Einfluss der Stegeinlage auf den Klang

  • Ersteller knybbis
  • Erstellt am
knybbis
knybbis
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
05.06.24
Registriert
22.05.06
Beiträge
219
Kekse
198
Ort
München
Hallo zusammen!

ich habe mich gefragt, welchen Einfluss die Stegeinlage auf den Klag einer Stahlsaiten Westerngitarre hat.

Hintergrund: Ich habe eine gebrauchte Yamaha FG 830 erstanden und der Vorbesitzer hat anscheinend an der originalen Stegeinlage
rumgeschliffen, um die Saiten tiefer zu legen. Da mir die Saitenlage immer noch zu hoch war, beschloss ich die Stegeinlage noch etwas zu optimieren.
(Yamaha hat bei neuen Akustikgitarren oft eine viel zu hohe Saitenlage)

Dabei ist mir aufgefallen, dass der Vorbesitzer nicht wirklich genau gearbeitet hat und die Stegeinlage etwas schief geschliffen war.
Dies hab ich korrigiert und die Stegeinlage auf eine für mich angenehme Höhe geschliffen. Dann fiel mir sofort auf:

Der Klang hat sich drastisch verändert! Sehr verbessert! Mehr Bass, kräftigere Mitten und Höhen.
Meine Theorie: Die Einlage liegt jetzt Plan auf und die Schwingungen werden jetzt besser auf den Korpus übertragen?

Jetzt war ich neugierig und habe mir eine Tusq Einlage von GrahpTech bestellt.

Der Yamaha Steg ist dort, wo die Saiten aufliegen rund. Das bedeutet, die Auflagepunkt der Saite ist größer.
Der GraphTech Steg ist recht Spitz wo die Saite aufliegt, also ein kleiner Auflagepunkt.

Meine Frage: Kann der Auflagepunkt der Saite auf dem Steg den Klang stark beeinflussen? Spitz vs Rund? gibt es da Erfahrungswerte?
Oder ist das Material und Plane Auflage auf dem Holz des Korpus da entscheidender?
 
Habe mich erst getraut, an meiner Steelstring Veränderungen vorzunehmen, als eine weitere Gitarre im Haus war. Da hatte ich die schon 15 Jahre... 🤭

Definitiv haben Form und Höhe Einfluss auf Ton und insbesondere Bespielbarkeit. Rund vs eckig weiß ich nicht so recht - wichtiger ist da glaube ich, wo genau der Scheitelpunkt liegt. Ein halber Millimeter vor oder zurück macht da Einiges aus.

Sicher kann man auch noch über den Grad der Knickung philosophieren, den die Saite am "Grat" erfährt. In der Praxis habe ich aber bei der Kombi Bone - Stahlsaiten keinen Unterschied festgestellt.
 
Servus @knybbis,

natürlich hat die Stegeinlage einen enormen Einfluss auf den Klang.
Wie Du schon geschrieben hast, sollte sie plan auf der Decke bzw. in der Nut des Steges aufliegen und das seitliche Spiel in der Nut des Steges sollte so sein, dass es nicht wackelt, sie aber auch nicht im Steg klemmt.
Ich habe alle Plastikstegeinlagen meiner älteren (und günstigen) Gitarren inzwischen durch Knochen ersetzt.
Da man selten exakt passende Stegeinlagen kaufen kann, bin ich dazu übergegangen, sie mir aus einem Knochenrohling selbst zu "basteln". Mir macht das Spaß - man kann mit Okatvreinheit, Saitenhöhe und "Design" experimentieren.
Die letzte, die ich für einen Freund angefertigt habe, hat sich z.B. an diesem Bild orientiert und ist recht ordentlich geworden.:

Steg-Akustikgitarre.jpg

(Quelle: https://www.gitarrebass.de/akustik-gitarre/bundreinheit-oktavreinheit-und-intonation/)

Dabei kann man auch bei der Auflagekante experimentieren.
Sie sollte IMHO zwar "scharf" sein, darf sich aber auch nicht zu leicht abnutzen bzw. ausbrechen.
Ich habe ich mich dabei - wie auch bei dem Radius des Griffbretts - an den originalen Stegeinlagen orientiert.

Was mich immer wieder wundert ist, dass in sehr vielen Gitarren Undersaddle-Pickups verbaut werden.
Da wird größter Wert auf eine massive Decke gelegt, das Material der Stegeinlagen ist Knochen oder Tusq und dann klemmt man da einen "Plastikschlauch" dazwischen - das ist für mich nicht wirklich verständlich.
Der akustische Klang leidet und der Sound solcher Piezo-Tonabnehmer klingt in meinen Ohren überhaupt nicht nach einer Steelstring sondern eher schrill und gräßlich.

Viel Spaß mit Deiner Yamaha!
LG, Anderl
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 6 Benutzer
Danke für eure Antworten!

Ich habe mir aus Spaß und Testzwecken eine Knochenstegeinlage von Aliexpress bestellt. Es war sehr günstig und wahrscheinlich keine gute Qualität.
Die Gitarre klang nach zurecht schleifen tot und leer. Deswegen wird der Sattel und Steg jetzt mal mit Tusq getauscht und getestet.

Die Stegeinlage, die ich bestellt habe ist schon scharf geschliffen, man muss nur - wie du gesagt hast - auf die richtige Höhe, Breite und Dicke schleifen.

@DerAnderl
Deine Stegeinlage sieht top aus!
 
Was mich immer wieder wundert ist, dass in sehr vielen Gitarren Undersaddle-Pickups verbaut werden.
Da wird größter Wert auf eine massive Decke gelegt, das Material der Stegeinlagen ist Knochen oder Tusq und dann klemmt man da einen "Plastikschlauch" dazwischen - das ist für mich nicht wirklich verständlich.
Ja, das wundert mich auch immer. Es gibt Leute, die empfehlen z.B. K&K PickUps, die an der Stegplatte innen festgeklebt werden. Z.B. diese hier:

Ich benutze Mikrofone.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Deine Stegeinlage sieht top aus!
Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, das wäre ein Foto meiner letzte Stegeinlage (von der ich leider kein Bild gemacht habe). Das Foto hat lediglich als Vorlage für das Design gedient! ;)
Ich werde aber bald eine ähnliche anfertigen - wenn gewünscht, kann ich das ja hier dokumentieren.

Es gibt Leute, die empfehlen z.B. K&K PickUps, die an der Stegplatte innen festgeklebt werden. Z.B. diese hier:
Ja, das wäre auch meine Empfehlung, wenn es ein Piezo-Tonabnehmer sein soll.
Allerdings ist die Diskussion über Tonabnehmer bei Steelstrings ein Fass ohne Boden, das ich hier nicht aufmachen möchte.

Ich benutze Mikrofone.
Ich auch - wenn es rein akustisch nicht ausreicht. :great:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Es kommt halt immer darauf an was will ich mit dem abgenommenen Signal machen.
Für reines Recording im ruhigen Raum, sind Mikrofone natürlich super.
Auf der Bühne dagegen schränken sie die Bewegung ein und neigen bei entsprechend geforderten Pegel zu Rückkopplungen.
Bei mir sind schon seit gut 30 Jahren K&K-Piezos unter der Stegeinlage meiner Lowden S22 (klick).
Sie sind aber nicht im einem Schrumpfschlauch, sondern lediglich mit einer hauchdünnen Schicht Alufolie umwickelt und so hart, wie Piezokristalle eben sind. Die schlucken keinen Klang, übertragen ihn aber relativ gut zum Verstärker UND zur Decke.
Zusätzlich habe ich noch intern im Korpus ein entkoppeltes Mikrofon und die Kombination klingt live wirklich gut, schafft ausreichend Pegel ohne in den Bereich einer möglichen Rückkopplung zu kommen.
Das passt zu meinem Anwendungsfall der Live-Musik im Stehen (mit etwas Bewegung) sehr gut!
Nochmal zur Ausgangsfrage:
Natürlich ist die Stegeinlage meiner Lowden aus Knochen und es kommt sehr darauf an ob ihre Unterseite absolut plan ist und in der Nut vollflächig aufsetzt und den Klang sauber und ungefedert zur Decke überträgt.
Ihre Oberkante ist eher rund und die Seitenlänge kompensiert sie durch eine Zweiteilung (4/2) und entsprechend schräg verlaufende Nuten im Steg.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich habe nach Einbau eines L.R. Baggs Anthem keine Verschlechterung des akustischen Klangs feststellen können. Es muss nur sorgfältig gemacht werden.

Hier mal eine von mir gefertigte Stegeinlage aus Rinderknochen:

IMG_0237.jpg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Was mich immer wieder wundert ist, dass in sehr vielen Gitarren Undersaddle-Pickups verbaut werden.
Da wird größter Wert auf eine massive Decke gelegt, das Material der Stegeinlagen ist Knochen oder Tusq und dann klemmt man da einen "Plastikschlauch" dazwischen - das ist für mich nicht wirklich verständlich.
Dieser Gedankengang ist mir nicht fremd, gewundert hat mich das auch schon, so vom Gefühl her ...
Aber die meiner Gitarren, die eher zufällig so einen Unterstegpickup hatten - es gab sie nicht anders - klangen akustisch gespielt trotzdem sehr gut (sonst hätte ich sie nicht gekauft). Scheint sich also, entsprechende Qualität vorausgesetzt, doch nicht soo schlecht auszuwirken, warum auch immer. Und immerhin gibt es ja auch ziemlich hochwertige Gitarren mit solchen Pickupsystemen "mit Plastikschlauch", die wie ich aus einem anderen Gitarrenforum weiß auch im anspruchsvolleren Bereich gern und viel genutzt werden. Da gehts dann eher um die Klangqualität des Pickupsystems an sich ... aber das ist wieder ein anderes Thema ... ;)
 
dscn1393-jpg.497242


dscn1398-jpg.497224


Zum Thema Klang und Steg verweise ich noch auf die Power Pins. Zudem erleichtern sie den Saitenwechsel.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
danke für euren Beiträge und Tipps. Schön dass der Thread auch weitere Themen angeregt und offen bleibt.

Ich lese sehr oft, dass Knochensättel und Knochstegeinlagen zur Klangverbesserung verbaut werden.

Meine Erfahrung war diesmal gegensätzlich. Sei es, weil es billiger Klump war, oder, ich mal irgendwo gelesen habe, dass jeder Knoch vom Gefüge anders beschaffen

ist und zum Beispiel auch Lufteinschlüsse etc. haben kann, was die Schwingungen dann "bremst" und Frequenzen tötet.

Ich bin auf die Tusq Teile gespannt.
 
Ich habe zwei Gitarren mit Tusq Stegeinlagen. Eine davon ist eine Furch, meine Hauptgitarre.
Furch verbaut schon lange nur noch Tusq Sättel und Stegeinlagen. Sie würden das nicht machen, wenn es ein "Glump" (hochdeutsch: minderwertig, schlecht) wäre. Das einzige, was ich nicht so schön finde ist, dass sich Tusq unter UV-Einfluss bräunlich verfärbt - wobei man das auch als "Vintage" deklarieren kann.

20230410_175722.jpg


Auf YouTube gibt es einige Videos, die Vergleiche zwischen Knochen und Tusq anstellen... da kannst Du ja mal googeln.
Zum Selbermachen nehme ich Knochen, da die Rohlinge vergleichsweise günstig und leicht zu bearbeiten sind. Poren, Risse oder Ähnliches sind mir bisher noch nicht untergekommen.

LG, Anderl
 
Hallo,

davon mal abgesehen, dass hier einige den Sound von Piezopickups nicht mögen, habe ich für mich persönlich ohne Anspruch auf auf objektive oder gar wissenschaftliche Wahrheit festgestellt, dass Stegeinlagen von Tusq besser mit Tonabnehmern harmonieren. Knochen "klingt" da klirriger und die Balance zwischen den Saiten ist schwierig.

Das nur mal so als kleiner Hinweis am Rand.

Gruß

erniecaster
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wie hast Du das denn festgestellt?
 
Hallo,

das war relativ einfach festzustellen: Ich habe im Laufe der Jahre bei insgesamt etwa dreißig Westerngitarren Pickups eingebaut oder einbauen lassen und mit Stegeinlagen experimentiert. Dabei waren auch Gitarren, die ich sehr gut kannte, weil ich sie lange besessen und gespielt habe.

Nach meiner Erfahrung haben unterschiedliche Stegeinlagen schon Einfluss auf den Klang einer Westerngitarre. Dabei ist Knochen aber nicht besser als Tusq, Urea oder schnödes Plastik sondern schlicht anders. Manche Gitarren gefielen mir mit dem billigsten Plastikzeug besser als mit aufwändig zurecht gefeilten Knochenstegen. Man kann damit den Klang schon etwas beeinflussen, sollte aber keine Wunder erwarten.

Bei manchen Akustikgitarren klingen für mich billige Plastikplektren auch besser als hochwertige Plektren. Ich habe auch lange eine Bühnengitarre mit den veralteten Polyweg-Saiten von Elixir gespielt, weil das die ganz fiesen Brizzeleien aus dem Tonabnehmersystem rausgefiltert hat.

Wie schon geschrieben erhebe ich keinen Anspruch darauf, dass das eine objektive Wahrheit ist. Ich bin auf meine Vergangenheit als Nerd auch nicht besonders stolz. Wenn ich die Zeit des Tweakens zum Üben verwendet hätte, wäre ich heute ein besserer Musiker und über die ganze versenkte Kohle denke ich lieber gar nicht nach.

Gruß

erniecaster
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Hey,

das Thema ist wohl schon durch, wollte trotzdem meine Erfahrungen dahingehend nachschieben, in Stichpunkten um mich kurz zu fassen:

-Stegeinlagen müssen unten plan sein um den Klang optimal zu übertragen
-das Gegenstück (der "Boden" des Schlitzes) muss auch plan sein...ist es leider oft genug nicht, da die Fräswerkzeuge der Hersteller nicht immer gleich scharf sein können.
-viele Stegeinlagen sitzen zu fest und sind etwas zu dick, der Klang wird deutlich besser (auch der des Pickups darunter), wenn Stegeinlagen satt auf dem Boden des Schlitzes aufstehen und nicht an dessen Wandungen verkeilt sind - Dicke evtl. nachfeilen.
-Tusq klingt ganz gut - es gibt Gitarren (zB. viele gute Standard Godins wie Seagull S6 oder Simon&Patrick/Art&Lutherie) die sind mit Tusq abgestimmt und klingen zu hell und dünn wenn man sie mit ner Knocheneinlage verschlimmbessert
-viele sehr traditionelle Gitarren sind mit Knocheneinlage abgestimmt und klingen zu dumpf beim Tausch auf Tusq
-Rohlinge aus echtem Rinderknochen können in sich inhomogen sein - die Saiten klingen dann unterschiedlich und unterschiedlich laut, auch deren Übertragung auf den Pickup darunter
-gut eingebaut verändern LR-Baggs Element Stegeinlagenpickups (die auch ein Teil des Anthem sind) den Klang nicht hörbar, die roten Fishman-Alu Sandwiches nur minimal, bei den Sonicores kommt`s drauf an - in den einfacheren Eastman Gitarren sind die drin wo sie mir nicht Klang-verschlechternd vorkamen...und auch elektrisch recht gut klangen.
-es kommt eben immens auf die Gesamtabstimmung, das KnowHow der Materie und die Sorgfalt beim Einbau von Stegeinlagen Pickups an was deren klangliche Beeinflussung sowie das klangliche Ergebnis des Pickups angeht.
-K&K, Schatten und was weiß ich was alles noch für Transducer klingen gut und recht natürlich solange die Gitarre alleine oder in einem kleinen leisen Ensemble verstärkt wird - wobei meist seltsame Resonanzen mitschwingen, die sich bei lauteren Umgebungen extrem verstärken und zu sehr indirektem Klang führen, später immens Feedback-Probleme verursachen. Ich hatte zudem immer den Eindruck, dass sich damit verstärkte Gitarren beim Spielen recht "indirekt" anfühlen.
-mit einem gut eingebauten Stegeinlagen Pickup bekommt man eine Steelstring ohne Probleme auf gutes Bandniveau
-mit einer perfekt eingebauten Stegeinlagen/Mikro Pickupkombi (zB LRBaggs Anthem) bekommt man in einer darauf abgestimmten Gitarre nen wirklich guten Sound (saubere Verstärkung vorausgesetzt!) sogar mit Mikrofonanteil auf Bandniveau. bestes Beispiel hierfür sind Lakewood Gitarren (mit Anthem) und ältere Taylors (mit Fishman Prefix Stereo Blend)
-das können sonst nur Schalloch-Magnetpickups und die sind klanglich n gutes Stück drunter!

Übrigens ist den meisten Musikern in der Praxis nicht geholfen wenn man einen K&K Transducer oder Schatten empfiehlt, denn in der Band kommt man zur Not mit ner einfachen Cort Earth mit Fishman deutlich besser (und gut klingend) klar indem man die einfach in die Gesangsanlage einsteckt, laut macht und spielt...

Ich spiele seit Jahren ne vollmassive Landola in die ein Fishman Prefix Stereo Blender (Stegeinlage plus Mikro) eingebaut ist - geht (wie gesagt) mit Mikroanteil locker in ner Rockband und klingt so gut, dass allen die Kinnlade runterfällt wenn sie den verstärkten Klang aus der PA hören.

Gruß,
Bernie
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 6 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben