fx Outward v2
3. Montréal Assembly Count To 5
4. Pladask Elektrisk Fabrikat
5. Hologram Electronics Microcosm

Den Blooper nutze ich mehr als reinen Looper (mit oder ohne Modulationen).
Mit dem MOOD tue ich mich noch schwer, lerne es aber immer besser kennen und schätzen.
Das Particle v2 nutze ich gelegentlich als experimentelles Delay.
Das 856 for ZELLERSASN ist einfach extrem komplex und schwer in der Bedienung.
Das Fabrikat ist toll, erfodert aber aufgrund seiner Komplexität viel Einarbeitung.
Das Stamme[n] habe ich erst seit kurzer Zeit. Da muss ich erst noch Erfahrung sammeln. Definitiv für mich aber nicht besser als das Baklengs.
Das Tensor ist ein tolles Pedal. Da es aber für mich zu den anderen Pedalen keinen besonderen Mehrwert bot, habe ich es wieder verkauft.
 
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