Fretless 5 String (AG Bausatz)

Szaladin
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Ende letzten Jahres hatte es mich dann doch gereizt, nach einem Telecaster-Bausatz nun auch einen Bass-Bausatz in die Hand zu nehmen. Hier ein kleiner Bericht :)

Entscheiden für ein Modell
Da nun die Lust auf das Basteln da war, musste ich mich also für einen Bausatz entscheiden. Meine ersten Versuche, rational an die Sache ran zu gehen haben mich ernüchtert: Eigentlich war ich mit meinem Hauptbass (Ibanez SRX-Serie) und dem Notfall-/ Klimperbass (ein Harley Benton) eigentlich ganz gut ausgestattet. Ein Fünfsaiter sollte es wieder werden, das stand fest. Aber was könnte ich denn noch unbedingt brauchen? Es soll ja der Weg das Ziel sein, aber man will ja auch etwas bauen, dass man auch braucht.

Also entschied ich mich dazu, "den Jaco zu machen". Fretless hat doch schon immer etwas gereizt. Dazu gab es einen semi-hollowbody Bausatz mit fünf Saiten auf Amazon von einer No-Name Firma namens AG. Wenn dann etwas schief gehen sollte, dann war immerhin nicht so viel Geld verloren aber Erfahrung gewonnen. Keine Frets, semi-hollowbody. Das sollte hoffentlich ein smoothes Ding werden.

Da mir klar war, dass die mitgelieferten Pickups ziemlicher Mist sein werden, hab ich zwei EMG40HZ als B-Ware beim großen T geschossen (etwas Glück muss sein!).

Der Schock bei der Lieferung
Gespanntes Warten auf den Postboten. Eifriges Werkzeuge-Kaufen. Die Box kommt an und - was ist das? Ein Fünfsaiter-Bausatz lag da im Karton, aber nicht der Semi-Hollow, sondern ein Ibanez-Typ-Korpus! Ach nö!

Also erst einmal Amazon gecheckt und festgestellt, dass der Semi-Hollow ausverkauft ist. Ich überlegte, zu reklamieren. Als ich dann feststellen musste, dass der mir gelieferte Bausatz eigentlich 34€ teurer ist... hab ich mich umentschieden :p Wie ich schon schrieb, sind meine beiden anderen Bässe vom selben Typ und daher war ich nicht allzu sehr enttäuscht.

lieferung1.jpg
lieferuung2.jpg


Der grobe Plan
Die Idee war, die Bünde anzuwärmen und vorsichtig mit einem sehr kleinen Schraubenzieher heraus zu hebeln. Die Fugen sollten dann mit dunklem Mix aus Holzfasern- und Leim gefüllt werden. Ich hatte auch die Option, füllende Stäbchen einzustecken, in Betracht gezogen. Aber leider in der Innenstadt von Hannover nichts passendes gefunden. Zu der Holzkitt-Methode hört man im Internet viele positive Berichte - und Warnungen, dass dieser nicht genügend Widerstand gegen die "Lücke im Holz" bieten würde.
Nach einigem Abwägen hat die Ungeduld gesiegt. Auch, weil viele Warnungen aber kaum negative Berichte zu finden waren. Sollte alles schiefgehen, hätte ich einen Billig-Hals verloren. C'est la vie.

Den Korpus wollte ich mit dunkler Beize mehrmals behandeln und eher spontan entscheiden, wann es mir "dunkel genug" ist. Solange es nicht hell wie das Rohholz und nicht pechschwarz ist war mir jede Helligkeit erwünscht :)

Mechaniken, Brücke, etc wirkte alles erstmal OK. Die Brücke wirkte wertig genug, sie für einen Prototypen zu verwenden. Im Vergleich zu Halsmechaniken etc wäre dies ja der am häßlichsten auszutaschende Part.

Für die Elektronik hatte ich eine Artec SE-2 aktive Elektronik mit 2-Band EQ mitbestellt. Ob ich diese verwenden würde oder doch nur die passive Verkabelung der EMGs durchziehen würde (immerhin müsste ich da nur Sachen stecken) wollte ich später sehen.

Das Defretting
Spannendester Teil für mich (eine Gitarre hatte ich ja schon mal mit einem Bausatz von HB gebastelt) war das Defretting. Also den Lötkolben in die Hand und sehr, sehr vorsichtig einen Bund nach dem anderen angewärmt, etwas angehebelt, gewärmt, gehebelt... so ging doch einige Zeit rum. An einigen Stellen jedoch sind mir auch ein paar Abrutscher passiert, trotz einigem Aufwand alles entschleunigt zu erledigen. Schade! Aber keine größeren Stücke aus dem Hals sind abhanden gekommen.

Die Bund-Lücken wurden nun mithilfe eines Spachtels mit dem Kitt aufgefüllt. Ich habe immer etwas in der Breite verteilt um möglichst alle Kratzer zu füllen und um gleichmäßig Druck von oben anwenden zu können. Feines Schleifpapier war ja genügend vorhanden. Nun hieß es also etwas warten.
neck1.jpg
neck2.jpg
neck3.jpg

Das ganze hat dann auch soweit gut geklappt! Nach einigem Schleifen mit immer feinerer Körnung konnte sich der Hals doch sehen lassen. Wenn ich wieder in Deutschland bin kann ich auch gerne noch nachliefern, welche Körnungen ich benutzt hab. Aber an sich ist das ja kein Hexenwerk sondern einfach nur vorsichtiges Herangehen das hier zum Erfolg führt. Für ein paar Testrunden habe ich das Griffholz nicht weiter behandelt, aber sobald ich wieder in Deutschland bin soll da definitiv noch Öl drauf.

Das Beiz-Ereignis
Mein Plan war es, den Korpus in vielen, vielen Sessions immer mit sehr wenig Beize zu behandeln und irgendwann dann "zufrieden zu sein". Nun, nach zwei erfolgreichen Abenden, wo alles gut lief, rutschte ich mit der Hand aus und eine gute Ladung Beize landete auf dem Korpus. Da sich das Teufelszeug ja auch rasant an allen Ecken, Kanten und Wölbungen sammelt hab ich versucht, das alles schnell zu verteilen. Naja, nach dem Abend war ich natürlich sehr ärgerlich auf mich selbst. :/
unfall1.jpg

Aber! Nach einigen weiteren Anläufen, das ganze wieder gleichmäßig zu machen, hatte ich das ganze ganz gut gerettet. Aber es ist doch sehr dunkel geworden. Sehr ärgerlich dennoch, da ich jetzt nicht mehr sagen kann, ich hätte das so kontrolliert gemacht, wie ich es gerne gehabt hätte. Nach dem "Unfall" hab ich beim panischen Verteilen der Beize natürlich Ecken (besonders am Brücken-Ende und an den Spitzen der Hörner) dunklere Ecken gehabt. Das hab ich dann damit gerettet, dass ich diese Stellen im weiteren etwas vernachlässigt hab. So ist es eigentlich unmöglich, das alles gleichmäßig zu bekommen. Aber am Ende ist es kaum noch bemerkbar. Puh!
unfall2.jpg

Nachdem alles nochmal angeschleift wurde kamen dann über die nächste Woche drei Ladungen Klarlack oben drauf. Die Kopfplatte ungebeizt ebenso, denn dort muss nicht gebeizt werden. Dort wird dann im Sommer eine schwarze Folie landen mit einem Logo, an das ich mich noch setzen muss :)


Erstes Zusammenstecken
Hals also nach gebührender Trockenzeit in den Korpus und angeschraubt. Nach dem Auspacken hatte ich natürlich alles schon etwas test-gesteckt und die Löcher für die Hals-Korpus-Schrauben, Brücken-Schrauben und für die Kopf-Mechaniken vorgebohrt. Daher ging jetzt alles auch sehr gut aus. (auch,wenn ich eine für die Brücke vergessen hatte :redface:

Alles saß gut, fest und von der Höhe her sah der Hals auch vielversprechend aus. Yay!


Elektronik
Ich hatte nun also zur Verfügung:
  • die Artec Elektronik
  • zwei EMG HZ40
  • Die Klinken-Buchse vom Bausatz (lang)
  • zwei Klinken-Buchsen von den EMGs (kurz)
  • Die dazugehörigen Kabel
Ich wollte also zunächst die lange Klinkenbuchse vom Bausatz nehmen, da die kurzen EMG-Buchsen zu kurz waren. Die war jedoch wegen Brummens nicht zu gebrauchen und funktionierte nach einer Viertelstunde gar nicht mehr. Also die ganze Artec-Elektronik raus, EMGS laut Anleitung passiv verkabelt und die mit Steckverbindungen versehnde Buchse von EMG benutzt. Kein Brummen, keine Mucken.

Aber zu kurz, um in den Schacht für die Klinkenbuchse im Korpus zu passen! Nein! Also eine lange bestellen? Args. Denn in der passiven Verkabelung würde auch ein Poti-Loch frei bleiben.

MOMENT.

In das Potiloch passt die Klinkenbuchse genau.

Somit das Problem der Poti-Bohrung auf der Decke und das Problem mit dem Stecker gelöst. Puh! Dann muss die Artec-Elektronik für das nächste Projekt ran! Glücklicherweise hatte ich einen kleinen Propfen, um die originale Lücke zu schließen. aber vielleicht kann man das später auch kreativ nutzen? Mal schauen.

elektronik.jpg



Finale Schritte bis zum ersten Test
Also Mechaniken dran, Sattel angebracht, Brücke eingeschraubt, Pickup-Höhe eingestellt und ein Set Warick-Saiten drauf. Bis auf die Saiten alles die mitgelieferten Teile. Der Sattel dürfte einen Millimeter zu weit oben sein, da ich dieses extra-Stück an Griffbrett noch nicht entfernt habe. Aber beim Fretless sollte das kein Problem sein, einen Milimeter mehr Mensur zu haben (ausser, ich orientiere mich an den ehemaligen Bundlinien, was ich aber aus Lern-Gründen schon nicht will :p).
Wird aber aus optischen Gründen noch gefixt!

Kein Brummen, solider Druck aus den Pickups, flexibler Klang mit dem Tone-Poti. Schnarren auch keins, Saitenlage insgesamt okay. Muss aber schauen, wie das dann bei ordentlich platziertem Sattel dann ausschaut.

Viele Sachen sind bisher hier nicht so gelaufen, wie sie sollten. Aber ich glaub, das Projekt ist vorsichtig als Erfolg zu betrachten. Feldtest im Proberaum gefiel mir sehr gut, auch wenn er bei voll aufgedrehtem Poti doch etwas metallisch klang :redface:

Klangbeispiele folgen natürlich auch, sobald ich 1) wieder in Deutschland bin und 2) Sattel und Griffbrettölung fertig hab. Da ich gerade auf längerer Dienstreise bin, musste ich meinen Bilderordner im Handy auf den Computer auslagern und dachte mir - ich könnte ja endlich mal den Thread zu dem Projekt anfangen :)

Hier aber erstmal ein Foto noch kurz vor dem Besaiten:
quasifinal.jpg
 
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Sehr schöner Bericht - und das Ergebnis deiner Arbeit kann sich sehen lassen!
Kompliment von mir! :great:
 
Auf jeden Fall sehr schöner Bericht.

Deine Idee die Lücken zu füllen, bringt mich auf neue Ideen für mein eigenes momentan gescheitertes Projekt.

Das Ergebnis lässt sich sehen und ich finde, trotz deiner Meinung nach unfallbedingten Farbe, den Korpus sehr schön von der Färbung. Alles perfekt, das wäre meiner Meinung nach doch etwas langweilig.

Danke für deinen Bericht
 
Auf jeden Fall sehr schöner Bericht.
Alles perfekt, das wäre meiner Meinung nach doch etwas langweilig.

Stimmt auch wieder :p

Ich hab unserem Gitarristen damals eine kleine Hörprobe geschickt. Die konnte ich noch auf meinem Server finden und hab sie hier mal angehängt :)



 

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Also ganz ehrlich, das klingt wirklich nicht gut dein Instrument. Eigentlich schrecklich!
Sicherlich macht es Spaß so ein Bausatz zusammen zu schustern aber vergleichbar zu einem fertigen frettless in moderater Preisklasse ist das nicht.
Sorry!
 
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