Fragen zu Moll

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Harrisson
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Hallo zusammen,

ich habe vier Fragen zum Tongeschlecht Moll. Sie betreffen die klassische Sichtweise bzw. Funktionsterminologie.

1) Nennt man die Wendung IVm-Im auch in Moll "plagaler Schluss"? Oder sollte man besser von "plagaler Kadenz" sprechen, da ja die Schlusswirkung wesentlich geringer ist, als beim plagalen Schluss in Dur und erst Recht beim authentischen Ganzschluss in Dur und Moll?

2) Besitzt die Wendung Vm-Im in Moll einen Begriff im Sinne der Schlussbildung?
Die Folge könnte ja z.B."natürlicher Ganzschluss in Moll" genannt werden. Was sagt die offizielle Lehrmeinung hier?

3) Wie sieht es in Bezug auf Punkt zwei anders herum aus, also Im-Vm in Moll? Spricht man da vom "Halbschluss in Natürlich Moll"?

4) Wie lautet die Funktionsbezeichnung für den Akkord auf der zweiten Stufe in Moll und warum?

vielen Dank im Voraus,
Harrisson
 
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4) Wie lautet die Funktionsbezeichnung für den Akkord auf der zweiten Stufe in Moll und warum?

s56 also Subdominante(moll) mit Sixte ajoutée. Darunter wäre noch ein 6 zu setzen, da die Sexte der Subdominante der zweiten Stufe der Tonika entspricht. s56 ist ein Zwitter zwischen Subdominante und Dominante, man kann sie nicht mit einer Subdominante in Dur vergleichen.

1) Nennt man die Wendung IVm-Im auch in Moll "plagaler Schluss"? Oder sollte man besser von "plagaler Kadenz" sprechen, da ja die Schlusswirkung wesentlich geringer ist, als beim plagalen Schluss in Dur und erst Recht beim authentischen Ganzschluss in Dur und Moll?

Plagal, weil das so definiert ist. Tatsächlich aber ist es ein gleitton-dominantischer Schluss, wegen b6 => 5, d.h. der Gleitton (Terz) der s wirkt absteigend-dominantisch auf die Quinte der Tonika.

2) Besitzt die Wendung Vm-Im in Moll einen Begriff im Sinne der Schlussbildung?
Die Folge könnte ja z.B."natürlicher Ganzschluss in Moll" genannt werden. Was sagt die offizielle Lehrmeinung hier?

Die Strebewirkung ist gering, aber dennoch liegt ein doppelter Quintfall vor : 2 - 5 - 1 . Der (Ton) 2 kommt von der Quinte der Vm, der Ton 5 kommt gemeinsam von der V(m) und der I(m), der Ton 1 von der Tonika. Zweifacher Quintfall => also Kadenz.

3) Wie sieht es in Bezug auf Punkt zwei anders herum aus, also Im-Vm in Moll? Spricht man da vom "Halbschluss in Natürlich Moll"?

Nein. Eher von einer Ausweichung nach "unspezifisch Dur". Das Problem der Vm ist, dass sie mindestens ebensosehr als IIIm der bIII (also als Vertreter der tP , nämlich als tP7+ ) gedeutet werden kann wie als V(m) der Tonika. Übersetzt heißt das: Natürlich Moll ist (sehr) instabil. Die Musiktheorie formuliert das so: "Welcher Eindruck überwiegt, entscheidet der harmonische/melodische Zusammenhang". Um die Mehrdeutigkeit, also die Nicht-Eindeutigkeit oder Unbestimmtheit, zu überwinden erfordert ein Schluss auf der Vm eine Wendung nach Dur. Z.B. Im (oder andere Funktion) Vm - bVI - V
und da hätten wir einen klar erkennbaren. d.h. definierten phrygischen Halbschluss, den jeder als solchen hören kann.
 
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Plagal, weil das so definiert ist. Tatsächlich aber ist es ein gleitton-dominantischer Schluss, wegen b6 => 5, d.h. der Gleitton (Terz) der s wirkt absteigend-dominantisch auf die Quinte der Tonika.

Ich finde IVm-Im ist für mein Ohr die kraftvollste Auflösung in Moll. Eben aus diesem Grund.
 
Hallo RMACD !

1) Zum Stufenakkord II in Moll bliebe zum Einen noch offen, wie es sich auf der Dreiklangsebene verhält. D.d.l. Motte z.B. hat hier nur ein Beispiel aus der Quintfallsequenz mit der lapidaren Stufenbezifferung II. ( Am Rande: Mein Klassik-Studium liegt länger hinter mir. " Darf" die Funktionstheorie wenn es ihr passt, mit Stufenbezifferungen operieren? )
Zum Anderen teile ich das von Dir Gesagte für die Bachzeit. Wie beurteilst Du die funktionale Lage von II als Drei- und Vierklang in Moll ab ca. 1770? Laut D.d.l. Motte "steht" nun, ich sage jetzt mal aus meiner Sprache, ein Moll7/b5-Akkord auf seinem Grundton. Keine Umkehrung mehr. Allerdings bezieht er sich dabei nur auf Dur.

2) Deine Definition von Kadenz und in dem Zusammenhang vom Quintfall ist mir vollkommen neu. Ist das mittlerweile herrschende Lehrmeinung? Ich bitte um Quellenangaben / Bücher!
Es ergibt für mich keinen Sinn, die Quinte des V-Akkordes, also einen Akkordton der nicht Grundton ist, in einen Sinnzusammenhang mit dem Begriff Quintfall zu stellen, der für eine Akkordfortschreitung steht, bei der die Grundtöne im Abstand einer fallenden Quinte stehen. Vor allem kann ich bei der Quinte des V-Akkordes keinen Quintfall hören. Wo soll der sein?

beste Grüße,

Mathias
 

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