Fotostory: Leslie Eigenbau

"Pimp my Leslie" - (vorerst?) letzter Teil:

die interne Mikrofonierung. Zunächst die Kabel, die innen im Leslie liegen sollen, um die Anschlüsse der Mikros bequem ans Anschlussblech zu bringen - da habe ich Reststücke der Einzeladern des Multicores genommen, die sind schön dünn, und innen brauche ich ja keine allzu robusten Kabel:
MB-Leslie-263.jpg MB-Leslie-264.jpg

Die XLR-Buchsen komplettieren dann das vorher mit Blenden verschlossene Anschlusspanel:
MB-Leslie-269.jpg MB-Leslie-268.jpg

Dann die schon erwähnte Befestigung der Mikros mit Schwanenhalsgrundplatten, die ich zur Vermeidung von Motorgeräuschen mit Hilfe einer Moosgummilage und ein paar O-Ringen etwas vom Holz entkopple:
MB-Leslie-265.jpg

Für die Kabeldurchführungen habe ich flugs (und ganz oldschool mit Handwerkzeug ;) ) ein paar passende Kerben gefeilt, die nachher durch die Rückwand verschlossen werden:
MB-Leslie-271.jpg

Und so sieht es dann in der oberen Etage aus:
MB-Leslie-270.jpg

Die etwas unsymmetrische Anordnung habe ich bewusst so gewählt: rechts habe ich mit dem Platz nicht viel Spielraum - mehr als ein paar mm links oder rechts sind da nicht drin. Das zweite Mikro links symmetrisch hinzupacken, hätte zwar gut ausgesehen, aber da bin ich dann schon wieder deutlich weiter vom Horn weg - für ein ausgewogenes Stereobild nicht ideal. Symmetrisch zur Drehachse des Leslies, etwas weiter innen an der Vorderkante wäre auch möglich gewesen, aber das ist dann genau dort, wo man zum Transport reingreift. Also habe ich das Mikro etwas nach hinten versetzt, so dass sie gleich weit von der Rotationsachse weg sind und ungefähr einen 120°-Winkel einschließen. Macht vom Sound her einen runden Eindruck, finde ich.

Die verbleibenden Wind- und Motorgeräusche oben lassen sich übrigens mit einem steilen Lowcut-Filter bei ca. 250Hz perfekt entfernen - zur Optimierung der Nebengeräusch-Unterdrückung gibt es weiter unten noch was ;)

Unten musste ich mir wie gesagt was einfallen lassen - denn Lowcut geht ja nunmal an der Basstrommel schlecht. Also zunächst mal einen passenden Poppschutz aus einem Rest Lautsprecherbespannstoff auf einem Metallrahmen hergestellt:
MB-Leslie-266.jpg MB-Leslie-267.jpg

...und dieses dann an die Lagerstrebe vorne angeschraubt. Der Zufall will es, dass die Verschraubung der Frequenzweiche genau dort sitzt, wo der hintere Winkel der Befestigung des Rahmens hingehört - als hätte ich es geahnt. So muss ich kein weiteres Loch bohren, sondern kann die Verschraubung der Luftspulen mitnutzen:

MB-Leslie-272.jpg

Damit sind auch unten die Windgeräusche schonmal um rund 80% reduziert - im Spielbetrieb hört man es kaum, nur in Pausen blubbert es leise vor sich hin. Allerdings - das war mir allerdings klar - ist das untere Mikro natürlich auf recht nah an der Trommel. Dadurch habe ich einen sehr starken AM-Anteil (Throb) - oben wird das durch die Diffusoren, das enge Gehäuse und die Stereo-Mikrofonierung etwas abgemildert.

Um jetzt letzteres, die verbleibenden Windgeräusche und den Rest des Motorbrummens noch loszuwerden (so, dass es für live genügt...), gehen die drei Mikros in den Submischer, wo oben der LowCut gesetzt wird, und unten ein Q=10 Kerbfilter bei 100Hz (der holt ganz schmalbandig das Motorgeräusch raus). Alle drei Mikros laufen je über ein Gate, um in Spielpausen die Mechanikgeräusche ganz zu unterdrücken.

Und jetzt kommt der Clou: ich gehe mit dem Orgelsignal nicht direkt in das Leslie (geht auch, aber dann funktioniert der folgende Trick nicht), sondern erst in den Submischer und von da aus ins Leslie. Das hat zwei Vorteile:
1) kann ich die Gates auf das trockene Orgelsignal ganz sauber triggern, ohne dass mir bei etwas zu hohem Threshold das Gate bei Wind öfter mal von alleine aufgeht - und ohne dass bei ganz leisen Passagen das Gate versehentlich zubleibt. auf dem trockenen Orgelsignal der HX3 rauscht nix, also kann ich da bei -60dB triggern, extrem kurzes Attack, und alle Mikros sind auf den Punkt offen (und schließen mit einer Releasezeit von einer halben Sekunde sachte wieder).
2) mische ich dem Bass das tiefpassgefilterte, trockene Orgelsignal nochmal zu. Dadurch reduziere ich den AM-Throb, und gleichzeitig kann der FM-Anteil einen schönen Choruseffekt erzeugen, fast so wie mit einem zweiten Mikro am Bass.

Über Kopfhörer klingt das schon sehr sahnig, im Proberaum (mit) über die PA auch - ist da allerdings etwas schwierig zu beurteilen, weil man den Direktschall ja auch noch hört.

Heute abend allerdings ist dann die Feuertaufe beim ersten Liveeinsatz - und ich freu mich wie Bolle :D Ich werde berichten, und vielleicht gibt es ja davon dann auch Bild- und Tondokumente. Orgelparts gibt es jedenfalls reichlich ;)

PS: das einzige, was ich leider vergessen habe, beim Einbau der Mikros direkt mit zu erledigen ist folgendes: Die Endstufe hat, wie heute leider üblich, eine Standby-Automatik, die nach ca. 5 Minuten ohne Signal den Amp abschaltet - und er braucht dann leider ein paar Sekunden, um aus dem Standby wieder aufzuwachen. Ich muss also dran denken, die Orgel dann immer einmal kurz anzutippen, bevor gespielt wird...
Man kann diesen Standy-Modus abschalten - aber der Schalter sitzt so blöde auf der Rückseite, dass ich da im montierten Zustand nicht drankomme. Beim Einbau der Mikros hatte ich die Trommel zwischendurch draußen - da wär's gegangen. So muss ich jetzt bis zur nächsten Gelegenheit warten...
 
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Es ist mal wieder Zeit für einen kleinen Nachtrag.

Zum Einen: bei dem im letzten Beitrag angekündigten Gig hat alles super funktioniert. Geil geklungen hat es hinter mir - und vorne offenbar auch, denn ich bin von zwei Leuten auf das Leslie angesprochen worden, obwohl das recht versteckt in einer Ecke stand. ;)

Zum Zweiten: Bei diesem Gig ist mir allerdings wieder bewusst geworden, warum ich an dem Ding eine "Ampel" haben wollte (früher hatte ich ja eine, die ist aber verschollen): Wenn das Leslie nicht im Blickfeld steht, steht es gerne mal auf "stop", wenn es nicht soll usw. Den Schaltzustand möchte ich an der Tastatur sehen können (oder notfalls am Fußschalter), und nicht immer nach hinten sehen müssen.
Im Leslie selbst ist ja alles schon vorbereitet gewesen - da ich die Hoffnung aufgegeben habe, meine alte Ampelanzeige wiederzufinden, habe ich heute eine neue gebaut:

Gehäuse vorbereiten (Bohren und Fassungen einsetzen):
MB-Leslie-273.jpg

Verdrahten:
MB-Leslie-274.jpg

Ja, ich weiß, die Widerstände sind verschieden - das ist Absicht: die grüne LED nimmt 4mA statt 2mA, und die Gelbe "überfahre" ich mit Absicht ein wenig, damit man sie besser sieht. Diese gelbe LED blinkt immer nur pro Umdrehung einmal kurz auf, wenn der Magnet an der Trommel am Reedschalter vorbeikommt. Dadurch ist sie immer nur ein paar ms lang an, und sollte einen leichten Überstrom ganz gut verkraften.

Fertig - rot=slow, grün=fast und schließlich gelb=aktuelle Geschwindigkeit der Trommel. Nicht im Bild: 5m Kabel und der 4-pol XLR-Stecker, der für den Anschluss am Leslie sorgt.
MB-Leslie-275.jpg

Das Ganze wird dann mit einem auf der Unterseite angeklebten Klettstreifen dort fixiert, wo beim "kleinen Besteck" der Ventilator sitzt (ebenfalls mit Klett gesichert): links oberhalb der Bassoktave des Masterkeyboards, direkt links neben der Orgel. Da blinken die Ventilator-LEDs sonst auch immer - keine Umgewöhnung erforderlich ;)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
PS: ach ja, die leidige Abschaltautomatik der Endstufe habe ich dann bei der Gelegenheit heute auch gleich deaktiviert...
 
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Tolle Arbeit - und anscheinend auch toller Sound. Glückwunsch für die gelungene Arbeit. So ein großes DIY-Projekt hab ich noch nicht geschafft :great:
 
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Wegen Audio und Video muss ich euch leider noch ein wenig vertrösten - sorry, dazu bin ich noch nicht gekommen.
Hat doch ein bisschen gedauert... ;) aber bei unserem Gig neulich in Kiel ist doch ein schönes Feature-Video entstanden, wo das Leslie zu sehen und zu hören ist (über die internen Mikros).

 
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geile Mucke! :great:
 
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Dankeschön!
 
Jo, coole Jungs und die Mucke ist Hammer! :great:
 
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Hier ist noch ein bisschen mehr - man verzeihe mir den einen oder anderen gründlichen Fehlgriff ;)



 
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Gibt's von euch was auf "Tonträger"?
 
...ist in Arbeit. Studioplanung läuft, Mitte des Jahres sollte es was geben. Ob es allerdings noch physische Tonträger geben wird, kann ich noch nicht versprechen... ;)
 
Kritikpunkt Nr.1: Orgel steht zu weit hinten!
Kritikpunkt Nr.2: Orgelsolo fehlt!
Kritikpunkt Nr.3: Leslie klingt geil, Orgel auch, und überhaupt ...

:D
 
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Es gibt tatsächlich einige Songs mit Orgelsolo, allerdings (noch) keine Videos davon. Danke!
 
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Sehr cool Jens!!
 
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Cool! Glückwunsch zum DIY-Leslie!
 
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