Ich wollte ja auch sicher nicht sagen Finger weg von der Theorie, aber nicht via "Wie schreibt man eigentlich theoretisch Songs".
Also ich hab mein Theoriewissen nicht via Songwriting aufgebaut, sondern indem ich Sachen, die es schon gab analysiert hab (sprich: Hauptsächlich die Stücke, Parts, Riffs, ... die man eben im Laufe der Zeit gelernt hat).
Wenn man anfängt, sich mit Skalen, Akkorden und Akkordfortschreitungen zu beschäftigen macht das doch viel mehr Sinn (mMn) an konkreten Beispielen, dabei gleichzeitig damit kreativ umgehen zu wollen halte ich für eher kontraproduktiv, das sind 2 verschiedene Paar Schuhe - wenn der TO meint, er blickt da überhaupt nicht durch, die Grundlagen an Harmonielehre zu lernen und in ein- und demselben Schub auch noch daraus Stücke zu produzieren halte ich eher für einen Overkill.
Das würde ich auf jeden Fall trennen, direkt durch Beschäftigung mit Theorie Songwriting zu betreiben halte ich die Gefahr für gar nicht so klein, dass beides leidet. Wenn der TO sich z.B. zusammensucht, was denn nun lokrisch ist weil das offenbar im Metal gerne verwendet wird, wer sagt denn, dass er ohne "funktionierendem" Grundtonempfinden, ohne Dur/Moll-Unterscheidung mit dem Tonvorrat nicht doch einfach wieder z.B. was aeolisches bastelt weil sich das schlüssiger anhört - und womöglich dann (wie im MuTh Sub vielfachst dokumentiert ist) zu dem Schluss kommt, all diese Modi wären ja dasselbe?
Und auch bei Griffbrettorientierung bzw. "wo man hingreifen muss, damit der Ton, den man im Kopf hat, klingt"- klar macht das Sinn, sich damit zu beschäftigen. Aber dann doch eher mal mit irgendeinem Riff, das einem gefällt und von dem man dadurch schon eine fixe, sehr sichere Klangvorstellung hat. Dann ist dieser Ton im Kopf nämlich eine belastbare Referenz und man erkennt idR. schnell, wenn man daneben liegt.
Ein Kind muss auch zuerst mal einfache Sätze von Mama und Papa, die es verstanden und sich gemerkt hat (und damit ebenso eine sichere "Klangvorstellung" davon hat) korrekt nachsprechen lernen bevor es eigene Sätze bilden und die sicher auszusprechen lernen kann.
Wenn nun der TO meint:
Ich weiß nicht mal, welche Skalen und Akkorde ich angehen könnte und diese dann auch noch interessant zu gestalten.
Würde ich doch eher raten, sich diese Skalen und Akkorde differenzierter anzuschauen, da ist man dann bei:
- Stufenakkorde in Dur
- Stufenakkorde in Moll
- Gängige Kadenzen
- Intervalle bestimmen/ "Was macht welches Intervall in welchem Akkord", begonnen mit dem akkordbildenden Dreiklangstönen, dann mit 7/ maj7, dann die weiteren Tensions, was sind Avoid Notes/.....
- Tongeschlecht bestimmen
- Grundton/ Tonika, allg. Akkordfunktionen bestimmen
- Rhythmus raushören/ die Wirkung von Schwerpunkten verstehen
Jeden dieser Punkte kann man für sich nochmal feiner zerlegen und auch einen Haufen Übungen machen und vor allem, damit das Ganze mit einer Klangvorstellung verbunden ist am besten versuchen auf das anzuwenden, was man schon kann bzw. gerade lernt und/oder eben konkrete Beispiele suchen (z.B. den ersten Takt des Donauwalzers für einen Durdreiklang in Grundstellung oder das erste "birth-" von Happy Birthday ist eine große Sexte usw.).
"Allgemein theoretisieren", ohne Basis und das dann auch noch gleichzeitig konkret anwenden bleib ich bei: Wird eher wenig bringen.
LG