Gesangslautstärke in verschiedenen Genres

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Hallo meine Lieben,

ich habe in anderen Threads dazu nur bedingt zufriedenstellende Antworten gefunden, und Online sowie im privaten Umfeld scheiden sich wie immer die Geister; Deswegen würde ich mich auch hier wieder zu Erzählungen und Berichten aus erster Hand freuen.

Einfache Frage: "Wie laut singt ihr?" Gerne im Vergleich zur Sprechstimme, oder eure allgemeine Herangehensweise an euer Genre/Stil.

Klar: Durch neue Mikrofontechnik hat man dort (zumindest wenn man Mikros verwendet) freie Auswahl, ich merke aber immer mehr bei Live-Auftritten oder Konzerten, dass Leute oft *viel* leiser Singen als ich es vermutet habe. Auch im Theater merke ich es immer mehr wie Leute (die zwar laut können, aber nicht wollen) oft eigentlich so leise singen, wie es gerade möglich ist ohne der Stilistik zu schaden. Deswegen interessiert mich dort, wie ihr mit dieser Thematik umgeht.

Ich bin durch die Bank definitiv zu laut (ich bin Chor von früher gewöhnt und nehme auch Unterricht zurzeit eher im Bereich (klassischem) Musiktheater), merke im Moment aber immer mehr wie angenehm es ist für Band und co. einfach relativ Sprech-nah zu singen und nur in Fahrt zu kommen, wenn es die Materie benötigt. Gleichzeitig merke ich, wie eine gewisse Grundlautstärke hilft, Technik/Luftstrom/Stütze sauberer zu halten.

Wie ist euer Ansatz? "So laut wie muss, so leise wie möglich?", "Nie lauter als Sprechgesang!" oder vielleicht sogar "Egal, mit Stütze ist der Hals eh entspannt, lieber laut für den Stimmklang."

Vielen Dank im Voraus für eure Beitrage!

Viele Grüße,
Vincent
 
Moin,

ich bin in sehr unterschiedlichen Konstellationen unterwegs und habe da auch entsprechend völlig andere Ansätze. Als Singer-Songwriter singe ich eher so gemütlich vor mich hin und breche nur ab und zu mal etwas lauter aus. In der Stamm-Band hingegen nenne ich unsere Proben liebevoll meine Urschreitherapie. :D

Unterschiedliche Genres, unterschiedliche Herangehensweise. Aber lauter als ein normales Gespräch bin ich auch in der sanfteren Einstellung schnell.

Was mich so ein bisschen irritiert bei deiner Frage: Ist das immer noch so, dass in Klassik, Chor & Co. so dermaßen "gebrüllt" wird? :gruebel: Vor Jahren schon wurde hier diskutiert, wie schnell Chorleute oder auch MusicaldarstellerInnen sich kaputtsingen.
Eine gute Atemtechnik (ich da auch nicht wirklich gut...:nix:) hilft dabei, von ganz leise bis ganz laut alles hinzubekommen, ohne sich zu überanstrengen. Und ja, es tut weder gut noch ist es nötig, ständig einem startenden Jet Konkurrenz machen zu wollen.

Insofern würde ich dem "So laut wie muss, so leise wie möglich" weitestgehend zustimmen.

Aber ab und zu ist's halt geil, einfach mal die Sau rauszulassen...
 
Danke für den Beitrag!

Ist das immer noch so, dass in Klassik, Chor & Co. so dermaßen "gebrüllt" wird?
Da habe ich sicher etwas generalisiert. Meine Hauptaktivitäten sind in einem Kammerchor, da wird nur selten mal die Sau rausgelassen. Sonst habe ich als hands-on Vergleich nur Opernchöre und Projektchöre, die sind tendenziell beide eher recht laut. Bei den Projektchören liegt das aber auch v.a. an der Stückwahl á la Logesang und co.; Ich habe irgendwo in der Mitte einfach mal den Status Quo hingestellt. :engel:

Aber ab und zu ist's halt geil, einfach mal die Sau rauszulassen...
Amen.
 
Die Frage stelle ich mir gerade auch :)

Auch ich komme vom klassischen Gesang - Kirchenchöre, Kammerbesetzungen, etc. und war da meist auf der "zu lauten" Seite und musste mich heftig zurücknehmen. Mit Gesangsunterricht klappte das dann ganz gut. Solange man im klassischen Bereich unterwegs ist brauchst Du eine gewisse "Projektion", die nicht unbedingt mit Lautstärke zu tun haben muss, um anzukommen. Meist verwechselt man allerdings genau die beiden Dinge: Projektion heißt nicht laut.

Aber, wie Du schon sagst:
Gleichzeitig merke ich, wie eine gewisse Grundlautstärke hilft, Technik/Luftstrom/Stütze sauberer zu halten.
+1

Für mich sind Band und auch Jazz dann wieder ganz andere Abteilungen. In der Band würde ich im Spektrum absaufen, wenn ich in tieferen Lagen singe. Also - wie Dein Avatar schon anzeigt - das hohe G ist gesetzt. Um das im Brustregister hinzubekommen brauche ich als eigentlich Bariton schon eine gewisse Grundlaustärke. Falsett klingt halt anders und ist nicht gewünscht. Ergo: Band = Gas geben,

Wenn ich hingegen Jazz-Standards angehe habe ich die Freiheit, mir die in bequeme Lagen zu packen. Gerade bei Balladen kann ich dann auch bewusst leise singen, was zumindest bei mir den Vorteil hat, dass der Registerwechsel viel geschmeidiger ist. Selbst wenn ich dann mal "den Franky oder Roger mache" bin ich noch immer deutlich leiser als bei einem Rock-Stück.

Wobei es dann auch wieder Situationen gibt (Bigband Probe), in denen ich eben vor der Truppe stehe und KEIN Mikro habe. Da gelten andere Regeln :)
 
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Als Chorsänger? Eher zu laut¹, aber wenn ich die kleinen Piano-Anmerkungen sehe nehme ich auch runter, nur leider merken das nicht immer alle. Und seit der paar Wochenendworkshops kommt Projektion dazu, jetzt heißt es, die konsistent einzusetzen und trotzdem piano zu können…

① … und immer noch nicht laut genug, um über’s kleine Orchester wegzukommen, wenn man mal wieder nur zu 2–3 im Tenor ist.
 
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Ich singe einfach so wie es das Lied oder die Passage im Lied gerade sinnvoll erscheinen lässt. Die eigentliche Lautstärke wird dann ein bisschen mit dem Mikrofon Abstand und einem Kompressor ausgeglichen.
Was ich allerdings nicht leiden kann ist wenn man den Text eines Sängers live überhaupt nicht versteht. Das finde ich nicht richtig. Das hat nicht nur was mit der Lautstärke zu tun sondern auch mit der Abmischung im Frequenzbereich und in der räumlichen Trennung etc.
 
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Vielen Dank für den allgemeinen Input, eure persönlichen Einblicke schätze ich sehr!

Ein kleines Update im Selbstversuch:
Ich habe bewusst die letzten Paar Wochen ein besonderes Augenmerk auf das Thema gelegt, besonders im Bereich Contemporary. Nicht nur bei mir, sondern auch bei professionellen und nicht-professionellen Sänger:innen in meinem Umfeld.

Persönlich habe ich das Gefühl, durch kleinere Lautstärke mehr Spielraum zu haben was das Vorbereiten der Passagen angeht. Der Unterschied zwischen einer Phrase rein in voller Bruststimme, und einer Phrase bei der man schon früh den Weg in leichtere Höhen (für später) vorbereitet, ist eindeutig weniger zu unterscheiden. Die fehlende Laustärke holt die Tontechnik wieder rein, "schwächer" anhören tut es sich aber nicht.

Auch bei den Sänger:innen, die ich in der letzten Zeit hören durfte wäre mir ein ähnlicher Trend aufgefallen (natürlich mit einer gewissen Obacht vor dem Confirmation-Bias). Außer wenn man weiß es kommt ein "Kraft"-Belt löst man die meisten Probleme indem man einfach Pauschal über C4 in einem leichteren (dabei aber nur bedingt weniger Kraft) Ansatz bleibt. Ein Kollege meinte von sich selbst, er singt pauschal im "Chest-Mix" für Aussprache und Leichtigkeit. Dabei fehlt mir aber die vertiefte Einschätzung der contemporary-Gesangsbegriffe um zu wissen ob das bei den anderen Personen so ähnlich war. "So laut wie muss, so leise wie möglich" scheint mir dort die verbreitete Schiene.

Fazit, mit dem ich mich die nächste Zeit weiter anfreunden werde (oder es zumindest versuche):
Ein wenig Kraft raus, ein wenig mehr Fokus auf Resonanz, und plötzlich geht alles ein wenig geschmeidiger. :great:

Viele liebe Grüße und eine schöne Restwoche,
Vincent
 
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Ich hab’ am Wochenende im Workshop u.a. gelernt, daß ein cresc. oder ein Wechsel von p auf f nichts mit der Lautstärke zu tun haben muß, gerade im Solistischen stattdessen eher ein stärkerer Ausdruck, mehr Intensität, sein kann.

(Und daß, wenn man das nicht befolgt, man plötzlich erschöpft ist und die Töne nicht mehr trifft… grml… wobei die Übungen echt anstrengend waren, wenn auch mitunter sehr hilfreich.)
 
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