Fernsehbeitrag "Wie man singen lernen kann"

  • Ersteller Koksi01
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Da kann man unendlich darüber sinnieren.

Aus meiner Sicht ist der Antrieb am wichtigsten. Will man "so wie der/die singen können, weil das so geil klingt" oder "pfoa, dass muss voll cool sein" oder "einmal möchte ich auch auf der Bühne stehen" dann trägt das nicht. Es heißt "Passion" weil das genau den Weg beschreibt. Wenn aus dem inneren Antrieb "einfach raus muss", dann trägt das durch die Passion, den Leidensweg. Ist es kein Leidensweg ist es zu leicht und geht nicht tief genug. Insbesondere in der Stimme hört man den Tiefgang, egal ob "ausgebildet" oder nicht.

Beim Gesangsunterricht hat sich in den letzten Jahrzehnten eine kleine Blase gebildet, so wie man halt ins Fitnessstudio geht, nimmt man eben auch diese eine Stunde, aber weder das "Gym" noch diese Stunde machen den Künstler, der muss sich schon selbst machen, durch das Feuer der Leidenschaft (man bemerke das Wort "Leiden") geschmiedet werden.

Nur ein Beispiel eines Schülers mit der total falschen Einstellung (ich, über viele, viele Jahre) GL macht mit mir verschiedenes unter anderem ein neues Lied, das Problem meiner falschen Einstellung war dass ich nächste Woche (167h später) das Lied weder auswendig konnte, noch den Rhythmus oder Melodie verinnerlicht hatte. All das wäre ohne einen einzigen Ton zu singen, möglich gewesen. Heute mit YT sogar ohne Kenntnis von Noten. Auf die Frage "Was bist du bereit dafür zu tun" wäre meine Antwort "Was ich für sinnvoll halte" gewesen, aber gemeint war "was halt einfach geht". So funktioniert es nicht (nirgends!).

Singen kann man lernen, natürlich ist es viel einfacher wenn sich schon von Geburt an alles ums Singen und oder Musik dreht (unbewusst und unterbewusst) das ist nicht aufzuholen. Eine Ausrede kann es aber auch nicht sein, wenn es raus muss, muss es raus.

Ein klein wenig geht mir der "Atmungsfetisch" auf den Senkel, weil es auch und immer wieder als Ausrede oder Mysterium verwendet wird. Jemand der täglich 23h sitzt oder liegt wird an seiner Atmung arbeiten müssen (ich weiß wovon ich spreche), ein Holzfäller, jemand er körperlich anstrengende Tätigkeiten ausübt hat es wesentlich leichter. Man kann aber selbst dazu beitragen und sich regelmäßig körperlich anstrengen (täglich) dann wird das mit dem Atmen wesentlich klarer und natürlicher. Ein "ssssssss", oder ein "s-sch-s-sch" kann Beckenboden und Flanken bewusst machen und sensibilisieren, aber ein Hampelmann trainiert die Flanken. Eine 3-5min Growl-Passage und die Stütze kommt oder die Stimme geht. Aus meiner Perspektive ist das alles (vor allem der klassische Unterricht) zu "steril", "theoretisch", "elitär", "fein", bequem geworden, eine Wohlfühloase für jedermann, Wellness mit Musik. Das hat auch alles seine Berechtigung, aber es trägt nicht. Der Weg mag zwar das Ziel sein, aber das Ziel ist ein besseres Ziel. Wenn ich immer und überall stehen bleiben kann brauche ich gar nicht erst weitergehen, schon gar nicht laufen oder um mein Leben rennen.
 
Sänger sein dagegen ist einem mitgegeben - oder auch nicht.

Das glaube ich eher nicht. Jeder Mensch kann seine eigene Stimme suchen und tatsächlich auch finden. Die meisten fangen nur nie an oder geben auf halbem Wege auf. Wird man deshalb automatisch Mariah Carey oder Freddie Mercury? Sicher nicht, aber singen - überzeugend singen - ist für jeden Menschen prinzipiell möglich. Üben, üben,üben, sich selbst kritisch zuhören und weiter üben.
 
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Üben, üben,üben, sich selbst kritisch zuhören und weiter üben.
Ich bin hier seit 2005 und lese mit. Ich schwöre dir, ich kenne hier Leute, die seit 16 Jahren üben und keinen Fortschritt gemacht haben. Andere dagegen konnte ich beim Wachsen zu Vollblutmusikern erleben. Nein, Singen ist nicht nur Übungssache. Vor allem ist Singen auch Musikmachen. Und das geht halt nicht separiert.
 
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Ich bin kein Experte ABER es gibt Stimmen, die klingen so gruselig, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass daraus ein schöner Gesang wird.

Irgendwo müssen in der Entwicklung Grenzen gesetzt werden und diesen Faktor würde ich persönlich als Talent bezeichnen. Da wären die Menschen, die von Natur aus sehr gut singen, die - und die haben besonderen Respekt verdient - sich das Singen aneignen, ganz ohne Hilfe. Die, die mit GL sehr gut werden und dann diejenigen die zwar singen, es aber nicht auf Begeisterung stößt. Anders ausgedrückt ist dieser limitierende Faktor in der Entwicklung das Talent.

Und WIE man dann am Ende singt ist für mich ebenfalls entscheidend und wohl auch eine Frage des Talents? Da wir bei Westernhagen waren, der singen kann, den aber mit Tom Jones vergleichen, dann muss eigentlich klar werden was gemeint ist. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass Westernhagen (seit Ewigkeiten Musiker) auf dem Niveau von Jones singen kann.

Und wenn das jetzt nicht zählt ... Taubstumme können es nicht lernen :ugly:

Ich bin hier seit 2005 und lese mit. Ich schwöre dir, ich kenne hier Leute, die seit 16 Jahren üben und keinen Fortschritt gemacht haben. Andere dagegen konnte ich beim Wachsen zu Vollblutmusikern erleben. Nein, Singen ist nicht nur Übungssache. Vor allem ist Singen auch Musikmachen. Und das geht halt nicht separiert.
Auch wenn das jetzt ein kleines bisschen Offtopic ist: Ich hoffe du wirfst ein Auge auf mich und bewahrst mich in meiner Entwicklung vor dem finanziellen Ruin.
 
Westernhagen ist da schon ein völlig anderes Kaliber. Nicht nur, dass die Texte viel tiefgründiger sind, er transportiert sie auch ganz anders.

Geschmacksache. Man kann ja MMW mögen oder nicht, aber "tiefgründig" - echt jetzt? Für mich bewegt sich seine Lyrik auf dem Niveau eines Präpubertierenden:

Dicke ha'm 'n dicken Po
Und rennen deshalb oft auf's Klo...

Du kannst nicht einfach deine Mutter töten
Du kannst ja nicht mal auf den Fingern flöten...

Die Kapelle rumm-tata
Und der Papst ist auch schon da...


Lindenberg dagegen hat mich immer mal berührt, besonders seine Balladen. Sein Song "Erste Liebe" wurde auch bei uns im Religions-Unterricht thematisiert (vielleicht hieß es auch schon "Werte und Normen" oder Sozialkunde). Allein seine Wortschöpfungen ("Schnöseldorfer Plastikallee") sind schon eine ganz eigene Marke.
 
Ach ja, die ewige Frage, die sich im ewigen Kreis dreht ;)
Ganz einfach: Dylan ist ein begnadeter Sänger. Er hat so viele sängerische Qualitäten, dass es nichts ausmacht, dass seine Stimme nicht die schönste ist.
Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. "Like a rolling stone" jagt mir heute noch einen Schauer über den Rücken (und zwar von ihm gesungen, keine Covers, und wenn die noch so gut sind). Oder "Lay Lady lay" - zum Dahinschmelzen, nicht nur die Komposition und der Text, sondern die zerbrechlich-lockende Art, wie er das singt - unübertroffen.
Ansonsten bin ich eher bei antipasti - Westernhagen geht für mich gar nicht, ich kriege von seinem Gesangsstil Halsschmerzen und von seinen Texten und seiner Musik Ohrenkrebs. Tausendmal lieber Udo.
 
Und mir geht, wenn ich den Lindenberg höre, regelmäßig die Nase zu. Gut, dass die Geschmäcker so verschieden sind und für jeden etwas dabei ist.
 
Hallo,
Ich bin kein Experte ABER es gibt Stimmen, die klingen so gruselig, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass daraus ein schöner Gesang wird.
...da wollte ich noch mal einhaken ;) Ein jahrelang zurückliegender Erfahrungsbericht aus einem "meiner" Chöre - dort war ich jahrelang Stimmsprecher im Baß und bekam immer die Neulinge zur besonderen Betreuung... Nun gut, eines Tages kam ein Neuzugang, 17 Jahre, leicht heisere Sprechstimme, total lieber Kerl, höflich, nett und hilfsbereit, und er wollte so gerne singen (einfach singen, nicht irgendwie "wie xxx") - aber der hatte ein Paar Holzohren. Nullkommanull musikalisches Gefühl, beispielsweise schaffte er es oft, falls die Noten auf dem Blatt nach oben gingen, nach UNTEN zu singen :evil: Im Scherz habe ich tatsächlich unseren damaligen Chorleiter gefragt, was ich angestellt habe, daß ich diesen neuen Kollegen auf den Hals bekam... Nun, kurz zusammengefaßt, nach viel Arbeit haben wir ihn soweit bekommen, daß er eine zuverlässige Chorstimme wurde. Keine Führungsstimme, das ging nicht, aber wenn er jemanden hatte, wo er sich stimmlich bei komplizierteren Sachen "anlehnen" konnte, war er zuverlässig und klang auch gut.
Und das hätte ich anfangs gar nicht für möglich gehalten...

Viele Grüße
Klaus
 
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Über Geschmack kann man schwer streiten. Aber die Tiefgründigkeit des Wetsternhagens wäre mir eine Nachfrage wert.
Wie wäre es mit
"Schweige still", "Engel," "Johnny Walker", "Dass da was war", "Donna", "Ganz und gar" ...
Aber das nur am Rande, denn hier geht es um Stimme und nicht um Texte, ok?
 
"Schweige still", "Engel," "Johnny Walker", "Dass da was war", "Donna", "Ganz und gar"

Die Songs mögen sympathisch sein und ihre Hörer finden, aber auch dort finde ich keine Tiefgründigkeit. Trotzdem danke. Johnny Walker mochte ich damals ganz gern.

denn hier geht es um Stimme und nicht um Texte, ok?

Für mich ist das nicht immer trennbar, denn Texte - gerade in der eigenen Muttersprache - beeinflussen die Phonetik und damit auch den Vortrag.

Dennoch können wir das Thema gern ruhen lassen.

Anders ausgedrückt ist dieser limitierende Faktor in der Entwicklung das Talent.

Talent ist kein fester, messbarer Parameter, daher ist es müßig, den Begriff immer wieder zu belasten. Wir sprechen von Talent, wenn jemand etwas nach unbestimmten Maßstäben Außergewöhnliches erreicht. Wie und wodurch diese Leistung erbracht werden konnte und worin das Talent eigentlich liegt, ist da erstmal gar nicht so ausschlaggebend, denn wir beurteilen meist das fertige Produkt oder Werk.

Was aber mutmaßlich alle eint, denen man ein Talent nachsagt: Sie machen das, was sie tun, in der Regel nicht halbherzig oder nebenbei. Sondern mit viel Herzblut und Ehrgeiz und dadurch entfaltet sich dann oft erst das Talent.


Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass Westernhagen (seit Ewigkeiten Musiker) auf dem Niveau von Jones singen kann.

Gutes Beispiel.
MMW hatte in seiner Jugend angeblich eine klassische Gesangsausbildung zumindest begonnen. Wir wissen nicht, was aus ihm geworden wäre, wenn er den Wunsch gehegt hätte, ein reiner Gesangsintepret zu werden. Vielleicht hätte er es erreicht und wäre dann ein Schlagersänger geworden, weil Deutschland nun mal nicht das Land der internationalen Showstars ist. Wahrscheinlicher ist aber, dass er niemals oder nicht sehr lange solch einen Wunsch hatte. Und damit ist es eben keine Frage des Talentes mehr, sondern darüber, welche Ziele man überhaupt hat und wie man sich entscheidet.

MMW hat für das Talent entwickelt, was er besonders gern getan hat: Schlichte, deutsche Rock'n'Roll-Songs zu schreiben und zu singen, die viele Menschen ansprechen. Tom Jones kann keine Songs schreiben. Wollte das wahrscheinlich auch nie.
 
Ich höre sowohl Westernhagen als auch Lindenberg, wobei ich Lindenberg später für mich entdeckt habe. Es geht also tatsächlich beides :LOL:
 

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