Erfahrungsbericht Basspedal Viscount Pedalboard 25

mojoh
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In meinem musikalischen "Leben" habe ich viele Gigs an einer Hammond mit Basspedal absolviert (zugegeben, dies ist schon gut vierzig Jahre her).
Fast immer waren es die kleinen Stummelpedale an den Hammond Spinettmodellen.

Kam ich mal an ein größeres Pedal (A100, C3, B3) war das natürlich die Offenbarung (ok, mangels Übung stellten die zusätzlichen Pedal"tasten" natürlich auch schon mal eine Herausforderung dar :rolleyes:).
Aber für die damaligen Hammonds gab es keine anderen Möglichkeiten. Entweder Konsole mit Vollpedal oder Spinett mit Stummelpedal. Es sei denn mal wollte selbst zu Säge und Lötkolben greifen.

Nachdem viele Jahre eine Hammondabstinenz bei mir herrschte (Hammond war halt in den achtziger und neunziger Jahren nicht angesagt) habe ich mir vor einiger Zeit eine Hammond SK-2 zugelegt. Ich hatte hier noch ein altes Basspedal mit 18 "Tasten", das ich via Midi an die SK-2 angeschlossen habe.
Aber ein großes Vollpedal hatte mich schon immer gereizt. Nur leider war sowas auf dem Markt so gut wie nicht erhältlich.

Nachdem Viscount jetzt das Pedalboard 25 für die eigenen Cloneorgeln herausgebracht hat und dieses über einen Midianschluß verfügt, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dieses mit meiner SK-2 zu nutzen.


Transport
Der Karton, in dem das Pedal verpackt ist, ist recht groß (110 x 87 x 22). Wer das Pedal aus dem Musikladen seines Vertrauens selber abholen will, sollte prüfen, ob selbiges in sein Fahrzeug passt (und sich vorher schlau machen, wie man die Rücksitze seines Fahrzeugs umlegt ;)).

Obwohl das Pedal inkl. Verpackung schätzungsweise knapp über 15 Kg wiegt ist zum verladen in das Fahrzeug eine zweite Person aufgrund der unhandlichen Ausmaße sehr sinnvoll.
Das gleiche gilt, wenn man per Versand bestellt und das Transportunternehmen es lediglich hinter die erste verschließbare Tür liefert, man selbst aber im dritten Stock ohne Aufzug wohnt :).


Lieferumfang
Geliefert wird das Basspedal sowie ein Volumenpedal, welches hammondtypisch "auf" dem Basspedal montiert wird (wie bei einer originalen B3). Am Volumenpedal ist links eine kleine Leiste, die als Schalter funktioniert. Damit kann ein Leslie bzw. ein in der Orgel verbauter Leslieeffekt geschaltet werden. Am Volumenpedal sind zwei Klinkenkabel angebracht: eines für den Anschluss des Volumenpedals selbst und eines für den Leslieschalter.

Auch ein Midi-Kabel ist dabei.

Aber Achtung: es wird kein Netzteil mitgeliefert!
Der Grund ist, dass bei Anschluss des Pedals an eine Viscount Legend die Stromversorgung von der Orgel aus über das Midikabel erfolgt.
Bei anderen Orgeln ist das nicht vorgesehen, so dass ein externes Steckernetzteil benötigt wird (12 V DC, 1 A). Da es bei den Steckern viele verschiedene Varianten gibt, am besten gleich ein passendes Gerät mitbestellen.


Haptik/Verarbeitung
Das Pedal sieht ordentlich aus. Aus meiner Sicht ist die Verarbeitung in Ordnung. Grobe Schnitzer sind mir nicht aufgefallen, ich habe aber auch nicht explizit danach gesucht.
Das Pedal wirkt solide. Wer es aber ständig "on the road" mitnehmen will, sollte auf alle Fälle ein gut schützendes Case dafür beschaffen. Mich betrifft es insofern nicht, da ich es nur daheim verwenden will. Und ich denke, das überlebt es - auch wenn es nur "getreten" wird :D.

Wer seine bisherige Pianobank weiter verwenden will, sollte darauf achten, dass das Innenmaß zwischen den beiden vorderen Beinen mindestens 80 cm beträgt (etwas mehr wäre sogar besser). Da das bei den meisten Pianobänken nicht der Fall ist, wird ggfs. noch mal eine entsprechende Orgelbank fällig (es sei denn, man will trotz weit ausgestreckten Armen und Beinen soweit am vorderen Rand der Pianobank sitzen, dass man Gefahr läuft, zwischen Spieltisch und Pianobank ins Basspedal zu fallen :D).


Anschluss und Inbetriebnahme
Netzteil anstöpseln, Midikabel in die Buchse und ab geht die Lucy.
Soll heißen: das Bassedal funktioniert (zumindest an meiner SK-2) auf Anhieb.
Es sendet auf Midikanal 3 (= Standardkanal für Basspedale an Orgeln).

Da am Pedal keinerlei Schalter etc. angebracht sind, nehme ich an, dass der Midikanal 3 fest eingestellt ist und vom User auch nicht verändert werden kann.

Im Usermanual (genauer im Userzettel) ist diesbezüglich auch nichts enthalten.


Volumenpedal
Das mitgelieferte Volumenpedal verhält sich anders als das bisher an der SK-2 verwendete EXP50-Pedal von Hammond (das sich angeblich exakt wie das Originalpedal einer B3 verhalten soll): nach zwei Dritteln des Pedalwegs hat das Viscountvolumenpedal schon die maximale Lautstärke erreicht, so dass beim letzten Drittel keine Zunahme der Lautstärke mehr erfolgt.
Das bestätigt auch ein Blick in das Display der SK-2: nach zwei Dritteln des Pedalwegs wird im Display für das Volumen bereits der Midiwert 127 angezeigt.

Das ist natürlich alles andere als befriedigend. In einer ersten Reaktion habe ich mir überlegt, irgendwie das EXP50-Pedal von Hammond an die Volumenpedalhalterung des Basspedals zu dengeln. Dies hätte jedoch wegen anderer Befestigungslöcher /-gewinde /-abstände die Zerlegung des Hammondpedals und Einsatz von Bohrmaschine und anderem Werkzeug erfordert. Davon habe ich aber dann als bekennender handwerklicher Grobmotoriker mit zwei linken Händen doch lieber Abstand genommen ;). Zumal es, zumindest für die Hammond SK-Modelle, eine andere Lösung gibt.

Die Lösung: im Konfigurationsmenü der SK-2 für das Expressionpedal gibt es den Parameter PED. Diesen von PED (NORM) auf PED (REV) ändern und schon klappt es auch mit dem Viscountvolumenpedal.

Ein Wechsel zwischen dem Hammond- und dem Viscountpedal hat für mich keine gravierenden Unterschiede mehr ergeben, so dass sich beide Pedale nun weitgehend gleich verhielten. Ich will nicht ausschließen, dass vielleicht noch einige minimale Unterschiede bestehen könnten, aber für mich im praktischen Spielbetrieb waren diese nicht feststellbar. Ggfs. ließe sich in der SK-2 in den Parametern für das Expressionpedal noch was optimieren.

Das "Tretgefühl" des Viscountpedals in Sachen Widerstand und Aktion ist durchaus angenehm und mit dem Hammondpedal vergleichbar, wobei das Hammondpedal "robuster" wirkt (irgendwo las ich mal "build like a tank").

Mit dem zweiten am Volumenpedal angebrachten Klinkenkabel lässt sich mit der links angebrachten "Schaltleiste" am Volumenpedal die Lesliefunktion steuern. Dazu ist dieses Kabel in die entsprechende Buchse an der Orgel zu stecken.
Ich habe dies nicht ausprobiert, da ich einen originalen Hammond Half-Moon-Switch dafür verwende.


Spielgefühl
Zum Volumenpedal habe ich bereits zuvor alles gesagt.

Das Basspedal selbst spielt sich sehr angenehm. Die einzelnen Pedale sprechen präzise an und es klappert und wackelt nix. Aus der Erinnerung heraus würde ich sagen, dass das Spielgefühl durchaus mit dem Vollpedal einer gepflegten B3 vergleichbar ist (ich habe leider kein Hammond Originalpedal für einen direkten Vergleich in der Nähe). Da meine "Pedalkünste" seit 30 Jahren brach lagen, ist meine Treffsicherheit derzeit eher suboptimal. Ich gehe jedoch davon aus, dass geübte Pedalspieler das Viscount 25 durchaus virtuos "zusammentreten" :D können.


Zusammenfassung
Das Viscount Pedalboard 25 ist für die gängigen Hammondclone auf dem Markt eine sehr gute, wenn nicht gar die einzige, Lösung für "große" Basspedale auf dem Markt.
Voraussetzung ist jedoch, dass der Clone die Basspedalnotenwerte via Midi auf Kanal 3 entgegennimmt.

Sofern man das mitgelieferte Volumenpedal verwenden will, könnten ggfs. noch Anpassungen in den Konfigurationsparametern der Orgel nötig sein (sofern der verwendete Clone diese überhaupt bereitstellt).

Für eine optimale Sitzposition wird ggfs. noch eine entsprechende Orgelbank zu beschaffen sein.


mojoh


Nachtrag: der an meiner SK-2 angeschlossene HX3-Expander funktioniert ebenso einwandfrei mit dem Pedalboard 25 und seinem Volumenpedal.
 
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