Gesangsstudium

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Der Gick
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Hallo zusammen!

Nachdem ich hier knappe vier (!) Stunden Threads gelesen habe und immernoch keine Antwort auf genau meine Situation habe, hoffe ich, dass mir niemand böse ist, wenn ich einen neuen Thread aufmache, der in manchem Anderen schon z.T. enthalten ist.

Ich bin 25 und stehe gerade vor einer Entscheidung. Ich studiere Elektrorechnik und nehme seit zwei Jahren nebenher Gesangsunterricht. Eigentlich komme ich musikalisch eher aus der Rock-Ecke und liebe diese insbesondere wegen ihrer Vielfalt (aber das soll nicht Thema sein). Bin aber auch im Jazz, im elektronischen Bereich und seit neustem auch in der Klassik zuhause.
Auf jeden Fall kotzt (sorry) mich ein Elektrotechnikstudium nach zwei Jahren an (es lief auch nicht besonders). Neulich meinte mein Gesangslehrer, dass er es sich gut vorstellen könne, dass ich Gesang studiere. Er meint wohl eher etwas klassisches. Er sagte mir, man könne mal so langsam mit Vorbereitugnen für eine Aufnahmeprüfung beginnen und mal sehen, was daraus wird.
Achso, ich bin ein Tenor. Wahrscheinlich (lässt sich noch nicht sagen) ein Heldentenor.

Jetzt meine Fragen (im Bezug auf Beruf und Karriere bin ich ein rationaler Mensch):
  • Bin ich mit 25 zu alt?
  • Was bedeutet es für mein Leben, wenn ich Gesang studiert habe? Klar singe ich gerne, ich liebe den Ausdruck und den Gefühlvollen Umgang mit der Stimme (die Führung, als auch meine Emotionen in der Stimme). Aber was kann man später damit anfangen?
  • Kann man davon später leben? Ich rede jetzt nicht nur von Musik. Ich muss kein Musiker werden. Ich hab noch nicht einmal eine Idee, ob ich musikalisch ein großes Talent habe (Obwohl Musik hören und das damit Befassen einen riesigen Bereich in meinem Leben einnimmt). Ich könnte mir auch Synchronsprechen, Hörbücher, Theater, usw vorstellen. Hauptsache Stimme.
  • Welche Erfahrungen habt ihr mit so einem Studium?
  • Welche Richtungen kann man machen? Im moment handelt es sich bei mir um eine klassische Ausbildung (obwohl ich gestartet habe, um meine Atemtechnik beim Shouten zu verbessern, aber das ist eine andere Sache und Vergangenheit)
  • Ist man durch die Richtung des Studiums arg festgelegt? Ich habe mir schon ein paar Sachen, von wegen "Klassik", "neuer Musik", usw. angeschaut.

Ich hoffe, ich spreche insbesondere hauptberufliche Musiker an, die vielleicht in den letzten Jahren aktiv geworden sind (in welchem Umfang auch immer). Das insbesondere, da ich denke, dass sich "das Geschäft" in der letzten Zeit stark geändert hat. "Alte Hasen" sind mit ihrer Erfahrung natürlich ebenfalls im höchsten Maße willkommen.

Bitte helft mir bei einer Orientierung. Ich wäre echt sehr dankbar!

Beste Grüße
Der Gick!
 
Eigenschaft
 
Ich bin zwar kein Profi, würde diesen Weg aber gerne einschlagen und kenne viele profesionelle Musiker und Sänger.

  • Bin ich mit 25 zu alt?


  • Bei vielen Musikhochschulen wirds schon eng, da viele Altersbeschränkungen haben. Eine Liste der Musikhochschulen in Deutschland findest du hier: http://www.academics.de/wissenschaft/musikhochschulen_31007.html

    Was bedeutet es für mein Leben, wenn ich Gesang studiert habe? Klar singe ich gerne, ich liebe den Ausdruck und den Gefühlvollen Umgang mit der Stimme (die Führung, als auch meine Emotionen in der Stimme). Aber was kann man später damit anfangen?

    Wenn du dich schon vier stunden mit entsprechenden Threads befasst hast, weißt du wahrscheinlich, dass studierte Musiker in den meisten Fällen zu einem Großteil vom unterrichten leben. Als Sänger kann man sich natürlich gut in Galabands, auf Hochzeiten o.ä. was dazu verdienen.

    Ich könnte mir auch Synchronsprechen, Hörbücher, Theater, usw vorstellen. Hauptsache Stimme.

    Da sind natürlich eher studierte Schauspieler gefragt, aber es gibt viele Quereinsteiger und ein Gesangsstudium macht sich da sicher auch nicht schlecht. Es ist durchaus möglich sowas zu machen, aber es gehört in der Branche natürlich immer etwas Glück dazu erstmal reinzukommen. Bestimmte Stimmen werden mal mehr gesucht, mal weniger. Das ist auch das Problem beim Schauspiel: wenn eine Schauspielerin 2 Meter groß ist, hat sie kaum Möglichkeiten besetzt zu werden.

    Welche Richtungen kann man machen? Im moment handelt es sich bei mir um eine klassische Ausbildung

    Meines Wissens kannst du als Sänger klassischen Gesang und Jazzgesang studieren. Außerdem gibt es den Studiengang Oper, wo u.a. auch Schauspiel dazu gehört. Man unterscheidet zwischen KA (künstlerische Ausbildung) und PA (pädagogische Ausbildung). Näheres erfährst du bei den Musikhochschulen (siehe auch Sammelthread).

    Ist man durch die Richtung des Studiums arg festgelegt? Ich habe mir schon ein paar Sachen, von wegen "Klassik", "neuer Musik", usw. angeschaut.

    Mit einem Jazzstudium ist man meistens schon eher auf die Jazz/Pop Richtung spezialisiert. Klassische Musiker haben mehr Möglichkeiten. Dabei haben Jazzer meistens einen klassischen Anteil in ihrem Studium, aber an der oper o.ä. wird man mit Jazzdiplom wohl nicht ernstgenommen :nix:
    Letztendlich läuft in der Musikbranche halt alles 1. über Probespiel/Casting, 2. über Kontakte. Das Musikhochschulzeugnis ist die Grundvorraussetzung überhaupt ernstgenommen zu werden, garantiert aber nichts.
 
[*]Bin ich mit 25 zu alt?

Wenn du wirklich gut bist, wirst du auch genommen werden.
Aber Theorie und Gehör darf trotzdem nich zu kurz kommen.
In Karlsruhe bin ich bei der Aufnahmeprüfung einem begegnet, der war auch 25 und Sänger. Den haben die auch genommen.

[*]Was bedeutet es für mein Leben, wenn ich Gesang studiert habe? Klar singe ich gerne, ich liebe den Ausdruck und den Gefühlvollen Umgang mit der Stimme (die Führung, als auch meine Emotionen in der Stimme). Aber was kann man später damit anfangen?

Willst du in RIchtung Jazzgesang, oder klassisch?
Dann kannst du unterrichten, in einer Combo singen, oder an der Oper.
Aber die letzten beiden sind nicht immer leicht zu schaffen.
An der Hochschule kann man dir auch weiterhelfen. Frag da mal bei der Studienberatung nach.


[*]Kann man davon später leben? Ich rede jetzt nicht nur von Musik. Ich muss kein Musiker werden. Ich hab noch nicht einmal eine Idee, ob ich musikalisch ein großes Talent habe (Obwohl Musik hören und das damit Befassen einen riesigen Bereich in meinem Leben einnimmt). Ich könnte mir auch Synchronsprechen, Hörbücher, Theater, usw vorstellen. Hauptsache Stimme.


Wenn mans studiert sollte man schon auch die Ambitionen dazu haben.
Also mal schnell ein Studium machen und dann nich Musiker werden, naja...
Wenn du ans Theater willst, kannst du in Stuttgart auch Schauspiel studieren, aber das is dann kein Gesangsstudium.

[*]Welche Erfahrungen habt ihr mit so einem Studium?

Ich studiere Musiktheorie, das is ein bisschen anders als Gesang, aber generell macht das Studium sehr viel Spaß und du lernst vor allem nicht nur singen, sondern musst auch andere Lehrveranstaltungen besuchen, die einem die ein oder andere Erfahrung bringen.
Wenn dich ein Studium wirklich interessiert, dann solltest du es machen, es macht auf jeden Fall Spaß und ist bis jetzt zumindest relativ angenehm.
Als Bachelor Gesang hast du nicht viel Wochenstunden, musst dann allerdings auch viel dein "Instrument" üben.
Außerdem kannst du natürlich (bzw. musst du, laut Studienplan) in den Chor, hast die Chance regelmäßig aufzutreten, auf der Bühne zu stehen, Ensembles zu gründen, in Ensembles mitzusingen.
Die Möglichkeiten sind hier sehr gut.


[*]Welche Richtungen kann man machen? Im moment handelt es sich bei mir um eine klassische Ausbildung (obwohl ich gestartet habe, um meine Atemtechnik beim Shouten zu verbessern, aber das ist eine andere Sache und Vergangenheit)

In Stuttgart geht auch Rock und Pop, bzw. Jazz und sicher auch noch an anderen Hochschulen.
Wenn dir das zusagt, dann bekommst du dort auf jeden Fall eine sehr fundierte Ausbildung.
Informier dich mal auf deren Seite.
www.mh-stuttgart.de

[*]Ist man durch die Richtung des Studiums arg festgelegt? Ich habe mir schon ein paar Sachen, von wegen "Klassik", "neuer Musik", usw. angeschaut.

Wenn du erst mal drin bist, kannst du auch mal den Studiengang wechseln (schon auch mit Aufnahmeprüfung).
Neue Musik ist natürlich auch interessant. Wenn dein Gesangslehrer da mitmacht, die Frage ist: Weißt du, was man unter "Neue Musik" versteht?
Allerdings ist so ein Wechsel zwischen Jazz und Klassik vielleicht nicht so üblich.
Es sind dann halt doch relativ unterschiedliche Sachen, vor allem wenn du, wie schon erwähnt an die Oper willst.
 
Bin ich mit 25 zu alt?
Soweit ich weiß ist es bei vielen Hochschulen auf 26 J. beschränkt. Manche haben aber keine Beschränkung.
Wenn es nicht unbedingt eine Hochschule sein muss, dann wären die Berufsfachschulen eine gute Alternative. Hier gibt es keine Altersbeschränkung.

Was bedeutet es für mein Leben, wenn ich Gesang studiert habe? Klar singe ich gerne, ich liebe den Ausdruck und den Gefühlvollen Umgang mit der Stimme (die Führung, als auch meine Emotionen in der Stimme). Aber was kann man später damit anfangen?
Du könntest als Sänger in verschiedenen Formationen arbeiten (z.B.. Coverbands, Galabands, Tanzbands, Duo, Trio, oder als Solokünstler) und z.B. als Gesangslehrer.

Kann man davon später leben? Ich rede jetzt nicht nur von Musik. Ich muss kein Musiker werden. Ich hab noch nicht einmal eine Idee, ob ich musikalisch ein großes Talent habe (Obwohl Musik hören und das damit Befassen einen riesigen Bereich in meinem Leben einnimmt). Ich könnte mir auch Synchronsprechen, Hörbücher, Theater, usw vorstellen. Hauptsache Stimme.

Ich bin zwar kein Sänger aber auch Berufsmusiker und als Keyboarder und Musiklehrer unterwegs.
Davon leben KANN man schon, es kommt darauf an was man macht.
Viele Berufsmusiker haben mehrere Standbeine wie z.B. Unterricht geben und einer oder mehreren Bands spielen.
Daneben gibts natürlich auch welche die nur unterrichten oder auch nur in Bands oder einer Band Musik machen und davon leben.

Welche Erfahrungen habt ihr mit so einem Studium?
Die Kollegen die Gesag hatten haben soweit ich weiß ganz gute Erfahrungen gemacht und jeder von ihnen ist immernoch Berufsmusiker(Bands, Unterricht, Musikschulleitung, Management usw.)
Wichtig ist jedoch, dass man auch nach dem Studium dazulernt und sich weiterbildet.

# Welche Richtungen kann man machen? Im moment handelt es sich bei mir um eine klassische Ausbildung (obwohl ich gestartet habe, um meine Atemtechnik beim Shouten zu verbessern, aber das ist eine andere Sache und Vergangenheit)
# Ist man durch die Richtung des Studiums arg festgelegt? Ich habe mir schon ein paar Sachen, von wegen "Klassik", "neuer Musik", usw. angeschaut.

Die Richtungen wären z.B. Jazz, Popmusik, Klassischer Gesang.
Wie schon erwähnt wurde bist du natürlich in gewisser Weise festgelegt.
Zumindest was die Bereiche Klassischer Gesang und Rock/Pop/Jazz angeht.
 
Ja, besten Dank schon mal an alle, die mir jetzt hier eine Antwort gegeben haben. Ging ja wirklich furchtbar schnell und vor allem, fundiert. Besten Dank dafür.

Jetzt die alles entscheidende Frage:

Würdet ihr ein Elektrotechnik-Studium an dieser Stelle aufgeben um Musik zu machen?

Achso: Die Leidenschaft für Musik ist bei der ganzen Fragerei nach "kann man davon leben?" wohl ein bisschen kurz gekommen. Natürlich treibt mich der riesige Wunsch nach Selbstverwirklichung und die Liebe zur Musik/Stimme überhaupt in diese (für mich schwierige) Entscheidung.

Ich würde mich über ein paar Ideen zu der letzten Frage freuen (und euch danach wahrscheinlich auch in Ruhe lassen) :great:
 
Würdet ihr ein Elektrotechnik-Studium an dieser Stelle aufgeben um Musik zu machen?

Ich würde jedes ungeliebte Studium aufgeben.
Erst recht dann, wenn ich bereits eine halbwegs konkrete Alternative vor Augen hätte, so wie es bei Dir der Fall zu sein scheint.

Informiere Dich über Aufnahmeprüfungen und Zugangsbeschränkungen an Musikhochschulen. Tausche Dich mit Gesangsstudenten und Berufssängern aus, wenn Du die Möglichkeit dazu hast.
Und ganz wichtig wäre es , jetzt schon Bühnenerfahrung zu sammeln.
 
Würdet ihr ein Elektrotechnik-Studium an dieser Stelle aufgeben um Musik zu machen?

Wer soll diese Frage ersthaft für dich beantworten?
Das musst du für dich entscheiden.
Ich hab auch mein Bioingenieursstudium geschmissen, weil ich nicht mehr wirklich klarkam (der Ingeniör war mir zu schwör) und studier jetzt Musik LA.
Aber ich hab vorher auch schon 15 Jahre Musik gemacht und hatte die Musik immer schon als Alternative parat.
Was ich an deiner Stelle machen würde wäre vmtl folgendes: weiterstudieren und nebenher Aufnahmeprüfungen machen und gucken ob du überhaupt reinkommst.
Es ist nämlich leider nicht so, dass man sofort nen Studienplatz bekommt, nur weil man gut singen kann. Die Konkurrenz ist da und die Prüfungen sind je nach Uni auch nicht grade einfach. Eine Freundin von mir die auch sehr gut singt, ist letztens bei der Prüfung gescheitert, und zwar an Theorie und Gehörbildung, und sie hat sich fast ein Jahr vorbereitet.
Ich würde da nach Möglichkeit nicht alles auf eine Karte setzen, sondern wenn möglich mehrgleisig fahren. Je nach Situation musst du dir evtl auch Gedanken über Bafög etc machen, wenn du dein Studium abbrichst.
Da gibt es so viele Faktoren, die wir hier gar nicht beurteilen können, so dass ein Rat von uns sowieso ein Schuss ins Blaue ist.
Wenn du denkst, dass du klarkommst den Studiengang zu wechseln und damit besser fährst, dann mach das. Wenn nicht, dann überleg dir was anderes.
 
Ich kann den anderen damit zustimmen, dass es für Dich auf jeden Fall besser ist ein ungeliebtes Studium zu schmeißen um etwas zu machen, das Du wirklich machen willst. Oder zumindest etwas zu machen, mit dem Du Dir vorstellen kannst, Deine Brötchen zu verdienen.

Das "Altersproblem" für ein Hochschulstudium hatten wir ja schon ;)
Auf jeden Fall solltest Du schnellstmöglich ein phoniatrisches Stimmgutachten machen. Wenn Du die Aufnahmeprüfung schaffst, wird die Hochschule eines wollen (da geht es drum, ob Deine Stimme gesund ist und den Strapazen eines Gesangsstudiums gewachsen) und wenn Du dann nicht bestehst, hättest Du die Zeit anderweitig besser nutzen können.

Worüber Du noch nachdenken solltest, falls die Bühne Dein Ziel ist: Siehst Du so aus, wie Du klingst? Entsprichst Du physisch den Anforderungen, die man an Dein Stimmfach stellt? (Keiner will einen spillerigen 1.60m-Bass)
 
Ja servus zusammen!
Erst mal allerbesten Dank an alle, die mir hier geantwortet haben. Ihr habt mir echt weitergeholfen.
Ich werde mich für meinen Teil erst mal drei Monate vorbereiten (und wenns für die Katz war, war es eine gute Erfahrung) und zusätzlich ein phoniatrisches Stimmgutachten machen. Da muss ich aber zuerst mal jemanden finden, der mir sowas macht.
Und dann gehts ab in die nächste Runde.
Wie habt ihr mir jetzt dabei weitergeholfen?!? Nun, ich habe jede Menge Perspektiven bekommen und kann die Ganze Sache jetzt wohl besser Einschätzen und sehe einen gemütlichen Start einfach mal als das Beste an.
Vielen vielen Dank!
Der Gick
 
Hallo ihr Lieben,

ich befinde mich in einer etwas verzwickten, leicht verzweifelten Situation.
Ich liebe die Musik, singe seit Jahren im Kirchenchor und , schreibe eigene Lieder(deutscher Pop) und habe 2 Jahre lang klassischen Gesangsunterricht genossen.
Nachdem ich nun angefangen habe Jura zu studieren, merke ich dass es mich nicht erfüllt und würde eigentlich gerne auf Musik umsteigen.
Leider spiele ich kein Instrument.
Ich habe nun im Internet den Studiengang "Musical Gesang" an der Folkwang Universität in Essen gefunden, für den ich ausnahmsweise kein Instrument spielen können muss.
Meine Frage: Hat irgendjemand Erfahrungen mit diesem Studiengang?
Hat irgendjemand ähnliche Studiengänge an anderen Universitäten?
Ich wäre euch für jeden Tipp dankbar !
 
Beim Musikstudium geht es kaum ums studieren, sondern vielmehr um deine ganz persönliche künstlerische Ausbildung. Ich schätze, das ist der totale Kontrast zu Jura.
Wenn du das wirklich willst und es dir wichtig ist, dann lerne ein Instrument. Klavier oder Gitarre werden sicherlich bei den meisten anderen Hochschulen gefordert, weil es auch sinnvoll ist. Du brauchst für ein Musikstudium nicht der beste Pianist sein, wenn es nur dein Nebenfach ist. Ich kenne verhältnismäßig viele Studenten, die vor der Aufnahmeprüfung nur ein Jahr oder so Klavierunterricht hatten. Man kann es für das Nebenfach auch in einem halben Jahr schaffen. Man kann es aber auch nach vier Jahren verkacken.
Wirklich, die Lernbiographien sind so unterschiedlich: Einige haben erst drei Jahre vor dem Studium ihr Hauptinstrument angefangen in einem geregelten Unterricht zu lernen (bei Sängern kommt das häufiger mal vor, weil da Chöre oft den Einstieg bilden), andere spielen es seit sie sechs Jahre alt sind.
Du brauchst natürlich auch Theoriekenntnisse (geht meines Erachtens viel leichter, wenn man schon mal vor ner Klaviatur gesessen hat, vor allem das Basschlüssel lesen) und Gehörbildung. Du musst für Musicalgesang doch wahrscheinlich auch vortanzen und/oder Theater spielen. Nur singen reicht definitiv nicht. Aber je mehr du schon jetzt die Nebenfachkenntnisse ausbaust, desto besser läuft die Aufnahmeprüfung und desto besser geht es im Studium.

Also mein Tipp: Wenn du kannst ohne zu verzweifeln, lass das Jurastudium weiter laufen, bis du einen Platz hast für ein Musikstudium. Mach die Aufnahmeprüfungen in Essen mit, evtl noch in ein paar anderen Städten, auch wenn du da die Anforderungen nicht ganz erfüllst. So bekommst du ein Gefühl dafür, was man wirklich können muss, falls es dieses Jahr nichts wird und du es nächstes Jahr wieder versuchst. Außerdem Infotage/Tage der offenen Tür besuchen. Und lerne so viel wie möglich, was dir nützt (ich weiß, zeitlich neben einem laufenden Jurastudium wahrscheinlich nicht leicht). Fang ein Instrument an. Wenn Zeit oder Geld nicht reichen, dann halt alle zwei Wochen Unterricht. Beschäftige dich mit Theorie, Schauspiel, Tanz und allem, was du noch so brauchst, falls du das noch nicht getan hast.

Es gab bei meiner Aufnahmeprüfung (nicht Gesang und auch nicht Musical) auch Leute, die kaum Klavier spielen konnten. Wir mussten Klavier oder Gitarre als Nebenfach und weil es etwas Kuddelmuddel gab, mussten einige spontan entscheiden und sagen: Mein Nebenfach ist... Eine, die bisher kaum Gitarre gespielt hat, hatte das Glück für die Aufnahmeprüfungstage bei einem Gitarristen untergekommen zu sein, der ihr über Nacht ein Stück zum Vorspielen beigebracht hat. Will sagen: Es gibt die kuriosesten Geschichten. Du musst es nur wollen und dich so gut als irgendwie möglich vorbereiten. Das heißt auch, offen zu sein, noch ein Instrument zu lernen.

Ich studiere in Osnabrück und hier gibt es Musical-Gesang als Fach. Das ist in Wirklichkeit aber eigentlich Musical. Alle haben Gesang als Hauptinstrument, aber Tanz und Schauspielunterricht und was weiß ich noch alles in die Richtung nehmen einen Großteil der Unterrichte bei denen ein. Wie sicher bist du dir, dass Musical-Gesang in Essen wirklich nur Gesang ist? Oder bist du Musicalfan und tanzt auch gerne und schauspielerst und hast entsprechende Kenntnisse?
Hier gibt es aber auch Pop-Gesang. Müsste es an anderen Hochschulen auch geben, vielleicht ist das auch was für dich.
Überlegen könntest du auch in Richtung Gesangspädagogik (evtl zu finden unter Instrumentalpädagogik). Wenn du aber sagst: Bloß nicht Kinder/Schüler, dann ist das völlig ok. Mach keine Pädagogik, wenn du das eigentlich gar nicht willst. Allerdings wirst du mit einem Bachelor in Musical-Gesang zu 99% wenigstens eine Zeit lang Gesangsschüler haben. Wenn nicht sogar durchgängig nebenbei. Es ist also durchaus sinnvoll im Hinblick auf den späteren Beruf.

Allerdings: Ohne ein Instrument, bevorzugt Klavier oder Gitarre, wirst du wohl wenig Auswahl an Hochschulen haben. Und damit schränkst du dich selbst und deine Möglichkeiten stark ein. Ich halte es für leichter, mindestens mal ein Instrument anzufangen. Im Studium musst du sowieso so viele Instrumente und Bereiche kennenlernen (soll nicht heißen, dass du sie spielen kannst, aber du musst offen sein, mal ein anderes Instrument in die Hand zu nehmen und dich auf unbekanntes Terrain zu begeben). Warum nicht jetzt schon damit anfangen? Als Musiker kann man leider eh nie den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Man sucht sich immer wieder neue Herausforderungen.

Ich hoffe, ich konnte wenigstens etwas helfen. Im Moment habe ich wenig Zeit, würde aber am Wochenende noch mal mehr schreiben. Vielleicht kannst du ja auch noch mal sagen, wie du so mit anderen Sachen klar kommst, die in der Aufnahmeprüfung gefordert werden.

Herzliche Grüße,
Annino
 
.... schreibe eigene Lieder(deutscher Pop) und habe 2 Jahre lang klassischen Gesangsunterricht genossen...

...Leider spiele ich kein Instrument...
Wie geht denn das? Fehlt da nicht ganz viel Rüstzeug für das Songwriting, z.b. bezüglich Harmonielehre / Akkordlehre etc.?

Auf jeden Fall studierst du natürlich mit dem Ziel, nicht nur deine Leidenschaft zum Lebensinhalt zu machen, sondern auch mal davon leben zu können. Der Markt für Gesangslehrer ohne Instrumentekenntnisse ist meiner Erfahrung nach verschwindend gering (auf deutsch: Null), zumindest ein Melodieinstrument wie das Klavier oder Gitarre solltest du schon können. Und der Markt für gute Sänger/innen, die darauf warten, entdeckt zu werden, ist ebenfalls besch..ähm...eiden.

Mein Background: Ich habe einen Beruf erlernt und mir in jahrelanger Berufserfahrung meine finanzielle Sicherheit erworben. Daher konnte ich vor vier Jahren meinen Hauptberuf zurückschrauben und arbeite nebenbei zu ca. 20-25% als Musiklehrer (Gitarre, Schülerband) im Angestelltenverhältnis. Daher mag mein folgender Rat nicht erstaunen:
Zieh das Jurastudium durch oder sattle wenigstens auf einen anderen, gesicherten, Berufszweig um und versuche dich der Leidenschaft Musik aus der Sicht "Startpunkt Hobby" zu nähern.

Ausser du willst im Alter von 30-40 Jahren immer noch wahlweise bei den Eltern / Verwandten / 1-Zimmer-Wohnung / WG wohnen und deinen Lebensunterhalt als Pizzakurier sichern. Dann setze voll auf die Karte "Gesang ohne instrumentalen Background".
 
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Was sagt denn dein Gesangslehrer/in zu dem Plan gesang zu studieren?
 
Hey! Also da es hier bisher noch keine Einträge von Berufsmusikern gibt, wollte ich mich kurz zu Wort melden. Ihr habt total Recht: Es ist ein superschönes Studium, man lernt viel über sich und die Welt und solange man nicht davon leben muss, macht es auch sehr viel Spaß.

Ich habe das klassische Gesangsstudium als Jahrgangsbeste abgeschossen und hatte bisher zwei Festverträge an deutschen Theatern und einige Gastengagements. Trotzdem muss ich mich jetzt nach einem anderen Job umsehen - so wie viele meiner Kollegen!!!
Besonders heftig ist es für Frauen - am heftigsten für Sopranistinnen. Spätestens mit Mitte 40 stehen so gut wie alle von ihnen auf der Straße.
Und glaubt nicht, dass ihr euch bis dahin ein finanzielles Polster aufbauen könnt! Die Mindestgage für Beschäftigte an Theatern liegt momentan bei 2000 Euro Brutto und genau diesen Betrag zahlen die Theater auch gern - mehr nur ungern.
Wenn ihr also nicht schon vor dem Studium der Überflieger seid und jedes Jahr bei Jugend musiziert auf der Bundesebene Preise gewinnt, würde ich dringend davon abraten Gesang als Beruf zu ergreifen.
Wer sich vorstellen kann, das ganze als Experiment zu betrachten und ggf. später an einer Musikschule zu unterrichten (Obacht! Auch das muss man können) oder später nochmal umzusatteln - go for it!

Es gibt ein paar sehr aussagekräftige Studien zu diesem Thema, zB :

https://www.deutschlandfunkkultur.d...ssaengern.2177.de.html?dram:article_id=447986


PS: Als ich noch Studentin war sagte mir eine Sängerin des Theaters Aachen: Augen auf bei der Berufswahl! Was sie meinte weiß ich erst jetzt.
 
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