Hi!
Ich hab auch erst mit 47/48 oder so angefangen e-Gitarre zu spielen. Das geht schon. Mach ruhig. Der Tag kann noch so Scheisse sein, wenn ich a bisser gespielt habe, fühle ich mich richtig gut. Das is es Wert. Ich hatte ein paar Unterrichtsstunden aber sonst habe ich alles autodidaktisch gemacht - via Internet und ein paar wenige Bücher.
Mei, freilich: Die ganze Feinmotorik und so ist bei mir schon echt schlecht gewesen. Auch die Geschwindigkeit und Flexibilität der Finger und der Hand. Ich habe viel (also wirklich viel) geübt und mir dann auch gleich Entzündungen im Unterarm und in den Fingern eingefangen. Ich konnte mir am Anfang kaum Folgen von drei, vier Akkorden merken und später max. 1 Takt lang Barre-Griffe spielen, dann viel mir die Hand ab. Im Stehen spielen ging ja gleich gar nicht und wenn ich ne Gitarre mit anderer Halsform in der Hand hatte, wusste ich nicht mehr wo vorn und hinten ist. Es ging gar nix mehr. Aber man muss halt dran bleiben. Mittlerweile hat sich mein Gehirn daran gewöhnt "Musikinformation" zu verarbeiten und ich kann mir die Dinge gut merken und ausdauernd spielen.
Gitarre ist beileibe kein einfaches Instrument. Ich habe das völlig(!!) unterschätzt. Bei eGitarre ist das ganze Sound-/Effektthema eigentlich nochmal ein eigenes Hobby. Da musste aufpassen, dass du dich nicht verzettelst. Normal hat man in "unserem" Alter ja auch andere Verpflichtungen und nicht noch viel Freizeit für dies und jenes. Ich habe erst nach 2 Jahren oder so mit nem GT-100 angefangen mich tiefer mit Effekten zu beschäftigen. Vorher habe ich nur ganz grundlegende Sachen gemacht. A bisserl Distortion, a bisserl Hall ... vor allem aber clean geübt. Clean ist gut, weil du sauberer spielen lernst. Du solltest auch nicht unterschätzen wie wichtig regelmäßiges üben ist. Wenn du nicht in der Lage bist einigermaßen konstant was zu üben, ist's schwer. Ich stelle mittlerweile aber fest, dass mir 3 Tage Pause ganz gut tun und ich eigentlich bessere Fortschritte mache, als wenn ich täglich übe. Manchmal übe ich auch eine Woche nicht. Am Anfang habe ich aber sicher zwischen 8-10h pro Woche geübt. Es wird bei den hohen Liedern auf die Gitarrenhelden gerne vergessen, dass die enorm viel geübt haben. Enorm viel. Also so richtig viel. Jeden Tag.
Ich habe einiges falsch gemacht denke ich im Nachhinein. Der erste Punkt ist, dass mir Musik gefällt, die teilweise recht schwer zu spielen ist. Mit dem habe ich recht bald angefangen. Im Endeffekt habe ich 95% der Zeit Dingen geübt, die mir eigentlich zu schwer waren. Das würde ich heute anders machen. Ob ich es durchhalten würde weiß ich nicht, denn es macht keinen Spaß was zu spielen, was einem nicht gefällt. Insofern is es auch egal, denn es ist ja Hobby.
Und - der zweite Punkt - ich würde so oft es geht mit irgendjemandem zusammen versuchen wenigstens 30min oder so was zu machen. Es langt schon, wenn der andere auf 1 und 3 oder so nen Akkord spielt aber halt im Takt. Wenn du alleine in deinem Keller/Zimmer sitzt, gibt es nur das Meteronom, dass dich zum Takt zwingt. Ehrlich: Unglaublich wichtig und super richtig. Nur: Nervig und langweilig auf die Dauer. Zumindest für mich. Da is der Kumpel mit Gitarre, der das Metronom gibt schon cooler. Mit nem Zweiten der was kann (kann auch ein Musiklehrer sein) lernst du viel, wenn der sich nicht gerade in den Vordergrund drängen will. Gitarristen sind da nicht ungefährlich
Daraus leitet sich auch der Dritte Punkt ab: Genüge dir selbst. Wenn du beim großen T in den Proberäumen bist, denkst du dir evtl., was du eigentlich für ne Lusche bist. So ging es mir zumindest. Dabei sind da auch sehr viele Poser unterwegs. Die knallen mit viel Verzerrung 08/15 Sachen runter (wahrscheinlich auch noch ewig geübt für den Tag) und das machen die echt gut und das hört sich geil an, so richtig in die Fresse - und dann kam ich mit meinem leisen Clean Sound und dem zurückhaltenden "play for the song" Gespiele a la John Frusciante ... naja ... heute kann ich es einordnen.
Und: A bisserl Musiktheorie und Orientierung am Griffbrett schadet nicht. Auch grundlegendes Notenlesen - wie z.B. Notenlängen, Pausenlängen usw. ist im Zeitalter von Tabs auch nicht völlig obsolet.
Und noch was: Persönlich bin ich der Meinung, dass man die Schlaghand gerne etwas vernachlässigt - evtl. war das aber auch nur mein Fehler. Die rechte Hand (beim Rechtshänder) ist wichtig - es ist es m.E. wert, sich auch damit zu beschäftigen. Wenn du das gut kannst, ergeben sich viele musikalische Möglichkeiten
Also ich kann es dir empfehlen.
LG Helmut