Ebay Bass-Bausatz

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Ist das nun was für die Bastelecke? Oder doch eher ein Review?

Vorgeschichte
Klar gibt es immer eine Vorgeschichte – in diesem Fall ging es eigentlich zunächst nur um einen Hals. Für meinen Yamaha BB5 war ich geraume Zeit auf der Suche nach einem selbigen. Das gestaltete sich schwieriger als vermutet. Yamaha produziert den Bass nicht mehr und hat auch keine Ersatzteile vorrätig. Auf dem Gebrauchtmarkt bekommt man keinen einzelnen Hals und wenn man einen kompletten BB5 kriegen kann ist er dann doch zu teuer zum Ausschlachten – zumindest die zwei die ich anvisiert hatte.
Generell sieht es preislich bei Hälsen der üblichen Bassteile-Lieferanten nicht viel besser aus. 5 Saiten und 24 Bünde sind (fast) nicht zu bekommen.
Auf der Suche nach gebrauchten BB5s fiel mir dann das Angebot eines Ebay-Shops ins Auge der für einen 5Saiter-Bausatz Werbung machte. Für 99Euro sollte man in der Lage sein, aus den Einzelteilen einen „sehr edlen“ Bass zu bauen.
Nun ich wollte eigentlich nur den Hals und erstand kurzerhand den Bausatz.

Der Bausatz an sich…
Die Teilesammlung enthält tatsächlich alles für den Bau notwendige. Für weniger versierte Bastler kann das Fehlen einer Bauanleitung nun schon zum ersten Problem führen. Fairerweise muss man aber sagen, dass auf dieses Fehlen bei der Auktion deutlich hingewiesen wird. Nun aber zu den einzelnen Komponenten:

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Korpus
Ist aus einem recht schönen Stück Erle gefertigt und bereits komplett vorbereitet, d.h. gefräst, geshapt und gebohrt. Leider auch mit einem leichten Lacküberzug den man am besten sofort entfernt. Die Fräsungen sich ziemlich unsauber zum einen nicht komplett ausgefräst, d.h. es sind Reststege vorhaben, was noch etwas schlimmer wiegt, ist die unpassend gefertigte Halstasche. Hier wird der einfache Bastler schon ziemliche Probleme bekommen für die Halstaschen-Korrektur wird eine Oberfräse benötigt, die Reststege sind auch mit einem scharfen Stemmeisen entfernbar.

Hals
Sehr sauber gefertigt aus Ahorn mit Palisandergriffbrett. Der Hals hat einen recht starken Radius, das ist für gefrettete Modelle schon eher ungewöhnlich und wird in der Abstimmung mit Sattel, Brücke und PUs nicht ganz einfach.

Hardware
An sich in durchaus vertretbarer Qualität – für das investierte Geld an sich in Ordnung. Die Mechaniken sind geschlossen und laufen soweit ohne Last schön flüssig, die Brücke ist einfach aber mechanisch in Ordnung – mich stört nur der sehr geringe Saitenabstand und der ist nicht einstellbar. Der Sattel ist ein weiteres Problem für den einfachen Bastler denn er passt nicht so ohen Weiteres an die dafür vorgesehene Position.

PUs und Elektronik
Zwei vergossene passive Soapbars liegen bei, Wicklungsangepasst für Hals- und Brückenposition. Potis, Knöpfe und Zargenbuchse sind ebenfalls in Ordnung, sogar die Kondensatoren für die Höhenblende liegen bei.

Sonstige Kleinteile
Die Kunststoffdeckel für Elektronikfach und Halsstab sind passgenau, zwar nur aus einfachem schwarzen Kunststoff aber das ist auch bei teuren Bässen oft nicht anders. In einem Beutel liegen alle notwendigen Schrauben und sonstigen Montageteile bei, alles in vernünftiger Qualität. Die Saiten habe ich nicht ausprobiert, das Kabel habe ich gleich weggeschmissen.


Was nun…???
Eigentlich wollte ich den Hals an meinen BB5 anbauen…aber nun gefiel mir der Erle-Korpus doch so gut, dass ich mich entschloss zumindest den Grundaufbau des Basses mit den Bausatz-Teilen zu machen. Das bedeutete allerdings doch einige Anpassungen und zusätzliche Teile:

Korpus
Die Halstasche musste nachgefräst werden, ebenso war eine Nacharbeit des Elektronikfachs notwendig. Die Bohrung der Zargenbuchse passte nicht, also auch hier eine Nacharbeit.
Zusätzlich habe ich ein 9V-Batteriefach ausgefräst, ebenso die Aussparungen für die PUs erweitert, den ich wollte meine EMG DCs aus dem BB einsetzen.

Hals
Am Hals war nur eine kleine Korrektur im Bereich der Halstasche notwendig um ein Überstehen zu vermeiden – das störte im ersten Versuch vor allem beim Slappen sehr stark.
Als Sattel habe ich einen verstellbaren Warwick Just A Nut III verbaut. Ist zwar wirklich gut, aber man fragt sich schon was da 20 Euro daran kostet…
Ansonsten konnte der Hals mit den mitgelieferten Schrauben vernünftig montiert werden.

Brücke
Wie erwähnt störte mich der (für meine Begriffe) zu enge Saitenabstand der mitgelieferten Brücke, mit Monorails konnte das Problem elegant gelöst werden, gleichzeitig habe ich auch die Möglichkeit für Neckthrough-Saitenmontage vorgesehen und entsprechende Bohrungen mit Führungshülsen eingesetzt.

PUs und Elektronik
Zum Einsatz kamen die aus meinem BB5 stammenden aktiven EMGs mit passiver Elektronik, dazu musste ich, wie erwähnt, die PU-Fräsungen erweitern. Elektronikfach und PU-Befestigungen habe ich mit Eindrehmuttern ausgestattet, die mitgelieferten Schrauben wären allerdings durchaus auch in Ordnung gewesen.

Sonstiges
Als Abrundung habe ich noch die Security Locks aus dem BB5 angebaut und vernünftige Saiten (D’Addario EXP170-5 0.045 0.080 0.065 0.100 0.130) montiert. Das Finish des Holzes wurde mit Hartöl ausgeführt.

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Endbetrachtung
Der Bass ist richtig gut geworden und passt für meine Anforderungen und Erwartungen ideal. Bespielbarkeit und Handlich sind extrem gut, der Bass wiegt nur 3,9kg, da habe ich manchmal bei hochheben ein komisches Gefühl. Halsgeometrie und Balance sind ebenfalls vorbildlich und machen meinen Neuen im Fuhrpark zum Arbeitswerkzeug.
Was soll man nun abschließend über den Bausatz sagen…
Für mich war er das Geld wert! Ich habe aber auch schon Bässe komplett gebaut und bin entsprechend für alle nötigen Anpassungen und Umbauten vorbereitet. Ein ungeübter Bastler sollte besser die Finger davon lassen, nicht weil die Materialien schlecht wären sondern weil man sich ohne Background wohl verzetteln kann.
Ich habe den Bass sicher bei weitem nicht mit dem beiliegenden Material gebaut, somit ist eine generelle Aussage zum zu erwartenden Ergebnis mit diesen Teilen eher schwierig.
Klar ist trotzdem, dass die 99 Euro im Einzelfall sehr gut angelegt sind.
 
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Ist das nun was für die Bastelecke? Oder doch eher ein Review?
Ich denke, ein potenzieller Nachkäufer wird wohl eher hier in der Bastelecke danach suchen, ich werde aber trotzdem in der Review-Übersicht einen Link hierher setzen.

Interessanter Bericht, der dem Anfänger eine Entscheidungshilfe bietet, ob er sich die notwendigen Arbeiten wirklich zutraut. Vielleicht wäre noch ein Satz über das verwendete Werkzeug angebracht, soweit es vom Inhalt des Standard-Werkzeugkastens abweicht. :)
 
Könntest du noch kurz auf die Koeerkturen bei Halstasche und Sattel eingehen?
Sind ja doch zwei recht elementare Dinge, die zwischen "wirklich brauchbar" und "unspielbar" entscheidend sein können.

Ansonsten....super Beitrag!:great:
 
Danke, sehr guter Beitrag.
Hab mich bisher nicht getraut. Aber macht Lust. Ich würd ja gerne 'nen Preci bauen. Mal schauen...
 
Zu den zwei erwähnten Punkten:

1. Benötigtes Werkzeug
Auf jeden Fall sollte man neben dem erwähnten üblichen Inhalt eines Standardwerkzeugkastens eine Oberfräse (mit Zylinderfräser) für die Korrektur der Fräsungen haben, eine Bohrmaschine zum Vorbohren diverser Schraubbefestigungen und für die Verdrahtung der PU/Elektronik Lötkolben mit entsprechendem Zubehör.

2. Sattel
Das Problem beim mitgelieferten Sattel ist, das er einerseits zu breit für die Montagefläche ist, zum anderen eine starke Anschrägung aufweist. Generell kann man sagen, dass mit etwas Anpassung sicher auch der mitgelieferte Sattel brauchbar ist.

3. Halstasche
Die Tasche war sowohl nicht sauber ausgefräst als auch zu eng für den Hals. Die Reststege können leicht entfernt werden z.b. mit einem scharfen Stemmeisen. Die Tasche zu vergrößern ist etwas komplexer, denn hier muß die komplette Aussengeometrie vergrößert werden, das waren in meinem Fall ca. 1-2mm. Die Tiefe der Tasche ist in Ordnung, d.h. bei Anpassung der Aussenmaße passt der Hals. Letztlich ist diese Anpassung wohl die schwierigste Aktion für Bastler. Ich persönlich fand den Aufwand als nicht besonders groß und schnell gemacht.

In Summe könnte man sicher auch mit den Originalteilen einen vernünfig bespielbaren Bass bauen - der Hals ist auf jeden Fall absolut vorbildlich in Aufbau und Verarbeitung.
 
Schöner Bericht :great:
Ich muss sagen für das Geld sieht das holz von Korpus und Hals echt schön und hochwertig aus.
Noch zwei Fragen zum Hals: ist die Kopfplatte angeschäftet oder mit dem Hals aus einem Stück?
Ist der Hals am übergang zur Kopfplatte so dünn wie es aus den Bildern aussieht? Vor allem in Verbindung mit der Thrusrod Bohrung sieht mir das nach etwas wenig Maerial für den Bereich aus.
 
3. Halstasche
Die Tasche war sowohl nicht sauber ausgefräst als auch zu eng für den Hals. Die Reststege können leicht entfernt werden z.b. mit einem scharfen Stemmeisen. Die Tasche zu vergrößern ist etwas komplexer, denn hier muß die komplette Aussengeometrie vergrößert werden, das waren in meinem Fall ca. 1-2mm. Die Tiefe der Tasche ist in Ordnung, d.h. bei Anpassung der Aussenmaße passt der Hals. Letztlich ist diese Anpassung wohl die schwierigste Aktion für Bastler. Ich persönlich fand den Aufwand als nicht besonders groß und schnell gemacht.

Ok, danke. Das muss nicht mal ein Konstruktionsfehler sein, sondern kann u.U. auch mit veränderten klimatischen Bedingungen zusammenhängen.
Erle und Ahorn wären so ein Kandidaten, die sich gerne an veränderte Luftfeuchtigkeiten anpassen, auch mit den Maßen, die du angibst liegt das durchaus im Bereich des Möglichen.
 
Schöner Bericht :great:
Ich muss sagen für das Geld sieht das holz von Korpus und Hals echt schön und hochwertig aus.
Noch zwei Fragen zum Hals: ist die Kopfplatte angeschäftet oder mit dem Hals aus einem Stück?
Ist der Hals am übergang zur Kopfplatte so dünn wie es aus den Bildern aussieht? Vor allem in Verbindung mit der Thrusrod Bohrung sieht mir das nach etwas wenig Maerial für den Bereich aus.

Die Kopfplatte ist angeschäftet. Der Übergang Hals-Kopfplatte ist zwar relativ schlank, ich würde ihn aber nicht als potenitelle Schwachstelle sehen. Die Verbindung wurde mit einer lang-zulaufenden Schrägung realisiert und macht auch nach längerem Zug durch die Saiten einen wertigen Eindruck. Zum Stressen hatte ich den Halsstab schon sehr stark angespannt, denn ich wollte nicht später am fertigen Bass erleben, das genau diese Zone Probleme bereitet.
 
Die Verbindung wurde mit einer lang-zulaufenden Schrägung realisiert und macht auch nach längerem Zug durch die Saiten einen wertigen Eindruck.

Das ist auch eine vernünftige Methode. Erstens materialsparend und zweitens aufgrund des Faserverlaufs des Holzes in der Regel auch ausreichend stabil. Da gibt's weit bekanntere Hersteller, die das noch nicht erkannt haben.

Was mich noch interessieren würde ist das Finish. Das schaut sehr gelungen aus. Öl und evtl. Wachs für den Glanz?
 
Ist sanft hellbraun eingefärbtes Holzöl aus Basis von feinstem kaltgepressten Leinöl.
So insgesamt 5 oder 6 Schichten...und immer schön gewartet...



...ich geb's zu ich hab mich mit IcePrincess abgesprochen---
 

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