Gesangsstudium und eine Menge Zweifel

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_merle_
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Hallo zusammen,

ich weiß ihr lest so etwas mit Sicherheit häufig und ich bin neu hier. Ich würde gerne ein paar Sorgen und fragen loswerden und hoffe mir kann hier jemand antworten geben.

Ich bin 16 Jahre alt und nehme seit etwa einem halben Jahr klassischen Gesangsunterricht. Außerdem spiele ich seit etwa 10 Jahren Klavier. Ich übe etwa 1-2h am Tag und singe ab und zu in Chören oder Schülerbands. Ich habe schon lange den Traum Musik zu studieren (am liebsten Jazz, ich werde bald zusätzlichen Unterricht in Jazz nehmen), durfte aber leider nicht vor dem 16. Lebensjahr Gesangsunterricht nehmen und habe deshalb große Angst zu spät für ein Studium angefangen zu haben. Trotzdem besteht mein Klavierunterricht seit ein paar Monaten aus Rhythmusdiktaten, Theorie und sonstiger Gehörbildung.

Außerdem bin ich seit einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen der ein Jungstudium in Posaune absolviert und zusätzlich 2x Jugend-musiziert gewonnen hat und mich sehr damit verunsichert, dass Wettbewerbe extrem wichtig seien um überhaupt zu Probespielen eingeladen zu werden. Meine Eltern verstehen meine musikalische Neigung nicht besonders gut, daher bekomme ich sehr wenig positives Feedback oder Unterstützung von ihrer Seite (oder generell).

Ist mit 16 anfangen zu spät? Wie wichtig sind Wettbewerbe? Wie viel Bühnenerfahrung sollte/müsste man vor einem Studium schon haben? Und weiß jemand wie man ein wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Leistungen aufbaut?

Ich würde mich sehr über Antworten oder Erfahrungen freuen:) Habt einen wunderschönen Tag!:engel:
 
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. Ich habe schon lange den Traum Musik zu studieren (am liebsten Jazz, ich werde bald zusätzlichen Unterricht in Jazz nehmen), durfte aber leider nicht vor dem 16. Lebensjahr Gesangsunterricht nehmen und habe deshalb große Angst zu spät für ein Studium angefangen zu haben. Trotzdem besteht mein Klavierunterricht seit ein paar Monaten aus Rhythmusdiktaten, Theorie und sonstiger Gehörbildung.

Zu spät für ein Gesangsstudium .... mit 16 ? Ich glaube, deine Sorge ist unberechtigt. Beim Thema Klassik kann ich nicht mitreden, aber was Jazzgesang betrifft, durchaus. Und dafür ist es nicht zu spät. Aber auf den zusätzlichen Unterricht würde ich gar nicht warten, sondern gleich loslegen. Youtube ist eine unerschöpfliche Quelle. Fang ruhig mit den gängigen Realbook-Standards an, z.B. How high the moon, Black Coffee, Dindi, Round midnight ... die Liste ist endlos. Hör dir alle möglichen Sänger und Sängerinnen an.Wie interpretieren sie jeweils die Standards, was macht X anders als Y, wie wird phrasiert, harmonisch und rhythmisch abgewandelt, wie wird gescattet/improvisiert.... Jazz ist nur bis zu einem gewissen Grad "akademisch erlernbar". Klingt er zu verschult, ist es kein Jazz mehr ;) Also ist auch deine Eigeninitiative und Experimentierlust gefragt.

Außerdem bin ich seit einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen der ein Jungstudium in Posaune absolviert und zusätzlich 2x Jugend-musiziert gewonnen hat und mich sehr damit verunsichert, dass Wettbewerbe extrem wichtig seien um überhaupt zu Probespielen eingeladen zu werden.

Na ja, sagen wir mal so ... es gibt Musiklehrer, die ihre Schüler extrem auf Wettbewerbe trimmen, und es gibt Schüler/Studenten, die gern als Zirkuspferd von Wettbewerb zu Wettbewerb fahren und versuchen, Preise abzuräumen. Aber das dürfte doch eher im klassischen Bereich anzutreffen sein. Und es muss dich nicht kümmern, nicht alle Lehrer oder Studenten sind so drauf.
Es sei denn, du willst auch als klassische Pianistin spielen ? Das ist jetzt nicht ganz klar....
Ansonsten... mach dein Ding. Selbstsicherheit gewinnst du am besten durch Auftritte und durch das Zusammenspielen mit anderen Musikern. Und hör nicht auf das, was deine Eltern sagen. Eltern sehen es wohl generell nicht so gerne, wenn die Sprösslinge Musiker werden wollen ;)
 
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Ist mit 16 anfangen zu spät? Wie wichtig sind Wettbewerbe? Wie viel Bühnenerfahrung sollte/müsste man vor einem Studium schon haben? Und weiß jemand wie man ein wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Leistungen aufbaut?
Nein, ich denke, 16 ist für Gesang nicht zu spät. Notenlesen und Theorie solltest Du ja vom Klavier her kennen.
Eigentlich ist es sogar gut, denn Du umgehst damit ja die Zeit des Stimmbruchs.

Selbstbewußtsein und Vertrauen sind generell wichtig und gut.
Wettbewerbe fördern das nicht immer.

Selbstsicherheit gewinnst du am besten durch Auftritte und durch das Zusammenspielen mit anderen Musikern.
Ja, Auftritte und Zusammenspiel mit anderen Musikern ist immer gut.
 
Vorab, ich habe Musik nie studiert und lebe von etwas anderem, nur ohne Musik geht irgendwie gar nicht :)

Und weiß jemand wie man ein wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Leistungen aufbaut?

Das baut man auf, indem man gute Erfahrungen macht.

Positive Rückmeldungen ist so eine Sache, die bekommt man nicht unbedingt auf dem Silbertablett serviert. Gerade in diesem Bereich, in dem die Konkurrenz groß ist und der Neider viele sind. Aber wenn Du dafür brennst, wird Dich das eh nicht weiter stören, dann musst Du einfach Musik machen, das geht gar nicht anders. Du musst Dir dann nur ein dickes Fell zulegen (ja, ist leichter gesagt als getan ;) )

Mir hat es sehr geholfen, mich selber aufzunehmen. Beim Proben, beim GU, bei Auftritten. Das gibt eine eigene Einschätzung und wenn man sich alte Aufnahmen wieder anhört, merkt man mitunter Fortschritte, die einem so gar nicht so bewusst waren. Und es hilft finde ich beim Lernen; dieses "Ei, dieser Ton ärgert mich, da muss ich aufpassen" :D.

Mit 10 Jahren Klavierunterricht hast Du eine gute Basis, das sollte beim Singen auch gut helfen (ich gehe davon aus, dass Du so Sachen wie Noten lesen, Grundlagen der Harmonielehre und Musiktheorie so nebenbei mitgelernt hast).
 
Natürlich ist es mit 16 nicht zu spät!

Wettbewerbe werden dir auch nicht helfen, einen der raren Studienplätze zu ergattern.

Am meisten bringt es, ein paar Stunden bei einer/einem der zukünftigen Professoren zu nehmen.
Die wissen, worauf es in ihrem Institut bei der Aufnahmsprüfung ankommt, können dein Niveau zu den anderen Bewerbern am besten abschätzen und nicht zuletzt, kennst du dann jemanden (vielleicht sogar aus deiner Prüfungskommision) persönlich. Oder zumindest jemanden, der diese Leute kennt.
Deine Vorkenntnisse in Gehörbildung, Musikkunde etc. sind total wichtig. Wichtiger als eine fertig ausgebildete Stimme.
Du wirst ja auch einen musikalischen Lebenslauf abgeben müssen, und dann sehen sie ja, dass die Stimmausbildung noch nicht so lange läuft und die hören dein Potential bei der Aufnahmsprüfung schon.

Das schaffst du.

Lg Thomas
 
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Hi merle,

ich kann mich nur in den Chor der "mit 16 nicht zu alt" Berater einreihen. Hier im im Vocals Subforum geht es ja hauptsächlich ums Singen selbst oder auch um Gesangsunterricht. Im Zusammenhang mit einem Musikstudium könnte dich auch noch diese Subforum hier interessieren:

https://www.musiker-board.de/forum/ausbildung-und-studium.488/

LG Robert
 
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Du must nur eins erkennen.

Zweifel sind eine der vielen grundsätzlichen Eigenschaften, die man braucht um ein guter Musiker zu werden, denn wer zweifelt, ist mit seiner Leistung nie so ganz zufrieden, sucht nach Wegen besser zu singen, besser zu klingen, bessere Musik zu schreiben.

Viele berühmte Musiker waren voller Zweifel.

Man muss einfach nur die Zweifel zulassen, sie lächelnd ertragen und sie als Ansporn mutzen besser zu werden, mehr zu üben, an sich zu feilen.

Und was noch wichtig ist.. Musik ist eine Sprache des Herzens, nicht des Egos.

Wettbewerbe sind aber Kämpfe für das Ego, man kann mit ihnen messbare oder vergleichbare Parameter bewerten.

Vergiss also Wettbewerbe und geh einfach deinen Weg...

Suche die Musik in deinem Herzen, während du das Handwerk des musizieren erlernst.

Und denke immer daran. Die Fähigkeit Musik zu machen, sich mit Musik auszudrücken, ist etwas ganz besonderes und was sehr wertvolles.

Wenn man so denkt, geht man den Weg ruhig und mit fester Entschlossheit. Wenn dann noch Talent dazu kommt, kannst du eine toller Musiker/in werden..

Ich hoffe das hilft dir..

Lg
 
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Gerade für Gesang ist 16 Jahre nicht zu spät, für Jazz schon gar nicht.
Besonders die Stimme braucht Entwicklung und Zeit und ist ganz besonders an die physiologischen Veränderungen gebunden, die das Wachstum mit sich bringt.
Überstürzen schadet da nur.

Und vergiss den "Wettbewerb". Ich halte Wettbewerbe in der Musik für absolut überbewertet. In der Musik geht es nicht um Wettbewerb und "höher, schneller, weiter" oder darum, andere auszustechen. Dass dem Wettbewerb (hier "Jugend Musiziert") so eine große Bedeutung zugemessen wird, sagt mehr über die Gesellschaft und gesellschaftlichen Druck aus als über musikalische Qualitäten.
Was wohl trainiert wird, ist das Vorspielen vor Prüfungskommissionen. Nicht so schlecht für das Studium mit seinen Zwischenprüfung, der Abschlussprüfung oder schon der Aufnahmeprüfung zu Beginn. Auch ganz gut für das Probespiel bei Orchestermusikern.

Aber du als Sänger(in) musst später das Publikum überzeugen und begeistern und keine Prüfungskommissionen mehr, und damit kannst du schon jetzt anfangen.
Suche dir Auftrittsmöglichkeiten (keine Gelegenheit ist zu klein oder gar unbedeutend), suche dir vor allem Mitmusiker, für Jazz z.B. eine Combo und lege los. Und höre auf die ehrlichen und aufrichtigen Kritiker, nicht auf die Schönredner und die ´Fertigmacher´ (die meistens beide keine wirkliche Ahnung haben).
 
Und weiß jemand wie man ein wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Leistungen aufbaut?

Ich denke was deinem Selbstbewusstsein und Vertrauen in deine eigene Leistung angeht, wäre es wichtig positive Erfahrungen mit Auftritten zusammen. Ich bin mittlerweile 28 Jahre alt und habe seit über 5 Jahren klassischen Gesangsunterricht. Von meinem ersten Lehrer habe ich leider nie Rückmeldung zu meiner Stimme bekommen, weswegen ich oft unsicher war. Mein neuer Lehrer hat mir gleich
in der ersten Unterrichtsstunde gesagt, dass er mich schon oft Singen hat hören bei meinem ehemaligen Lehrer und er findet, ich hätte eine gute Stimme. Dieser kleine, einfache Satz hat mir wirklich
viel neues Selbstbewusstsein gegeben und seither gehe ich auch mit einer anderen Einstellung in den Unterricht (statt das schaffe ich niemals, denke ich mir jetzt, wenn ich alles richtig mache klingt meine Stimme schön). Er war der Erste der mich als "Sänger" bezeichnet hat, ein Begriff den ich zuvor nie mit mir verband, mit dem ich mich aber jetzt identifiziere.

Du schreibst das du von deiner Familie keine wirkliche Unterstützung erfährst oder positives Feedback bekommst. Die selbe Erfahrung habe ich ebenfalls gemacht und sie beeinträchtigt unwahrscheinlich stark. Was mir neben meinem Gesangslehrer aus dieser negativen Einstellung gegenüber meiner selbst geholfen hat, war das positive Feedback das ich von anderen bekomme wie z.B. man merkt echt das du Gesangsunterricht hast, deine Stimme hat sich richtig gut verändert, ich bekomme Gänsehaut wenn du singst etc.

Erste kleine Konzerte würde ich im privaten und geschützten Rahmen geben. Es ist wichtig für dich das du dir ein positives Selbstbild aufbaust, dann ändert sich auch deine Ausstrahlung bei Auftritten und dein Selbstbewusstsein kommt ganz von allein.
 
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